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Kurt Kelm, 1925–2009

1. Dezember 1925 Lodz (Polen) - 16. Dezember 2009 Oranienburg (Bundesrepublik Deutschland)
Original- und Ausgangssprache(n)
Polnisch

Kurt Kelm wurde 1925 in Lodz in Polen als Kind deutscher Eltern geboren, er wuchs in einem zweisprachigen Milieu auf. Kurz vor Kriegsende wurde er 1944 zur Wehrmacht eingezogen und kam 1945 in französische Kriegsgefangenschaft. In Frankreich machte er 1947 sein Abitur an einem polnischen Gymnasium.  Er übersiedelte mit seiner Frau zunächst nach Naumburg /Saale, ab 1949 lebte die Familie Kelm in Oranienburg bei Berlin (DDR).

Anfang der fünfziger Jahre begann Kelm für verschiedene Verlage (u.a. Jugendverlag Neues Leben), zu arbeiten und wurde recht bald freiberuflicher Übersetzer. Ab 1953 erschienen seine ersten übersetzten Bücher (Czeszko 1953, Meissner 1955, Guzy 1957). Als bereits etablierter Übersetzer studierte er dann von 1969 bis 1972 an der Humboldt-Universität zu Berlin im Abendstudium Polonistik und arbeitete anschließend wieder als freiberuflicher Übersetzer aus dem Polnischen.

Kurt Kelms übersetzerisches Werk umfasst ca. 40 Bücher sowie zahlreiche Erzählungen in verschiedenen Anthologien, er selbst hat zwei Anthologien mit entsprechenden Begleittexten herausgegeben: Im Westen fließt die Oder. Moderne Prosa über die polnischen Westgebiete (1971) sowie für den Verlag Eulenspiegel eine Sammlung jüdischer Witze und Anekdoten Aj, wie klug war unser Rebbe (1990). 

Bevorzugte Genres – sieht man von der Übersetzung des Dramas Die alte Frau brütet von Różewicz ab – waren Abenteuer- und Detektivromane, Kinder- und Jugendbücher sowie Kriminalliteratur. Langjährige Zusammenarbeit verband Kelm mit dem Militärverlag1Dessen wechselnde Namen spiegeln die Geschichte der DDR: Von 1956 bis 1960 hieß er Verlag des Ministeriums für Nationale Verteidigung, dann bis 1973 Deutscher Militärverlag und schließlich bis 1990 Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik; in Kelms Übersetzungen sind alle drei Namen vertreten. und dem Verlag Neues Leben. Wichtige Titel bekannter polnischer Gegenwartsautoren sowie Autoren der Jahrhundertwende gehörten ebenfalls zu seinem Programm, u.a. von Roman Bratny der Schlüsselroman der Generation Krieg Kolumbus Jahrgang 20, Iwaszkiewicz, Żukrowski, Parandowski,  Konwicki, Stanisław Lem (Solaris).

Wie viele andere Übersetzerkolleginnen und -kollegen hat Kelm auch Gutachten für Verlage geschrieben, es waren über 30 Gutachten. Er hat aktiv als Mitglied im Schriftstellerverband der DDR gewirkt und nahm an mehreren Übersetzerkongressen in Polen teil. Seine Arbeit wurde von polnischer wie deutscher Seite mehrfach durch Auszeichnungen gewürdigt:

  • Übersetzerpreis des polnischen Autorenverbandes ZAIKS 1970
  • Medaille für Verdienste um die polnische Kultur 1970
  • Verdienstorden der Volksrepublik Polen in Gold für die übersetzerische Tätigkeit 1980
  • Ehrenmedaille der Leipziger Wissenschaftichen Gesellschaft Societas Jablonoviana 1981
  • Übersetzerpreis des Verlags Volk und Welt 1985

Nach der Wiedervereinigung wird es still um Kelm, viele DDR-Verlage existieren nicht mehr, neue Verträge mit anderen Verlagen gibt es nicht.

Anmerkungen

  • 1
    Dessen wechselnde Namen spiegeln die Geschichte der DDR: Von 1956 bis 1960 hieß er Verlag des Ministeriums für Nationale Verteidigung, dann bis 1973 Deutscher Militärverlag und schließlich bis 1990 Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik; in Kelms Übersetzungen sind alle drei Namen vertreten.

Archiv

Bundesarchiv: Ministerium für Kultur der DDR, Druckgenehmigungsvorgänge, Verlag der Nation.
Staatsbibliothek zu Berlin: Archiv des Aufbau-Verlags.

Zitierweise

Worbs, Erika: Kurt Kelm, 1925–2009. In: Germersheimer Übersetzerlexikon UeLEX (online), 11. Oktober 2022.