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Peter Hüngsberg, 1909–1988

19. Januar 1909 Essen (Deutsches Reich) - 1988 Sydney (Australien)
Original- und Ausgangssprache(n)
Chinesisch

Peter Hüngsberg, geboren 1909 in Essen, wurde katholisch sozialisiert – u. a. im Sankt Josefshaus in Wettringen. Nach dem Abitur beschloss er Priester bei den Steyler Missionaren zu werden. Sein Noviziat begann im Mai 1933 in Sankt Augustin bei Bonn, die ersten zeitlichen Gelübde legte er 1935, die Ewigen Gelübde 1938 ab. Es folgte 1938/39 eine Ausbildung für Fernostmissionare im Missionshaus Sankt Gabriel in Maria Enzersdorf bei Wien. Dort wurde er am 24. August 1939 auch zum Priester geweiht.

1940 schickte ihn sein Orden nach China an die Katholische Fu-Jen-Universität in Peking. Zunächst arbeitete er als Erzieher für die Mittelschule der Universität, später wurde er Kurator der Universität. Über die Anfangsschwierigkeiten schrieb er in einem Brief vom 27. Januar 1941:

Heute ist Chinesisch-Neujahr, der höchste Feiertag der Chinesen, der auch von uns mit ei­nem schulfreien Tag mitbegangen wird. […] Unlängst habe ich meine Bestimmung für mein spezielles Arbeitsgebiet erhalten. Ich kom­me demnach nicht hauptamtlich in den Univer­sitätsbetrieb, sondern in die Erziehung unserer Mittelschüler und Leitung der Mittelschule. Ab Herbst habe ich mitzuarbeiten. Ich weiß nicht, ob Du Dir vorstellen kannst, was es heißt, mit zwei Patres für 450 und mehr Jungen und gegen 50 Lehrer sorgen zu müssen. Die Arbeit an sich ist nicht einmal das Schlimmste. Die Sprache ist unser Kreuz und wird es immer bleiben. Alle Fremdsprachen, die ich früher lernte, sind im Vergleich zum Chinesischen Kinderei. Wäre ich nur Lehrer, dann könnte ich mich in der Hauptsache mit Englisch durchhelfen. Als Erzieher komme ich ohne Chinesisch aber gar nicht zu­recht. Folge davon ist, daß jede Stunde des Ta­ges damit ausgefüllt ist, Chinesisch zu lernen. Und wir haben die Aussicht, daß das niemals aufhören wird; weil selbst die Chinesen immer wieder an ihrer Sprache herumlernen müssen, wie wir etwa am Französischen oder Englischen. Wären die Chinesen nicht ein so ungemein höf­liches Volk, würden wir verzweifeln müssen, bei unseren fortgesetzten Blamagen. Aber da ist nun einmal nichts dran zu ändern. Vielleicht ist die­se lebenslängliche Verdemütigung notwendig, um diesem bildungsstolzen Volke die Heilsgna­de zu erwerben. (Stücker 2000)

1948, vor dem Sieg der Kommunistischen Partei Chinas im Bürgerkrieg, reiste Hüngsberg im Auftrag der Universität zweimal nach Taiwan, um dort Grundstücke für die Hochschule zu erwerben. Die Universität beschloss jedoch, vorerst in Peking zu bleiben. Nach der Gründung der Volksrepublik China im Jahr 1949 kam es zu Konflikten zwischen der katholischen Kirche und den chinesischen Bildungsbehörden über die Verwaltung und den Lehrbetrieb der Universität. 1950 wurden mehrere ausländische Mitarbeiter unter dem Vorwurf der Beihilfe zur Spionage verhaftet. Die Fu-Jen-Universität wurde 1952 in eine andere Hochschule integriert, womit ihre Geschichte in Peking endete.

Hüngsberg verbrachte sechs Jahre in Haft. Nach seiner Entlassung erhielt er eine Stelle als Deutschlehrer am Fremdspracheninstitut in Peking. Neben seiner Lehrtätigkeit übersetzte er für den Pekinger Verlag für fremdsprachige Literatur mehrere chinesische Bücher ins Deutsche, wobei er manchmal das Pseudonym Li Ming benutzte, um seine ihn kompromittierende Vergangenheit zu verbergen. Weitere Übersetzungen aus dem Chinesischen erschienen im Greifenverlag in der DDR, im Verlag der Steyler Missionare in Österreich sowie in der Schweiz. Mehrfach aufgelegt wurde in Peking seine Übersetzung der Autobiographie Pu Yi – Der letzte Kaiser von China.

Seine translatorische Hauptschaffensperiode lag zwischen Ende der 1950er und Mitte der 60er Jahre. 1977 verließ er die Ordensgemeinschaft der Missionare und siedelte nach Australien über, wo er im Frühjahr 1988 in Sydney verstarb.

Quellen

Stücker, Heinrich (2000): Pater Peter Hüngsberg. In: Ochtruper Heimatblätter, Heft 17 (Januar 2000). (Digitalisat: www.heimatverein-ochtrup.de/Pater_Peter_Huengsberg.189.0.html).

Zitierweise

Liu, Xiao: Peter Hüngsberg, 1909–1988. In: Germersheimer Übersetzerlexikon UeLEX (online), 1. Oktober 2024.
BeschreibungFrühling im Schatten. Aus dem Chinesischen übersetzt und bearbeitet von Peter Hüngsberg. Mödling, Wien: St. Gabriel-Verlag [1966], 32 S. (Frische Saat, H. 121)
Datum6. Dezember 2023
Frühling im Schatten. Aus dem Chinesischen übersetzt und bearbeitet von Peter Hüngsberg. Mödling, Wien: St. Gabriel-Verlag [1966], 32 S. (Frische Saat, H. 121)