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Elisabeth Kottmeier, 1902–1983

31. Juli 1902 Sandowitz (Oberschlesien) (Deutsches Reich) - 11. Januar 1983 Schwaikheim (Bundesrepublik Deutschland)
Original- und Ausgangssprache(n)
Englisch, Französisch, Polnisch, Russisch, Ukrainisch

Elisabeth Kottmeier übertrug seit 1948 Gedichte ukrainischer Exildichter ins Deutsche und setzte sich engagiert für die Verbreitung ukrainischer Lyrik im Nachkriegsdeutschland ein. Unter anderem übertrug sie Wassyl Barkas Trojanden-Roman (Mannheim 1956) und stellte Anfang der 1950er Jahre eine Anthologie zeitgenössischer ukrainischer Lyrik in ihrer Übertragung zusammen, die sie unter dem Titel Weinstock der Wiedergeburt (Mannheim 1957) veröffentlichte. Kottmeier wurde im Kreise der ukrainischen Exildichter hoch geschätzt, ihre eigenen Gedichte wurden ins Ukrainische übersetzt und in Exilzeitschriften veröffentlicht.

1902 in Sandowitz, Oberschlesien, als Älteste von drei Schwestern geboren, wuchs Elisabeth Kottmeier ab dem 8. Lebensjahr im Harz auf. Nach dem Abitur führte sie ein langer Weg über eine Buchhändlerlehre, Arbeit als Kindermädchen, Ausbildung zur Wohlfahrtspflegerin, Angestellte im Arbeitsamt Goslar, Bauernmagd in Ostpreußen und im freiwilligen Reichsarbeitsdienst und von 1934 bis Kriegsende 1945 als Sachbearbeiterin im Berliner Deutschen Institut für Jugendhilfe schließlich 1946 nach Dinkelsbühl. Dort lernte sie 1948 den Maler Jurij Solovij kennen, der sie in die ukrainische Dichtung einführte und sie dazu brachte, Gedichte aus dem Ukrainischen zu übertragen. 1954 heiratete sie den ukrainischen Dichter und Theaterschriftsteller Eaghor G. Kostetzky und wandte sich durch und mit Kostetzky intensiv der literarischen Übersetzung zu. Ihr Interesse galt dabei – so hat sie es selbst formuliert – den „Kulturen osteuropäischer Völker, zugleich den Möglichkeiten, die deutsche Sprache in der Begegnung mit anderen Sprachstrukturen an immer neuen Aufgaben zu erproben und so zu aktivieren.“ Zu Kottmeiers Übertragungen gehören u. a.

1. aus dem Russischen: Gedichte von Boris Pasternak und Bella Achmadulina sowie von Juri Tynjanow die Erzählung Secondelieutenant Sjedoch; 2. aus dem Ukrainischen von Lesja Ukrainka der Einakter Auf dem Blutacker, der 1969 vom Westdeutschen Rundfunk als Hörspiel gesendet wurde, von Olesj Hontschar der Roman Der Dom von Satschipljanka, (übersetzt zusammen mit E.G. Kostetzky) sowie 3. aus dem Polnischen Texte von Jerzy Lec.

Bis zu ihrer Pensionierung 1962 arbeitete Elisabeth Kottmeier als Berufsberaterin im Amtsbezirk Ansbach (Nordbayern) und konnte der umfangreichen und anspruchsvollen Übersetzertätigkeit und Korrespondenz nur in ihrer Freizeit nachgehen. Erst in den letzten beiden Jahrzehnten widmete sie sich ganz ihrer eigentlichen Bestimmung.

Elisabeth Kottmeiers Nachlass befindet sich zusammen mit dem Eaghor Kostetzkys im Archiv der Forschungsstelle Osteuropa in Bremen.

Zitierweise

Köhler, Petra: Elisabeth Kottmeier, 1902–1983. In: Germersheimer Übersetzerlexikon UeLEX (online), 16. Dezember 2022.
BeschreibungElisabeth Kottmeier, um 1954 (© privat).
Datum16. Dezember 2022
Elisabeth Kottmeier, um 1954 (© privat).