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Juri Elperin, 1917–2015

24. Juni 1917 Davos (Schweiz) - 23. September 2015 Berlin (Bundesrepublik Deutschland)
Original- und Ausgangssprache(n)
Armenisch, Estnisch, Lettisch, Russisch, Tschuktschisch, Ukrainisch
Schlagworte
Übersetzerisches ProfilBerufsübersetzer Übersetzte GattungenDramen, Erzählungen, Kinderliteratur, Libretti, Märchen, Romane Sonstige SchlagworteFrankreich (Exil), Russisch als Mittlersprache

Vorbemerkung der Redaktion

Die Arbeit an diesem Porträt wurde vom Deutschen Übersetzerfonds im Rahmen des Projekts UeLEX-Neustart gefördert.

Das Leben des russisch-deutschen Übersetzers Juri Elperin umfasst den Großteil des 20. Jahrhunderts und ist durch zahlreiche Grenzgänge zwischen den Kulturwelten geprägt. Mehr als fünfzig Jahre hat er der Belletristikübersetzung gewidmet und ca. einhundert Werke russischer und sowjetischer Literatur ins Deutsche übersetzt. Diese Leistung ist besonders beachtenswert, da Elperin fast sein ganzes Berufsleben lang außerhalb des deutschen Sprachraums wohnte. In Davos geboren, in Berlin und Paris aufgewachsen, gehörte er zu den in der UdSSR lebenden Emigranten, die die russisch-sowjetische Literatur in ihre Muttersprache übertrugen.

Als „Übersetzer-Literat“ (wie er sich selbst bezeichnete) bewegte sich Elperin in verschiedenen literarischen Gattungen: von Prosa über Dramaturgie bis hin zu Lyrik und Folklore. Trotz nahezu hermetisch abgeriegelter Grenzen zum Westen erlangte sein Wirken internationale Anerkennung: Die Übersetzungen von Juri Elperin sind nicht nur in der Sowjetunion und in der DDR, sondern auch in der BRD und in der Schweiz erschienen.

1. Kindheit und Jugend in Berlin und Paris

Eine besonders nahe Beziehung zur deutschen Sprache und Literatur hat Elperin bereits in seiner Kindheit und frühen Jugend entwickelt. Im Privatarchiv des Übersetzers1Noch zu Lebzeiten beschäftigte sich Juri Elperin damit, seine Hinterlassenschaft zu strukturieren. Nach dem Tod des Übersetzers übergab die Familie seinen Nachlass und Teile seiner Bibliothek (vor allem lexikographische Werke) an die Universität Greifswald, wo er viele Vorträge gehalten hatte. Im Archiv befinden sich Ordner mit Erinnerungen, Rezensionen, Vorträgen, Essays, Zeitungsartikeln sowie die ausgewählte Korrespondenz Juri Elperins aus den Jahren 2000 bis 2015. Sofern nichts anderes angegeben ist, wird im Weiteren aus Dokumenten aus dem Nachlass von Juri Elperin zitiert. finden sich zahlreiche autobiographische Essays, in denen Eckdaten seines ungewöhnlichen wie exemplarischen Lebens erfasst sind. Elperin wurde am 24. Juni 1917 in Davos (Haus Oberrauch, Kanton Graubünden) in einer russisch-jüdischen Familie geboren. Die Eltern, Leonid und Maria Elperin (geb. Rosenthul), waren ungefähr 1913 aus dem Russischen Reich in die Deutschschweiz umgezogen. Über den Vater, Leonid Jakowlewitsch Elperin, ist bekannt, dass er am 21. September 1886 in Tschernigow (heute Ukraine) geboren war und an der Juristischen Fakultät der Kirower Universität studiert hat. Die Mutter, Maria Abramowna Elperin, wurde am 4. Dezember 1894 in Kiew geboren und hat die zahnärztliche Fakultät an der Kiewer Universität absolviert. Sie hatte deutsche Vorfahren: „Der Großvater mütterlicherseits Rosenthul stammte aus Kurland“ (Mein Lebensweg, S. 1).

Aufgrund des Verdachts auf Tuberkulose, aber auch weil der Vater 1905 nur durch Zufall dem Pogrom in Kiew entkommen war, hatten die Eltern beschlossen, Russland zu verlassen und nach Davos zu ziehen (vgl. Interview mit J. Grotzky 2010: 179). Vor dem Ersten Weltkrieg erlebte Davos eine glanzvolle Zeit und war international geprägt, wobei die „Russen“ zur zweitgrößten Ausländergruppe gehörten (vgl. Bischoff 1994: 94ff.). Das Wohnhaus der Elperins stand ganz in der Nähe des „Zauberberg“-Sanatoriums von Thomas Mann. Erst 1987 besuchte Elperin das erste Mal nach 64 Jahren wieder seinen Geburtsort, als er der dortigen Bibliothek eine Auswahl der von ihm übersetzten Bücher schenken wollte. Von dem Haus seiner Eltern gab es kaum mehr Spuren (vgl. Manyuk, Wiesner 2014).

Wie viele nach dem Krieg in Davos gebliebene Russen haben die Elperins unter schwierigen finanziellen Verhältnissen gelitten. 1922 ist die Familie nach Berlin umgezogen. Hier hat der Verleger Bruno Cassirer den Vater als Direktor seiner damals neu gegründeten Buchdruckerei Bukwa [russ.: Buchstabe] (Typographische Ges. m.b.H. Holzmarktstraße 67) eingestellt (vgl. Mein Lebensweg, S. 2).

Eine enge persönliche Verbindung zu Berlin prägt die ganze Biographie Juri Elperins. Diese Stadt empfand der Übersetzer als engere Heimat („Stück meines Lebens“) und fühlte sich ihr sein ganzes Leben verbunden. Die biographischen Essays Elperins weisen viele interessante Details des Alltags auf, die einen lebendigen Bilderbogen von dem Berlin seiner Kindheit eröffnen.

Als Kleinkind konnte Juri Elperin Russisch weder sprechen noch lesen. In der Familie wurde vorwiegend Deutsch gesprochen. „Ich würde nicht sagen, dass Deutsch für meine Eltern eine Zweitsprache war, denn sie waren sehr lange in der deutschen Schweiz und in Berlin ansässig“, so Elperin im Gespräch mit Johannes Grotzky (2010: 180). Mit der russischen Emigrantenszene Berlins waren die Elperins allerdings vertraut: Sontags besuchten sie den Verleger und Gründer des Verlags Russkoe iskusstvo A. E. Kogan, bei dem viele sowjetische Schriftsteller und Künstler verkehrten (vgl. Elperin 2010: 8).

In Berlin ging Elperin zunächst in den Kindergarten, wo er mit seinem „damaligen Schwyzerdütsch für große Erheiterung sorgte“ (Mein Lebensweg, S. 1). Ab 1923 besuchte er die Volksschule und 1929 ging auf das Kirchner Oberrealgymnasium (Zwinglistraße 2). Dort machte sich der zukünftige Übersetzer mit den deutschen Klassikern vertraut. Damals war sein Verhältnis zur Klassik eher distanziert:

[…] näher standen uns Pennälern Erich Kästner und Kurt Tucholsky, da zeitbezogener und somit moderner. Was Zeitbezogenheit in Wirklichkeit bedeutet, erkannte ich später, nach der Verbannung aus Hitlers Drittem Reich. Sinngehalt überdauert Sprachform. (Elperin 1999: 128)

Die Leseprägungen Juri Elperins verrät der Einblick in die Bestände der Familienbibliothek: „die Werke der Brüder Mann, der Zweig, Werfel, Wassermann und Döblin […], Erstausgaben bei Kurt Wolf, rote Fackel-Hefte, gebundene Jahrgänge von ‚Tagebuch‘, ‚Weltbühne‘ und ‚Pan‘, schmale Pappbände mit Gedichten von Peter Altenberg“ (Peschler 1966: 207). Die Bücher nimmt die Familie bei ihrer Flucht aus Nazi-Deutschland mit.

Die Eltern waren künstlerisch interessierte Menschen. Zum Freundeskreis gehörten der Maler und Grafiker Erich Bloch und seine Frau Kläre Bloch, die Schauspielerin Conny Neubauer, der Maler Emil Orlik (vgl. Elperin 2010: 7f.). Die Elperins waren unter anderem mit dem deutschen Dichter Klabund eng befreundet. In der Schweiz hatte man sich kennengelernt und in Berlin wiedergesehen (vgl. Damals und heute, S. 3).

Der Vater war Stammgast im Deutschen Theater. Als Kind besuchte Elperin Inszenierungen von Max Reinhardt und Erwin Piscator. Eine bleibende Erinnerung war Der Hauptmann von Köpenick von Carl Zuckmayer im Deutschen Theater, „mit dem unvergesslichen Werner Kraus in der Titelrolle“ (Elperin 2010: 8).

Mit der Wende von den 1920er zu den 1930er Jahren fühlte sich die Familie in Deutschland immer stärker bedroht. Im März 1931 wurde der Vater wegen „Verdacht auf staatsfeindliche Betätigung“ verhaftet:2Laut den Akten des Oberreichsanwalts hat die Verhaftung 1931 (und nicht 1933, wie Elperin in seinen Erinnerungen behauptet) stattgefunden. Auf diese Differenz zwischen den autobiographischen Angaben und Dokumenten macht Yana Andryeva in Ihrer Masterarbeit Die Möglichkeiten und Grenzen der autobiographischen Quellenarbeit. Am Beispiel von Juri Elperin aufmerksam (vgl. Andryeva 2019: 17f.).

Im Frühjahr 33 kamen Gestapobeamte mit einer Hausdurchsuchung zu uns in die Wohnung. Ich war in der Schule, sie beehrten uns am frühen Vormittag. Als ich nach Hause kam, erzählte mir Mutter sehr gefaßt, sie hätten Vater mitgenommen, ich sollte mich nicht aufregen, er würde bald zurückkommen. (Damals und heute, S. 9)

In seinen Erinnerungen betonnt Elperin, dass der Vater seinen Überzeugungen nach Sozialdemokrat und überzeugter Antibolschewist war: In seiner Druckerei wären lediglich „sozialdemokratische Schriften und Reklambroschüren für Krimweine für die sowjet-russische Handelsvertretung gedruckt“ worden (ebd., S. 10). Aus den im Bundesarchiv Berlin-Lichtenfeld vorhandenen Akten des Oberreichsanwalts in der Strafsache Leon Elperin wegen Hochverrats geht allerdings hervor, dass Leon Elperin die Vervielfältigung der Druckschrift der kommunistischen Zeitschrift Der rote Aufbau (IV. Jahrgang, H. 1, Januar 1931) im Auftrag des deutschen kommunistischen Verlegers Willi Münzenberg vorgeworfen wurde (BA, Archivnummer R 3003/ 14aJ554/31). Die Vermehrung des „roten“ Blattes hätte für den Vater und die ganze Familie fatale Konsequenzen haben können. Dank der Unterstützung vom Chef des Generalstabs der Reichswehr Kurt von Hammerstein (der Vater eines Schulkameraden von Juri Elperin war) konnte sich die Mutter an die sowjetische Botschaft in Berlin wenden (vgl. Begegnungen und Erinnerungen, S. 6). Nach zehn Tagen im Moabit-Gefängnis wurde der Vater auf „Betreiben des russischen Konsulats“ freigelassen (Elperin 2010: 11).

Ohne deutsche Staatsangehörigkeit3„Um nicht als staatenlos zu gelten“, hat der Vater 1922 die zaristischen Pässe gegen die sowjet-russischen getauscht (Mein Lebensweg, S. 2). In Berlin ansässig, beantragte der Vater für sich und die Familie die deutsche Staatsangehörigkeit. Aufgrund der Machtergreifung durch Hitler „wurde diese Absicht vereitelt“, so nachzulesen in den Erinnerungen Elperins (Damals und heute, S.7). war die Familie mit jüdischem Hintergrund 1933 zur Ausreise gezwungen. Der Ausweg führte über Kehl und Straßburg nach Paris, wo der Bruder der Mutter, Onkel Jean (geb. Ewgenij Rosenthul), wohnte. Im Nachhinein bewertete Elperin die Erlebnisse in Pariser Exil als ersten Prüfstein seines Lebens:

Es war wohl die Pariser Zeit, die mir, dem damals Sechzehn- und Siebzehnjährigen beibrachte, seelische Lasten zu tragen, die Schwierigkeiten des Lebens mit zusammengebissenen Zähnen zu ertragen und vor allem: zu arbeiten. All das, was ich im späteren Leben in der Sowjetunion so brauchte. (Mein Lebensweg, S. 2f.)

Zwar konnte Elperin, trotz seines mangelhaften Französisch, seine Gymnasialausbildung am Lyceé Janson de Sailly fortsetzen, jedoch fühlte er sich in der neuen Umgebung fremd: Zum ersten Mal war ihm der Boden entzogen, auf dem er sich frei äußern konnte:

Onkel Jean wollte in seinem Haus in der rue Boileau nicht die Sprache der „boches“ hören, die Mitschüler standen ohnehin allem Fremden ablehnend gegenüber, die Herren „professeurs“ am lyceé zeigten wenig Mitgefühl mit dem Verstoßenen, der es nicht gerade leicht hatte, die Fächer auf Französisch zu meistern. (Damals und heute, S. 14)

In der Freizeit flüchtete Elperin in die Bibliothek der Sorbonne. Die deutschen Klassiker waren ihm mit einem Schlag wichtig. Die Entdeckung von Goethes Werther beschreibt Elperin als tiefgreifendes literarisches Erlebnis, das seine Sehnsucht nach deutscher Sprache noch vertieft habe:

Warum ich in der Bibliothek der Sorbonne ausgerechnet zum „Werther“ griff, weiß ich nicht mehr. Ich las ihn, mir ging die Musik, die Schönheit des Deutschen auf. Muß man erst in fremder Ferne sein, um das verlorene und doch Unverlierbare zu schätzen, zu erkennen? (Elperin 1999: 128)

Der erste Versuch, einen literarischen Text zu übersetzen, fällt ebenfalls in die Zeit des Pariser Exils. 1934 hat er das erste Kapitel des französischen Romans Les Croix de bois (Die hölzernen Kreuze) von Roland Dorgelès ins Deutsche übersetzt, „einfach aus Freude an der Sache, aus Liebe und aus Sehnsucht nach dem Deutschen“ (Damals und heute, S.10). Seine berufsmäßige Beschäftigung mit dem literarischen Übersetzen beginnt viel später, im Moskau der 50er Jahre, als Elperin schon 36 Jahre alt ist.

Ein Neuanfang im Pariser Exil gelang der Familie nicht. Die Vertreibung aus Deutschland war damals mit dem Verlust des Besitzes verbunden und ohne finanzielle Absicherung durfte man sich in Frankreich nicht länger als zwei Jahre aufhalten (vgl. Interview mit J. Grotzky 2010: 181). 1935 kehrt die Familie nach Moskau zurück, unmittelbar vor den schlimmsten Jahren des Stalinschen Terrors.4Die politischen Säuberungen und Massenverhaftungen erreichten 1936 bis 1938 ihren Höhepunkt. Allein in den 15 Monaten, vom Juli 1937 bis November 1938, fielen rund 1,5 Millionen Menschen dem Großen Terror zum Opfer, ca. 700.000 wurden ermordet (vgl. Schlögel 2008: 605). Bei dem 18-jährigen Juri Elperin weckte diese Entscheidung Unbehagen: „Mir schien Rußland mit seiner kyrillischen Schrift, der anderen Mentalität, von der ich nur sehr ungenaue Vorstellung hatte, seiner sogenannten Arbeiter- und Bauernregierung, fremd und unheimlich“ (Damals und heute, S.13). Von den wahren Verhältnissen in der Sowjetunion des halben Jahrzehnts vor dem Kriegsbeginn wusste man entweder noch nichts oder wollte es nicht glauben. Jedenfalls war die Ausreise in die Sowjetunion 1934–1937 kein Einzelfall.

2. Studium und Kriegsjahre

In der sowjetischen Hauptstadt blieben die Elperins weniger als ein Jahr. Der Vater bekam 1936 in Peredelkino (rund 22 km von Moskau entfernt) ein Grundstück, wo man ihm ein Haus bauen ließ:

Im atheistischen Moskau wurden die Kirchen abgerissen. Um nicht alles zu verbrennen, wurden Balken, Bretter und so weiterverkauft. Der Vater konnte dicke Balken kaufen, und 20 Kilometer entfernt von Moskau, in Peredelkino, wurde unser Haus gebaut. (Manyuk, Wiesner 2014)

Schon Anfang der 1930er Jahre galt Peredelkino als ein privilegierter Ort für die „ausgewählten, verdienten Autoren und Künstler des Staates“ (Schlögel 2018: 299). In dieser Schriftstellersiedlung fand die Familie für viele Jahre ein sicheres Zuhause: „Peredelkino war dörflich abgeschieden und somit weitab vom Schuß“ (Am 22. Juni 1941, S.10).

1935 bis 1937 besuchte Elperin die deutsche Karl-Liebknecht-Schule in der Kropotkinstraße, wo viele Kinder der Komintern-Funktionäre und der deutschen Emigranten unterrichtet wurden. Infolge der „restriktiven staatlichen Politik gegenüber den nationalen Minderheiten“ (Mussienko, Vatlin 2005: 155) wurde diese Schule 1938 geschlossen.5Der Unterricht wurde bereits 1937 eingestellt. Im selben Jahr gab es schon die ersten Verhafteten und Erschossenen unter den ehemaligen Schülern und Lehrern (vgl. dazu die Erinnerungen des Übersetzers Michail Schaiber-Sokol’skij (Sokol’skij 2001: 281ff.). Fast alle Lehrer, viele Zöglinge und ihre Eltern endeten in Stalins Arbeitslagern.6Den Besuch der Karl-Liebknecht-Schule erwähnt Elperin in den auf Russisch verfassten Autobiographien (z. B. vom 23. Februar 1942) nicht. Dafür erfährt man aus diesem autobiographischen Zeugnis, dass Elperin 1938 in den Komsomol aufgenommen wurde, 1937 bis 1938 als Sprachlehrer an der Komsomol-Schule bei der Mosbelje-Fabrik Nr. 2 arbeitete und später Mitglied des Komsomol-Universitätskomitees am Institut für Fremdsprachen war. Zu welchen Überlebensstrategien haben die Elperins damals gegriffen, um dem Terror zu entkommen? Eine Antwort gibt der Übersetzer in seinen Schriften nicht. Nur durch Glück habe man überlebt.

Seine Schulausbildung beendete Elperin 1939 an einer sogenannten „Arbeiter- und Bauern-Fakultät“ am Technischen Institut für Fischindustrie und -wirtschaft. 1936 bis 1938 war er außerdem für einen Kurs der Malerei und der Bildhauerei bei K. F. Juon und W. I. Muchina eingeschrieben. Der zukünftige Übersetzer interessierte sich schon immer für Kunst und war ein guter Zeichner. Ab 1939 studierte Elperin Germanistik an der Moskauer Hochschule für Sprachen (Metrostroewskaja Straße). Da Deutsch seine Muttersprache war, konnte er das Studium bereits nach zwei Jahren abschließen. Damals spielte er mit dem Gedanken, eine wissenschaftliche Laufbahn einzuschlagen. Der Kriegsbeginn (Elperin war 24 Jahre alt) durchkreuzte diese Pläne. Im Oktober 1941 meldete er sich freiwillig an die Front (vgl. 22. Juni 1941, S. 3).

An der Universität hatte man damals eine militärische Ausbildung bekommen, deswegen wurde er gleich nach einer kurzen Grundausbildung als Offizier der 2. Abteilung (Aufklärung) des Stabes der 2. Moskauer Infanteriedivision aufgenommen (vgl. ebd.). Aus den Unterlagen im Archiv Juri Elperins (Spravka štaba moskovskoj strelkovoj devizii vom 19. November 1941) geht hervor, dass er bereits nach eineinhalb Monaten wegen der Unterstellung, „ein ausländischer Spion“ zu sein, abkommandiert wurde. Nach der Entlassung kehrte Elperin an die Hochschule zurück, die inzwischen nach Menselinsk in der Tatarischen ASSR evakuiert wurde. Hier unterrichtete er Militärübersetzen (vgl. Begegnungen und Erinnerungen, S. 13).

Im September 1942 wurde Elperin als Wehrpflichtiger einberufen und durch das NKWD (das Innenministerium der UdSSR) dem System „Kriegsgefangenenwesen“ zugeordnet. Nach einigen Umwegen landete er als „Ermittler der operativen Abteilung“ im Kriegsgefangenenlager Nr. 27 in der Kleinstadt Krasnogorsk bei Moskau (vgl. Mein Lebensweg, S. 3). Seine Aufgabe war, deutsche Kriegsgefangene, vor allem höhere Dienstkader7Unter den Gefangenen, die Elperin verhören musste, waren der Chef des Stabes der 6. Armee, Generalleutnant Arthur Schmidt, Generalleutnant Rudolf Bammler (Leiter der Abteilung Ost), Jagdflieger Hans „Assi“ Hahn, der deutsche Jagdflieger Erich Hartmann, Generalfeldmarschall Ferdinand Schörner und Hauptmann Hartwig Gottwald. Außerdem war er für Heinrich Graf von Einsiedel zuständig, der im Krasnogorsk-Lager eine antifaschistische Gruppe bildete (Schriftliche Mitteilung von Vladimir Vsevolodov am 30. September 2021). In einigen wenigen Fällen sind aus den Verhören und Gesprächen in späterer Zeit Freundschaften geworden (vgl. dazu den Beitrag Elperins Begegnungen und Erinnerungen). Im Archiv des Museums der deutschen Antifaschisten in Krasnogorsk befindet sich die Aufnahme des Erinnerungsinterviews von Juri Elperin über seine Tätigkeit im Lager 1941–1949, die mehr Licht auf seine Tätigkeit im Krasnogorski-Lager werfen könnte., zu verhören. Über die Tätigkeit als Leiter einer Verhörmannschaft erinnert sich Elperin:

Unsere Hauptaufgaben waren, das Hauptquartier von Hitler herauszufinden, wo er war. Zum zweiten Rüstungsobjekte, deutsche Rüstungsobjekte, denn wir versorgten die russischen, die sowjetischen Flieger mit diesen Angaben, damit die Rüstungsbetriebe dort und in den okkupierten Gebieten zerstört werden könnten. Und dann interessierte uns natürlich auch der Aufbau der deutschen Aufklärung […]. Ich habe manchmal mit Dolmetschern gearbeitet, habe mich beiseitegesetzt, und auf Russisch vernommen, um zu hören, was er erzählt, und bin dann zum Deutschen übergegangen und die Dolmetscherin herausgeschickt. Aber meistens habe ich natürlich Deutsch gesprochen. (Zeitgenossen)

Unmittelbar nach dem Kriegsende (Oktober bis November 1945) war Elperin wieder in Berlin (vgl. Meine Deutschlandreisen, S. 1). Wahrscheinlich begleitete er den ersten Transportzug mit den deutschen Kriegsgefangenen.8In seinem Buch über die Geschichte des Lagers schreibt Vsevolodov, dass die Vorbereitungen auf die Rückbeförderung der Häftlinge erst im Herbst 1945 begannen und die ersten Heimkehrer 1946 das Lager verlassen haben. Die massenhafte Rückfahrt der Heimkehrer begann erst 1947 (Vsevolodov 2003: 182f.). In Berlin versuchte er das Haus seiner Kindheit, das er zwölf Jahre zuvor verlassen hatte, wiederzufinden:

Ich kam 45 nach Berlin und ging natürlich ans Holsteiner Ufer, an dem wir gewohnt hatten. Die Brücke lag V-förmig eingenickt im Wasser. Ich stand vor den Trümmern unseres Hauses und konnte noch eine braune Ofenkachel entdecken. Ganz Berlin war zertrümmert. (Ost-West-Report 1999: 6).

Ab 1945 war Elperin im Krasnogorski-Lager als Oberermittler tätig. Zu seinen Aufgaben zählten „Ermittlungen gegen deutsche Kriegsverbrecher in der Sowjetunion“ (vgl. ebd.). Darüber hinaus hat er Kriegsgefangene nach Frankfurt/Oder, wo es das zentrale Heimkehrerlager Nr. 69 gab, begleitet. 1950 wurde Elperin im Dienstgrad eines Oberleutnants aus dem NKWD-Apparat entlassen (Schriftliche Mitteilung von Vladimir Vsevolodov am 30. September 2021).

Zu Elperins Kriegsauszeichnungen gehörten: die Ehrenuhr („Für besondere Leistungen im Dienst“, Juli 1944), die Medaille „Für den Sieg über Deutschland im Großen Vaterländischen Krieg 1941–1945“ und der „Orden des Roten Sterns“ (Juni 1946).

3. Karriere als Übersetzer

Nach der Entlassung kehrte Elperin an seine Hochschule in Moskau zurück, mit der Absicht seine akademische Laufbahn fortzusetzen. Hier unterrichtete er Lexik und Phonetik der deutschen Sprache. Im Zuge der Kampagne gegen den sogenannten „Kosmopolitismus“, die sich vor allem gegen Ausländer und zuvörderst jüdische Mitbürger richtete, wurde Elperin 1951 wie auch viele andere Intellektuelle, aufgrund des sowjetischen Passvermerks „Jude“ entlassen: „Als im Ausland geborener Jude war ich persona non grata und wurde trotz abgeschlossenen Hochschulstudiums, Lehrstelle an der Hochschule, sowie Herausgabe mehrerer Lehrbücher für deutsche Sprache nirgends angestellt“ (Mein Lebensweg, S. 4). Auch die Eltern verloren ihre Stellen (vgl. ebd.). Im Grunde wiederholte sich in der UdSSR Anfang der 50er Jahre die Situation, die der Vater in Russland vor dem Ersten Weltkrieg und die Familie Elperins in Nazi-Deutschland erlebt hatten: antisemitische Drohungen und existenzielle Gefahr.

Einige Zeit arbeitete Elperin als Privatlehrer beim Sowjetischen Antifaschistischen Komitee. Da für ihn ohnehin nur der freiberufliche Weg möglich war, verwirklichte er seinen Wunsch, freier Literat zu werden. Die Wirkungsmöglichkeiten der Emigranten in diesem Bereich waren begrenzt: An selbstständiges Schreiben, zumal in der deutschen Muttersprache, war kaum zu denken. Die Übersetzung ins Deutsche erschien ihm damals als eine mögliche „Zufluchtsstelle“. In seinem Haus in Peredelkino richtete Elperin ein Studio ein, „das mit umlaufenden, bis an die Decke reichenden Bücherregalen, einem Schreibtisch und einer Schlafcouch möbliert war“ (Peschler 1966: 202). Hier arbeitete er bis spät in die Nacht.

Dem Problem des literarischen Übersetzens versuchte Elperin auch analytisch beizukommen. In seinem Nachlass findet sich z. B. eine auf das Jahr 1952 datierte komparative Analyse von acht deutschen Übersetzungen des Romans Ein Held unserer Zeit von Lermontow. Darin verglich er die Übersetzungen Zeile für Zeile mit dem russischen Original und fertigte Rückübersetzungen mehrerer Stellen an (s. den Ordner Geroj našego vremeni im Archiv von Juri Elperin).

Da der Zugang zur lebendigen deutschen Sprache Elperin in dieser Zeit verwehrt bleibt, legt er einen Zettelkasten an, in dem er systematisch Synonyme, sinnverwandte Ausdrücke und Verwendungsbelege zu einzelnen Stichwörtern sammelt.

Der Journalist und Redakteur aus München Eric Peschler, der Elperin in den 1950er bis Anfang 1960er Jahren oft in Peredelkino besuchte und seine ersten Übersetzungsversuche beobachtete, schreibt in seinen Erinnerungen:

Am Niveau der Moskauer Übersetzer gemessen, war Jurij zweifellos tüchtig. Er hatte seine Deutschkenntnisse immerhin auf deutschen Schulen erworben […]. Wo ihn sein Gedächtnis im Stiche ließ, da half ihm ein umfänglicher Zettelkasten, den er laufend vervollständigte, indem er aus seiner jeweiligen Lektüre methodisch alle ihm irgendwann brauchbar erscheinenden Vokabeln notierte. Die paßten dann bei Galina Nikolaeva ebenso wie bei Šolochov. (Peschler 1966: 208)

Daran, ob Elperin der Übersetzung ins Deutsche gewachsen war, hatte Peschler Zweifel, behielt dies aber für sich: „Mir schien, daß Jurij selber ein wenig dieses Gefühl hatte und sich seiner Sache nicht ganz sicher war“ (ebd.: 209). Nichtsdestotrotz übersetzte Elperin seit 1953 mit einem zunehmenden Arbeitstempo:

Ich habe mich einfach aufs Übersetzen geworfen, habe sehr viel übersetzt – es war ja auch eine materielle Frage. Denn etwas zu veröffentlichen in der Sowjetunion war, wenn es nicht absolut regierungskonform war, fast unmöglich und dazu fand ich mich nicht bereit. Ich habe lieber übersetzt, und zwar Dinge, die aus meiner Sicht politisch durchaus verfechtbar waren. (zit. nach Siegl 2011)

Die Übersetzungen Elperins erscheinen zunächst Verlag für fremdsprachige Literatur (Izdatel’stvo literatury na inostrannych jazykach, später Progress) und in der deutschsprachigen Monatsschrift Sowjetliteratur in Moskau. Dank dieser Publikationen wurde man in der DDR auf Elperin aufmerksam.

Zunächst übersetzte Elperin die kleinere Form. 1953 wurden seine Übersetzungen der Erzählungen von Juri Nagibin in den Erzählband Sternenweg (Aufbau-Verlag, Berlin) aufgenommen. 1954 bis 1957 erscheinen seine Übersetzungen von Erzählungen von W. Tendrjakow, G. Nikolaewa, I. Gorelow und anderen in der Zeitschrift Sowjetliteratur und in der Zeitung Neues Deutschland (vgl. Moi perevody). An einigen Übersetzungen hat Elperin gemeinsam mit der in Moskau lebenden Übersetzerin Hilde Angarowa gearbeitet, die ihm beim Einstieg auch geholfen hat (vgl. Tretner 2018: 155).

Seit 1956 bekommt Elperin Direktaufträge von den Verlagen Kultur und Fortschritt (später Volk und Welt), Militärverlag der DDR, Aufbau, Neues Leben, Henschel und anderen. Schon Ende der 1950er Jahre war er als Übersetzer sowjetischer Literatur ein fester Begriff in der DDR (vgl. Hübner 2012: 301f.).

Obwohl Elperin nie Parteimitglied war, wurde er 1959 in den sowjetischen Schriftstellerverband aufgenommen, was zur damaligen Zeit als Ausnahme galt. Wahrscheinlich hatten dabei die Empfehlungszeilen des Schriftstellers Willi Bredel, der damals Mitglied der Kulturkommission der SED war, eine nicht unwesentliche Rolle gespielt (vgl. den Brief von W. Bredel an Ju. Elperin vom 15. September 1959). Ab 1960 war Elperin Mitglied des Vorstandes der Übersetzersektion des Schriftstellerverbandes: Hier vertrat er Übersetzer, die literarische Werke aus dem Russischen in andere Sprachen übertrugen.

Die Mitgliedschaft in der Übersetzersektion bedeutete einen beruflichen und sozialen Aufstieg. Als Übersetzer war man endlich „legalisiert“ (Interview mit Grotzky 2010: 187). In den 1960ern konnte Elperin eine Wohnung im Schriftstellerhaus an der Krasnoarmeskaja Straße erwerben. Seitdem wohnte der Übersetzer mit seiner Frau Kira Samoschkina-Elperin und Tochter Irina in Moskau. Das Haus in Peredelkino wurde nun als Datscha genutzt. Den August und September verbrachten Elperins in Pizunda und Koktebel am Schwarzen Meer, wo sich sogenannte „Häuser für schöpferische Arbeit“ (Doma tvortschestva pisatelej SSSR) befanden.9Telefonische Mitteilung von Irina Elperina, Tochter des Übersetzers, am 23. Oktober 2021. In diesen Wohn- und Arbeitsräumen, die der Schriftstellerverband für seine Mitglieder hielt, konnte man abseits des Großstadttrubels an Übersetzungen arbeiten.

1960 erschien im Verlag Kultur und Fortschritt die Übersetzung des erst 1959 abgeschlossenen zweiten Teils10Der erste Teil des Romans erschien 1932 in Moskau. 1934 ist die erste deutsche Ausgabe erschienen: Neuland unter dem Pflug. Roman / Michail Scholochow. Aus dem Russischen übersetzt von B. Krotkow und G. S. Stoessler. Zürich, Wien, Prag: Büchergilde Gutenberg, 1934. des Romans von M. Scholochow Neuland unterm Pflug. Über die Problematik der Übersetzung dieses Werks schreibt Elperin:

Meiner Ansicht nach liegt die Hauptschwierigkeit der Scholochow-Übersetzung nicht in der Transportierung der anderen Welt mit ihren Realien in die deutsche Sprache, obwohl der Übersetzer auch hier vor fast unüberwindlichen Schranken steht, man denke nur an die dialektal gefärbte Eigenart des Sprachporträts vieler Romangestalten. Das entscheidende Problem liegt auf anderem Gebiet: Den Sprachgestus, den Stil, den Rhythmus des Kunstwerks zu treffen. (Über Scholochow, S. 2)

Einen kritischen Blick auf diese Übersetzung wirft in seinen Erinnerungen Eric Peschler. Neben einigen sprachlichen Unstimmigkeiten hebt der ehemalige Redakteur der Zeitschrift Sowjetliteratur das Problem der Nachgestaltung von Sprachporträts hervor, insbesondere der Übertragung der Kosakendialoge:

Šolochovs kaukasische Cowboys, die Wildhüter und Schafhirten in den Donsteppen sprachen bei Jurij Elperin – berlinerisch! Ohne Zweifel, es waren Brocken von Berliner Gassenjargon, vor 25 Jahren von einem Vierzehnjährigen zwischen Neukölln und Reinickendorf. (Peschler 1966: 208)

Die hohe Auflage der Übersetzung (185 000 Exemplare) deutet darauf hin, dass der Roman in der DDR sehr populär war.

Seit 1961 reist Elperin auf Einladung der DDR-Verlage immer öfter nach Ostdeutschland (vgl. Meine Deutschlandreisen). 1973 wurde er „Aus Anlaß des 24. Jahrestages der Gründung der DDR“ mit dem Nationalpreis 3. Klasse für Kunst und Literatur (DDR) ausgezeichnet: „Für seine Tätigkeit bei der Übersetzung und Verbreitung der russischen und sowjetischen Literatur in der Deutschen Demokratischen Republik“. Zu bemerken ist, dass die Übergabe der Auszeichnung nicht in der DDR, sondern 1975 (mit zweijähriger Verspätung) in Moskau stattgefunden hat (vgl. BA, Archivnummer 23800). Werner Rode, der verantwortliche Redakteur von Volk und Welt, schrieb in seinem Beitrag über Juri Elperin anlässlich des Preisverleihs:

Für seine langjährige verdienstvolle Übersetzertätigkeit auf dem Gebiet der schöngeistigen sowjetischen Literatur, ob historischer oder gegenwartsbezogener Thematik, für seine Wiedergaben von Werken der multinationalen sowjetischen Literatur, für die Pflege der deutschen Sprache in der Sowjetunion, bei alledem für die Hilfe, die er uns mit seinen Übersetzungen in den Jahren nach 1945 bei der demokratischen Umerziehung gegeben hat und später beim Aufbau des Sozialismus, wurde er mit dem Nationalpreis der Deutschen Demokratischen Republik ausgezeichnet. […] Mit Lust und Liebe ringt er, auch wenn nicht alles gleichmäßig gelingt, um möglichst genaue Wiedergabe des Originals, spürt er Sinn und Pulsschlag des Werkes nach, schmeckt er Töne und Farben des Originals – sucht nach adäquaten Varianten im Deutschen. (Rode 1976: 149)

In den 1970ern versucht Elperin seine Übersetzungen in der BRD unterzubringen. Im Dezember 1977 reisen Juri Elperin und Hilde Angarowa auf Einladung der Evangelischen Akademie zum ersten Mal in die BRD, zur Tagung Werkstattgespräche mit Übersetzern russischer Literatur (vgl. Am Anfang war das Wort 1977). Während dieser Reise konnte Elperin seine ersten Kontakte zu westdeutschen Verlagen (vor allem zu Claassen-Verlag in Düsseldorf) knüpfen und festigen.

1978 besuchte er in Delegation von fünf sowjetischen Autoren die Jahrestagung der europäischen Autorenvereinigung KOGGE in Minden. 1979 folgte eine erneute Einladung nach Minden und die KOGGE-Mitgliedschaft (vgl. Meine Deutschlandreisen).

Seit den 80ern publizierte Elperin seine Übersetzungen immer öfter im Westen. Die Gründe waren rein pragmatischer Art: Sowohl für Autoren als auch für Übersetzer war es „preisträchtiger“, in einem westlichen Verlag als in einem sozialistischen „Bruderland“ ediert zu werden (Hübner 2012: 587). 1980 erscheint im Claassen-Verlag (Düsseldorf) Rybakows Familienepos Der schwere Sand in der Übersetzung Juri Elperins. Später vergab der Claassen-Verlag als Lizenzgeber die Rechte für die Übersetzung an den DDR-Verlag Neues Leben. Die Rechte für das Hauptwerk der Glasnost-Literatur Kinder vom Arbat hat Elperin als „Bevollmächtigter des Autors“ (ebd.) nicht dem Volk und Welt oder dem Verlag Neues Leben, sondern „entgegen alten Gewohnheiten“ (Kossuth 2003: 229) dem Kölner Verlag Kiepenheuer & Witsch eingeräumt. In der DDR ist lediglich ein Teilabdruck des Romans in der Zeitschrift Sowjetliteratur (1988/4) erschienen (vgl. Hübner 2012: 587). Die Folgebände Jahre des Terrors (1990) und Stadt der Angst (1994) wurden ebenfalls bei Kiepenheuer & Witsch verlegt.

Von 1980 bis 1986 bekam Elperin trotz offizieller Einladungen aus der Bundesrepublik keine Ausreisegenehmigung von den sowjetischen Behörden. Eine Erklärung dafür gab es nicht. Erst während der Perestrojka wird das sechsjährige Ausreiseverbot aufgehoben.

Die Familie Elperin stand unter besonderer Beobachtung des KGB. Nach dem Krieg wurde das Haus in Peredelkino mehrmals durchsucht und am 28. Mai 1963 bekam Juri Elperin eine Vorladung in die Lubjanka (das Hauptquartier des KGB) (vgl. Andryeva 2019: 39). In seinem Essay Der neue Mensch auf den Trümmern der Utopie schreibt der Übersetzer:

Die Manie, Fäden zu finden, die aus dem Ausland zu mir führten, verließ meine Paten vom KGB keinen Augenblick. Man bestellte meinen Freund, den Schriftsteller Mikuschewitsch zur Ljubljanka, dem Sitz der Hauptverwaltungen des KGB, und quetschte ihn aus, ob ich mit Ausländern bekannt sei. Bei einem geselligen Beisammensein zog mich der Schriftsteller Anatoli Pristawkin beiseite und sagte: ‚Ein Offizier des KGB hat versucht, mich auszupressen – er wollte alles über Ihre religiösen Aktivitäten wissen. Im KGB glaubte man allen Ernstes, daß die religiösen Überzeugungen aus dem Ausland eingeschleppt würden. (Der neue Mensch auf den Trümmern der Utopie, S. 18)

Das Leben in Moskau und in Peredelkino war allerdings nicht nur durch die Angst vor dem KGB geprägt. Im Hause Elperins herrschte eine offene und gastfreundliche Atmosphäre (vgl. Peschler 1966: 197–219). In den Sommermonaten wurde seine Datscha zum Treffpunkt von Schriftstellern, Künstlern, Journalisten und Kollegen. Zu den engen Freunden der Familie Elperin zählten die Schriftsteller Arkadij Adamow, Vladimir Wojnovitsch, Vassilij Aksjonow, Lidija Libedinskaja, Galina Nikolaewa und Fassil Iskander sowie die Übersetzer Lew Ginzburg, Solomon Apt und Konstantin Bogatyrew. Auch die deutschen Freunde und Bekannten waren regelmäßig zu Besuch (darunter auch der Übersetzer Thomas Reschke, die Journalistin Elfie Siegl und der deutsche Botschafter in Moskau Jörg von Studnitz).11Telefonische Mitteilung von Irina Elperin am 23. Oktober 2021. In Peredelkino ist Elperin mehrmals mit Boris Pasternak spazieren gegangen, eine Bekanntschaft, die sich bestimmend auf seinen literarischen Werdegang auswirken sollte. Persönlich kannte Elperin die sowjetischen Dissidenten Andrej Sacharow und Alexander Solschenizyn.

Ab 1986 ist Elperin wieder jährlich auf Lesungs- und Vortragsreisen in Berlin (West), Hamburg, München, Minden, Tübingen und Freiburg (vgl. Meine Deutschlandreisen). Dabei liest er aus seinen Übersetzungen, veröffentlicht Radiofeatures für den RIAS und Deutschlandradio Berlin, hat Fernsehauftritte in Köln und Berlin und referiert immer öfter über aktuelle Entwicklungen in Russland. Die Umwälzungen nach der Perestrojka erlebt Elperin aus der doppelten Perspektive: der des Einheimischen und der des Ausländers. Die Erfahrungen mit dem sowjetischen und dem postsowjetischen Antisemitismus bzw. Chauvinismus bringen ihn dazu, in seinen Vorträgen vor einer „rot-braunen Front“ und der Gefahr der Faschisierung Russlands zu warnen (vgl. den Ordner Vorträge N/N).

Anfang der 90er Jahre reift bei dem Übersetzer der Plan, Russland zu verlassen: „Ich war immer der Außenseiter, ich war immer der, der aus dem Westen kam“, so Elperin im Gespräch mit Elfie Siegl (zit. nach Siegl 2011). Der Auslöser für die Übersiedlung war letztlich der Brand des mit Erinnerungen beladenen Hauses in Peredelkino am 28. Dezember 1994. Ein schmerzlicher Verlust für die ganze Familie. Vom Haus blieben nur der Schornstein und die Veranda, wo Elperin jahrzehntelang an seinen Übersetzungen gearbeitet hatte. Der Großteil der Bibliothek und Teile des umfangreichen Archivs des Übersetzers wurden vernichtet.12Telefonische Mitteilung von Irina Elperin am 23. Oktober 2021. Mit dem Entschluss nach Deutschland zu ziehen, zögerte er allerdings bis 1999.

4. Juri Elperin als Entdecker, Übersetzer und Interpret

„Der Übersetzer ist Entdecker. Er erkundet eine andere literarische Welt und entdeckt jene Bücher, die er der eigenen Leserschaft erschließen möchte“, schrieb Elperin in seinem Essay über die Kunst der Übersetzung (Vom Übersetzen 14). Neben Büchern, die Elperin „als Broterwerb“ gemacht hatte, hat er den DDR-Verlagen auch Werke vorgeschlagen, die „gegen das Sowjetregime so oder so gerichtet waren“ und die er für sozial wichtig hielt (Zeitgenossen). Zu seinen wichtigsten „Entdeckungen“ zählt Elperin Valentin Katajews Der heilige Brunnen (Volk und Welt, 1968), Anatolij Rybakows Die Kinder vom Arbat und Jahre des Terrors (Kiepenheuer & Witsch, 1988 und 1990), die Märchensammlung Das Buch aus reinem Silber – Märchen der Völker aus der Sowjetunion (Marion von Schröder Verlag, 1984) und Michail Schwanetzkijs Satire Wir brauchen Helden! (Diogenes, 1992).

Einer seiner Lielblingsautoren war Valentin Kataew, den Elperin auch persönlich gut kannte und den er als „besten Stilisten der gegenwärtigen russischen Literatur“ bezeichnete (Über Kataew, S.1). Besonders hoch schätzte Elperin die späteren Werke Katajews, vor allem sein Buch Svjatoj kolodec13Die Erzählung erschien zum ersten Mal 1966 in der literarischen Zeitschrift Nowy Mir. (Der heilige Brunnen). Neben der „surrealistisch anmutenden Perspektive“ (ebd.) hob Elperin die meisterhaft chiffrierte kritische Botschaft dieses Romans hervor: „Er [Kataew] hat ein sehr interessantes surrealistisches Buch geschrieben, in dem sowjetische Beamte lächerlich gemacht wurden. Es war dermaßen verschlüsselt, dass manche russischen Beamtenhirne es nicht kapierten“ (Interview mit Grotzky 2010: 202). Mit Mühe und Not gelang es Elperin 1968 seine Übersetzung im Verlag Volk und Welt unterzubringen: „Sie wollten es nicht bringen, weil sie sagten: Es ist nicht der sozialistische Realismus. Und mein Argument dagegen war: ‚Aber zeig doch, dass sozialistischer Realismus sehr verschieden sein kann‘. Das war das durchschlagende Argument“ (BA, Archivnummer Tony 4_259_1). Die 1967 bei Herbig erschienene Übersetzung14Katajew, Valentin Petrowitsch: Der heilige Brunnen. Aus dem Russischen von Oda von Stahl und Heinz D. Becker. Berlin, München, Wien: F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung 1967. bezeichnete Elperin als „Verfälschung und Verballhornung“ (Über Kataew, S. 3) des russischen Originals. Das Buch hätte ihm ein westdeutscher Freund mitgebracht, nachdem seine Übersetzung bereits erschienen war (vgl. ebd.).

Eine Arbeit, auf die Elperin besonders stolz war, und die er als eine besondere Herausforderung betrachtete, war die Übersetzung einer Sammlung von Volksmärchen der 130 Völker der ehemaligen Sowjetunion. Für diese Übersetzung hat sich Elperin aus mehreren Gründen entschieden, „nicht zuletzt, weil die nunmehr zum Glück mit der Sowjet-Diktatur untergegangene rigide sowjetische Zensur den Text unbehelligt gelassen hatte.“15Brief an den Bundespräsidenten Horst Köhler vom 18. Januar 2010. In: Ordner Briefe, Archiv Juri Elperin. Das wichtigste Bestreben bei der Arbeit war, Klang und Rhythmus der Volksmärchen möglichst genau wiederherzustellen, um den Leser den Unterschied in der sprachlichen Ausdruckskraft verschiedener Völker spüren zu lassen (vgl. Übersetzer als Entdecker und Interpret). Eine bestätigende Resonanz für diese Bemühung waren die Pressestimmen, die auf die „einfühlsame und wortreiche“ Übersetzung hingewiesen haben (Nürnberger Nachrichten 19. September 1984). In der Presse wurde hervorgehoben, dass die Übersetzung „das Spezifische und unverwechselbare im Denken, Fühlen und Erzählen des einzelnen Volkes in all seiner Farbigkeit miterleben [lässt]“ (RAI Südtirol. Bücher der Gegenwart 21. März 1984). Die Sammlung von Volksmärchen in der Übersetzung von Elperin ist 1984 unter dem Titel Das Buch aus reinem Silber: Eine russische Märchenreise vom Amur bis zur Wolga im Düsseldorfer Marion von Schröder Verlag erschienen.

Bei den Lesungen hat Elperin auch Satiren von Michail Schwanetzkij als seine „Entdeckung“ für den deutschen Leser genannt. Die Zusammenarbeit mit dem Diogenes Verlag, der Elperin 1990 mit der Herausgabe und Übersetzung dieser Satiren beauftragt hatte, gestaltete sich nicht glatt. Die Lektorin fand den Text der Übersetzung von Elperin an mehreren Stellen „altherrenmäßig“ und hat daher einen „jungen humoristischen Autor“ des Verlags beauftragt, den Text stilistisch zu überarbeiten.16Vgl. den Briefwechsel zwischen Juri Elperin und dem Lektorat des Diogenes-Verlag im Ordner Diogenes 1/6, Archiv Juri Elperin. „49 meiner Texte wurden (wie ich jetzt sehe) zurückgewiesen, obwohl viele davon m. E. weit besser, interessanter und für Schwanetzkij typischer, weil politisch zugespitzter sind als die nachträglich bestellten (nicht von mir übersetzten) Texte“, so Elperin in einem Brief an den Herausgeber Ingo-Eric Schmidt-Braul vom 1. Juli 1992. Die Publikation verzögerte sich um mehr als ein Jahr. Das Buch ist 1992 unter dem Titel Wir brauchen Helden. Unaktuelle Geschichten erschienen. Auf der Titelseite des Buches sind Juri Elperin, Susanne Veselov und Bernhard Lassahn als Übersetzer genannt. Auf S. 4 steht die Anmerkung des Verlags: „Zwölf der Geschichten wurde von Susanne Veselov übersetzt, alle übrigen übersetzte Juri Elperin. In die hier vorliegende Form wurden die Geschichten von Bernhard Lassahn gebracht“ (Schwanetzkij 1992: 4).

Neben Prosa übersetzte Elperin auch Lyrik, darunter Gedichte von Affanassi Fet, Anna Achmatowa, Jaroslaw Smeljakow, Samuil Marschak, Jewgeni Jewtuschenko, Robert Rozhdestwenskij u. a. Seine Lyrik-Übersetzungen sind in Zeitschriften, Anthologien und Buchausgaben17Siehe z. B. Übersetzungen von A. Fet, F. Tjutschew, A. Achmatowa, Ja. Smeljakow, S. Marschak, E. Ewtuschenko, R. Rozhdestvenskij, S. Kaputikjan und K. Kuliewa in: Poėzii Evropy. V trёch tomach [ In drei Bänden] Moskau: Progress 1979. erschienen.

Die Reflexionen Elperins über die Kunst der Übersetzung sind zum Teil durch die Rezeption der Ideen von Strukturalisten der Prager Schule, allen voran Roman Jakobson und Jiří Levý, geprägt. Darüber hinaus zitiert er in seinen Vortragstexten Samuil Marschak und Kornej Tschukowskij.

Seine methodischen Ansichten formuliert Elperin meistens in präskriptiver Form. Die Fähigkeit, selbst literarisch schreiben zu können, betrachtete Elperin als eine notwendige Voraussetzung für die übersetzerische Arbeit: „Es ist die Aufgabe des Übersetzers, ein Stück Prosa zu liefern, und um ein Stück Prosa zu liefern, muß man schreiben können“ (Vom Übersetzen, S. 2). Zusätzlich äußert Elperin in seinen Schriften die These, dass man literarisch nur in seine Muttersprache übersetzen kann:

Nur der Muttersprachler wird den Unterschied zwischen Liebesleid und Liebeskummer fühlen, den Unterschied zwischen dumm und töricht. Wem die Mutter das wunderbare Wiegenlied von Brahms „Guten Abend, gute Nacht, mit Rosen bedacht, mit Näglein besteckt“ gesungen hat – so wie mir – dem bleibt das für das ganze Leben erhalten als Schlüssel für die eigene Sprache, deren Reichtum im späteren Leben sich immer weiter und schöner entfaltet. (Vom Übersetzen, S. 11)

Als eine Art künstlerisches Credo Elperins gilt, dass jeder Text übersetzbar sei. Dabei verweist er auf zwei „Grundpfeiler“, die das Handwerk eines Übersetzers ausmachen: „Interpretation“ und „Kompensation“. In Anlehnung an Roman Jakobson stellt Elperin fest: „Der Übersetzer ist Interpret, weil jede Lebenserscheinung – und Bücher gehören auch dazu – zwecks Nachgestaltung gedeutet, also interpretiert werden muß“ (ebd.). Bei der Lektüre des Satzes sollten nicht nur Wortbedeutungen, sondern auch Intentionen des Autors, stilistische Nuancen und Emotionen interpretiert werden. Darüber hinaus müsse der Übersetzer das Geschilderte vor sich sehen, um die treffende Anschaulichkeit des Bildes oder Vorgangs überzeugend nachzugestalten:

Der Durchschnittsübersetzer liest den zu übertragenden Satz Wort für Wort. Der wahre literarische Übersetzer dagegen liest den Satz und stellt sich die beschriebene Person, Landschaft, Situation im Geiste vor, er sieht sie bildlich vor Augen. Erst dann formuliert er seine Übersetzung des Ausgangstextes. (Kleine Streitschrift, S. 2)

Der zweite Arbeitsschritt bei der Übersetzung ist die „Kompensation“. Dabei müssen „die lexikalischen, grammatischen und phonetischen Möglichkeiten der eigenen, also der Zielsprache“ ausgelotet werden (Vom Übersetzen, S. 15).

In Anlehnung an Samuil Marschak hebt Elperin die Rolle der Lebenserfahrung des Übersetzers hervor. Die Aufgabe des Übersetzers sei, „mit Akribie und Ideenreichtum zu arbeiten, aber zugleich aus eigener Lebenserfahrung schöpfend, nach adäquaten Mitteln im Deutschen zu suchen“, so Elperin in seinem Vortrag Vom Übersetzen (1996, S. 8). Um diese Position zu illustrieren, führt Elperin ein Beispiel aus seiner Übersetzung des Gedichts von Sergej Esenin Zapeli tesannye drogi an:

О Русь – малиновое поле
И синь, упавшая в реку, –
Люблю до радости и боли
Твою озерную тоску.

In dieser Strophe fokussiert Elperin die Wortverbindung malinovoe pole, die bei dem Leser des Originals eine komplexe Assoziationskette hervorrufen sollte:

Ich habe aus eigener Erfahrung zu wissen, daß Himbeeren auf Feldern nicht wachsen. Himbeeren wachsen entweder im Garten oder im Wald, aber nie im Feld. Darum bin ich als Übersetzer gezwungen, zu überlegen: was heißt das eigentlich ‚malinovoe pole‘? Und dafür gibt es nun zwei Erklärungen. Und das ist das Geniale bei Jessenin in diesem Fall und auch bei vielen anderen Lyrikern, daß er mit einem Wort verschiedene Assoziationsketten miteinander verbindet. Wenn ich lese ‚malinovoe pole‘, dann sehe ich vor mir ein rotbesonntes Feld, Abendröte. Also eine farbliche Assoziation. Aber es gäbe noch eine andere Erklärung. Bei Moskau liegt ein Dorf ‚Малиново‘, und im Russischen existiert das Wort ‚малиновый звон‘. Was heißt das? Es ist nicht ‚Himbeerklang‘, sondern es sind Glocken, die in Malinovo gefertigt wurden, und ‚малиновый звон‘ ist ein besonders guter Klang von Glocken, die in Malinovo hergestellt wurden. (Vom Übersetzen 1996, S. 17)

In seiner Übersetzung dieser Strophe versucht Elperin sowohl die Assoziationen der Realie (Glocken aus Malinovo) als auch die farbliche Assoziation zu rekonstruieren:

O Rußland, Abendglocken über rotbesonnten Fluren,
wo Wolkenzug und Blau in goldner Flut verwehn, –
voll Glück und Schmerz bin ich verschworen
der Schwermut deiner schilfumkränzten Seen. (Ebd.)

Diese Lösung veranschaulicht die Möglichkeiten für die Konkretisierung des offenen Imaginationspotentials des Originals.

Seine künstlerische Aufgabe als Übersetzer von Prosa und Lyrik identifizierte Elperin nicht mit „der routinemäßigen Arbeit“, sondern mit dem kreativen Nachschöpfen: „Die Kunst bildet die Wirklichkeit nach, sie sublimiert sie, sie interpretiert und verändert sie. Die Übertragung tut im Verhältnis zum Kunstwerk dasselbe, inbegriffen die Veränderung, was durchaus legitim ist“ (Vom Übersetzen, S. 2). Die Aufgabe des Übersetzers sei es, die „Intention des Autors auf bestmögliche Weise zur Geltung zu bringen“ (Vom Übersetzen 1996: 16). Der Übersetzer müsse in erster Linie erreichen, daß seine Übertragung auf den Leser „die gleiche emotionale Wirkung“ ausübt wie das Original auf den russischen Leser (ebd.). Als Beispiel für eine solche Handlungsweise führt Elperin seine übersetzerische Lösung aus dem Bühnenstück Verschlungene Wege (Gody stranstvij) von Aleksej Arbuzow an:

Auf die Bühne kommt eine junge, verliebte Frau und sagt: „Вся Москва пахнет черемухой“, „Ganz Moskau duftet nach Faulbeeren“. Sie sagt das aus ihrer verliebten Stimmung heraus. […] Und wenn die verliebte Person auf die Bühne kommt und sagt: „Ganz Moskau duftet nach Faulbeeren“, dann halten sich alle die Nase zu, und die Stimmung ist verdorben. Es kommt also darauf an, das Emotionale wiederzugeben, aber in der Zeit zu bleiben, denn es ist Frühling und sie ist verliebt. Und da mache ich daraus: „Ganz Moskau duftet nach Flieder“. Ich glaube, dass man damit das Gefühl des deutschen Zuhörers trifft und obwohl man statt Faulbeerbaum Flieder sagt, entspricht man den Intentionen des Autors. (Vom Übersetzen 1996, S. 13)

Als Übersetzer beschäftigte sich Elperin mit der praktischen Umsetzung seiner Erfahrung und plädierte für die Entwicklung der Übersetzungslehre, die als „eine Summe von übersetzerischen Erkenntnissen und praktischen Beispielen“ gelten sollte (ebd.: S. 4).

In seinen letzten Lebensjahren befasste sich Elperin immer mehr mit der präskriptiv orientierten Übersetzungskritik. Seine Aufgabe sah er darin, ein kritisches Bewusstsein für die Schwierigkeiten und Probleme der literarischen Übersetzung zu wecken. In einer Kleinen Streitschrift zur Verteidigung des russischen Autors Michail Bulgkov (2014) analysiert Elperin die zwei bekannten Übersetzungen des Romans Meister und Margarita und verweist anhand von einzelnen Beispielen auf die „unwissenschaftliche“ Arbeitsweise der Zunftkollegen.

Die kritische Auseinandersetzung mit Elperins eigenen Übersetzungen bleibt nach wie vor ein Forschungsdesiderat. Zu fragen wäre, inwiefern die Sprache, in die Elperin übersetzte, mit seinem berufsbiographischen Hintergrund, seiner Weltanschauung, seinen ästhetischen und übersetzungstheoretischen Überzeugungen im Zusammenhang steht.

5. Rückkehr in das Land seiner Muttersprache

2000 wurde Elperin, als er schon im Alter von 82 war, die deutsche Staatsbürgerschaft verliehen. Die Rückkehr nach Berlin, seiner eigentlichen Heimat, war für den Übersetzer ein hochemotionales Erlebnis: „Der über 80 Jahre alte Baum wird verpflanzt. Aber es ist ja kein Umpflanzen in fremde Erde“, schreibt er in einem Brief an Wolfgang Kasack vom 2. Juni 2001.

In Deutschland war Elperin Mitglied des Verbandes deutscher Schriftsteller (VS), der Schriftstellerorganisation PEN und der Autorenvereinigung Die KOGGE. 2001 ist Elperin der jüdischen Gemeinde zu Berlin beigetreten.

Am 25. September 2005 wurde Elperin (damals 88) der KOGGE-Ehrenring der Stadt Minden18Der 1953 in streng limitierter Auflage (sechs Stück) gestiftete Ehrenring wird auf Lebenszeit verliehen. Mit dem Ehrenring werden Persönlichkeiten ausgezeichnet, „die sich durch ihr geistiges Schaffen ebenso wie durch organisatorisch verbindende Arbeit besondere Verdienste um die zentrale Aufgabe der Kogge erworben haben“, so die Kogge-Statuten (zit. nach: Das Buch der Kogge. Verse / Prosa. Eine Anthologie aus dem Schaffen der in der KOGGE vereinigten niederdeutschen, westfällischen und niederländischen Schriftsteller 1958, S. 52). verliehen. Mit dieser Auszeichnung wurde seine kultur- und literaturvermittelnde Tätigkeit sowie seine publizistischen Verdienste gewürdigt (vgl. Laudatio: S. 1).

In Berlin bekam Elperin „in Anerkennung des künstlerischen Schaffens“ einen Ehrensold des Bundespräsidenten (Brief des Bundespräsidialamtes vom 14. September 2000). Nichtdestotrotz arbeitete Elperin bis zu seinem letzten Lebensjahr. Er hielt an vielen Universitäten Deutschlands Vorträge und Seminare zum Thema Literaturgeschichte und Übersetzen. Gerne las er aus seinen Erinnerungen und sprach über seine Erfahrungen mit der sowjetischen Kulturpolitik. Außerdem suchte er nach Veröffentlichungsmöglichkeiten für seine noch unveröffentlichten Übersetzungen und Beiträge.

In seinen letzten Lebensjahren arbeitete Elperin an der Übersetzung des Buches Krasnyj swet (dt.: Rotes Licht) von Maxim Kantor. Aufgrund seines schlechten gesundheitlichen Zustands konnte er diese Arbeit nicht abschließen.19Telefonische Mitteilung von Ulrike Goeschen vom 26. Oktober 2021. Das Buch ist erst 2018 im Paul Zsolnay Verlag (Wien) erschienen. Als Übersetzer wurden Juri Elperin, Claudia Korneev und Sebastian Gutnik angegeben.

Der Jahresanfang 2015 war für Elperin durchaus erfreulich. In Anerkennung seiner „um Volk und Staat erworbenen besonderen Verdienste“20Brief des Staatssekretariats für Kulturelle Angelegenheiten vom 12. November 2014. wurde Elperin am 9. November im Auftrag von Bundespräsident Joachim Gauck das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.

Am 27. Mai 2015 veranstaltete Bundespräsident Gauck einen „Abend zur Würdigung der Kunst des literarischen Übersetzers“, zu dem Juri Elperin in Begleitung seines Enkelsohnes Daniel Elperin eingeladen war. Im privaten Gespräch mit Elperin „ermahnte ihn Joachim Gauck, seine Biografie zu schreiben“ (Andryeva 2019: 44). In den letzten Jahren seines Lebens hatte Elperin tatsächlich angefangen, die Memoiren zu schreiben. Leider sind die Erinnerungen über sein auf einmalige Weise mit Berlin und Moskau verbundenes Leben nur in Form kurzer Niederschriften erhalten geblieben. Am 23. September 2015 ist Juri Elperin im Alter von 98 Jahre in Berlin verstorben.

Das Werk, die beruflichen Strategien zwischen Ost und West sowie die Netzwerke des Übersetzers, der außerhalb des deutschen Sprach- und Kulturmilieus wohnte, dessen Sprache noch aus der Weimarer Republik stammte und vor allem an den deutschen Klassikern geschult war, sind bislang noch wenig untersucht. Auch der reiche Nachlass Juri Elperins wartet darauf erschlossen und ausgewertet zu werden.

Anmerkungen

  • 1
    Noch zu Lebzeiten beschäftigte sich Juri Elperin damit, seine Hinterlassenschaft zu strukturieren. Nach dem Tod des Übersetzers übergab die Familie seinen Nachlass und Teile seiner Bibliothek (vor allem lexikographische Werke) an die Universität Greifswald, wo er viele Vorträge gehalten hatte. Im Archiv befinden sich Ordner mit Erinnerungen, Rezensionen, Vorträgen, Essays, Zeitungsartikeln sowie die ausgewählte Korrespondenz Juri Elperins aus den Jahren 2000 bis 2015. Sofern nichts anderes angegeben ist, wird im Weiteren aus Dokumenten aus dem Nachlass von Juri Elperin zitiert.
  • 2
    Laut den Akten des Oberreichsanwalts hat die Verhaftung 1931 (und nicht 1933, wie Elperin in seinen Erinnerungen behauptet) stattgefunden. Auf diese Differenz zwischen den autobiographischen Angaben und Dokumenten macht Yana Andryeva in Ihrer Masterarbeit Die Möglichkeiten und Grenzen der autobiographischen Quellenarbeit. Am Beispiel von Juri Elperin aufmerksam (vgl. Andryeva 2019: 17f.).
  • 3
    „Um nicht als staatenlos zu gelten“, hat der Vater 1922 die zaristischen Pässe gegen die sowjet-russischen getauscht (Mein Lebensweg, S. 2). In Berlin ansässig, beantragte der Vater für sich und die Familie die deutsche Staatsangehörigkeit. Aufgrund der Machtergreifung durch Hitler „wurde diese Absicht vereitelt“, so nachzulesen in den Erinnerungen Elperins (Damals und heute, S.7).
  • 4
    Die politischen Säuberungen und Massenverhaftungen erreichten 1936 bis 1938 ihren Höhepunkt. Allein in den 15 Monaten, vom Juli 1937 bis November 1938, fielen rund 1,5 Millionen Menschen dem Großen Terror zum Opfer, ca. 700.000 wurden ermordet (vgl. Schlögel 2008: 605).
  • 5
    Der Unterricht wurde bereits 1937 eingestellt. Im selben Jahr gab es schon die ersten Verhafteten und Erschossenen unter den ehemaligen Schülern und Lehrern (vgl. dazu die Erinnerungen des Übersetzers Michail Schaiber-Sokol’skij (Sokol’skij 2001: 281ff.).
  • 6
    Den Besuch der Karl-Liebknecht-Schule erwähnt Elperin in den auf Russisch verfassten Autobiographien (z. B. vom 23. Februar 1942) nicht. Dafür erfährt man aus diesem autobiographischen Zeugnis, dass Elperin 1938 in den Komsomol aufgenommen wurde, 1937 bis 1938 als Sprachlehrer an der Komsomol-Schule bei der Mosbelje-Fabrik Nr. 2 arbeitete und später Mitglied des Komsomol-Universitätskomitees am Institut für Fremdsprachen war.
  • 7
    Unter den Gefangenen, die Elperin verhören musste, waren der Chef des Stabes der 6. Armee, Generalleutnant Arthur Schmidt, Generalleutnant Rudolf Bammler (Leiter der Abteilung Ost), Jagdflieger Hans „Assi“ Hahn, der deutsche Jagdflieger Erich Hartmann, Generalfeldmarschall Ferdinand Schörner und Hauptmann Hartwig Gottwald. Außerdem war er für Heinrich Graf von Einsiedel zuständig, der im Krasnogorsk-Lager eine antifaschistische Gruppe bildete (Schriftliche Mitteilung von Vladimir Vsevolodov am 30. September 2021). In einigen wenigen Fällen sind aus den Verhören und Gesprächen in späterer Zeit Freundschaften geworden (vgl. dazu den Beitrag Elperins Begegnungen und Erinnerungen). Im Archiv des Museums der deutschen Antifaschisten in Krasnogorsk befindet sich die Aufnahme des Erinnerungsinterviews von Juri Elperin über seine Tätigkeit im Lager 1941–1949, die mehr Licht auf seine Tätigkeit im Krasnogorski-Lager werfen könnte.
  • 8
    In seinem Buch über die Geschichte des Lagers schreibt Vsevolodov, dass die Vorbereitungen auf die Rückbeförderung der Häftlinge erst im Herbst 1945 begannen und die ersten Heimkehrer 1946 das Lager verlassen haben. Die massenhafte Rückfahrt der Heimkehrer begann erst 1947 (Vsevolodov 2003: 182f.).
  • 9
    Telefonische Mitteilung von Irina Elperina, Tochter des Übersetzers, am 23. Oktober 2021.
  • 10
    Der erste Teil des Romans erschien 1932 in Moskau. 1934 ist die erste deutsche Ausgabe erschienen: Neuland unter dem Pflug. Roman / Michail Scholochow. Aus dem Russischen übersetzt von B. Krotkow und G. S. Stoessler. Zürich, Wien, Prag: Büchergilde Gutenberg, 1934.
  • 11
    Telefonische Mitteilung von Irina Elperin am 23. Oktober 2021.
  • 12
    Telefonische Mitteilung von Irina Elperin am 23. Oktober 2021.
  • 13
    Die Erzählung erschien zum ersten Mal 1966 in der literarischen Zeitschrift Nowy Mir.
  • 14
    Katajew, Valentin Petrowitsch: Der heilige Brunnen. Aus dem Russischen von Oda von Stahl und Heinz D. Becker. Berlin, München, Wien: F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung 1967.
  • 15
    Brief an den Bundespräsidenten Horst Köhler vom 18. Januar 2010. In: Ordner Briefe, Archiv Juri Elperin.
  • 16
    Vgl. den Briefwechsel zwischen Juri Elperin und dem Lektorat des Diogenes-Verlag im Ordner Diogenes 1/6, Archiv Juri Elperin.
  • 17
    Siehe z. B. Übersetzungen von A. Fet, F. Tjutschew, A. Achmatowa, Ja. Smeljakow, S. Marschak, E. Ewtuschenko, R. Rozhdestvenskij, S. Kaputikjan und K. Kuliewa in: Poėzii Evropy. V trёch tomach [ In drei Bänden] Moskau: Progress 1979.
  • 18
    Der 1953 in streng limitierter Auflage (sechs Stück) gestiftete Ehrenring wird auf Lebenszeit verliehen. Mit dem Ehrenring werden Persönlichkeiten ausgezeichnet, „die sich durch ihr geistiges Schaffen ebenso wie durch organisatorisch verbindende Arbeit besondere Verdienste um die zentrale Aufgabe der Kogge erworben haben“, so die Kogge-Statuten (zit. nach: Das Buch der Kogge. Verse / Prosa. Eine Anthologie aus dem Schaffen der in der KOGGE vereinigten niederdeutschen, westfällischen und niederländischen Schriftsteller 1958, S. 52).
  • 19
    Telefonische Mitteilung von Ulrike Goeschen vom 26. Oktober 2021.
  • 20
    Brief des Staatssekretariats für Kulturelle Angelegenheiten vom 12. November 2014.

Quellen

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Elperin, Juri (2010): Mein Berlin. In: Damu-Hefte (2010), N. 1. Deutsche Assoziation der Absolventen und Freunde der Moskauer Lomonossow-Universität e.V. Leipzig: OsirisDruck, S. 11–14. Zuerst in: Tip Berlin (1995), Nr. 19.
[Interview mit J. Grotzky] Grotzky, Johannes / Elperin, Juri (2010): Wanderer zwischen den Welten. Juri Elperin, deutsch-russischer Schriftsteller und Übersetzer. In: Grotzky, Johannes (Hg.): Grenzgänge. Spurensuche zwischen Ost und West. Norderstedt: Books on Demand, S. 179–204.
Göhler, Helmut (1977): Zu einigen Aspekten der Rezeption der Werke Scholochows in der DDR. In: Beitz, Willi / Conrad, Helga (Hg.): Werk und Wirkung Scholochows: Materialien des internationalen Symposiums, Leipzig 10.-13. Dezember 1975. Leipzig: Karl-Marx-Univ., S. 275–280.
Hübner, Friedrich (2012): Russische Literatur des 20. Jahrhunderts in deutschsprachigen Übersetzungen. Eine kommentierte Bibliographie. Köln, Weimar, Wien: Böhlau.
Kossuth, Leonhard (2003). Volk und Welt. Autobiographisches Zeugnis von einem legendären Verlag. Berlin: Nora.
Manyuk, Grigory / Wiesner, Manfred (2014): Der Übersetzer (Dokumentarfilm). Wien: Wiesengold Productions. Erstaufführung: 21. Jüdisches Filmfestival Berlin und Potsdam 2015.
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Reschke, Thomas (2003). Die Bücher haben die Wende von 1989 mit vorbereitet. In: Barck, Simone / Lokatis, Siegfried (Hg.): Fenster zur Welt- Die Geschichte des DDR- Verlags Volk und Welt. Berlin: Ch. Links Verlag, S. 67–74.
Rode, Werner (1977). Der Übersetzer Juri Elperin. In: Bücherkarren (1977), Nr. 1, S. 84–85.
Siegl, Elfie (2011): „Ich war immer ein Außenseiter“. Der literarische Übersetzer und Autor Juri Elperin. Kulturtermin-Literatur. Eine Sendung von Elfie Siegl. 19. März 2011. Kulturradio rbb [Manuskript der Sendung].
Schlögel, Karl (2008): Terror und Traum: Moskau 1937. München: Carl Hanser Verlag.
Schlögel, Karl (2018). Das sowjetische Jahrhundert. Archäologie einer untergegangenen Welt. 3. Aufl. München: C. H. Beck.
Sokol’skij, Michail (2001): Rokovoe bylo vremja. Marburg: Blaue Horner Verlag.
Vatlin, Aleksandr/ Mussienko, Natalia (2005): Schule der Träume: die Karl-Liebknecht-Schule in Moskau (1924–1938). Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
Vsevolodov, Vladimir A. (2003). Srok chranenija – postojanno! Kratkaja istorija lagerja voenoplennych i internirovannych UPVI NKVD- MVD SSSR Nr. 27. [Aufbewahrungsfrist: Unbefristet! Das Lager der UPVI NKVD-MVD SSSR Nr. 27 (kurze Geschichte)]. Krasnogorsk, Moskva: Memorial’nyl musej nemeckich antifašistov.
Tretner, Andreas (2018): Äquilibristen der Anpassung. Hilde Angarowa: eine Übersetzerin erfindet sich selbst. In: Knott, Marie Luise / Brovot, Thomas / Blumenbach, Ulrich / Becker, Jürgen (Hg.): Zaitenklänge: Geschichte aus der Geschichte der Übersetzung. Berlin: S. 140–165.
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Archiv

Am Anfang war das Wort: aus der Werkstatt literarischer Übersetzer. Elfie Siegl im Gespräch mit Juri Elperin und Thomas Reschke. 15. November 1977. RIAS-Berlin. Reihentitel: Kompaß. Archivnummer: 510–440.
Die Akten des Oberreichsanwalts in der Strafsache Leon Elperin wegen Hochverrats. Bundesarchiv (BA), Archivnummer R 3003/ 14aJ554/31.
Urkundentext des Nationalpreises der DDR. Dokumente und Briefwechsel. Bundesarchiv (BA), Archivnummer: 23800.
Vortrag von Juri Elperin. Tendenzen und Wertungen der sowjetischen Literatur der Gegenwart. 17. Februar 1989. Tondokumentsammlung des Kulturbundes der SED. Bundesarchiv (BA), Archivnummer TONY 4/258, TONY 4/259.
[Ost-West-Report] Ost-West-Report. Davos-Berlin-Paris-Moskau: Stationen des literarischen Übersetzers Juri Elperin (Manuskript der Sendung). Historisches Archiv des Bayerischen Rundfunks (Bayern 2. 22. März 1999), Archivnummer: DE-1965:111349.
Am 22. Juni 1941. In: Erinnerungen 2/7 (Veröffentlichung in etwas abgeänderter Form in der Wochenzeitung der Freitag 21. Juni 1991). Universitätsbibliothek Greifswald, Archiv Juri Elperin.
Begegnungen und Erinnerungen in und an Kriegs- und Nachkriegszeiten. In: Erinnerungen 2/7. Universitätsbibliothek Greifswald, Archiv Juri Elperin.
Damals und heute. In: Erinnerungen 2/7. Universitätsbibliothek Greifswald, Archiv Juri Elperin.
Der neue Mensch auf den Trümmern der Utopie. Über die Verhinderung von Kreativität in der Sowjetunion (Manuskript der RIAS Berlin-Sendung Kulturzeit vom 8.12.92). In: Erinnerungen 2/7. Universitätsbibliothek Greifswald, Archiv Juri Elperin.
[Kleine Streitschrift] Kleine Streitschrift zur Verteidigung des russischen Autors Michail Bulgakov. In: Übersetzungskritik 5/11. Universitätsbibliothek Greifswald, Archiv Juri Elperin.
[Laudatio] Schnetz, Wolf Peter (2005): Laudatio anlässlich der Verleihung des Kogge-Ehrenrings. Universitätsbibliothek Greifswald, Archiv Juri Elperin.
Lebenslauf (Moskau 1999). In: Erinnerungen 2/7, 1-3. Universitätsbibliothek Greifswald, Archiv Juri Elperin.
Mein Lebensweg (ohne Datum, vermutl. nach 1990). In: Erinnerungen 2/7. Universitätsbibliothek Greifswald, Archiv Juri Elperin.
Spravka o perevodach Ju. L. Elperina. In: Erinnerungen 2/7. Universitätsbibliothek Greifswald, Archiv Juri Elperin.
Meine Deutschlandreisen. In: Mein Lebensweg 2/6 und Erinnerungen 2/7. Universitätsbibliothek Greifswald, Archiv Juri Elperin.
Über Kataew. In: Vorträge. Verschiedene Themen 3/14. Universitätsbibliothek Greifswald, Archiv Juri Elperin.
Über Scholochow. In: Vorträge. Verschiedene Themen 3/14. Universitätsbibliothek Greifswald, Archiv Juri Elperin.
Vom Übersetzen 1996 (IFA. Russische Abteilung. Symposium 1996). In: Vorträge. Übersetzen. Universitätsbibliothek Greifswald, Archiv Juri Elperin.
Vom Übersetzen. In: Vorträge. Übersetzen. (Die gekürzte Version in: Damu-Hefte 1/2010. Deutsche Assoziation der Absolventen und Freunde der Moskauer Lomonossow-Universität e.V. Leipzig: OsirisDruck, 13-17). Universitätsbibliothek Greifswald, Archiv Juri Elperin.

Zitierweise

Stukalenko, Viktoriya: Juri Elperin, 1917–2015. In: Germersheimer Übersetzerlexikon UeLEX (online), 3. August 2022.
BeschreibungJuri Elperin (© privat).
Datum5. Oktober 2022
Juri Elperin (© privat).

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