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Pamela Wedekind, 1906–1986

12. Dezember 1906 Berlin (Deutsches Reich) - 9. April 1986 Münsing-Ambach (Bundesrepublik Deutschland)
Berufe/Tätigkeiten
Schauspielerin, Sängerin
Original- und Ausgangssprache(n)
Französisch
Schlagworte
Übersetzte GattungenAutobiographien/Memoirenliteratur, Romane

Pamela Wedekind hat als Schauspielerin viele Male im Rampenlicht gestanden. Neben ihrer Bühnenkarriere zog sich durch ihr Leben wenig sichtbar eine zweite: als Übersetzerin aus dem Französischen. Besonders erfolgreich waren ihre zwischen 1961 und 1977 veröffentlichten deutschen Versionen von Marcel Pagnols (1895–1974) Erinnerungen an seine Kindheit in der Provence.

Wedekind wurde am 12. Dezember 1906 in Berlin geboren. Ihr Vater Frank Wedekind verfasste Theaterstücke, ihre Mutter Tilly Wedekind geb. Newes war Schauspielerin und trat hauptsächlich in den Stücken ihres Mannes auf. Bald siedelte die Familie nach München über, wo Frank Wedekind bereits 1918 im Alter von 53 Jahren starb.

Im Sommer 1923 lernte Pamela Erika und Klaus Mann kennen, die beiden ältesten Kinder von Thomas Mann. Für einige Jahre verband sie eine enge Freundschaft und sie standen in Klaus Manns Theaterstücken Anja und Esther und Revue zu Vieren gemeinsam auf der Bühne. Im Gegensatz zu ihren Freunden blieb Pamela Wedekind dem Schauspielberuf treu und trat somit in die Fußstapfen ihrer Eltern.

Von 1930 bis 1934 war sie mit dem Dichter Carl Sternheim verheiratet, mit dem sie nach Südfrankreich reiste und für eine Weile in Brüssel lebte. Nach der Scheidung entschied sie sich für eine Rückkehr ins nationalsozialistisch regierte Deutschland und wurde Ensemblemitglied des Preußischen Staatstheaters Berlin.

1940 heiratete Pamela ihren Schauspielkollegen Charles Regnier (1914–2001), der Französisch ebenso gut beherrschte wie Deutsch und aus dem Französischen übersetzte. Das Paar lebte in München und Ambach am Starnberger See und hatte drei gemeinsame Kinder.

Pamela Wedekind spielte u. a. in Stücken ihres Vaters und ihres ersten Ehemannes mit und trat auch als Sängerin auf. An der Stuttgarter Schauspielschule war sie Gastdozentin für das Fach Chanson. Ab 1969 konnte sie aufgrund einer Parkinson-Erkrankung nicht mehr auf der Bühne stehen. Sie starb am 9. April 1986 in Ambach.

Ihre Übersetzungstätigkeit begann schon während ihrer aktiven Zeit als Schauspielerin. Ebenso wie ihr zweiter Ehemann übersetzte sie aus dem Französischen, wobei ihr Schwerpunkt auf dem Werk Marcel Pagnols lag. Für den Verlag Langen Müller (München) übertrug sie Pagnols vierbändige Kindheitserinnerungen sowie ein Sachbuch ins Deutsche. Ferner übersetzte sie Gustave Elrichs (genannt GUS) Roman Mon oncle Sam sowie einige Theaterstücke bzw. Fernsehspiele, davon Dorins Les Bonhommes gemeinsam mit Charles Regnier.

Im Gegensatz zu ihrem langjährigen Lebenspartner wird Pamela Wedekind von der Nachwelt bisher wenig als Übersetzerin gewürdigt. Sie wird in erster Linie als Schauspielerin sowie als Tochter ihres berühmten Vaters und Hüterin seines geistigen Erbes gesehen. Über ihre Motivation, Werke aus dem Französischen zu übertragen, und die Entstehungsgeschichte z. B. der deutschen Fassungen von Pagnols Provence-Büchern ist nichts bekannt. Dabei waren diese äußerst erfolgreich und erlebten zahlreiche Auflagen; Pamelas Sohn Anatol Regnier erwähnt in seiner Familienbiographie Du auf deinem höchsten Dach. Tilly Wedekind und ihre Töchter „Kritikerlob, begeisterte Leser und einen Dankbrief des berühmten Franzosen“ (Regnier 2003). Eine genauere Beschäftigung mit Pamela Wedekind als Vermittlerin französischer Literatur steht noch aus.

Quellen

Regnier, Anatol (2003): Du auf deinem höchsten Dach. Tilly Wedekind und ihre Töchter. München: Knaus.
Regnier, Anatol (2004): Wir Nachgeborenen. Kinder berühmter Eltern. München: Beck.
Brüning, Irina (2020): Die Verwandlungskünstlerin. In: TraLaLit. Magazin für übersetzte Literatur. 9. September 2020. Online unter: https://www.tralalit.de/2020/09/09/die-verwandlungskuenstlerin/ (letzter Aufruf: 9. Dezember 2020).

Zitierweise

Brüning, Irina: Pamela Wedekind, 1906–1986. In: Germersheimer Übersetzerlexikon UeLEX (online), 1. Dezember 2020.
BeschreibungPamela Wedekind (Foto: Jutta Seidel, München; Entstehungsdatum: unbekannt. Mit freundlicher Genehmigung von The Androom Archives).
Datum28. Oktober 2022
Pamela Wedekind (Foto: Jutta Seidel, München; Entstehungsdatum: unbekannt. Mit freundlicher Genehmigung von The Androom Archives).