Gustav Solar, 1916–1997
Der aus Böhmen stammende, 1947 mit seiner Dissertation Über die Polyphonie der Kunstgeschichte an der Universität Prag zum Dr. phil. promovierte Gustav Solar hat nach dem Studium zunächst im diplomatischen Dienst gearbeitet (u.a. 1949/50 als Chargé d’affaires ad interim in Stockholm, 1950-53 als Leiter der tschechoslowakischen Militärmission beim alliierten Kontrollrat in Berlin) und danach als Freiberufler zahlreiche kunsthistorische, touristische und auch kinderliterarische Texte aus dem Tschechischen übersetzt. Viele dieser Übersetzungen erschienen in den großzügig gestalteten Bildbänden des Prager Artia-Verlages. In Prag war Solar zudem von August 1961 bis Oktober 1968 als Chefredakteur des in mehreren Sprachen herausgegebenen Kulturmagazins Im Herzen Europas (Orbis-Verlag) tätig.
Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings flüchtete er 1968 in die Schweiz, wo 1969 seine – gemeinsam mit Felix R. Bosonnet erstellte – Kohout-Übersetzung Aus dem Tagebuch eines Konterrevolutionärs erschien.
In Zürich begann für ihn als Mitarbeiter der Graphischen Sammlung der Zentralbibliothek ein neuer Lebensabschnitt. Es entstanden zahlreiche gewichtige kunsthistorische Beiträge, herausragend darunter seine Arbeiten zu Jan Hackaerts Alpenbildern, zu Hans Conrad Escher von der Linth sowie zur Geschichte des Vollrundpanoramas. Erinnert wurde er in einem Nachruf der Neuen Zürcher Zeitung als
ebenso erfrischender Wissenschaftler wie kritischer Beobachter seiner Zeit, der die Schicksalsschläge des Lebens als Kerben mit sich trug, ohne jede Ranküne. Über die Zeit im Konzentrationslager schwieg er; man fragte nicht, und ihm war es recht.
(Weber 1997)