August von Kotzebue, 1761–1819
August von Kotzebue war zu seinen Lebzeiten und auch noch durch das ganze 19. Jahrhundert der meistgespielte deutsche Dramatiker. Daran konnten die vernichtenden Urteile der Goethe und Schiller verehrenden Kritiker nichts ändern. „Vom künstlerischen Standpunkte haben die Theaterstücke Kotzebues samt und sonders gar keinen Wert,“ schreibt Karl Goedeke 1859. Es sei ein Irrtum zu meinen, „Kotzebue habe das deutsche Volk zum Publikum gehabt“ (Goedeke 1859: 1058). Ludwig Geiger indes ergänzt seine Ausführungen zur trotz der „Verdammung der Kritiker und Aesthetiker“ erstaunlichen Langlebigkeit der Kotzebue-Lustspiele mit dem Hinweis, dass
[e]ine Statistik aus dem Wiener Burgtheater 1867 lehrt, daß in 77 Jahren 104 Kotzebue’sche Stücke gespielt worden waren und 3650 Aufführungen erlebt, also die Theaterabende von mindestens 10 vollen Jahren ausgefüllt hatten. (Geiger 1882)
Unter den Einträgen zu Koetzebues Werk in Goedekes Grundrisz zur Geschichte der deutschen Literatur (1859: 1058–1065 und 1893: 270–288) finden sich mehrere Hinweise auf durch Übersetzen entstandene Texte:
„Gedichte des Hrn. Staatsrats v. Derschawin“/ „Nach dem Französischen des Fayan“ / „Der alte Leibkutscher Peter des Dritten […] Russisch von Krasnopolski“ / „Aus dem Russischen übersetzt“ / „Nach dem Französischen bearbeitet“ / „Aus dem Französischen übersetzt“ / „Nach dem Lustspiele des Andrieux“ / „Historisches Drama in drey Akten von Düval, aus dem vom Vf. mitgetheilten Mscr. frey übersetzt“ / „Nach Holbergs verwandeltem Bauer“ / „Lustspiel frei nach dem Französischen“ / „Lustspiel in fünf Acten von Cumberland. Aufs neue für die deutsche Bühne bearbeitet“ / „Ein russ. Orig.-Trauersp. in 5 Akten“ / usw.
Was für „translatorische Handlungen“ sich genau hinter den jeweiligen Angaben zu den russischen, französischen, englischen oder auch dänischen (Holberg) Prätexten verbergen, müsste gründlicher untersucht werden.