Klaus-Jürgen Liedtke, Jg. 1950
Klaus-Jürgen Liedtke (Jg. 1950) studierte in Kiel, Uppsala, Berlin und im finnischen Turku (wo er von 1978 bis 1983 auch lebte) die Fächer Skandinavistik, Germanistik und Amerikanistik. Ab Mitte der 1970er Jahre hat er als freiberuflicher Übersetzer und Herausgeber Höhenkammliteratur aus dem Schwedischen, Finnlandschwedischen und gelegentlich auch aus dem Dänischen ins Deutsche gebracht. Über 50 Titel verzeichnet die Bibliographie der von ihm übersetzten Werke. Hinzukommen Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften (Akzente, Sprache im technischen Zeitalter) sowie die von ihm (mit)herausgegebenen Jahrbücher und Anthologien, etwa die 650 Seiten starke Sammlung Die Ostsee – Berichte und Geschichte aus 2000 Jahren.
Vor allem für seine Übertragungen moderner Poesie schwedischer und finnlandschwedischer Dichter (u.a. Gunnar Ekelöf und Edith Södergran) wurde er mehrfach ausgezeichnet. Daneben hat er auch umfangreiche Prosatexte aus dem 19. und 20. Jahrhundert sowie Essays und literaturwissenschaftliche Texte übersetzt. Seine literatur- und kulturgeschichtlichen Interessen gelten ganz Nordeuropa und dem Ostseeraum insgesamt und dort wiederum auch peripheren Regionen wie Lappland oder Karelien.
In der von ihm initiierten und herausgegebenen, frei zugänglichen und stetig wachsenden Virtuellen Ostseebibliothek (Baltic Sea Library) werden die – oft als „klein“ verkannten – Literaturen der Ostseeanrainerregionen in 14 verschiedenen Sprachen vorgestellt. Dieses innovative Langzeitprojekt, das u.a. an die Sarmatien-Konzeption des Dichters Johannes Bobrowski anknüpft, lässt auch Liedtkes Begabung zum Aufbau internationaler Kooperationen erkennen.
In Begleittexten zu seinen Publikationen (gesammelt in dem Band schreiben aus einem abgeschiedenen land, 2020) hat Liedtke u.a. Einblicke in das Hand- und Kopfwerk des Übersetzers gegeben. In seiner Dankrede für den Celan-Preis (2005) benennt er drei Personen, denen er es verdanke, Übersetzer geworden zu sein: Paul Celan, Elmar Tophoven und Manfred Peter Hein.
Auf Basis jahrzehntelanger Oral-history-Recherchen konnte er 2008 und 2018 zwei familien- und dorfgeschichtliche Ostpreußen-Bücher in der renommierten Anderen Bibliothek veröffentlichen, die ihn nach seinem Lyrikband von 2001 (Scherben Leben Brocken Tod) auch als produktiven Selberschreiber sichtbar werden lassen.