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Heinrich Maria Ledig-Rowohlt, 1908–1992

12. März 1908 Leipzig (Deutsches Reich) - 28. Februar 1992 Delhi (Indien)
Original- und Ausgangssprache(n)
Englisch, Französisch

Heinrich Maria Ledig-Rowohlt gehört zu den herausragenden Gestalten der westdeutschen Verlagsszene. Ein großes Engagement für das Übersetzen und die Übersetzer insbesondere englisch- und französischsprachiger Werke zeichnet ihn aus. Die Anfänge dieses Engagements lassen sich bis in seine Jugendjahre in der späten Weimarer Republik und im sog. Dritten Reich zurückverfolgen.

Ledig-Rowohlt wurde am 12. März 1908 in Leipzig als unehelicher Sohn von Ernst Rowohlt und der Schauspielerin Maria Ledig geboren. Im selben Jahr gründete sein Vater den Rowohlt Verlag mit Sitz in Leipzig, ab 1919 in Berlin.

Heinrich Maria Ledig, wie er damals hieß, wuchs zunächst in Leipzig auf. Nach dem ersten Weltkrieg kam er auf ein Internat. Anschließend absolvierte er in Berlin und Köln eine Buchhändlerlehre und verbrachte längere Zeit in England. Als er 1931 mit dreiundzwanzig Jahren nach Deutschland zurückkehrte, trat er in Berlin in Ernst Rowohlts Verlag ein. Über seine frühe Zeit im Verlag hat Ernst von Salomon, der 1934 als Lektor zu Rowohlt kam, in seiner Autobiographie Der Fragebogen (1951) anschaulich berichtet:

„Was halten Sie eigentlich von Ledig?“ fragte mich Rowohlt. Ledig war der blasse schmächtige junge Mann mit den etwas schräge geschnittenen Augen, dem Rowohlt bei jeder Gelegenheit zu verstehen gab, am Fuffzehnten sei der erste. Ich sagte: „Er versteht nicht nur von Literatur, sondern auch vom Verlagsbuchhandel mehr im kleinen Finger als Sie von oben bis unten!“ Rowohlt räusperte sich dröhnend und sagte „Na na!“ Ich sagte: „Warum behandeln Sie ihn eigentlich immer so schlecht?“ – „Er ist ein fauler Kopp!“ sagte Rowohlt […]. „Wissen Sie, als ich merkte, was in dem Jungen drinsteckt, habe ich für seine Ausbildung als Buchhändler gesorgt und ihn nach England geschickt. Ich dachte, das könnte ihm noch einmal sehr nützlich sein! […] Er hat natürlich keine Ahnung davon, daß er mein Sohn ist! Schwören Sie mir, daß Sie den Schnabel halten!“ Ich schwor. (Salomon 1951: 271)

Ledig, so erzählte er es Salomon, wusste jedoch, dass Rowohlt sein Vater war, glaubte indes, dass Rowohlt nicht wisse, dass er sein Sohn sei. Dabei wusste es längst der ganze Verlag und amüsierte sich darüber, dass die beiden nicht wussten, dass der ganze Verlag es wusste (ebd.: 272). Erst nach dem Zweiten Weltkrieg und der Neueröffnung des Verlags in Stuttgart gaben sich die beiden „endlich gegenseitig zu erkennen“ (Pinthus 1962: 33). Ledig fügte seinem Namen den seines Vaters hinzu und hieß fortan Heinrich Maria Ledig-Rowohlt. Für enge Freunde und Mitarbeiter blieb er weiterhin schlicht Ledig.

Was Rowohlt mit dem Nutzen der Ausbildung seines Sohnes in England gemeint hatte, wurde Salomon rasch klar:

Der Verlag hatte immer schon einen Teil seiner Produktion ausländischer Literatur entnommen, vornehmlich der angelsächsischen und französischen. Bei der Auswahl der Autoren und beim Abschließen mit den angelsächsischen Verlegern war Ledig durch seine Sprachkenntnisse und durch eine ganz ungewöhnliche Belesenheit in der angelsächsischen Literatur in der Tat sehr nützlich […]. Die nach dem Ende des Großen Krieges [gemeint ist nach 1918] plötzlich mächtig und schwellend erwachende amerikanische Literatur fand früh durch Rowohlt auch eine deutsche Heimstatt, – jetzt aber strömte sie in das deutsche literarische Vakuum hinein, und Ledig, bislang schon durch alle Gassen des Verlagsgewerbes gehetzt, holte heran, was Rowohlt, der kaum ein Wort Englisch sprach, nur immer verdauen konnte: Sinclair Lewis und Hergesheimer, Faulkner, Hemingway, Nathan Asch – die Reihe war lang, und es schien, als beschlügen sich Ledigs Brillengläser, wenn er erfahren mußte, daß ihm bei einem amerikanischen Autor ein anderer deutscher Verleger um eine Nasenlänge zuvorgekommen war, und Rowohlt röhrte: „Ledig, Sie fauler Kopp, am Fuffzehnten ist der Erste!“ (Ebd.: 272)1Dass Ledig oft, „meist zu Unrecht“ Rowohlts „Prügelknabe“ war, bestätigen auch Verlagsmitarbeiter wie Hans Jordan oder Walter Kiaulehn: „Rowohlt war sehr streng zu dem jungen Mann und kanzelte ihn gerne vor seinen Kollegen ab. Mit anderen tat er das nicht“ (Jordan 1992: 1).

Nach einer Phase der Einarbeitung übernahm Ledig die Verantwortung für die im Verlag veröffentlichten amerikanischen Schriftsteller. Mit Thomas Wolfe verband ihn seit dessen Berlin-Besuchen 1935 und 1936 eine besondere Freundschaft (vgl. Ledig-Rowohlt 1948, Salomon 1951: 275-279, Wolfe 1981: 546-570). Dessen Roman Look Homeward, Angel (1929) war in der Übersetzung des expressionistischen Dichters Hans Schiebelhuth (Schau heimwärts Engel! 1932) ein großer Erfolg. 1935 kam es allerdings zu einer schweren Verstimmung des Übersetzers, nachdem Ledig dessen deutsche Version einer Faulkner-Novelle etwas oberlehrerhaft kritisiert hatte (vgl. Töteberg 2008).

Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten wurden nach und nach 50% der Rowohlt-Titel verboten, Ernst Rowohlt selbst 1938 „wegen Tarnung jüdischer Schriftsteller“ aus Goebbels Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen. Er hatte sich von Mitarbeitern, Übersetzern und Autoren (u.a. Bruno Adler alias Urban Roedl, Franz Hessel, Mascha Kaléko, Paul Mayer, Clara Ploschitzki, Joachim Ringelnatz), nicht trennen wollen (vgl Salomon 1951: 280f., Jordan 1992: 3, Moldenhauer 2008: 111). Der Verlag wurde an die Deutsche Verlags-Anstalt in Stuttgart angeschlossen, Ledig, der bei den Nazis noch ein unbeschriebenes Blatt war, wurde Geschäftsführer des – wie man es heute nennen würde – Imprint-Verlages. Dieses Weiterbestehen des Rowohlt-Verlags war „eine einmalige Chance“ für den damals erst „einunddreißigjährigen Ledig“ (Jordan 1992: 3). Er konnte die nicht verbotenenen Titel aus dem bisherigen Programm weiter vertreiben und neue Titel eigenständig verlegen. Von 1939 bis 1943 waren das immerhin 33 Bücher, darunter acht Übersetzungen: je zwei aus dem Englischen und Französischen, je einer aus dem Dänischen, Schwedischen, Ungarischen und sogar aus Russischen, 1940 die von Grete Willinsky ins Deutsche gebrachte Sammlung von Satiren unter dem zum geflügelten Wort gewordenen Titel Schlaf schneller, Genosse! (vgl. Hintermeier/Raddatz 1962: 628–630). Zum 1. November 1943 wurde der Verlag endgültig geschlossen. Ledig musste 1941 Soldat werden und wurde an der Ostfront schwer verwundet. Nach Lazarettaufenthalten arbeitete er von 1942 bis Kriegsende als Angestellter für die DVA; er erlebte 1944 die Bombardierung des Verlagsgebäudes samt Vernichtung aller „äußerst mühselig immer noch hergestellten Bücher“ (Pinthus 1962: 33; vgl. Moldenhauer 2008: 113).

Bereits im November 1945 erhielt Ledig in Stuttgart von der amerikanischen Besatzungsmacht die Lizenz zur Wiedereröffnung des Rowohlt Verlags – „dank der politischen Integrität, die er in der Nazizeit bewiesen hatte“ (Frielinghaus o.J., vgl. Jordan 1992: 5f.).2Ernst Rowohlt erhielt in Hamburg die Lizenz für die britische Besatzungszone Ende März 1946. Eine weitere „Zweigstelle“ des Rowohlt Verlags wurde 1946 in Baden Baden, wo die französische Besatzungsmacht residierte, eröffnet. Als Vertreter des Verlags fungierte der frankophile Kurt Kusenberg, der auch aus dem Französischen übersetzte und dabei geholfen haben dürfte, die deutschen Rechte an Camus und Sartre für Rowohlt zu sichern. Im November 1947 schließlich bekam Ernst Rowohlt auch eine Lizenz für die sowjetisch besetzte Zone (vgl. Töteberg 2008: 140 und 146f.). Rowohlt war damit der einzige deutsche Verlag mit „vierzonaler“ Lizenz. Im Stuttgarter Rowohlt Verlag erschien als erstes Verlagsobjekt 1946/47 die von Erich Kästner vierzehntäglich herausgegebene Zeitschrift Pinguin. Nach amerikanischem Vorbild gestaltet wandte sie sich im Rahmen des Reeducation-Programms an junge Leute und diente deren Umerziehung. Die Zeitschrift startete mit einer Auflage von 50.000, bald waren es 100.000 Exemplare.

Die anhaltende Materialknappheit in den ersten Nachkriegsjahren forderte von einem Verleger besondere Erfindungsgabe. Ledig kam auf die Idee, Romane auf Zeitungspapier drucken zu lassen und im Zeitungsformat zu publizieren.3Völlig neu war der Druck von Romanen und anderen längeren Prosatexten im Großformat und auf Zeitungspapier nicht: Von 1942 bis 1945 erschien, herausgegeben vom Reichskommissar für die besetzten norwegischen Gebiete, das je 78 S. umfassende Soldaten-Periodikum Unterhaltung für die Nordfront, in dem u.a. 1943 als Lizenz-Ausgabe des Rowohlt Verlags Leo Slezaks Meine sämtlichen Werke veröffentlicht wurde (vgl. Töteberg 2008: 143, Moldenhauer 2008: 112).Diese Veröffentlichungen, Rowohlt Rotations Romane genannt, waren ein enormer Erfolg, denn die Menschen in Deutschland hatten einen gewaltigen Lesehunger und erhielten endlich wieder Zugang zur Weltliteratur, von der sie durch das nationalsozialistische Regime viele Jahre lang weitgehend abgeschnitten waren.4In welchem Umfang Bücher im sog. Dritten Reich übersetzt und verlegt wurden, ist bei Kate Sturge (2004) nachzulesen; vgl. ferner das Kapitel Fremde Erzählkunst, Bestseller aus dem Ausland in Adam (2013: 222-248), das u.a. über den Erfolg des Tausend-Seiten-Wälzers Vom Winde verweht (Margaret Mitchell) berichtet (300.000 im Dritten Reich verkaufte Exemplare!) oder von Saint-Exupérys Werken, die trotz seiner eindeutigen Haltung gegen Hitlers Deutschland bis 1945 unbehelligt verlegt werden konnten.

Mit der Angabe „Rowohlt Verlag: Hamburg, Stuttgart, Baden-Baden, Berlin“ und treu der Devise „Möglichst viele Buchstaben auf möglichst wenig Papier für möglichst wenig Geld“ (Pfäfflin 1987: 148) erschienen in je 100.000 Exemplaren in ungekürzter Form, aber im Umfang von nur 32 bis 96 Seiten, Romane von Ernest Hemingway, Kurt Tucholsky, Theodor Plivier, Thyde Monnier, André Gide, Joseph Conrad, Ignazio Silone, Erich Kästner, Anna Seghers, Henri Alain-Fournier, Antoine de Saint-Exupéry: „Bald war ganz Deutschland mit diesen Ro-Ro-Ro’s überschwemmt; in den vier Jahren ihres Bestehens wurden 3 Millionen Exemplare (pro Stück 50 Pf) verbreitet“ (Pinthus 1962: 36).

In Stuttgart gründete Ledig neben Pinguin eine zweite Zeitschrift,die ebenfalls ein großer Erfolg wurde: Die von ihm selbst herausgegebene Zeitschrift story – Erzähler des Auslands. Das „monatliche Leseheft“ erschien im August 1946 zum ersten Mal und war, wie die Rotationsromane, großformatig auf Zeitungspapier gedruckt. Auf je 32 Seiten wurden zwischen August 1946 und Dezember 1949 „rund dreihundert Kurzgeschichten in Übersetzungen“ (Ledig-Rowohlt 1986: 9) aus unterschiedlichsten Sprachen veröffentlicht.5Im ersten Jahrgang (August 1946 bis Juli 1947) brachte Ledig Prosatexte von Scholem Alechem, Mulk Raj Anand, Sherwood Anderson, Marcel Arland, Marcel Aymé, Tania Blixen, Elizabeth Bowen, Hans Christian Branner, Ivan Bunin, Dino Buzzati, Karel Capek, Gilbert K. Chesterton, Jean Cocteau, Joseph Conrad, Lord Dunsany, Olav Duun, Ilja Ehrenburg, William Faulkner, Jean Giono, Maxim Gorkij, Jaroslav Hasek, Ernest Hemingway, Aldous Huxley, Johannes V. Jensen, James Joyce, Valentin Katajew, Tommaso Landolfi, David H. Lawrence, Sinclair Lewis, Jack London, André Malraux, William S. Maugham, George Milburn, Theodore Francis Powys, Charles F. Ramuz, Panteleimon Romanow, Victoria Sackville-West, Antoine de Saint-Exupéry, Claire Sainte-Soline, William Saroyan, Jean-Paul Sartre, Alberto Savinio, Frans E. Sillanpää, Ignazio Silone, Konstantin Simonow, Michail Sostschenko, Halldor Stefansson, John Steinbeck, Jules Supervielle, Felix Timmermans, Miguel de Unamuno, Rex Warner, Thomas Wolfe, William Butler Yeats u.a. Helmut Frielinghaus erinnert sich an die Zeitschrift aus jener Zeit, in der er eine Buchhändlerlehre in Braunschweig machte:

Es muss 1950 oder -51 gewesen sein, damals war ich Lehrling, als es zu einer ersten Berührung mit Heinrich Maria Ledig-Rowohlt kam, meinem späteren Verlagschef bei Rowohlt, denn weil so wenige Bücher erschienen, brachte er eine Zeitschrift heraus, die Story hieß, und darin wurden vor allem Short Storys aus dem Englischen und Amerikanischen abgedruckt. Die Storys waren von Autoren wie Hemingway und Steinbeck, alle großen Amerikaner der damaligen Zeit, und auch die Franzosen, waren darin vertreten. Von der Zeitschrift konnten wir gar nicht so viele Exemplare bekommen, wie wir hätten verkaufen können. (Frielinghaus o.J.; vgl. Wagenbach 1992)6In Erinnerung an seine Stuttgarter Anfänge stellte Ledig-Rowohlt 1986 aus diesen deutschen Übersetzungen eine Anthologie zusammen: story – Erzähler des Auslands. 28 Stories von 28 Autoren aus 28 Ländern.

Die beiden Verlagsteile, der in Stuttgart unter Heinrich Maria Ledig und der in Hamburg unter Ernst Rowohlt, wurden im Juli 1950 zusammengeführt – durch Vermittlung des Lektors Kurt W. Marek, dessen unter dem Anagramm C.W. Ceram Ende 1949 erschienenes Buch Götter, Gräber und Gelehrte in kurzer Zeit zum unüberbietbaren „Longseller“ des Rowohlt Verlags aufstieg.7Gesamtauflage der deutschen Originalausgabe bis 2007: über 2.000.000 Exemplare, Übersetzungen in 33 Sprachen, Weltgesamtauflage ca. 5.000.000 Exemplare (Gieselbusch u.a. 2008: 161).Der ab 1950 nur noch in Hamburg ansässige Verlag wurde von Vater und Sohn gemeinsam geleitet, wobei Ledig mehr und mehr Funktionen seines Vaters übernahm“ (Pinthus 1962: 37). Ernst Rowohlt starb am 1. Dezember 1960 kurz nach der Einweihung des neuen Verlagsgebäudes in Reinbek vor den Toren Hamburgs.

Im Juni 1949 war Ledig von den Amerikanern mit einigen anderen jungen Deutschen aus der Verlags- und Presselandschaft, die für die Ziele der „Umerziehung“ gewonnen werden sollten, zu einem achtwöchigen Aufenthalt nach New York geschickt worden. Dort stieß er auf das „pocket book“, das seit ein paar Jahren den amerikanischen Buchhandel revolutioniert hatte. Zurück in Deutschland überzeugte er seinen Vater, dass man Romane statt als Zeitungsdrucke als Taschenbücher drucken müsste. So entstanden die rororo-Bände, die in Deutschland jahrzehntelang Inbegriff des Taschenbuchs blieben. Von 1950 bis 1956 erschienen 200 rororo-Taschenbücher mit Texten von 51 deutschsprachigen und 81 internationalen Autoren, darunter 12 Nobelpreisträger; die Gesamtauflage betrug 18 Millionen.8Ledigs Wirken über seine Zeit hinaus veranschaulicht Dieter von Holtzbrinck u. a. an dessen „Pioniertat als Erfinder von rororo (mit Zigarettenreklame!). Mit dieser Tat trug er entscheidend dazu bei, das ‚Buch‘, das bei seiner Geburt dem gehobenen Bürgertum vorbehalten war, zu demokratisieren. (Zwar gab es schon früh die preiswerten Reclam-Heftchen, die sich aber nur mit dem Alten, dem Klassischgewordenen befaßten und die weitgehend der Bildung der Bourgeoisie der nächsten Generation dienten)“ (Holtzbrinck 1992: 8) – Matthias Wegner wies in seinem Nachruf auf Ledig-Rowohlt darauf hin, dass es „mit den Taschenbüchern von Tauchnitz und Albatross […] vor dem Krieg schon fremdsprachige Vorläufer gegeben (hat)“ (Wegner 1992: 25).Dazu kamen ab 1955 mit der von Ernesto Grassi inspirierten und herausgegebenen rowohlts deutsche enzyklopädie Taschenbücher zu Themen aus Wissenschaft und Kultur (bis Ende 1966 267 Nummern, Gesamtauflage 9,4 Millionen). Das alles machte Rowohlt für lange Zeit zum erfolgreichsten Verlag Westdeutschlands. Das Literaturprogramm war weiterhin stark von amerikanischen Autoren geprägt, dazu kamen britische Autoren wie Graham Greene und Rudyard Kipling sowie französische wie Jean-Paul Sartre, Simone de Beauvoir und Albert Camus.

Ledig-Rowohlt hat selbst Texte aus dem Englischen ins Deutsche gebracht, aber sein übersetzerisches Œuvre ist nicht sehr umfangreich. Ende der 1940er Jahre war er für seinen eigenen Verlag an der Übersetzung humoristischer Texte des Amerikaners James Thurber beteiligt, dann auch an Büchern von James M. Cain (Der Defraudant, 1951) und Alfred Hayes (Das Mädchen auf der Via Flaminia, 1951). Anfang der 1950er Jahre war er außerdem für die – wie es in den Bibliographien heißt – „textliche Bearbeitung“ von einigen Donald Duck– und Micky Maus-Heften zuständig, die vom Stuttgarter Blüchert Verlag vertrieben wurden. Drei Jahrzehnte später veröffentlichte er im Rowohlt-Theater-Verlag seine Übersetzungen von mehreren Stücken Harold Pinters. 1986 schließlich – da hatte er seine Anteile am Verlag bereits an Holtzbrinck verkauft und das Amt des Geschäftsführers niedergelegt – erschien im Rowohlt Verlag ein Band mit seinen deutschen Versionen von Gedichten John Updikes, vor allem aus dessen kurz zuvor erschienener Sammlung Facing Nature (1985). Wie seine Nachdichtungen klingen, mag sein daktylisch hinschreitendes Frühlingslied nach Updikes Spring Song erkennen lassen (Updike 1986: 79, Frielinghaus u.a. 2001: 54f.):

Frühlingslied

Die Fiedelkopf-Farne bei uns dort am Teich
stehn da wie die Hälse von Geigen.
Im Moosgrund spielen die Würmer.

Die Schößlinge schießen durchs Herbstlaub hervor
und wechseln von Blässe zum Grün hin.
Das Wachstum ist Sklave, und Fäulnis ist Herr.
Spring Song

The fiddlehead ferns down by our pond
stand like the stems of violins
the worms are playing beneath the moss.

Last autumn’s leaves are pierced by shoots
that turn from sickly-pale to green.
All growth’s slave, and rot is boss.

Vor dem Hintergrund dieser eigenen Erfahrungen im Übersetzen ist es verständlich, dass die Herausgeber des Bandes Ein liebender Übersetzer einen Satz Ledig-Rowohlts aus einem Brief an den Pynchon-Übersetzer Thomas Piltz als Motto ihrer Sammlung mit Übersetzer-Preis- und Dankreden vorangestellt haben:

Im Rahmen meiner verlegerischen Arbeit bin ich von jeher an Übersetzungen und ihren Problemen ganz besonders interessiert, und da ich auch selber einiges übertragen habe, weiß ich Ihre Leistung voll und ganz zu würdigen. (Frielinghaus u.a. 2001: 5).

Der erste Leiter dieser Abteilung war von 1962 bis 1965 Hanns Grössel. Danach hatten Beate Kusenberg (kommissarisch) und von 1967 bis 1984 Helmut Frielinghaus diese Position inne (vgl. Ledig/Heepe 1983: 22f.). Ein anschaulicher Bericht über Ledigs Mitarbeit an einzelnen Übersetzungen findet sich in der Verlagschronik von 2008:

In fast jedem Programm gab es Bücher, auf deren Übersetzung Ledig selbst Einfluss nehmen wollte. In solchen Fällen zog er sich mit einem „Team“ – dem Leiter der Übersetzungsabteilung und dessen Assistentin, dem Übersetzer, wenn der dabei sein sollte, oder einem weiteren Lektor und seiner Frau, Jane – für drei, vier Tage, manchmal auch für eine ganze Woche, in einen entlegenen Gasthof […] zurück. […]

Die Teamarbeit ging so vonstatten: Die Assistentin […] verlas langsam, mit wohlklingender Stimme […] Satz für Satz den vom Übersetzer abgelieferten Text. Aller anderen Anwesenden starrten ins Original und meldeten sich, wenn sie einen Übersetzungsfehler entdeckten oder eine Änderung, eine stilistische oder syntaktische Verbesserung verschlagen wollten. Was relativ häufig geschah. […]

Es waren drei Sorten von Büchern, deren Übersetzungen Ledig sehen und notfalls mit uns bearbeiten wollte: Umsatz versprechende Unterhaltungsromane, die im Verlag farm books genannt wurden, dann Bücher, in denen es auch oder hauptsächlich um Sex ging, und literarische Bücher, die er besonders liebte. In den Übersetzungen der farm books sollte es […] nicht eine Stolperstelle geben. Bei Büchern mit viel Sex wollte er, dass alles in einer eleganten Sprache passierte. Die Übersetzungen literarischer Bücher sollten sprachlich so lange gefeilt werden, bis sie dem anspruchsvollen Original gerecht werden. Kategorie zwei und drei überschnitten sich zuweilen. Er war ein Verleger, der Respekt vor dem Werk der Autoren und vor Lesern, den Buchkäufern, hatte. […] Wenn wir auf einen besonders vertrackt verschachtelten Satz stießen, der einfach nur mit Geduld aufgedröselt werden musste, sagte Ledig in süffisantem Ton: „So, das überlassen wir jetzt mal dem lieben Frieli und machen uns eine kleine Pause.“ (Frielinghaus 2008 242-244)9Vgl. hierzu auch den Bericht über die Durchsicht der Übersetzung von Nabokovs Roman Pale Fire, für die Ledig-Rowohlt mit seinem Lektor Helmut Frielinghaus sowie dem Übersetzer Uwe Friesel in den 1960er Jahren nach Montreux reisten, wo sich Nabokov selbst sowie dessen Frau Véra Schach an dem Vergleich von Original und Übersetzung (Fahles Feuer) beteiligten (Frielinghaus 2023). Eine eigene Studie verdiente die 1959 bei Rowohlt erschienene Lolita-Ausgabe. Im Impressum sind gleich fünf Personen aufgezählt, die an der deutschen Version des Nabokov-Romans beteiligt gewesen sein sollen: „Aus dem Amerikanischen von Helen Hessel, unter Mitarbeit von Maria Carlsson, Kurt Kusenberg, H.M. Ledig-Rowohlt, Gregor von Rezzori.“

Nicht nur das Übersetzen an sich hatte für Ledig-Rowohlt einen hohen Stellenwert, er wollte auch, dass Übersetzer besser wahrgenommen werden. Helmut Frielinghaus erinnert in diesem Zusammenhang an wichtige Veränderungen. Auf dem Hamburger Internationalen Kongreß literarischer Übersetzer im April 1965, an dem Verleger, Lektoren, Kritiker und Übersetzer aus über 20 Ländern teilnahmen (vgl. Italiaander 1965), haben die Übersetzer eine Beteiligung an den Nebenrechten gefordert, und die Nennung des Übersetzernamens auf der Haupttitelseite. Damals – so Frielinghaus – „hat Ledig-Rowohlt beides beschlossen, sowohl die Beteiligung an den Nebenrechten als auch die Nennung des Übersetzernamens, […] und ab da standen die Namen der Übersetzer in allen Rowohlt-Büchern“ (Kopetzki 2009). Im deutschen Verlagswesen hatte der Rowohlt Verlag damit eine Vorreiterrolle.10Schon in den 1930er Jahren stand hin und wieder der Übersetzername auf dem Titelblatt oder sogar auf dem Buchumschlag, allerdings nur, wenn es sich bei dem Übersetzer zugleich um einen namhaften Schriftsteller handelte, z.B. Hans Fallada als Übersetzer der amerikanischen Unterhaltungsromane von Clarence Day.

Auch über die Honorarfrage hat sich Ledig-Rowohlt Gedanken gemacht. In einem Beitrag für die Frankfurter Rundschau schrieb er im Januar 1969: „Vom Verleger aus gesehen ist die Arbeit eines kongenialen Übersetzers kaum je angemessen zu bezahlen“, so beginnt er seine Überlegungen zu dem Dilemma, das die Honorierung von Übersetzungen darstellt: Einerseits wünscht er sich als Verleger hohe Qualität, andererseits kann er weder den Zeitraum bewilligen, den ein Übersetzer für die „kongeniale“ Übersetzung brauchen würde, noch das Honorar bezahlen, das für diese Arbeit angemessen wäre. Und noch etwas kommt hinzu:

Liegt erst einmal das Übersetzungsmanuskript vor, so wäre es Pflicht des gewissenhaften Verlegers, auch die beste Übersetzung, ehe sie in Druck geht, von einem „polyglotten“ Ideal-Lektor prüfen zu lassen, den es in der Realität nicht gibt. Er kann sich andererseits, wenn in seinem Verlag Werke aus den verschiedensten Sprachen erscheinen, nicht den sehr kostspieligen Luxus erlauben, für jede einen eigenen mit ihr vertrauten Lektor zu halten. (Ledig-Rowohlt 1969a)

In einem in der Zeitschrift Konkret veröffentlichten Gespräch hat sich Ledig-Rowohlt 1983 zum Thema Übersetzungen resignierter geäußert. Zu Recht rühmte er die von ihm verlegte Sartre-Gesamtausgabe, die in vergleichbarer Qualität „selbst die Franzosen kaum vorzeigen (können)“ und für die Traugott König „herausgeberisch und übersetzerisch eine wahrhaft monumentale Meisterleistung vollbracht“ habe. Aber auf die Frage, ob er sich heute solche Editionen überhaupt noch leisten könnte, sagte er: „Leisten kann man sich heute eigentlich gar nichts mehr. Aber mein Vater hat ja mal gesagt, ein guter Verleger muß immer am Rande der Pleite vorbeisteuern“ (Schulze 1983: 50f.). Anders als noch in den 70er Jahren müsste er es sich derzeit dreimal überlegen, ob er für die Übersetzung eines Pynchon-Werks 50.000 Mark ausgeben könnte, wie seinerzeit für Die Enden der Parabel (ebd.: 52): „Ich kann ja schließlich nicht meine Mitarbeiter aufs Spiel setzen, bloß weil ich eine literarische Marotte reite. Ich habe heute wohl auch nicht die Energie mehr, so etwas durchzusetzen …“ (Ebd.)

Im Jahr 1979, als es außer dem Johann-Heinrich-Voß-Preis sowie dem Helmut-M. Braem Preis noch keine weiteren Übersetzerpreise gab, und Ledig die langjährige Rowohlt-Übersetzerin Susanna Brenner Rademacher ehren wollte, kam er zusammen mit seinem Lektor Helmut Frielinghaus auf die Idee, nach dem Vorbild des Iffland-Rings, mit dem Schaupieler für besondere Leistungen geehrt werden, einen Übersetzerring zu stiften. Der Ring wurde nach dem Schutzheiligen der Übersetzer, dem Heiligen Hieronymus, benannt und sollte unter den Übersetzern selbst weitergereicht werden. Eine Dotierung war nicht vorgesehen. Der Übersetzerin Susanne Brenner Rademacher wurde der Ring in einer feierlichen Zeremonie in Anwesenheit des Verlegers, des Lektors und von Ursula Brackmann überreicht.

Die Wertschätzung der Übersetzungstätigkeit schlug sich auch in Ledig-Rowohlts Wunsch nieder, einen Übersetzerpreis auszuloben. Dazu kam es zu seinen Lebzeiten nicht, aber nach seinem Tod – er starb am 27. Februar 1992 auf einem Verleger-Kongress im fernen Neu-Delhi – gründete seine Witwe Jane Scatcherd die Heinrich Maria Ledig-Rowohlt Stiftung. Zunächst wurde aus den Stiftungsgeldern der Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Preis für Übersetzungen aus dem Englischen finanziert. Eine Jury, deren Vorsitzender in den ersten Jahren der Rowohlt-Verlagschef Michael Naumann war, nominierte die Preisträger. Bei der ersten Preisverleihung im Jahr der Stiftungsgründung 1992 wurde Hans Wolf ausgezeichnet. Wenige Jahre später, 1995, wurde ein weiterer Preis ausgelobt, der Jane Scatcherd Preis, mit dem Übersetzungen aus anderen Sprachen gewürdigt wurden, erster Preisträger war Berthold Zilly für seine Übersetzung eines brasilianischen Romans. Seit 1998 gibt es zudem den Paul Scheerbart Preis für Lyrik-Übersetzungen, der lange Zeit in Deutschland der einzige ausschließlich der Lyrik gewidmete Übersetzer-Preis war. Die Verleihung der Preise findet jeweils im Rahmen der Frankfurter Buchmesse statt. Die Preis- und Dankreden für die Jahre 1992 bis 2002 sind in Frielinghaus u.a. (2001: 59-135) veröffentlicht.

 

Anmerkungen

  • 1
    Dass Ledig oft, „meist zu Unrecht“ Rowohlts „Prügelknabe“ war, bestätigen auch Verlagsmitarbeiter wie Hans Jordan oder Walter Kiaulehn: „Rowohlt war sehr streng zu dem jungen Mann und kanzelte ihn gerne vor seinen Kollegen ab. Mit anderen tat er das nicht“ (Jordan 1992: 1).
  • 2
    Ernst Rowohlt erhielt in Hamburg die Lizenz für die britische Besatzungszone Ende März 1946. Eine weitere „Zweigstelle“ des Rowohlt Verlags wurde 1946 in Baden Baden, wo die französische Besatzungsmacht residierte, eröffnet. Als Vertreter des Verlags fungierte der frankophile Kurt Kusenberg, der auch aus dem Französischen übersetzte und dabei geholfen haben dürfte, die deutschen Rechte an Camus und Sartre für Rowohlt zu sichern. Im November 1947 schließlich bekam Ernst Rowohlt auch eine Lizenz für die sowjetisch besetzte Zone (vgl. Töteberg 2008: 140 und 146f.). Rowohlt war damit der einzige deutsche Verlag mit „vierzonaler“ Lizenz.
  • 3
    Völlig neu war der Druck von Romanen und anderen längeren Prosatexten im Großformat und auf Zeitungspapier nicht: Von 1942 bis 1945 erschien, herausgegeben vom Reichskommissar für die besetzten norwegischen Gebiete, das je 78 S. umfassende Soldaten-Periodikum Unterhaltung für die Nordfront, in dem u.a. 1943 als Lizenz-Ausgabe des Rowohlt Verlags Leo Slezaks Meine sämtlichen Werke veröffentlicht wurde (vgl. Töteberg 2008: 143, Moldenhauer 2008: 112).
  • 4
    In welchem Umfang Bücher im sog. Dritten Reich übersetzt und verlegt wurden, ist bei Kate Sturge (2004) nachzulesen; vgl. ferner das Kapitel Fremde Erzählkunst, Bestseller aus dem Ausland in Adam (2013: 222-248), das u.a. über den Erfolg des Tausend-Seiten-Wälzers Vom Winde verweht (Margaret Mitchell) berichtet (300.000 im Dritten Reich verkaufte Exemplare!) oder von Saint-Exupérys Werken, die trotz seiner eindeutigen Haltung gegen Hitlers Deutschland bis 1945 unbehelligt verlegt werden konnten.
  • 5
    Im ersten Jahrgang (August 1946 bis Juli 1947) brachte Ledig Prosatexte von Scholem Alechem, Mulk Raj Anand, Sherwood Anderson, Marcel Arland, Marcel Aymé, Tania Blixen, Elizabeth Bowen, Hans Christian Branner, Ivan Bunin, Dino Buzzati, Karel Capek, Gilbert K. Chesterton, Jean Cocteau, Joseph Conrad, Lord Dunsany, Olav Duun, Ilja Ehrenburg, William Faulkner, Jean Giono, Maxim Gorkij, Jaroslav Hasek, Ernest Hemingway, Aldous Huxley, Johannes V. Jensen, James Joyce, Valentin Katajew, Tommaso Landolfi, David H. Lawrence, Sinclair Lewis, Jack London, André Malraux, William S. Maugham, George Milburn, Theodore Francis Powys, Charles F. Ramuz, Panteleimon Romanow, Victoria Sackville-West, Antoine de Saint-Exupéry, Claire Sainte-Soline, William Saroyan, Jean-Paul Sartre, Alberto Savinio, Frans E. Sillanpää, Ignazio Silone, Konstantin Simonow, Michail Sostschenko, Halldor Stefansson, John Steinbeck, Jules Supervielle, Felix Timmermans, Miguel de Unamuno, Rex Warner, Thomas Wolfe, William Butler Yeats u.a.
  • 6
    In Erinnerung an seine Stuttgarter Anfänge stellte Ledig-Rowohlt 1986 aus diesen deutschen Übersetzungen eine Anthologie zusammen: story – Erzähler des Auslands. 28 Stories von 28 Autoren aus 28 Ländern.
  • 7
    Gesamtauflage der deutschen Originalausgabe bis 2007: über 2.000.000 Exemplare, Übersetzungen in 33 Sprachen, Weltgesamtauflage ca. 5.000.000 Exemplare (Gieselbusch u.a. 2008: 161).
  • 8
    Ledigs Wirken über seine Zeit hinaus veranschaulicht Dieter von Holtzbrinck u. a. an dessen „Pioniertat als Erfinder von rororo (mit Zigarettenreklame!). Mit dieser Tat trug er entscheidend dazu bei, das ‚Buch‘, das bei seiner Geburt dem gehobenen Bürgertum vorbehalten war, zu demokratisieren. (Zwar gab es schon früh die preiswerten Reclam-Heftchen, die sich aber nur mit dem Alten, dem Klassischgewordenen befaßten und die weitgehend der Bildung der Bourgeoisie der nächsten Generation dienten)“ (Holtzbrinck 1992: 8) – Matthias Wegner wies in seinem Nachruf auf Ledig-Rowohlt darauf hin, dass es „mit den Taschenbüchern von Tauchnitz und Albatross […] vor dem Krieg schon fremdsprachige Vorläufer gegeben (hat)“ (Wegner 1992: 25).
  • 9
    Vgl. hierzu auch den Bericht über die Durchsicht der Übersetzung von Nabokovs Roman Pale Fire, für die Ledig-Rowohlt mit seinem Lektor Helmut Frielinghaus sowie dem Übersetzer Uwe Friesel in den 1960er Jahren nach Montreux reisten, wo sich Nabokov selbst sowie dessen Frau Véra Schach an dem Vergleich von Original und Übersetzung (Fahles Feuer) beteiligten (Frielinghaus 2023). Eine eigene Studie verdiente die 1959 bei Rowohlt erschienene Lolita-Ausgabe. Im Impressum sind gleich fünf Personen aufgezählt, die an der deutschen Version des Nabokov-Romans beteiligt gewesen sein sollen: „Aus dem Amerikanischen von Helen Hessel, unter Mitarbeit von Maria Carlsson, Kurt Kusenberg, H.M. Ledig-Rowohlt, Gregor von Rezzori.“
  • 10
    Schon in den 1930er Jahren stand hin und wieder der Übersetzername auf dem Titelblatt oder sogar auf dem Buchumschlag, allerdings nur, wenn es sich bei dem Übersetzer zugleich um einen namhaften Schriftsteller handelte, z.B. Hans Fallada als Übersetzer der amerikanischen Unterhaltungsromane von Clarence Day.

Quellen

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Frielinghaus, Helmut (o.J.): Der Verleger Heinrich Maria Ledig-Rowohlt. (Unveröffentlichter Text im Nachlass Frielinghaus).
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Frielinghaus, Helmut (2023): Der Schmetterling brachte die Erlösung. Die Übersetzung von Vladimir Nabokovs Werken ins Deutsche war ein Hochseilakt. Der Meister wirkte mit. In: Neue Zürcher Zeitung, 18. November 2023.
Frielinghaus, Helmut u.a. (Hg.) (2001): Ein liebender Übersetzer. Zehn Jahre Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Stiftung 1992-2001. Berlin, Hamburg, New York: Heinrich Maria Ledig Rowohlt-Stiftung.
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Ledig-Rowohlt, Heinrich Maria (1969b): Übersetzungen, verlegerisch betrachtet. In: Stuttgarter Zeitung, 26. April 1969. Nachdruck in: Frielinghaus, Helmut u.a. (Hg.) (2001): Ein liebender Übersetzer. Zehn Jahre Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Stiftung 1992-2001. Berlin, Hamburg, New York: Heinrich Maria Ledig Rowohlt-Stiftung, S. 41-44.
Ledig-Rowohlt, Heinrich Maria / Heepe, Hans Georg (Hg.) (1983): Rowohlt Almanach 2, 1963–1983. Zum 75jährigen Jubiläum des VerlagesReinbek bei Hamburg: Rowohlt.
Ledig-Rowohlt, Heinrich-Maria (Hg.) (1986): 28 Stories von 28 Autoren aus 28 Ländern. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt. [Vorwort des Herausgebers S.9–12].
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Wolfe, Thomas (1981): Es führt kein Weg zurück. Roman. Deutsch von Susanna Rademacher. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag. (rororo 4753).

Zitierweise

Höbel, Susanne / Kelletat, Andreas F.: Heinrich Maria Ledig-Rowohlt, 1908–1992. In: Germersheimer Übersetzerlexikon UeLEX (online), 26. November 2023.
BeschreibungHeinrich Maria Ledig-Rowohlt (© Rowohlt Verlag)
Datum20. April 2023
Heinrich Maria Ledig-Rowohlt (© Rowohlt Verlag)