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Fritz Heymann, 1897–1944

28. Januar 1897 Bocholt (Deutsches Reich) - 30. September 1944 Vernichtungslager Auschwitz (Deutsches Reich)
Original- und Ausgangssprache(n)
Englisch
Schlagworte
Übersetzerisches ProfilExilübersetzer Übersetzte GattungenBiographien, Essays, Fachtexte, Sachtexte Sonstige SchlagworteExil (NS-Zeit), Frankreich (Exil), Niederlande (Exil), NS-Opfer, Saarland (Exil)

Vorbemerkung der Redaktion

Erweiterte Fassung eines Biogramms, das im Rahmen des DFG-geförderten D-A-CH-Projekts Exil:Trans (2019–2022) entstand und zuerst erschienen ist in: Tashinskiy, Aleksey / Boguna, Julija / Rozmysłowicz, Tomasz: Translation und Exil (1933–1945) I: Namen und Orte. Recherchen zur Geschichte des Übersetzens. Berlin: Frank & Timme 2022, S. 33-36.

Heymanns Leben und Werk ist vergleichsweise gut dokumentiert, u.a. durch einen Eintrag im Lexikon deutsch-jüdischer Autoren (Heuer 2002: 290–296): Geboren am 28. August 1897 in Bocholt (Westfalen), Schulbesuch in Düsseldorf, Teilnahme am ersten Weltkrieg, anschließend als Freikorpsoffizier Kampf gegen die Spartakisten, Literatur- und Jurastudium (Promotion in Heidelberg 1921), Arbeit als Redakteur für die von Siegfried Thalheimer geleitete Düsseldorfer Lokal-Zeitung (Wirtschaftspolitik, Literaturkritik, Recherchen zur jüdischen Geschichte), 1933 Flucht ins Saarland, dort bis zur Saarabstimmung Mitarbeit am Feuilleton der antinazistischen Zeitschrift Westland bzw. Grenzland, 1935 Flucht über Paris nach Amsterdam, wo Heymann vor allem seine Studien zur Geschichte der Juden und der Marranen vorantreibt. Bei einer Razzia im Winter 1942/43 wird er gemeinsam mit seiner Mutter aufgegriffen und ins Durchgangslager Westerbork geschickt, von wo aus die beiden am 14. September 1943 nach Theresienstadt deportiert werden. Heymanns Mutter überlebt in Theresienstadt, sein Leben endete am 30. September 1944 im Konzentrationslager Auschwitz.1Die Angaben zum Todesdatum schwanken, ich halte mich an den Eintrag in der Zentralen Datenbank der Namen der Holocaustopfer (Yad Vashem Archives; Aufruf 25. Februar 2021) bzw. im Lexikon deutsch-jüdischer Autoren (Bd.11, 2002: 290); vgl. zu den einzelnen Daten ferner den Aufsatz von Laureen Nussbaum (1992: 80).

Im Amsterdamer Exil veröffentlichte Heymann 1937 bei Querido unter dem Titel Der Chevalier von Geldern seine 480 Seiten starke Chronik vom Abenteuer der Juden, für die er bereits in den 20er Jahren Vorstudien u.a. in der Vossischen Zeitung veröffentlicht hatte. In der Einleitung der vom New Yorker Leo Baeck-Institut 1963 veranlassten Neuausgabe berichtet Hermann Kesten über Begegnungen mit dem „scharfe[n] und journalistisch aktive[n] Nazigegner“ Heymann in Amsterdam, wo er „als Übersetzer für unseren Verlag,“ für Allert de Lange, arbeitete (Kesten 1963: Xf.):

Ich erinnere mich an manchen Spaziergang entlang der Grachten, mit Fritz Heymann, an manchen Nachmittag mit ihm im Kaffeehaus, etwa im Lido, oder im Hotel Americain, oder am Rembrandtplatz, wenn wir uns über die Schicksale der Juden unterhielten, die seine und meine Figuren waren, oder über eine Figur, von der ich gerne gewünscht hätte, ich hätte sie nur erfunden, von Hitler, der täglich im Rundfunk kreischte, er werde das Volk der Juden ausrotten. (Ebd.: XI)

Unter den Exilbeständen der Deutschen Nationalbibliothek finden sich an beiden Standorten (Leipzig und Frankfurt/M.) vier von Heymann aus dem Englischen übersetzte und in Amsterdam zwischen 1937 und 1940 veröffentlichte Sachbücher mit einem Gesamtumfang von knapp 1700 Druckseiten:

  • Gunther, John: So sehe ich Europa [Originaltitel: Inside Europe, 1936]. Amsterdam: Allert de Lange 1937. 487 S. (2. Aufl. 1937)
  • Roberts, Stephen H.: Das Haus, das Hitler baute [Originaltitel: The House that Hitler Built, 1937]. Amsterdam: Querido 1938. 505 S.
  • Churchill, Winston S.: Große Zeitgenossen [Originaltitel: Great Contemporaries, 1937]. Amsterdam: Allert de Lange 1938. 397 S.
  • Krivitsky, W. G.: Ich war in Stalins Dienst [Originaltitel: In Stalin’s Secret Service, 1939]. Amsterdam: Allert de Lange 1940. 295 S.

Die vier Bücher ergeben ein ziemlich deutliches Profil. Heymann übersetzte ausschließlich gerade auf den Markt gekommene englischsprachige Sachtexte, in denen es um die politische Lage in Europa geht. Der Amerikaner John Gunther war in der Zwischenkriegszeit kreuz und quer durch Europa gereist. In seinem Erfolgsbuch Inside Europe beschreibt er aus der Perspektive eines Auslandsjournalisten die erstarkenden Diktaturen (Hitler, Franco, Mussolini, Pilsudski, Stalin) und die Situation in Frankreich, England, Österreich, Ungarn, Jugoslawien sowie auf dem Balkan und in der Türkei. Die Arbeit an dieser Übersetzung scheint Heymann nicht als besonders herausfordernd empfunden zu haben. In einem Brief an seinen Freund Franz Littmann (Jerusalem) schrieb er am 9. Mai 1937: „Zur Zeit übersetze ich einen englischen Reißer: Gunther, Inside Europe, für de Lange ins Deutsche, eine langweilige, aber nicht ganz schlecht bezahlte Arbeit, die mich im Augenblick persönlich über Wasser hält“ (Fritz Heymann Collection, Leo Baeck-Institut New York).

Interessanter könnte für Heymann das Buch von Roberts gewesen sein. Der australische Neuzeit-Historiker Stephen H. Roberts, der zwischen 1935 und 1937 zu einem langen Forschungsaufenthalt nach Deutschland kam, analysiert in dieser fulminant geschriebenen Studie Entwicklung, Stand und Perspektiven der Innen-, Wirtschafts- und Außenpolitik des nationalsozialistischen Staates und prognostiziert auf dieser Basis einen von Hitler angezettelten neuen europäischen Krieg. The House that Hitler Built war ein großer verlegerischer Erfolg. Der Londoner Erstausgabe von 1937 folgten noch im selben Jahr weitere Auflagen und laut seinem auf „Sydney, am 1. Juni 1938“ datierten Vorwort erweiterte Roberts die 9. (!) Auflage seiner Darstellung um ein Kapitel, „das über die Ereignisse bis zu dieser Stunde berichtet und sich vor allem mit dem Kirchenstreit, mit den wirtschaftlichen Wandlungen und dem Umschlag in Österreich und der Tschechoslowakei befaßt“ (Roberts 1938: 12). Im Impressum der Heymann’schen deutschen Version heißt es: „nach der 9. revidierten und erweiterten Auflage übersetzt“ (ebd.: 4). Gedruckt wurde der Querido-Band nicht in den Niederlanden sondern bei „Pressa“ im tschechoslowakischen „Schl[esisch]-Ostrau“ (ebd.). Man ahnt, welche logistischen Probleme der Exilverlag nicht nur beim Vertrieb seiner Neuerscheinungen zu bewältigen hatte, sondern bereits bei ihrer Produktion. Dass Heymann für seine Übersetzung sowohl die Erstausgabe wie die revidierte Version benutzt haben muss, erhellt ein kurzer Eintrag in Thomas Manns Tagebuch vom 13. Dezember 1937: „Zeitungen (Mussolinis Austritt) und das Tage-Buch, worin eine vorzügliche Hitler-Charakteristik des Prof. Roberts“ (Mann 1980: 142 u. 653). Die Buchausgabe Das Haus, das Hitler baute las Thomas Mann im November 1938 (ebd.: 283, 285).

Zu den zwanzig „großen Zeitgenossen“, die in Heymanns Churchill-Übersetzung porträtiert wurden, gehörten neben Gestalten wie George Bernard Shaw oder Lawrence von Arabien auch Trotzki, Boris Sawinkow und Hitler.2Um seinen neuen Alliierten in der Anti-Hitler-Koalition nicht zu verärgern, strich Churchill für die englische Ausgabe von 1941 die Stalin-feindlichen Porträts über Trotzki und Sawinkow. – Eine bescheidene Konzession war das verglichen mit Stalins aus Rücksicht auf seine westlichen Alliierten verfügter Auflösung der Komintern im Jahre 1943. Die drei Autoren John Gunther, Stephen H. Roberts und Winston S. Churchill finden sich in der Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums (Stand 31. Dezember 1938), von Gunther sind „sämtliche Schriften“ indiziert, von Roberts „The house that Hitler built. Sämtliche Ausgaben“ und von Churchill die Allert de Lange-Ausgabe (vgl. Liste 1939). Auch die vierte Heymann-Übersetzung wurde als „schädlich und unerwünscht“ registriert, in der Jahresliste 1940.

Diese Übersetzung von In Stalin’s Secret Service ist vor dem Hintergrund der Fassungslosigkeit zu sehen, die bei vielen antifaschistisch eingestellten Zeitgenossen im Spätsommer 1939 über den deutsch-sowjetischen Nichtangriffsvertrag entstanden war. Die deutsche Version des Buches von Kriwitzki, der – vor seinem politischen Seitenwechsel und der Flucht in die USA – bis 1936 für die sowjetische Militärspionage in Westeuropa verantwortlich war, beginnt mit dem Kapitel Stalin macht mit Hitler Frieden. Auf dem Titelblatt bzw. im Impressum des 1990 unter dem Titel Ich war Stalins Agent veröffentlichten Reprints der Amsterdamer Ausgabe wird der Name des Übersetzers nicht genannt. Aber in einem Nachwort geht Hellmut G. Haasis nicht nur auf den bewegten Lebenslauf des „1899 im jüdischen Getto der westukrainischen Stadt Podwolocyska als Samuel Ginsberg auf die Welt gekommen[en]“ Walter G. Krivitsky ein, sondern auch auf die Frage, warum Heymann, der „ebenfalls Jude“ war, gerade dieses Buch übersetzt hat. Haasis sieht einen Zusammenhang mit Heymanns historischen Interessen an jüdischen Abenteurer-Gestalten, wie er sie in Der Chevallier von Geldern porträtiert hatte:

Heymann war unentwegt tätig für eine emanzipatorische Geschichtsschreibung der Juden. Er liebte die Außenseiter. Krivitskys Buch kam ihm gerade recht. Es war seine letzte Übersetzungsarbeit, die kurz vor dem Einfall der Nazis nach Holland erschien. Das Buch kam noch unter das Publikum. (Haasis 1990: 315)

Haasis macht ferner darauf aufmerksam, dass die ebenfalls 1940 erschienenen französischen, italienischen und holländischen Übersetzungen „mehr oder weniger gefühlvolle Eingriffe der jeweiligen Verleger aufweisen“, und er fragt: „Was fehlt in der deutschen Ausgabe? Ich weiß es nicht. Dies zu prüfen, wäre eine lohnende Aufgabe“ (ebd. 313f.).

Summe: Alle während seines holländischen Exils von Heymann ins Deutsche gebrachten Bücher lassen sich als „antifaschistisch“ charakterisieren. Aber zugleich sind es Stalin-kritische (Gunther, Churchill, Krivitsky) bzw. von einem „demokratischen Individualisten“ (Roberts 1938: 9) geschriebene Bücher. In seiner Studie über den Querido-Verlag nennt Walter den Exil-Autor Heymann einen „dezidierten Antikommunisten“ (Walter 1997: 201). Diese Charakterisierung wird durch die Lektüre der von Heymann übersetzten Werke bestätigt. Seine Politik der Translation – wenn man es so nennen will – hatte eine doppelte Stoßrichtung: gegen Hitler und gegen Stalin.

Zu seinem übersetzerischen Tun hat sich Heymann in den von ihm übersetzten Büchern nicht geäußert. In einem (undatierten) Brief vom Herbst 1939 an seinen nach Palästina ausgewanderten jugendlichen Freund Franz Littmann findet sich jedoch eine längere Passage, in der es um die geplante englische Ausgabe seines Hauptwerk Der Chevalier von Geldern ging. Um die Vermarktung dieses Buches in Großbritannien und den USA hatte sich der Verleger Salman Schocken kümmern wollen. Littmann arbeitete damals für die seit 1937 von Schocken finanzierte Tageszeitung Haaretz:

Mit Deinem Chef [Salman Schocken; AFK] habe ich nicht die besten Erfahrungen gemacht. Du weißt, daß er, bzw. der Sohn Theodor, den Chevalier für England und Amerika einem amerik. Verlag abtraten, ich erklärte mich damit einverstanden. Dieser Verlag hat nun – entgegen allen Vertragsklauseln und Briefzusagen – mit keine Probe der Uebersetzung geschickt, sondern den fertig umbrochenen Satz: eine tolle Geschichte. Du würdest den Chevalier nicht wiedererkennen. Irgendein Narr dort, der weder englisch noch deutsch versteht, sondern offenbar nur den Eastside-Lingo, hat aus meinem Buch Short Stories gemacht mit pikanten Ueberschriften. Er hat die Handlung nach Belieben geändert, fast alles Jüdische, Kulturhistorische, Historische gestrichen – das Ganze ist hahnebüchen. Ich habe nun in der korrekten Form das Herausbringen dieses Machwerks untersagt, mit Schadenersatzprozessen gedroht etc. Gleichzeitig habe ich Theordor Sch[ocken], den ich noch in USA glaube, und seinen Vater durch Einschreibbriefe von der Sache unterrichtet, da ich ja nur mit S[alman] S[chocken] Kontrakt habe, und meine Forderungen auf sie ausgedehnt. Den Sohn habe ich gebeten, in der Sache bei dem Verlag, den er ja ausgesucht hat, vorstellig zu werden. Bislang bin ich auf je zwei Briefe an jeden ohne jede Antwort geblieben. Es wird also so sein, daß ich in 14 Tagen etwa in Jerusalem Klage gegen Salman Schocken einreichen werde, weil er entgegen den Kontraktklauseln mein Buch in USA entjudet und entwertet hat – so sieht das juristisch aus. Mit bleibt keine andere Wahl. Inzwischen habe ich Erwin [?] ersucht, zu dem Verlag zu gehen, um mal zu sehen, wie die Leute sich einstellen. Vielleicht kannst Du Dir mal die von mir an SS gesandten Briefkopien von Habermann zeigen lassen. Ich habe keine Durchschläge mehr. (Fritz Heymann Collection, Leo Baeck-Institut New York)

Wenige Monate später war es kaum noch möglich, Briefe von Amsterdam nach Palästina oder in die USA zu schicken, die Deutschen waren gekommen. Heymann blieb eine Weile als hochdekorierter ehemaliger deutscher Frontkämpfer geschützt, aber ab Herbst 1941 wurden alle Juden in den Niederlanden gleich ihren Leidensgenossen im Deutschen Reich „aus dem normalen Alltagsleben sowie aus dem kulturellen Leben ausgesondert“ (Nussbaum 1992: 77). Der Judenrat organisierte 1942 eine Vortragsreihe, an der sich Heymann mit sechs Vorlesungen für die „verängstigte jüdische Zuhörerschaft“ (ebd.) beteiligte, unter dem aufrüttelnden, Mut machenden Titel Marranen-Chronik. Aus dem wilden und goldenen Zeitalter der Juden.3Das Marranen-Manuskript hat Heymanns Mutter, die 1945 aus Theresienstadt nach Amsterdam zurückkehren konnte und in den 50er Jahren zu ihrem zweiten Sohn nach Buenos Aires auswanderte, mit anderen Papieren 1959 dem Leo Baeck-Institut in New York übergeben. Julius H. Schoeps hat die Vorlesungsreihe unter dem nicht unbedingt Heymanns Intentionen entsprechenden Titel Tod oder Taufe 1988 veröffentlicht. Falsch sind Schoeps Angaben im Nachwort, wonach Heymann 1940 in den Niederlanden untergetaucht sei und seine Mutter noch eben rechtzeitig nach Argentinien habe entkommen können; die Richtigstellungen finden sich bei Nussbaum (1992: 80).

Die Nachricht, dass Heymann und seine Mutter im Sommer 1943 noch lebten, erreichten seine Freunde in Jerusalem im August 1943. Franz Littmann, der zuletzt 1940 einen Brief aus Amsterdam erhalten hatte, machte einen verzweifelten Versuch, die Heymanns vor der Vernichtung zu retten. Er wandte sich am 28. August an den britischen Premierminister:

[…] You may remember Dr. Fritz Heymann, a wellknown writer and journalist who in 1939 translated into German your book “Great Contemporaries”. Dr. Heymann together with his aged mother was caught by Nazi invasion in Holland and all hope for their being alive was given up until a few days ago when a telegram was received from him urging his friends in Jerusalem to do their utmost to register him and his mother for exchange against internees of German nationality. As this may help Dr. Heyman to stave off deportation for some time, we have cabled to him through the Red Cross at Geneva that he is registered for such an exchange although we are aware that there is not the slightest hope for his and his mother’s early rescue by such means. Therefore, my appeal for help goes to you […] to save this outstanding writer and anti-fascist journalist from torture and death by deportation […]. (Fritz Heymann Collection, Leo Baeck-Institut New York)

Die Antwort aus Downing Street kam am 17. September:

Dear Sir, In reply to your airgraph letter addressed to the Prime Minister, while I know that he would be very sorry to hear of Dr. Heyman’s unfortunate position, you will understand, I am sure that Mr. Churchill is unable to intervene in individual cases. Therefor I am afraid there is nothing he can do to help you. Yours truly [Unterschrift] Personal Private Secretary. (Ebd.)

In der tschechischen Holocaust-Opferdatenbank finden sich genauere Angaben zu Fritz Heymanns letzten Lebensstationen. Danach kam er zusammen mit 283 Leidensgefährten am 27. Januar 1944 mit dem „Transport XXIV/3, Nr. 93“ vom Konzentrationslager Bergen-Belsen nach Theresienstadt. Acht Monate später, am 28. September 1944, wurde Heymann mit dem „Transport Ek, Nr. 1514“ nach Auschwitz gebracht. Von den mit diesem Transport deportierten 2.500 Menschen wurden 2023 ermordet, unter ihnen – vermutlich am 30. September 1944 – Fritz Heymann.4Vgl. www.holocaust.cz/de/opferdatenbank/opfer/150280-fritz-heymann/

Anmerkungen

  • 1
    Die Angaben zum Todesdatum schwanken, ich halte mich an den Eintrag in der Zentralen Datenbank der Namen der Holocaustopfer (Yad Vashem Archives; Aufruf 25. Februar 2021) bzw. im Lexikon deutsch-jüdischer Autoren (Bd.11, 2002: 290); vgl. zu den einzelnen Daten ferner den Aufsatz von Laureen Nussbaum (1992: 80).
  • 2
    Um seinen neuen Alliierten in der Anti-Hitler-Koalition nicht zu verärgern, strich Churchill für die englische Ausgabe von 1941 die Stalin-feindlichen Porträts über Trotzki und Sawinkow. – Eine bescheidene Konzession war das verglichen mit Stalins aus Rücksicht auf seine westlichen Alliierten verfügter Auflösung der Komintern im Jahre 1943.
  • 3
    Das Marranen-Manuskript hat Heymanns Mutter, die 1945 aus Theresienstadt nach Amsterdam zurückkehren konnte und in den 50er Jahren zu ihrem zweiten Sohn nach Buenos Aires auswanderte, mit anderen Papieren 1959 dem Leo Baeck-Institut in New York übergeben. Julius H. Schoeps hat die Vorlesungsreihe unter dem nicht unbedingt Heymanns Intentionen entsprechenden Titel Tod oder Taufe 1988 veröffentlicht. Falsch sind Schoeps Angaben im Nachwort, wonach Heymann 1940 in den Niederlanden untergetaucht sei und seine Mutter noch eben rechtzeitig nach Argentinien habe entkommen können; die Richtigstellungen finden sich bei Nussbaum (1992: 80).
  • 4
    Vgl. www.holocaust.cz/de/opferdatenbank/opfer/150280-fritz-heymann/

Quellen

Haasis, Hellmut G. (1990): Walter G. Krivitsky. Chef des Sowjetischen Militärischen Nachrichtendienstes in Europa – ein fast vergessener Gegner Stalins. In: Krivitsky, Walter G.: Ich war Stalins Agent. Mit zeitgenössischen Dokumenten und einem Nachwort neu hg. von H.G.H. Grafenau-Döffingen: Trotzdem Verlag, S. 297–328.
Heuer, Renate (Hg.) (2002): Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Bd. 11: Hein–Hirs. München: Saur.
Kesten, Hermann (1963): Das Glück der Juden. In: Heymann, Fritz: Der Chevalier von Geldern. Eine Chronik der Abenteuer der Juden. Köln: Joseph Melzer Verlag, S. I–XVI.
Mann, Thomas (1980): Tagebücher 1937–1939. Hg. von Peter de Mendelssohn. Frankfurt/M.: Fischer.
Nussbaum, Laureen (1992): "Tod oder Taufe". Zur Herausgabe der Marranen-Chronik Fritz Heymanns. In: Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte Jg. 44 (1992), H.1, S. 76-81.
Roberts, Stephen H.: Das Haus, das Hitler baute [Originaltitel: The House that Hitler Built, 1937]. Amsterdam: Querido 1938.
Walter, Hans-Albert (1997): Fritz H. Landshoff und der Querido Verlag 1933–1950. Marbach: Deutsche Schillergesellschaft.

Archiv

Leo Baeck-Institut in New York: Fritz Heymann Collection.

Zitierweise

Kelletat, Andreas F.: Fritz Heymann, 1897–1944. In: Germersheimer Übersetzerlexikon UeLEX (online), 11. Oktober 2022.
BeschreibungKarteikarte der tschechischen Holocaust-Opferdatenbank
Datum27. März 2024
Karteikarte der tschechischen Holocaust-Opferdatenbank

Bibliographie

Übersetzungen (Buchform)

Übersetzungen (Zeitschriften, Anthologien)

Originalwerke

Sekundärliteratur

Detaillierte Bibliographie