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Bruno Adler, 1889–1968

14. Oktober 1888 Karlsbad (Österreich-Ungarn) - 27. Dezember 1968 London (Großbritannien)
Original- und Ausgangssprache(n)
Englisch, Französisch
Schlagworte
Übersetzerisches ProfilExilübersetzer, Gelegenheitsübersetzer Übersetzte GattungenErzählungen Sonstige SchlagworteExil (NS-Zeit), Großbritannien (Exil), Tschechoslowakei (Exil)

Bruno Adler, geboren 1888 in Karlsbad, studierte in Wien, Erlangen und München Germanistik und Kunstgeschichte. Mit einer Arbeit über Ursprünge und Anfänge des Holzschnitts wurde er 1917 in München zum Dr. phil. promoviert. In München entstand auch der Kontakt zur künstlerischen Avantgarde des Blauen Reiters, was seine Berufung an das Weimarer Bauhaus förderte. Von 1919 bis 1923 hat er dort unterrichtet, gleichzeitig gab er Unterricht an der Staatlichen Hochschule für Bildende Kunst in Weimar und an der Volkshochschule Jena.

Mitte der 1920er Jahre engagierte er sich u. a. als Herausgeber der Monatsschrift Die Provinz (Karlsbad) gegen den erstarkenden sudetendeutschen Nationalsozialismus und für die deutsch-tschechische Verständigung. 1933 ging er nach Prag, wo er einst auch die Schule besucht hatte.

Im Berliner Rowohlt Verlag erschien 1936 Adlers 468 Seiten starke, von der deutschen Presse hochgelobte Stifter-Biographie. Autor und Verlag benutzten für das Buch das anagrammatische Pseudonym Urban Roedl. Doch die Sache flog auf. Die Restauflage des zunächst als „eines der deutschesten Bücher des Jahres“ gepriesene, jetzt aber als „jüdisches Machwerk“ geschmähten Werks wurde vernichtet, Rowohlt erhielt wegen „Tarnung jüdischer Schriftsteller“ Berufsverbot.1Der Verlag musste mit der DVA in Stuttgart fusionieren, neuer Geschäftsführer wurde Heinrich Maria Ledig.

1936 emigrierte Adler nach Großbritannien, wo er zunächst an einem Landschulheim Deutsch und Kunstgeschichte unterrichtete. Während des zweiten Weltkriegs und auch noch danach arbeitete er für den German Service der BBC. Berühmt sind seine zwischen Sommer 1940 und Januar 1944 ins „Dritte Reich“ ausgestrahlten Frau Wernicke-Satiren, die posthum in Auswahl 1990 auch gedruckt veröffentlicht wurden.

Als Übersetzer ist sein Name lediglich in einer in Weimar 1923 erschienenen Flaubert-Ausgabe überliefert (Die Sage von St. Julian, dem Gastfreien). Als weitere translatorische Handlung müsste jedoch auch seine Arbeit als Redakteur der 1946 bis 1950 vom Alliierten Informationsdienst im Rahmen der Reeducation-Bemühungen monatlich herausgegebenen Reihe Neue Auslese in den Blick genommen werden, in der fast ausschließlich (aus vielen Sprachen) übersetzte literarische, essayistische und populärwissenschaftliche Texte vorgestellt wurden. Die Reihe hatte es sich „zur Aufgabe gemacht, die Leser dieses Magazins mit dem Internationalen Schrifttum der Zeit bekannt zu machen und den Austausch von Ideen zwischen Deutschland und anderen Ländern wiederherzustellen“ (Klappentext zu Nr.1/1946). Namentlich gezeichnet sind Übersetzungen u. a. von weiteren nach Großbritannien Geflüchteten wie Friedrich Burschell, Erich Fried, Egon Larsen oder Ernst Eduard Stein.

Anmerkungen

  • 1
    Der Verlag musste mit der DVA in Stuttgart fusionieren, neuer Geschäftsführer wurde Heinrich Maria Ledig.

Quellen

Naumann, Uwe (1990): Frau Wernicke im Ätherkrieg. In: Adler, Bruno: Frau Wernicke. Kommentare einer "Volksjenossin". Hg. und mit einem Nachwort versehen von Uwe Naumann. Mannheim: persona, S. 157–173.
Lexikon deutsch-jüdischer Autoren (1992). Hg. vom Archiv Bibliographica Judaica e.V. Bd. 1 A - Benc. München: Saur. (Zu Adler S. 34–37).
Roedl, Urban (1936): Adalbert Stifter. Geschichte seines Lebens. Berlin: Rowohlt.

Zitierweise

Kelletat, Andreas F.: Bruno Adler, 1889–1968. In: Germersheimer Übersetzerlexikon UeLEX (online), 11. April 2023.
BeschreibungBruno Adler (© persona Verlag)
Datum17. April 2023
Bruno Adler (© persona Verlag)