Friedrich Kuhn, 1774–1844
Friedrich Adolf Kuhn besuchte das Gymnasium im sächsischen Freiberg und studierte 1793 bis 1796 in Wittenberg Jura und befasste sich 1797 in Jena mit philosophischen und historischen Studien. Er ging nach Dresden, wo er sich zunächst um die Ausbildung eines verwandten russischen Adligen (Baron von Dolst) gekümmert haben soll und schließlich als Rechtsanwalt seinen Unterhalt verdiente.
Wie die Übersetzer Ernst von der Malsburg, Karl Streckfuß, Fanny Tarnow und Carl Theodor Winkler gehörte Kuhn zum „pseudoromantischen“ (Krüger 1904) Dresdner Liederkreis. Gemeinsam mit Winkler (Pseudonym Theodor Hell) verfasste er die in „Ottavereimen“ gefasste Übersetzung der 1572 in Lissabon erstmals veröffentlichten Lusiade des Camoens (Leipzig: Weidmann 1807 und Wien: Pichler 1816). Diese Tandemübertragung gilt als seine bedeutendste literarische Leistung, der Dichter und Cervantes-Übersetzer Ludwig Tieck hat sie gerühmt. Schon der schiere Umfang der Verdeutschung nötigt einem Respekt ab: Es ging um zehn Gesänge mit insgesamt 1098 Strophen bzw. 8784 Versen!1Zu Entstehung und Qualität der Übersetzung vgl. Krüger 1904: 29 und 152.
Die Auftaktstrophen des ersten Gesangs klingen so:
Die Waffen und die Helden hoher Thaten,
Die, schiffend aus den schönen Abendlanden
Der Lusitanen, hinter Taprobanas Staaten
Noch unbeschiffte, neue Meere fanden;
Sie, die in Fahr und Kämpfen so berathen,
Daß sie auf wilder Völker fernen Stranden
Ein neues Reich gestiftet, hoch zu prangen,
Wie deß sich kaum je Menschen unterfangen;
Und jene Fürsten, in des Sieges Kränzen,
Die, Reich und Glauben mächtig auszubreiten,
Weithin der Africaner falsche Gränzen
Und Asien der Rache Schwerte weihten
Und Alle, die durch Ritter-Thaten glänzen
Und vom Gesetz des Todes sich befreiten
Will ich mit tönendem Gesang verkünden,
Wenn würdig sich Natur und Kunst verbünden.
Anmerkungen
- 1Zu Entstehung und Qualität der Übersetzung vgl. Krüger 1904: 29 und 152.