Helen Uhlschmid, 1903–1991
Für ihre Übersetzungen hat Helen Uhlschmid mehrere Namensformen benutzt. Die ersten Publikationen erschienen in den Jahren 1928 bis 1934 unter ihrem Geburtsnamen Helen Woditzka; dann finden sich – vermutlich nach der Eheschließung – mit „Helen Uhlschmid-Woditzka“ signierte Übersetzungen und schließlich – vor allem in den Jahren 1948 bis 1963 – verwendete sie den Namen „Helen Uhlschmid“. Erst jüngst wurde registriert, dass auch eine 1942 bei Rascher in Zürich und Leipzig erschienene, angeblich von „Margarete Schmid“ erstellte Übersetzung einer Hagar Olsson-Erzählung (Der Holzschnitzer und der Tod. Erzählung aus Karelien) ebenfalls von Uhlschmid stammt.1Schon 1931 war im Drei Masken Verlag (München, Berlin) ihre deutsche Version des Hagar Olsson-Bandes Det blåser upp till storm (1930) erschienen: Sturm bricht an. Deutsch von Helen Woditzka. Das Buch findet sich in der Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums (Stand vom 31. Dezember 1938); woran sich die Buchkontrolleure gestoßen haben (am Inhalt des Buches, an der finnlandschwedischen Autorin, an der Übersetzerin, am Verlag), lässt sich auf Anhieb nicht sagen. – Eine Übersetzung von Hagar Olssons Chitambo, die sie mehrfach Verlagen in Österreich und der Schweiz anbot, wurde 1934 von der Büchergilde Gutenberg in Zürich abgelehnt, daraufhin überließ sie das deutsche Manuskript 1936 der Autorin. Die Gründe für die Verwendung des Pseudonyms sind noch nicht geklärt, mag sein, dass nur so das strikte Arbeitsverbot für in die Schweiz geflüchtete Personen umgangen werden konnte.
Schaut man auf die Autoren und Titel der ca. 40 seit den späten 1920er Jahren von Uhlschmid aus dem Dänischen, Schwedischen und Norwegischen ins Deutsche gebrachten Bücher, so lassen sich einige Schwerpunkte erkennen:
- Sie hat sich seit Beginn ihrer Übersetzerlaufbahn immer wieder Bücher von im weitesten Sinne „linken“ Schriftstellern gewidmet: Martin Andersen Nexö, Hagar Olsson.
- Übersetzt wurden sowohl Werke kanonisierter Autoren (Jens Peter Jacobsen, Martin Andersen Nexö, Tarjei Vesaas) wie auch Unterhaltungsliteratur (einschl. Kriminalromanen).
- Bevorzugte Genres waren besonders in den Nachkriegsjahren Abenteuer- bzw. Jugendbücher sowie Tiergeschichten.
- Auffällig oft spielt die Handlung der übersetzten Bücher in Afrika oder in nördlichen und arktischen Regionen.
- Verlegt wurden die meisten ihrer Übersetzungen in Österreich (Graz).
Aus translationshistorischer Sicht sind schließlich ihre frühen, ab Mitte der 1930er Jahre veröffentlichten Übersetzungen der Werke des Norwegers Tarjei Vesaas (1897–1970) bemerkenswert.2Vesaas Werke wurden in den 2020er Jahren in Deutschland neu entdeckt und von Hinrich Schmidt-Henkel (Jg. 1959) für den Berliner Verlag Guggolz „neuübersetzt“; ein Vergleich mit den 90 Jahre älteren Uhlschmid-Versionen böte sich an. Interessant wäre zu erfahren, wie sie auf diesen Autor gestoßen ist. Auch ihre Neuübersetzungen der Jacobsen-Romane Fru Marie Grubbe bzw. Niels Lyhne verdienten eine genauere Untersuchung.
Anmerkungen
- 1Schon 1931 war im Drei Masken Verlag (München, Berlin) ihre deutsche Version des Hagar Olsson-Bandes Det blåser upp till storm (1930) erschienen: Sturm bricht an. Deutsch von Helen Woditzka. Das Buch findet sich in der Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums (Stand vom 31. Dezember 1938); woran sich die Buchkontrolleure gestoßen haben (am Inhalt des Buches, an der finnlandschwedischen Autorin, an der Übersetzerin, am Verlag), lässt sich auf Anhieb nicht sagen. – Eine Übersetzung von Hagar Olssons Chitambo, die sie mehrfach Verlagen in Österreich und der Schweiz anbot, wurde 1934 von der Büchergilde Gutenberg in Zürich abgelehnt, daraufhin überließ sie das deutsche Manuskript 1936 der Autorin.
- 2Vesaas Werke wurden in den 2020er Jahren in Deutschland neu entdeckt und von Hinrich Schmidt-Henkel (Jg. 1959) für den Berliner Verlag Guggolz „neuübersetzt“; ein Vergleich mit den 90 Jahre älteren Uhlschmid-Versionen böte sich an.