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Izydor Berman, 1898–1942

1898 (Galizien) (Österreich-Ungarn) - 1942 Zwangsarbeitslager Lemberg-Janowska (Generalgouvernement für die besetzten polnischen Gebiete)
Original- und Ausgangssprache(n)
Deutsch, Polnisch
Schlagworte
Übersetzerisches ProfilExilübersetzer, Kollektives Übersetzen, Philologe als Übersetzer, Übersetzer in die Fremdsprache Deutsch Übersetzte GattungenErzählungen, Romane Sonstige SchlagworteNS-Opfer

Izydor Berman stammt aus jenem für das polnische Galizien des frühen 20. Jahrhunderts charakteristischen aufgeklärt jüdischen Milieu, in dem viele Familien das Deutsche und Polnische gleichermaßen pflegten (vgl. Pollack 2004). Berman, promovierter Germanist und Gymnasiallehrer in Lemberg/Lwów, hat zwischen 1930 und 1939 zahlreiche Romane deutschsprachiger Autoren ins Polnische übersetzt: Vicki Baum, Max Brod, Leonhard Frank, Ödön von Horvath, Franz Kafka, Hermann Kesten, Klabund, Heinz Liepmann, Joseph Roth. Ins Deutsche hat Berman nur ein Buch übersetzt, das allerdings durch diese Übersetzung zu Weltruhm (sprich: Übersetzungen in zahlreiche weitere Sprachen) gelangte: Józef Wittlins Kriegsroman Sól ziemi, Das Salz der Erde. Die Übersetzung erschien 1936 im Amsterdamer Exilverlag Allert de Lange. Intensiv mitgewirkt hat an der deutschen Version Joseph Roth, der mit Wittlin schon seit ihrer gemeinsamen Studienzeit in Wien (1915) befreundet war. Über das translatorische Zusammenwirken von Józef Wittlin, Izydor Berman, Joseph Roth und dem (1944 im KZ Bergen-Belsen verhungerten) Verlagslektor Walter Landauer hat Madeleine Rietra (2017) u. a. auf der Basis der erhaltenen Verlagskorrespondenz ausführlich berichtet.

Von Bermans Übersetzung des Wittlin-Romans verkaufte der Amsterdamer Verlag 1937/38 422 Exemplare (Rietra 2017: 115). 1969 wurde Bermans Übersetzung („durchgesehen von Marianne Seeger“) mit einer Einleitung von Peter Härtling im Fischer-Verlag erneut verlegt, was dem in New York lebenden Wittlin 1971 die korrespondierende Mitgliedschaft in der Darmstädter Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung einbrachte. Weitere Ausgaben folgten in der Büchergilde Gutenberg (1970), im Kiepenheuer Verlag (Leipzig, Weimar)1Als Übersetzername wird im Impressum angegeben: I. Bergmann. und schließlich im Suhrkamp-Verlag (1986 u. ö.).

Wie es Berman nach dem deutschen Überfall auf Polen und der Okkupation Lembergs durch die Rote Armee bzw. der Eingliederung der Stadt in die Ukrainische Sowjetrepublik ergangen ist und wie er den deutschen Überfall auf die Sowjetunion erlebt hat, wissen wir nicht. Martin Pollack (2004) verweist auf einen 1945 in Lodz von Filip Friedman veröffentlichten Bericht Zagłada żydów Iwowskich, wonach Izydor Berman wie auch der Altphilologe und Übersetzer Hermann Sternbach im Zwangsarbeitslager Lemberg-Janowska umgekommen ist.

Anmerkungen

  • 1
    Als Übersetzername wird im Impressum angegeben: I. Bergmann.

Quellen

Pollack, Martin (2004): Jüdische Übersetzer, Autoren und Kritiker als Mittler zwischen der deutschen und polnischen Literatur. In: TRANS - Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften Nr. 15, April 2004.
Rietra, Madeleine (2017): Joseph Roth und Józef Wittlin. Zur Entstehung der deutschen Übersetzung 'Das Salz der Erde' und deren Bedeutung für den Erfolg von Wittlins Roman 'Sól ziemi'. In: Neophilologus (2017), H. 101, S. 109–118.

Archiv

Internationaal Instituut voor Sociale Geschiedenis, Amsterdam: Bestand Allert de Lange.

Zitierweise

Kelletat, Andreas F.: Izydor Berman, 1898–1942. In: Germersheimer Übersetzerlexikon UeLEX (online), 21. November 2022.

Bibliographie

Übersetzungen (Buchform)

Sonstige Übersetzungen

Detaillierte Bibliographie