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Gisela von der Trenck, 1920–1989

27. Juli 1920 Berlin (Deutsches Reich) - 7. Juni 1989 Haar bei München (Bundesrepublik Deutschland)
Original- und Ausgangssprache(n)
Griechisch

Gisela von der Trenck wurde am 27. Juli 1920 als Tochter eines Rechtsanwalts und Dante-Übersetzers aus einem alten ostpreußischen Adelsgeschlecht in Berlin geboren. Trotz des Studienwunsches Altgriechisch entschied sie sich der Berufsaussichten wegen für ein Jurastudium, das sie in Berlin, München und Tübingen absolvierte. 1942 machte sie die 1. Juristische Staatsprüfung und war von 1944 bis 1947 Assistentin des Tübinger Strafrechtlers Eduard Kern. Von 1947 bis 1949 war sie als Assistent Defense Counsel an den US-Militärgerichten in Nürnberg tätig, insbesondere im umfangreichsten der Nürnberger Nachfolgeprozesse, dem Wilhelmstraßen-Prozess. Von 1950-1962 war sie Referentin für Griechenland und Rechtsgeschichte am Tübinger Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht, mit dem sie 1956 nach Hamburg ging.

Das Institut schickte sie 1960 für sieben Monate zu einem Studienaufenthalt nach Griechenland. 1962 siedelte sie nach Thessaloniki über und begann als Deutschlehrerin am 1955 eröffneten Goethe-Institut. Im Jahr darauf wurde sie Lektorin für deutsche Sprache und Literatur an der Germanistik der Universität Thessaloniki und übernahm einen Lehrauftrag für Rechtsterminologie an der Juristischen Fakultät. Von 1972 bis 1976 ging sie als Leiterin einer Nebenstelle des Goethe-Instituts nach Kavala. Nach dessen Schließung zog sie in die griechische Hauptstadt und erwarb ihren Lebensunterhalt mühsam als Deutschlehrerin an einer privaten Sprachschule sowie als freischaffende Übersetzerin archäologischer, juristischer und literarischer Texte für griechische und deutsche Verlage. Sie starb 1989 in Chalandri/Athen.

Als Literaturübersetzerin wurde sie bekannt durch eine frühe Übertragung von Logbuchs I und II des Nobelpreisträgers Giorgos Seferis (1981) und zweier Bücher des kretischen Autors Pantelis Prevelakis (Der Engel im Brunnen, Herder 1975; Die Chronik einer Stadt, Suhrkamp 1981). Als unpubliziertes Manuskript liegt Seferis´ fünfteiliges Gedicht Erotikos Logos aus dem Zyklus Strofi (Wendung) vor.

Ihre vielversprechende Übertragung der beiden ersten Bände der Trilogie Steuerlose Städte von Stratis Tsirkas konnte nie erscheinen. Der Korrespondenz aus dem Nachlass entnimmt man Unstimmigkeiten mit dem Verleger Albrecht Knaus. Auch ein Versuch des Insel-Verlags, die Rechte an der Übersetzung der beiden Bände einzuholen, scheiterte. Erhalten ist nach derzeitigem Wissensstand (Juni 2023) nur das Manuskript des ersten Bandes Der Club.

Quellen

Hillemann, Marco (2022): Gisela von der Trenck. In: Alexandros-Andreas Kyrtsis und Miltos Pechlivanos (Hg.): Compendium der deutsch-griechischen Verflechtungen [Berlin], 22.11.2022, URI: https://comdeg.eu/artikel/101482/.

Zitierweise

Schellinger, Andrea: Gisela von der Trenck, 1920–1989. In: Germersheimer Übersetzerlexikon UeLEX (online), 11. Juni 2023.