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Eva Rechel-Mertens, 1895–1981

7. März 1895 Perleberg (Deutsches Reich) - 12. Oktober 1981 Heidelberg (Bundesrepublik Deutschland)
Original- und Ausgangssprache(n)
Französisch, Italienisch
Zielsprache(n)
Deutsch

Vorbemerkung der Redaktion

Die Arbeit an diesem Porträt wurde vom Deutschen Literaturarchiv im Rahmen des Marbach-Stipendienprogramms gefördert.

Die Romanistin und Übersetzerin Eva Rechel-Mertens (auch: Eva Mertens, Eva Rechel) wurde vor allem durch ihre Übertragung des umfangreichen Romans À la recherche du temps perdu von Marcel Proust bekannt. Dieses sieben Bände umfassende Werk übersetzte sie in einem Zug innerhalb von nur vier Jahren von 1953 bis 1957. Es handelt sich hierbei um die erste Gesamtübertragung des französischen Originals ins Deutsche, nachdem mehrere andere Versuche gescheitert waren.1Rudolf Schottlaender war der erste deutsche Proust-Übersetzer. 1926 erschien seine Übertragung des ersten Bandes, die von der Fachwelt jedoch allgemein nicht gut aufgenommen wurde (siehe unten). Einen neuen Anlauf unternahmen Walter Benjamin und Franz Hessel, die 1927 bzw. 1930 zwei weitere Bände veröffentlichten, ihr Vorhaben jedoch nicht weiterführen konnten. Eva Rechel-Mertens erwies sich insgesamt als eine sehr vielseitige und produktive Übersetzerin. Ihr Schwerpunkt lag auf der Belletristik, sie übersetzte aber auch Non-Fiction und weitere Genres aus verschiedenen Epochen.

Lebensdaten

Rechel-Mertens entstammte nach eigenen Angaben einer „Familie von höheren Beamten und Offizieren“ (Rechel-Mertens 1945). Sie wurde am 7. März 1895 als Eva Jenny Martha Mertens in der kleinen Stadt Perleberg (Mark Brandenburg) geboren.2Vgl. Geburtsurkunde (DLA 1, Nachtrag 2023). Ihre Eltern waren der Oberlehrer Friedrich Mertens und seine Ehefrau Margarethe Mertens, geborene Nelke. Rechel-Mertens hatte zwei Schwestern und war evangelischer Konfession.3Vgl. Geburtsurkunde; Rechel-Mertens (1945). Sie verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Frankfurt (Oder), wohin ihr Vater, später Oberstudienrat, 1897 versetzt worden war (vgl. Mertens 1925).

Von 1901 bis 1914 besuchte Rechel-Mertens in Frankfurt (Oder) das Lyzeum sowie das Oberlyzeum – diese Schulform führte damals in den neueren Sprachen am weitesten (vgl. Mertens 1925; Rechel-Mertens 1945). Hier bestand sie 1914 die Reifeprüfung sowie 1915 das Lehrerinnenexamen (vgl. Mertens 1925). Zudem wurde sie in den darauffolgenden Jahren von ihrem Vater in Latein und Griechisch unterrichtet. 1918 legte sie in diesen Fächern eine Ergänzungsprüfung an der „Augustaschule“4Königliche Augustaschule, 1832 eröffnete Höhere Töchterschule und Lehrerinnenseminar in Berlin, heute Sophie-Scholl-Schule (Berlin). in Berlin ab und erwarb damit auch die „Reifeprüfung einer humanistischen Studienanstalt“ (ebd.).

Ab Oktober 1918 absolvierte sie ein erstes Studiensemester in Berlin mit den Fächern Französisch, Englisch und Deutsch (vgl. Rechel-Mertens o. J.). Ostern 1919 wechselte sie nach Marburg, wo sie neuere Sprachen und Germanistik studierte, ihr Hauptstudienfach war die romanische Philologie (vgl. Mertens 1925). In Marburg besuchte sie zunächst Vorlesungen und Übungen von Eduard Wechssler bzw. ab 1920 von dessen Nachfolger Ernst Robert Curtius (ebd.). Sie schloss das Studium mit dem Staatsexamen ab, d. h. der Prüfung für das höhere Lehramt (vgl. Rechel-Mertens 1945). 1925 wurde Rechel-Mertens in Marburg in romanischer Philologie promoviert, für sie war ihre Studie über Balzac und die bildende Kunst „ein Tribut gleichzeitig an ein anderes Lieblingsgebiet, die Kunstgeschichte“ (ebd.). Ihr Doktorvater Ernst Robert Curtius war in seinem Gutachten voll des Lobes für Rechel-Mertens:

Ihre Arbeit zeugt von außergewöhnlichem Fleiß […], von ausgebreiteten literar- und kunstgeschichtlichen Kenntnissen, von feinem psychologischem und künstlerischem Einfühlungsvermögen und von einer Gewandtheit der Darstellung, die bei einer Erstlingsarbeit überrascht. Die Abhandlung beruht auf einer sorgfältigen Materialsammlung, die aber mit grosser gedanklicher Selbstständigkeit und reifem Urteil durchgearbeitet ist. Es spricht aus der Arbeit eine wissenschaftliche und formale Begabung, die weit über dem Durchschnitt liegt. (Curtius zitiert nach Bruegmann 2015: 39)

In Marburg war Eva Rechel-Mertens für Ernst-Robert Curtius5Curtius lehrte als ordentlicher Professor an den Universitäten Marburg (1920–1924), Heidelberg (1924–1929) und Bonn (1929–1951). ab 1922 als Assistentin tätig und folgte ihm 1925 nach ihrer Promotion zunächst nach Heidelberg, 1929 dann nach Bonn als Assistentin am Romanischen Seminar (vgl. Rechel-Mertens 1945; o. J.; 1966a). 1930 kehrte Rechel-Mertens nach Heidelberg zurück, wo sie von Leonardo Olschki6Leonardo Olschki folgte 1930 Ernst Robert Curtius auf dessen Lehrstuhl in Heidelberg nach (vgl. Sellin 2006: 436). Als Jude fiel Olschki unter die Bestimmungen des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933 und wurde im selben Jahr in den Ruhestand versetzt (vgl. ebd.: 437). als Französisch-Dozentin eingestellt wurde (vgl. Rechel-Mertens 1945). Diese Tätigkeit konnte sie auch nach der Entlassung Olschkis durch das NS-Regime 1933 weiter ausüben. Zudem ist belegt, dass eine Assistentur des Romanischen Seminars per Sondervertrag von 1931 bis 1938 mit Rechel-Mertens besetzt war (vgl. Sellin 2006: 446). Auch nach ihrem Ausscheiden als Assistentin bot Rechel-Mertens weiterhin französische Stilübungen und Lektürekurse an (ebd.: 449f.).

Im Zuge der Vertreibung Olschkis kristallisierte sich heraus, „welchen Beitrag das Regime von der Romanistik erwartete: die Identifikation und Abwehr des ‚Westischen‘ als etwas Fremden und ‚Undeutschen‘“ (ebd.: 439). Die Neubesetzung des Lehrstuhls nach diesem Profil gestaltete sich in den ersten Jahren des Dritten Reiches jedoch als schwierig. Mangels besserer Vorschläge wurde 1935 zunächst Emil Winkler berufen (ebd.: 439f.). 1938 erließ die Universität Heidelberg dann den Ruf an den Romanisten Walter Mönch, „der sich opportunistisch an das Regime anpasste“ (ebd.: 444).

Bereits während ihrer Zeit als Assistentin und Dozentin war Eva Rechel-Mertens nebenberuflich als Literaturübersetzerin tätig. Nach eigener Aussage benötigte sie für ihren Lebensunterhalt ein zusätzliches Einkommen. (vgl. Rechel-Mertens 1966a). So war „[ihre] berufliche Laufbahn vom Standpunkt des materiellen Erfolges bescheiden, innerlich aber befriedigte sie [sie] sehr“ (Rechel-Mertens 1945). Immerhin hatte sie sich schon in ihrer Marburger Zeit unter Vermittlung Ernst Robert Curtius’ um den Auftrag für eine Proust-Übersetzung bemüht (vgl. Rechel-Mertens 1966a). Die Sache zerschlug sich damals jedoch, und sie erhielt auf anderen Wegen Ende der 1920er Jahre den Auftrag, Roger Martin du Gard zu übersetzen (siehe dazu Kapitel „Prägende Persönlichkeiten“).

Neben den Übersetzungen verfasste Rechel-Mertens zahlreiche Essays – beispielsweise „André Gide – Zu seinem 60. Geburtstag am 21. November“ (1929) ‒ sowie Rezensionen zu Literaturübersetzungen. Darüber hinaus betätigte sie sich selbst als Schriftstellerin und veröffentlichte kleine Prosa und Erzählungen in Zeitungen7Belegt für den Zeitraum 1924–1934, siehe Bibliographie. – vornehmlich in den Schleswiger Nachrichten sowie im Hannoverschen Kurier. Diese Geschichten haben durchweg autobiographischen Charakter (vgl. Bruegmann 2015: 35) und erschienen zu einem großen Teil auch unter Pseudonymen wie „Kirsten König“, „Sonja Wendell“ oder „Lys Rousselaere“.

Am 4. Juli 1938 heiratete Eva Mertens den Fabrikdirektor Georg Rechel (1894‒1962).8Siehe Heiratsurkunde vom 31. Oktober 1938, ausgestellt vom Standesamt Frankfurt/Oder (DLA 1, Nachtrag 2023). Zu den Lebensdaten von Georg Rechel siehe seine Sterbeurkunde vom 19. März 1962 (DLA 1, Nachtrag 2023). Rechel war Vorstandsmitglied der Brown Boverie & Cie in Mannheim bzw. nach dem Krieg der Standard Electric Lorenz AG in Stuttgart (vgl. Rechel-Mertens o. J.). Über ihren Mann, der als Ingenieur und Manager einen vollkommen anderen Hintergrund mitbrachte, konnte sich Rechel-Mertens nochmal neue Horizonte erschließen: „Die Tätigkeit meines Mannes […] eröffnete mir den Blick auf die Aufgaben der Industrie, auf soziale Probleme und wirtschaftliche Fragen. Damit trat mein Leben noch einmal in eine entscheidend andere Phase.“ (Rechel-Mertens 1945) Das Paar lebte in Heidelberg. Durch ihre Heirat hatte Eva Mertens den Familiennamen „Rechel“ angenommen,9Siehe Heiratsurkunde vom 31. Oktober 1938 bzw. Eintrag in Reisepass vom 05.02.1963: „Dr. Rechel, geborene Mertens, Eva Jenny Martha“ (DLA 1, Nachtrag 2023). als Übersetzerin bevorzugte sie jedoch den Namen „Eva Rechel-Mertens“:

A propos: Können Sie mir die Freude machen, mich auf dem Titel so zu nennen: Ausgewählt und übersetzt von [Eva Rechel-Mertens]? Es entspricht doch eigentlich den Tatsachen. Um die Kontinuität mit meinen früheren Arbeiten zu wahren, bezeichne ich mich als Übersetzerin als „Eva Rechel-Mertens“. Den „Dr.“ lasse ich gewöhnlich weg.10Rechel-Mertens in Brief an den Manesse-Verlag vom 22. Mai1953 im Zusammenhang mit der Veröffentlichung der Anthologie Meisternovellen (1953) von Balzac (DLA 1, Kasten 241).

Um sich der arbeitsintensiven Übersetzung des umfangreichen Romans von Proust zuwenden zu können, ließ sich Eva Rechel-Mertens im Oktober 1953 von der Universität Heidelberg zunächst beurlauben und von ihren Lehrveranstaltungen entbinden.11Vgl. den Brief des Rektors der Universität Heidelberg vom 28. Oktober 1953 (DLA 1, Kasten 238a). Im Mai 1955 schließlich reichte sie ein Kündigungsgesuch ein, dem man mit großem Bedauern stattgab:

Seit mehreren Semestern musste ich ja schon damit rechnen, dass die Bitten, Sie möchten Ihre Tätigkeit am Romanischen Seminar auch weiterhin ausüben, einmal ihre Wirkung verlieren würden. Es war mir klar, dass die grosse Aufgabe der Proust-Übersetzung Ihre Kräfte voll erfordern würde; und das Romanische Seminar hätte es schliesslich nicht verantworten können, an einer Überbelastung schuld zu werden. So muss ich Ihr Demissionsgesuch […] leider akzeptieren […].12Brief der Universität Heidelberg, Romanisches Seminar, Prof. Dr. Hess, vom 26. Mai 1955 (DLA 1, Kasten 238a).

Nach dem Tod Georg Rechels am 18. März 1962 wohnte Eva Rechel-Mertens weiterhin im ehelichen Haus (vgl. Rechel-Mertens o. J.). Sie starb am 12. Oktober 1981 in Heidelberg. Auf ihrer Todesanzeige ist der Name „Dr. Eva Rechel-Mertens“ vermerkt.13Todesanzeige vom 13. Oktober 1981 (DLA 1, Nachtrag 2023). Zum Erben ihrer gesamten Hinterlassenschaft bestimmte sie in ihrem Testament Rudolf Prinz zur Lippe.14Siehe Testament Dr. Eva Rechel geb. Mertens, vom 14. Mai 1977 (DLA 1, Nachtrag 2023). Rudolf zur Lippe (1937‒2019) lehrte von 1971 bis 1976 in Frankfurt am Main Philosophie, zuletzt auch Soziologie auf der Professur für Kulturtheorie. Von 1974 an war er Inhaber des Lehrstuhls für Ästhetik an der Universität Oldenburg. Dieser hatte ab 1962 für die Dauer seines Studiums bei der Übersetzerin in Heidelberg gewohnt (vgl. Bruegmann 2015: 51). Zur Lippe übergab den Nachlass von Rechel-Mertens an das Deutsche Literaturarchiv in Marbach.

Selbstdarstellung

Im Nachlass von Eva Rechel-Mertens findet sich eine selbstverfasste Lebensbeschreibung mit Datum vom 27. Juli 1945.15Siehe „Lebensbeschreibung“ von Rechel-Mertens (1945). Es konnte nicht ermittelt werden, für welchen Adressaten dieser Text angefertigt wurde. Auf knapp vier Seiten gibt sich Rechel-Mertens hier durchgängig das Image eines eigensinnigen, weltoffenen und unabhängigen Charakters. So schreibt sie:

Mein kindliches Wesen hatte einen stark individualistischen Zug, der im Hause eher unterstützt wurde, so dass ich an den damals aufkommenden Jugendorganisationen (wie z. B. Wandervogel) keinen Anteil hatte […].

Der häuslichen Erziehung verdanke sie ihr eigenständiges und kritisches Denken, während sie von einer Lehrerin zu sozialem Engagement angeregt worden sei:

Erst viel später – kurz vor dem ersten Weltkrieg – gehörte ich einer Organisation an, einer „Jugendgruppe für soziale Hilfsarbeit“, die, aus einem Freundinnenkreis unter Leitung einer verehrten Lehrerin hervorgegangen, einen Versuch darstellte, unsere jugendlichen Kräfte in anderer als der damals allein üblichen stark gesellschaftlich bedingten Form auf wohltuendes Teilnehmen an den Wünschen und Sorgen der ärmeren Bevölkerung zu lenken. Wir besuchten viele soziale Einrichtungen vor allem in Berlin und betätigten uns unter Leitung der Erwachsenen auf allen möglichen fürsorgerischen Gebieten. Für mein etwas träumerisches und egozentrisches Wesen war diese Anregung sehr wichtig.

Hinsichtlich des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs weist sie weiterhin auf ihre Unabhängigkeit von gängigen gesellschaftlichen Überzeugungen hin und grenzt sich sogar von damaligen Altersgenossen ab, indem sie feststellt:

Mitten in diese Freuden und Pflichten überraschte mich der Weltkrieg von 1914, den ich entgegen der Auffassung meiner meisten jugendlichen Bekannten im Innersten als grosses Unglück empfand.

Wiederum erwähnt sie in diesem Zusammenhang ihr soziales Engagement in Form von „Krankenpflege, Hilfe für die Soldatenfrauen und -kinder, Krippen und Kinderhorte“.

Rechel-Mertens betont in ihrer Lebensbeschreibung zudem ihr „sich damals gerade europäisch abrundende[s] Weltbild“, das durch den Ersten Weltkrieg einen Riss erhielt. Vor diesem Hintergrund präsentiert sie sich als freiheitlich Handelnde, die im Verborgenen weiterhin die Literatur des Feindes konsumierte:

Versteckt im Garten, mit nicht ganz gutem Gewissen, las ich weiter französische und englische Autoren und empfand Groll und Schmerz bei dem Gedanken, dass blutig verteidigte Grenzen mich von den geistigen Mächten trennten, denen ich mich verbunden fühlte.

Von dieser Beschreibung eines inneren Widerstands während des Ersten Weltkriegs schlägt sie übergangslos einen Bogen zum Zweiten Weltkrieg:

(Beim Ausbruch des letzten Krieges wiederholten sich für mich diese Empfindungen in einer an Lebensüberdruss grenzenden Form.) Freunde und Freundinnen suchte ich naturgemäss vor allem unter mir seelisch verwandten Menschen. […] Einflüsse von aussen haben auf mich immer sehr viel schwächer gewirkt als die notwendig sich ergebenden Phasen meiner inneren Entwicklung

Tatsächlich ist Rechel-Mertens’ Lebensweg – insbesondere für eine Frau in der damaligen Zeit ‒ von einem starken Drang nach Unabhängigkeit gekennzeichnet. Sie folgte mit Studium, Dozenten- und Übersetzertätigkeit strikt ihren sprachkulturellen Interessen und verlagerte hierfür mit den Stationen Marburg, Heidelberg, Bonn und wieder Heidelberg ihren Lebensmittelpunkt von ihrer Heimat im Osten Deutschlands nach Westen. Auch ihre relativ späte Heirat gibt ihrem Verlangen nach Selbstbestimmung Ausdruck. In ihrer Lebensbeschreibung äußert sie sich wie folgt:

Unbeirrt durch praktische Bedenken folgte ich dabei zwei tiefen Instinkten meiner Natur: der Neigung, den Schauplatz meines Lebens unter allen Umständen in den Westen und noch lieber in den Südwesten Deutschlands zu verlegen, und dem Hang nach einer gewissen Unabhängigkeit in Zeiteinteilung und Aufenthaltswahl.

Durch die Ortswechsel realisierte Rechel-Mertens eine geographische Nähe zu den Sprachgebieten in Europa, die für sie von Interesse waren und die sie auf diese Weise leichter bereisen konnte. Sie gibt in ihrer Lebensbeschreibung an, „stets von grosser Reiselust beseelt“ gewesen zu sein. Nachdem sie nach eigener Aussage bereits während ihrer Kindheit und nach dem Ersten Weltkrieg die skandinavischen Länder, insbesondere Schweden, bereist hatte, konnte sie sich vom deutschen Südwesten aus „unzählige Male in Frankreich“ aufhalten, „öfter in Italien“, „in Oesterreich“, „in der Schweiz“ oder kurz vor dem Zweiten Weltkrieg „auch noch einmal in England“. Wie um ihre Weltoffenheit zu betonen, stellt sie bedauernd fest: „Leider bin ich bisher niemals aus Europa herausgekommen.“ Über ihren Lehrer Curtius eröffnete sich für Rechel-Mertens der Zugang zu einem Kreis prominenter Gelehrter, die sie in ihrer Lebensbeschreibung aufzählt:16Vgl. hierzu: Briefe von Heinrich und Christiane Zimmer – auch aus dem US-amerikanischen Exil Anfang der 1940er Jahre (DLA 1, Nachtrag 2023) bzw. Briefe, Gedichte, Zeichnungen, Verschiedenes von Friedrich Gundolf, 1926‒1930 (DLA 1, Kasten 243). Die Korrespondenzen zeugen von einem sehr engen und freundschaftlichen Verhältnis zu Rechel-Mertens.

Zu den hervorragendsten Erscheinungen jener Zeit gehörten der Archäologe Ludwig Curtius, der Philosoph Karl Jaspers, der Soziologe Alfred Weber, etwas später der Indologe Heinrich Zimmer, mit dessen Haus mich besonders freundschaftliche Bande verknüpften. Im Elternhause seiner Gattin, der Tochter des Dichters Hugo v. Hofmannsthal, verbrachte ich unvergessliche Tage und Wochen (Rodaun bei Wien und Aussee). Zu meinen engsten Freunden gehörte der Literaturhistoriker Friedrich Gundolf, der 1931 starb.

Es fällt auf, dass die meisten der angeführten Personen im Konflikt mit dem NS-Regime standen und sich entweder in die Innere Emigration begaben oder Repressionen und Verfolgung ausgesetzt waren. Rechel-Mertens erläutert dazu in ihrer Lebensbeschreibung:

Politische Fragen haben für mich niemals sehr im Vordergrunde des Interesses gestanden (ausser in den Jahren leidenschaftlicher Ablehnung seit 1933, in denen man täglich mit den unangenehmen Auswirkungen der Staatsführung in Berührung kam).

In ihrer Lebensbeschreibung äußert sich Rechel-Mertens ebenfalls zu ihrem Verhältnis zur Kirche: „Ein stark religiöses Element bildete den Unterstrom meiner Erziehung. Die katholische Kirche hat mich immer sehr angezogen, und ich fühle mich auch jetzt noch nicht am Ende meiner religiösen Entwicklung.“ Da Rechel-Mertens evangelisch war – ebenso wie ihr Mann Georg Rechel, dessen Vater sogar evangelischer Pfarrer und Dekan war17Siehe Heiratsurkunde (DLA 1, Nachtrag 2023). –, wirkt das Bekenntnis zur katholischen Kirche überraschend. Möglicherweise will Rechel-Mertens hier ihrer Solidarität mit der katholischen Kirche Ausdruck geben, deren Begeisterung für die neuen Machthaber geringer ausgeprägt war als bei den Protestanten.18Zum „Verhältnis zwischen Kirche und Staat im nationalsozialistischen Deutschland“ vgl. Gailus (2018). Zudem hatte sie offenbar ein verklärtes Bild von der katholischen Kirche als einer stark integrierenden Institution (vgl. Bruegmann 2015: 57). So erklärte sie 1932 in einem Kurs über französische Kulturkunde: „Frankreich ist katholisch insofern, als es auch heute noch keinen Unterschied der Rassen kennt. Man kann Franzose werden, wenn man sich taufen lässt.“ (Rechel-Mertens zit. n. Bruegmann 2015: 57)

Unverkennbar ist das Bemühen Rechel-Mertens’, sich unmittelbar nach dem Krieg bewusst als überzeugte Europäerin mit einer grundsätzlichen Distanz zu Mitläufertum und nationalsozialistischer Ideologie zu präsentieren. Damit grenzt sie sich ab von anderen Assistenten am Romanischen Seminar in Heidelberg wie beispielsweise Edgar Glässer, der sich 1938 bei Walter Mönch mit einer Einführung in die rassenkundliche Sprachforschung habilitierte.19Zu Edgar Glässer vgl. Sellin (2006: 447): Im Februar 1946 wurde Glässer, noch immer Assistent und Dozent am Romanischen Seminar, auf Befehl der amerikanischen Militärregierung aus dem Dienst entlassen. Er erhielt später jedoch eine Professur an der Universität Mainz. So stellt sich der Eindruck ein, Rechel-Mertens habe ihre Tätigkeit als Assistentin 1938 vor dem Hintergrund der Entwicklungen am Romanischen Seminar beendet.

Prägende Persönlichkeiten

Eva Rechel-Mertens bezeichnet die Verhältnisse in ihrem Elternhaus als „denkbar glücklich“ (Rechel-Mertens 1945). Ihr Vater Friedrich Mertens, „auch im Beruf ein hervorragender Pädagoge“, legte das Fundament für ihren Lebensweg, indem er sich in besonderer Weise um die Bildung seiner Töchter kümmerte: „[Er] sorgte für eine „erstklassige Schulbildung und überwachte, regelte und förderte ihre Neigung zum Lesen und Lernen. Ihm verdanke ich eine frühe und umfassende Bekanntschaft mit der Weltliteratur.“ (ebd.) Vor dem Hintergrund, dass Abitur und Hochschulzugang in Deutschland bis 1908 gänzlich dem männlichen Geschlecht vorbehalten waren (vgl. Hannover/ Ollrogge 2021), war Rechel-Mertens mit der Ausbildung, die sie genießen konnte, äußerst privilegiert. Hätten die Eltern der Bildung ihrer Tochter nicht diesen hohen Wert beigemessen, wäre ihr Leben wohl anders verlaufen (vgl. C. Proust 2022: 21). Sie stellt fest: „Meiner Ausbildung war höchstens der Vorwurf zu machen, dass sie vielleicht ein wenig zu einseitig auf historisch-philologischer Grundlage beruhte.“ (Rechel-Mertens 1945) Mit der Verlagerung ihres Lebensortes in den Südwesten Deutschlands scheint Rechel-Mertens die Abnabelung vom Elternhaus vorangetrieben zu haben. So erklärte sie in einem Interview: „ich bin noch immer ein wenig in meine Kindheit verliebt – das kann ein Schaden für das Leben sein […]“ (Rechel-Mertens 1966a).

Die geistige Begegnung mit ihrem akademischen Lehrer Ernst Robert Curtius in Marburg war nach Rechel-Mertens’ eigener Einschätzung entscheidend für ihren weiteren Lebensweg (vgl. Rechel-Mertens o.J.): In seiner Persönlichkeit verband „sich eine wahrhaft europäische Gesinnung mit einer eingehenden Kenntnis der Antike und tiefer Christlichkeit“ (Rechel-Mertens 1945). Insbesondere über ihre Tätigkeit als seine Assistentin konnte Rechel-Mertens Einblicke in Curtius’ Forschungstätigkeit und Arbeitsweise erlangen:

Ich arbeite mit einer Assistentin [= Eva Mertens], die mir das ganze Material jeden Tag so vorbereitet auf den Schreibtisch legt, daß ich selbst auch nicht ein einziges Zitat nachzulesen brauche. Das beständige Suchen und Herumlesen unterbricht den künstlerischen Gestaltungsprozeß in der peinlichsten Weise, finde ich – obwohl ich natürlich ein Gelehrter bin und bleiben möchte. […] In den romanischen Ländern arbeiten die Kollegen schon längst auf diese Art. (Curtius zit. n. Glockner 1969: 255)

Übersetzerisches Werk

Im Sinne Beauvoirs verwarf sie den vom Verlag ins Spiel gebrachten Titel Das schwache Geschlecht:

In Ihrem Briefe nennen Sie das Werk: Das  s c h w a c h e  Geschlecht. Ich hoffe sehr, dass Sie nicht die Absicht haben, diesen Titel ernstlich für die deutsche Ausgabe zu wählen, da eine solche (aus dem Blickpunkt der Männlichkeit) wertende und abwertende Bezeichnung den Absichten der Autorin vollkommen zuwiderläuft.39Brief von Rechel-Mertens an Rowohlt Verlag vom 24. November 1950 (DLA 1, Kasten 237).

Andererseits äußerte sich Rechel-Mertens später eher kritisch über Beauvoir:

Ich schicke Ihnen gleichzeitig mein letztes Exemplar von Tout compte fait. Falls Sie sich an den dicken Band heranwagen, wird es Ihnen wohl ähnlich gehen wie mir: man langweilt sich streckenweise und ärgert sich auch oft, da die Einsicht der Autorin oft durch Fanatismus getrübt ist. Wenn sie ein paar linksradikale Intellektuelle gesprochen hat, weiß sie über ein Land Bescheid. Aber sie übersetzt sich nicht schlecht, weil sie sich sehr klar ausdrückt.40Brief von Rechel-Mertens an Diogenes-Verlag vom 30. Mai1974 (DLA 1, Kasten 241).

Rechel-Mertens übersetzte nach dem Krieg noch weitere Werke von Marie Gevers (z. B. Hohe Düne, 1951), deren Heimatliteratur so gar nicht zu der engagierten Literatur einer Beauvoir passen will. Man darf behaupten, dass Rechel-Mertens kein thematisch oder ideologisch einheitliches Übersetzungsprogramm verfolgte, sondern eher den Schwerpunkt auf namhafte Autorinnen/ Autoren bzw. anspruchsvolle Texte legte. Als der Suhrkamp-Verlag sie 1953 mit der Übersetzung der Recherche von Proust betraute, stellte sie sich dieser Herausforderung:

Es war eine große Aufgabe, und ich habe sie mit großer Freude übernommen. Gewiß war auch Ehrgeiz im Spiel, denn jeder sagte, Proust ist sehr schwer zu übersetzen. Aber ich habe es mit viel Enthusiasmus gemacht und habe die Arbeit auch ohne Unterbrechung fortgeführt. Natürlich gab es dabei auch schwer zu überwindende Strecken, zum Beispiel in Die Gefangene. Aber die innere Verödung, die eine solche Riesenübersetzung mit sich bringt, wurde von Prousts Charme immer wieder aufgewogen. Und die Faszination des Proustschen Stils, die verschlungene Architektur seiner Sätze, hat mich nie losgelassen. (Rechel-Mertens 1966a)

Nach Vollendung dieser großen Arbeit zögerte Rechel-Mertens lange, auch Prousts posthum veröffentlichtes Frühwerk Jean Santeuil ins Deutsche zu übertragen. Gegenüber dem Suhrkamp-Verlag argumentierte sie: „Es ist natürlich bedenklich, auf das soviel bedeutendere und eindrucksvollere Werk nun das glanzlosere folgen zu lassen, das mir auch als Übersetzerin weniger Chancen gibt.“41Brief von Rechel-Mertens an Suhrkamp-Verlag vom 23. Oktober 1960 (DLA 1, Kasten 240). So erschien dieses quasi autobiographische und für die Entstehungsgeschichte der Recherche bedeutsame Buch erst 1965 in Rechel-Mertens’ Übertragung auf Deutsch.

Die Herausgabe von Anthologien französischer Klassiker wie Balzac (Meisternovellen, 1953), Flaubert (Drei Erzählungen, 1966) und Stendhal (Die Cenci und andere Erzählungen, 1961) stellt einen weiteren Schwerpunkt ihres translatorischen Œuvres dar. Mit Gérard de Nerval (Aurelia und andere Erzählungen, 1960) übersetzte Rechel-Mertens einen Autor, der auch Proust fasziniert hatte. Des Weiteren wagte sie sich an Arthur de Gobineau (Die Plejaden, 1964), einen für seine rassenideologischen und antidemokratischen Überzeugungen berüchtigten Autor. Mit der Übersetzung von Werken Crébillons (z. B. Die glücklichen Waisen, 1969)42Die Übersetzung wurde anonym veröffentlicht: „Ich möchte keinesfalls eventuelle Dummheiten oder Geschmacklosigkeiten mit meinem Namen decken, mir aber auch nicht die Mühe zumuten, alles wieder herauszukorrigieren. Ein anonymes Erscheinen wäre also die beste und weniger zeitraubende Lösung.“ (Rechel-Mertens im Brief an den Propyläen-Verlag vom 14. November 1969, DLA 1, Kasten 237). bekundete Rechel-Mertens ihr Interesse am freizügigen Dix-huitième, wobei sie jedoch um ihren Ruf als seriöse Übersetzerin besorgt war:

Anstößig ist es ja durchaus nicht, die bloße Moralfreiheit wird wohl früher genügt haben, das Buch unter die „Separata“ der Bibliotheken einzuordnen. Sicher ist doch auch in diesem Fall die Sperrformel in der Ankündigung nicht nötig. Sie bleibt mir sehr unsympathisch, ich möchte nicht als Übersetzerin von Büchern irgendwie fragwürdigen Charakters gelten, offengestanden habe ich seiner Zeit etwas Ärger dadurch gehabt, dass ich den ersten Teil von Le deuxième Sexe von der Beauvoir übersetzt hatte.43Brief von Rechel-Mertens an den Propyläen-Verlag vom 19. Mai 1965 (DLA 1, Kasten 237).

Rechel-Mertens übertrug zudem etliche Autoren, die im 20. Jahrhundert neue Akzente in der französischen Literatur setzten. Hier ist etwa der spätere Nobelpreisträger Claude Simon (Der Wind, 1959) zu nennen. Andererseits übersetzte sie auch Angelo Rinaldi (Les dames de France, 1979), einen entschiedenen Gegner des Nouveau Roman. Mit Der glückliche Tod (1972) des Nobelpreisträgers Albert Camus knüpfte Rechel-Mertens wieder an das Thema des Existentialismus an. Verdient hat sie sich um die Übersetzung der Werke des französisch-amerikanischen Autors Julien Green gemacht. Wie schon bei Beauvoir reihen sich auch hier Romane (z. B. Leviathan, 1963), Erzählungen (z. B. Die Nacht der Phantome, 1975) und Autobiographisches (z. B. Aufbruch vor Tag, 1964) aneinander. Mit Jules Verne (Das erstaunliche Abenteuer der Expedition Barsac, 1978) erschloss sich Rechel-Mertens gegen Ende ihrer Übersetzertätigkeit das Genre der Science Fiction. Als eines ihrer letzten Werke übersetzte sie im Alter von 85 Jahren Jean-Edern Hallier, den Begründer der literaturkritischen Bewegung Tel Quel, (Der zuerst schläft, weckt den anderen, 1980).

Mit den Bildporträts bekannter Dirigenten und Musiker (z. B. Carl Schuricht mit Fotografien von Roger Hauert und Texten von Bernard Gavoty, 1955) wechselte Rechel-Mertens in die Sparte Kunst, Musik, Film. Dazu zählen auch das Fellini-Drehbuch Amarcord (zusammen mit Georg-Ferdinand von Hirschau,1974) sowie Essays und Interviews des italienischen Regisseurs in ihrer Übersetzung (z. B. in Aufsätze und Notizen, 1974).

Was ihre nichtliterarischen Übersetzungen angeht, war sich Rechel-Mertens offenbar genau ihrer Grenzen bewusst und sah die Notwendigkeit, sich zu Fragen der Terminologie gegebenenfalls von einem Sachverständigen beraten zu lassen. So schrieb sie zu ihrer Übersetzung von François Mauriac Über De Gaulle (1965) an den Verlag:

Es freut mich sehr, dass meine Arbeit Ihnen gefallen hat. […] Ich selbst habe mich in terminologischer Hinsicht ja nicht immer ganz sicher gefühlt, aber Graf Lynar hatte mir zugesagt, dass er sich etwaiger Schwächen annehmen würde. […] Grundsätzlich wäre ich auch nach diesem ersten Versuch auf neuem Gebiet bereit, einmal wieder eine Übersetzung für Ihren Verlag zu übernehmen, sofern nicht allzu spezielle historische oder politische Kenntnisse vorausgesetzt würden. Ich komme eben doch aus der sogenannten Belletristik.44Brief von Rechel-Mertens an den Propyläen-Verlag vom 9. Januar 1965 (DLA 1, Kasten 237).

Eine solche sachverständige Unterstützung erforderte beispielsweise auch die deutsche Ausgabe des zwischen Literatur und Politik pendelnden Benjamin Constant (Benjamin Constant, insgesamt vier Bände: Autobiographische und kritische Schriften, 1970, Politische Schriften, 1972).45Brief von Rechel-Mertens an den Propyläen-Verlag vom 6. Februar 1969 (DLA 1, Kasten 237): „Es wird mich sehr interessieren, mit wem ich hinsichtlich der historischen oder politischen Texte zu tun haben werde. Sicher wird hier ein Abstimmen nötig sein, dass [sic!] sich ja in diesen Fällen Terminologisches und Sachliches decken wird.“ Auch für die Übertragung des Werks Ludwig XIV. und zwanzig Millionen Franzosen (1973) von Pierre Goubert stellte der Verlag Rechel-Mertens einen Historiker zur Seite.46Vgl. den Briefaustausch Rechel-Mertens mit Prof. Dr. Stephan Skalweit, Historisches Seminar, Universität Bonn, April-Aug. 1971 (DLA 1, Kasten 241). Aus dem Briefwechsel lässt sich schließen, dass sie die Expertenmeinung einerseits schätzte, es ihr andererseits mitunter schwerfiel, als Übersetzerin zurückzutreten.

Aus der Korrespondenz mit dem Insel-Verlag geht hervor, dass Rechel-Mertens in den 1960er und 1970er Jahren an der Übersetzung von Schriften Paul Valérys arbeitete.47Siehe Briefe Rechel-Mertens an den Insel-Verlag (DLA 1, Kasten 237). So ist durch Briefe belegt, dass 1962 zwei ihrer Valéry-Texte veröffentlicht wurden, ohne dass ihr Name in dem entsprechenden Band Zur Theorie der Dichtkunst: Aufsätze und Vorträge (1962) genannt würde.48Vgl. Eintrag im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek: https://d-nb.info/455203458, abgerufen am 2. Februar 2025.

So wird nun im Herbst ein Band mit den Poetologischen Schriften von Valéry erscheinen, dessen größter Teil von Kurt Leonhard übersetzt wurde. In diesem Band sollen nun auch Ihre beiden Übersetzungen „Betrachtung zum Cimétière Marin“ und „Kommentar zu Charmes“ enthalten sein.49Textauszug aus: Brief Insel-Verlag an Rechel-Mertens vom 13. April 1961 © Insel Verlag Anton Kippenberg GmbH & Co. KG, Berlin (DLA 1, Kasten 238a).

Bei der Übertragung weiterer Valéry-Texte kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Übersetzerin und Lektorat. Offensichtlich distanzierte sich Rechel-Mertens von der Revision ihrer Texte durch den Verlag:

Veröffentlichen Sie es also meinetwegen unter dem Namen der Gfn. Mandelsloh oder mit drei Sternen, aber nicht unter meinem Namen. […] Ich bin mir natürlich darüber im Klaren, dass der Verlag, der mich beauftragt und bezahlt hat, gewisse Rechte auf meine Arbeiten besitzt. Ich weiß aber auch, dass es solche gibt, die das geistige Eigentum schützen, und auf diese berufe ich mich.50Brief Rechel-Mertens’ an Dr. Botond (Lektorin Insel-Verlag) vom 30. Dezember 1969 (DLA 1, Kasten 237).

In den Valéry-Ausgaben des Suhrkamp-Verlags von 2021 ist Rechel-Mertens dann wieder als Übersetzerin aufgeführt (siehe Bibliographie).

Übersetzungspoetologische Auffassungen

Rechel-Mertens hat sich anlässlich der Verleihung des Übersetzerpreises der Akademie für Sprache und Dichtung dezidiert über die Rolle des Übersetzens geäußert. Ihrer Ansicht nach handelt es sich hierbei um eine Übung zweiten Ranges, die der schöpferischen Tätigkeit des Autors eindeutig untergeordnet ist:

Übersetzen ‒ auch das von literarischen Werken ‒ gilt neben der selbständigen schöpferischen Arbeit des Schriftstellers als eine untergeordnete, gleichsam dienende Tätigkeit ‒ und das mit vollem Recht. Man könnte vergleichsweise sagen, es verhält sich zu jener wie die Kunst des Schauspielers zu der des Dramatikers oder die des Podiuminterpreten zu der des Komponisten, der das Stück geschaffen hat. Dieser Vergleich nimmt jedoch für den Übersetzer noch eher zuviel Ehre in Anspruch. Vor allem trifft er schon darum nicht eigentlich zu, weil der Autor nicht in gleichem Maße von dem Übersetzer als Interpreten abhängig ist, denn er wird es ja nur, insofern er die Bewohner fremder Sprachwelten für sich interessieren und gewinnen will. (Rechel-Mertens 1966b: 74)

Durch die Übung des Übersetzens, so Rechel-Mertens, ergebe sich ein Dreiecksverhältnis aus „Schöpfer“ (Autor), „Hersteller“ (Übersetzer) und „Konsument“ (Leser), wobei letzterer dem Übersetzer zu besonderem Dank verpflichtet sei.

Der ‚Konsument‘ […] hat eine von ihm selbst oft nicht einmal in ihrem ganzen Umfang erkannte Dankesschuld an die Überführung fremdsprachiger Werke in das ihm vertraute Idiom abzutragen. Stärkste Impulse und Eindrücke des Lebens sind uns allen durch Übersetzung vermittelt worden. (ebd.)

Ansonsten spricht Rechel-Mertens in dieser Preisrede vor allem über die „Technik des Übersetzens“ und die damit verbundenen translatorischen Herausforderungen. So ergeben sich aus ihrer Sicht gerade bei der Übersetzung aus romanischen Sprachen ins Deutsche sprachpaarspezifische Probleme in Bezug auf Lexik und Syntax. Sie nennt hier „die anders als im Deutschen gelagerte Zusammenfassung von Begriffen unter einem Wort (wie etwa ordre, das zugleich Orden, Order oder Ordnung heißt)“ (ebd.: 75). Des Weiteren stellt sie fest:

Wichtiger, das heißt ganz erhebliche Schwierigkeiten heraufbeschwörend ist, daß Grundvorstellungen und Urbegriffe der Menschheit in den romanischen Sprachen sich durch das Geschlecht von der deutschen Bezeichnung unterscheiden und damit auch durch die Art der Personifikation. (Ebd.: 76)

Die Übersetzerin weist hier insbesondere auf im Deutschen gegengeschlechtliche Begriffe wie „amour“, „lune“ und „soleil“ hin und illustriert diese Unterschiede an folgendem Beispiel:

La Mort ist im romanischen Denken nicht der Knochenmann mit der Sense, sondern eine halbverweste alte Frau mit schauervoller Gebärde. (Ebd.)

Bei der Übertragung der Recherche von Proust sah sich Rechel-Mertens mit überlangen Sätzen konfrontiert, die äußerst schwierig ins Deutsche zu übertragen seien. Sie entschied sich dafür, diese nicht zu teilen, sondern unbedingt in Gänze zu erhalten, „um der fortschreitenden Versenkung ihres Schöpfers“ etwa in die Vergangenheit oder in neue Abschweifungen Ausdruck zu geben bzw. um eine gewisse Atemlosigkeit im Text aufrechtzuerhalten (ebd.: 77). Der anders gelagerte Satzbau im Deutschen stellte die Übersetzerin jedoch vor besondere Herausforderungen:

Hier nun freilich bildet auch wieder die Verschiedenheit der Idiome für den Übersetzer einen Fallstrick. Für den Franzosen ist die Haupttonstelle des Satzes bekanntlich der Schluß. Er kann der seiner Sprache eigentümlichen Wortstellung zufolge alles ans Ende rücken, was ihm wichtig ist. Ein Wortgefüge à la Proust weist aber unbedingt zahllose Nebensätze auf, die man der Übersichtlichkeit halber nicht alle gleichsam unterwegs in den Hauptsatz einschachteln kann. Am Ende aber steht bei uns im Nebensatz das tonlose Hilfsverb, und es ist oft schwer, einen Satz dann doch so zu bauen, daß man ganz markante Worte […] ans Ende manövriert. (Ebd.)

Im Übrigen werde am Beispiel Prousts deutlich, dass eine Übersetzung unbedingt den im Original beschriebenen Zeitgeist wiedergeben müsse, sollten dem Leser die Eigenarten einer bestimmten Epoche vergegenwärtigt werden:

Etwas zu sagen wäre auch noch zu dem gesellschaftsgeschichtlichen oder sozialpsychologischen Aspekt des Werkes und den Schwierigkeiten, die sich daraus für die Übersetzung ergeben. Man hat die Recherche du Temps [sic!] perdu als das Bild einer ganzen Epoche geradezu mit dem Geschichtswerk Saint-Simons verglichen. Um aber ein solches Bild vollkommen zu gestalten, muß man auch den Ton der Zeit und der Individuen treffen. (Ebd.: 79)

Um das gesellschaftliche Milieu des Fin de Siècle wiederzugeben, mussten Sprache und Stil dieser Zeit ins Deutsche gebracht werden. Hierfür orientierte sich Rechel-Mertens an Vertretern des Adels und Großbürgertums, die sie ehemals durch ihren Kontakt mit Christiane Zimmer, der Tochter Hugo von Hofmannsthals, in Österreich kennengelernt hatte. Laut Rudolf zur Lippe suchte sich die Übersetzerin auf diese Weise Modelle, um sprachliche Eigenheiten und Gewohnheiten der Proust-Figuren in Anlehnung an die deutschsprachige Kultur der k.u.k.-Monarchie zu gestalten (vgl. Bruegmann 2015: 51f.).

Schließlich spricht Rechel-Mertens den Aspekt der Gültigkeit einer Übersetzung an und kommt zu dem Schluss, dass möglicherweise auch ihre ins Deutsche übersetzten Texte irgendwann nicht mehr aktuell sein könnten: „Aber das endgültige [Prädikat] wird eine andere Instanz mir erteilen, und zwar – ich schließe mit dem Wort, das Proust an das Ende seines großen Werkes gesetzt hat – die ZEIT.“ (Rechel-Mertens 1966b: 81) Damit formuliert Rechel-Mertens die Erkenntnis, dass die kulturellen Rahmenbedingungen der Rezeption einem stetigen Wandel unterliegen, wodurch sich auch gesellschaftliche Erwartungen an Übersetzungen ändern können.

Weitere übersetzungspoetologische Überzeugungen können aus Rechel-Mertens’ Kommentaren zu Korrekturen von Lektoren abgeleitet werden. Aus Änderungsvorschlägen von Lektoren geht hervor, dass die Übersetzerin nach Möglichkeit Wörter aus dem Französischen ins Deutsche übernahm: „Vorab stellt sich die Frage, ob Sie es gutheißen würden, die Vokabeln ‚Bizarrerie‘ und ‚Perfidie‘ in ‚Absonderlichkeit‘ und ‚Untreue‘ bzw. ‚Treulosigkeit‘ umzuwandeln?“51Brief von Dr. Erika Höhnisch, Propyläen Verlag, an Rechel-Mertens vom 30. November 1969 (DLA 1, Kasten 238a). Gegenüber der Lektorin des Propyläen-Verlags verteidigt Rechel-Mertens ihre Übersetzungsstrategie und stellt fest: „Es ist eine Manie der Verlage, grundsätzlich und in gänzlich undifferenzierter Weise allergisch gegen Fremdwörter zu sein.“52Brief Rechel-Mertens’ an Dr. Höhnisch, Propyläen-Verlag, vom 7. Dezember 1969 (DLA 1, Kasten 237). Ebenso ablehnend äußert sich Rechel-Mertens zur Verwendung erläuternder Fußnoten im Text:

Da stören mich bei der Lektüre einfach die vielen Hinweiszahlen in einem dramatisch bewegten oder sentimental bewegenden Text (der gewissenhafte Leser unterbricht ja dann doch die Lektüre und sieht erst einmal nach). Ich finde, man hätte die Parallelen zu Constants Geschichte entweder in ein alles beiläufig berührendes Nachwort ziehen oder diesen Vergleich hier und da dem Leser überlassen können.53Brief Rechel-Mertens’ an Axel Blaeschke, Propyläen-Verlag, vom 15. August 1970 (DLA 1, Kasten 237).

Rechel-Mertens’ Korrespondenz mit Verlagen ist ferner zu entnehmen, dass sie durch Eingriffe des Lektorats ihre Kompetenz als Übersetzerin infrage gestellt sieht:

Natürlich lasse ich mich bereitwillig und sogar dankbar korrigieren, wenn etwa irgendwo eine Auslassung oder ein Versehen vorliegen sollte. Indessen möchte ich an meinen Formulierungen – auch das Maß der Wörtlichkeit oder hier und da etwas größerer Freiheit der Übertragung ist wohlerwogen – nicht geändert sehen, u n t e r  g a r  k e i n e n  U m s t ä n d e n  ohne vorherige Rückfrage bei mir.54Brief Rechel-Mertens’ an Axel Blaeschke, Propyläen-Verlag, vom 16. Mai 1969 (DLA 1, Kasten 237).

Schließlich legt Rechel-Mertens großen Wert auf ihre Sichtbarkeit als Übersetzerin und pocht darauf, in einem von ihr übersetzten Werk an geeigneter Stelle namentlich erwähnt zu werden:

Etwas enttäuscht bin ich, dass man meinen Namen als Übersetzerin – meiner Meinung nach inkorrekterweise – so verschämt auf der letzten Seite, anstatt gleichgeordnet mit dem Illustrator auf dem Titelblatt angebracht hat.55Brief Rechel-Mertens’ an Desch Verlag vom 30. September 1975 (DLA 1, Kasten 237).

Kritische Würdigung

Für ihre Übertragung des Romans À la recherche du temps perdu von Marcel Proust wurde Rechel-Mertens 1957 mit dem „Deutschen Kritikerpreis“ ausgezeichnet.56Der Deutsche Kritikerpreis war ein Kulturpreis, der von 1951 bis 2009 vom Verband der deutschen Kritiker e.V. jährlich als undotierte Auszeichnung u. a. in der Fachgruppe Literatur verliehen wurde. Mit der Auflösung des Vereins im Jahre 2010 wurde die Preisvergabe eingestellt. Dies ist besonders bemerkenswert, da dieser Preis eigentlich ausschließlich an Autorinnen und Autoren verliehen wurde. In der Begründung der Jury heißt es:

Von dem deutschen Proust-Text dürfte, lange nach dem Tode des Autors, die große Wirkung auf unsere Literatur ausgehen, die Proust in den anderen europäischen Literaturen seit langem hat. Obwohl der Literaturpreis des Deutschen Kritikerverbandes im allgemeinen nur für Originalleistungen verliehen wird, erhält ihn in diesem Jahr Eva Rechel-Mertens, weil sie mit ihrer einzigartigen Leistung das literarische Leben in Deutschland bereichert hat.57Brief des Verbandes der deutschen Kritiker vom 15. September 1957 an Eva Rechel-Mertens (DLA 1, Kasten 239).

Als weitere bedeutende Auszeichnung erhielt Rechel-Mertens 1966 den „Johann-Heinrich-Voß-Preis für Übersetzung“ der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung „für ihre Vermittlung klassischer und moderner französischer Literatur, insbesondere als Anerkennung für die Übertragung des großen Romanwerkes von Marcel Proust“.58Siehe Urkundentext, Deutsche Akademie, https://www.deutscheakademie.de/de/auszeichnungen/johann-heinrich-voss-preis/eva-rechel-mertens/urkundentext, abgerufen am 4. Dezember 2024.

Zu Rechel-Mertens’ Proust-Übersetzungen liegen zahlreiche Rezensionen vor. Anlässlich des Erscheinens des ersten Proust-Bandes im Jahre 1953 wies Franz Schonauer (1954/55) in seiner Rezension darauf hin, dass Proust im deutschen Sprachgebiet bis dahin nahezu unbekannt war. Er betonte die besondere Bedeutung dieser Übersetzung für eine künstlerische Auseinandersetzung mit der französischen Literatur, um den deutschen Roman nach dem Zweiten Weltkrieg aus seiner Erstarrung zu lösen. Schonauer bescheinigte Rechel-Mertens „eine der Proustschen Diktion angemessene Übersetzung“ und lobte vor allem, dass der „weitmaschige, metaphorische Satzstil des Autors beibehalten“ worden sei (Schonauer 1954/55: 175f.). Weiterhin lobte er die verlegerische Entscheidung, das große Arbeitspensum von nur einer Übersetzerin bewältigen zu lassen, um die sprachliche Einheit der Bände zu gewährleisten; dagegen sah er das vom Verlag vorgegebene Tempo für die Gesamtübersetzung kritisch (vgl. ebd.: 176).

Detaillierte Kritik an Rechel-Mertens’ Proust-Übersetzung kam 1955 von Walter Boehlich nach Erscheinen der ersten beiden Bände In Swanns Welt (1953) und Im Schatten junger Mädchenblüte (1954). Anhand eines konkreten Vergleichs von Ausgangs- und Zieltext machte Boehlich zahlreiche Mängel in der Übersetzung transparent. Vor allem beanstandete er unzählige Auslassungen im Text sowie die falsche und dadurch zum Teil sinnentstellende Auflösung vieler Konstruktionen (vgl. Boehlich 1955: 182). Ursächlich hierfür sah er jedoch in erster Linie den zeitlichen Druck, unter dem die Übersetzerin stand:

Es ist nur natürlich, daß bei einem so umfangreichen und gleichzeitig so ungewöhnlich schwierigen Übersetzungswerk nicht alles gleichmäßig gelungen sein kann. […] Ein halbes Jahr für einen Band von 600 bis 800 Seiten ist einfach zu wenig; niemand kann in diesem Zeitraum eine makellose Übersetzung zustandebringen. Die Unvollkommenheit der neuen Übersetzung scheint tatsächlich weit eher auf Zeitmangel als auf etwas anderes zurückzugehen. (ebd.: 181f.)

Gleichwohl konstatierte Boehlich, dass „die neue Übersetzung den vorausgegangenen weit überlegen [ist]“ und „[k]eine vor ihr eine vergleichbare Geschmeidigkeit des Stiles erreicht [hat]“ (ebd.: 181). Lobend hob er hervor, „daß [Eva Rechel-Mertens] soviel französisches Kolorit wie möglich hat bestehen lassen“ und betonte: „aber den größten Dank schuldet man ihr für ihr Bemühen, Prousts Stil möglichst streng nachzubilden und dem deutschen Leser nichts zu ersparen, was auch dem französischen nicht erspart bleibt“ (ebd.). In diesem Zusammenhang würdigte er vor allem Rechel-Mertens’ Entscheidung, die „langen Perioden“ des Originals im Deutschen beizubehalten, ohne dass die Eleganz des Textes hierdurch beeinträchtigt würde. Nichtsdestotrotz forderte er von Rechel-Mertens für eine erfolgreiche Vollendung der weiteren Proust-Bände insgesamt „mehr Energie und Mühe“ (ebd.: 190).

Wolfgang Virmond schloss sich 1969, nach Vorlage aller Bände, dem Lob der Kritikerkollegen für die Nähe zum Original an, wies jedoch ebenfalls darauf hin, dass die deutsche Fassung im Vergleich zum Ausgangstext etliche Lücken aufweist:

Darüberhinaus fehlen aber so viele Sätze und Satzteile, daß einer, der die Mühe nicht scheute, den gesamten Text zu vergleichen, ein hübsches Bändchen zusammenbringen könnte mit bisher unübersetzten Stellen. (Virmond 1969: 91)

Ebenfalls bedauerte er Übersetzungsfehler auch an entscheidenden Stellen wie beispielsweise „Metamorphosen für métaphores“, da der Roman ja gerade „auf der Metapher basiert und dieses angesichts impressionistischer Bilder reflektiert“ (ebd.: 90).

Nathalie Mälzer kam 1996 hinsichtlich der Proust-Übersetzung von Rechel-Mertens zu folgenden Beobachtungen:

Insbesondere bei Wortspielen in Dialogen mildert und glättet sie und tendiert in der Wortwahl zu einer gehobeneren Sprache, einem Schriftdeutsch, für das es im Original nicht immer eine Entsprechung gibt. Redewendungen, Idiomatismen, Dialekte überträgt sie in eine abstrakte Kunstsprache: alles ungewöhnlich, skurril oder ordinär Erscheinende wird geglättet, Worte hinzugefügt, die Metaphern zu Vergleichen abmindern; in ihrem Text gibt es eigentlich keine interpretatorische Dimension. […] Dennoch: das, ebenso wie die große Zahl von Flüchtigkeitsfehlern schmälert die Vorzüge ihrer Übersetzung gar nicht so sehr. (Mälzer 1996: 140f.)

Caroline Proust führt die überwiegend positive Rezeption der Proust-Übersetzung u. a. darauf zurück, dass Rechel-Mertens in ihrer deutschen Fassung kulturelle Stereotype über die französische Kultur und Sprache bedient (vgl. C. Proust 2022: 63). Stilistische Dispositionen der Übersetzerin, vor allem die strategische Entscheidung, die Länge des Proustschen Satzes beizubehalten, ließen sich über den Gesamttext hinweg belegen und seien ein wesentlicher Faktor für die „Neuerweckung“ der Recherche in deutscher Sprache (vgl. ebd.). Gleichzeitig sei die Tendenz zu einer standardisierten Sprache zu beobachten, die mit einer Abschwächung des Proustschen Stils einhergehe (vgl. ebd.).

Sophie Beese konnte nachweisen, dass die 1951 erschienene Beauvoir-Übersetzung Das andere Geschlecht sich sprachlich an die in den 1950er Jahren in der Bundesrepublik geführten Diskurse über die Rolle der Frau anlehnt (vgl. Beese 2014). Gegenüber dem französischen Original mache sich eine stärkere Tabuisierung von Sexualität geltend, bedingt durch die bundesrepublikanischen Richtlinien zur Empfängnisverhütung und zum Schwangerschaftsabruch:

All dies belegten auch die Textbeispiele einer wesentlich zurückgenommeneren Erstübersetzung im Kontrast zu einer offener und zugleich klinischer formulierenden Neuübertragung. (Ebd.: 162)

Auch in Rechel-Mertens’ Übersetzung der belgischen Autorin Marie Gevers (Hohe Düne, 1951), werden Bezüge zur Sexualität tabuisiert oder es wird die Beschreibung eines als zu freizügig empfundenen Verhaltens der Protagonistin nicht in den Text übernommen (vgl. van de Pol-Tegge 2023: 120-144). Außerdem zeigt sich in der deutschen Fassung, dass Anschauungen aus der Zeit des Nationalsozialismus wenige Jahre nach dem Krieg noch weiter Wirkung entfalten.

Ausblick

Die bisher vorgelegten Studien zu Rechel-Mertens’ übersetzerischem Werk konzentrieren sich zumeist auf Prousts Die Suche nach der verlorenen Zeit. Unbeachtet blieben dabei die Romane des Nobelpreisträgers Martin du Gard, von denen Rechel-Mertens immerhin sechs Bände ins Deutsche übersetzte und damit ihr Debüt als Übersetzerin gab. Insbesondere im Hinblick auf das deutsch-französische Verhältnis Ende der 1920er Jahre könnte eine solche Studie Aufschluss geben über damalige epistemologische Konfigurationen in der deutschen Gesellschaft. Es böte sich an, die im DLA in Marbach archivierten Briefe des Autors heranzuziehen. Des Weiteren sind Rechel-Mertens’ Übersetzungen nach dem Zweiten Weltkrieg insgesamt noch relativ wenig erforscht. Neben weiteren Untersuchungen zu Beauvoir wären hier beispielsweise die Übertragungen von Julien Green interessant, da sie einen weiteren Schwerpunkt in Rechel-Mertens’ Œuvre bilden. Im Nachlass ist zudem ein großer Teil der Korrespondenz mit Verlagen erhalten. Diese Briefe und Korrekturen erscheinen besonders aufschlussreich, legen sie doch Informationen über die Zusammenarbeit von Übersetzerin und Lektorat frei.

Anmerkungen

  • 1
    Rudolf Schottlaender war der erste deutsche Proust-Übersetzer. 1926 erschien seine Übertragung des ersten Bandes, die von der Fachwelt jedoch allgemein nicht gut aufgenommen wurde (siehe unten). Einen neuen Anlauf unternahmen Walter Benjamin und Franz Hessel, die 1927 bzw. 1930 zwei weitere Bände veröffentlichten, ihr Vorhaben jedoch nicht weiterführen konnten.
  • 2
    Vgl. Geburtsurkunde (DLA 1, Nachtrag 2023).
  • 3
    Vgl. Geburtsurkunde; Rechel-Mertens (1945).
  • 4
    Königliche Augustaschule, 1832 eröffnete Höhere Töchterschule und Lehrerinnenseminar in Berlin, heute Sophie-Scholl-Schule (Berlin).
  • 5
    Curtius lehrte als ordentlicher Professor an den Universitäten Marburg (1920–1924), Heidelberg (1924–1929) und Bonn (1929–1951).
  • 6
    Leonardo Olschki folgte 1930 Ernst Robert Curtius auf dessen Lehrstuhl in Heidelberg nach (vgl. Sellin 2006: 436). Als Jude fiel Olschki unter die Bestimmungen des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933 und wurde im selben Jahr in den Ruhestand versetzt (vgl. ebd.: 437).
  • 7
    Belegt für den Zeitraum 1924–1934, siehe Bibliographie.
  • 8
    Siehe Heiratsurkunde vom 31. Oktober 1938, ausgestellt vom Standesamt Frankfurt/Oder (DLA 1, Nachtrag 2023). Zu den Lebensdaten von Georg Rechel siehe seine Sterbeurkunde vom 19. März 1962 (DLA 1, Nachtrag 2023).
  • 9
    Siehe Heiratsurkunde vom 31. Oktober 1938 bzw. Eintrag in Reisepass vom 05.02.1963: „Dr. Rechel, geborene Mertens, Eva Jenny Martha“ (DLA 1, Nachtrag 2023).
  • 10
    Rechel-Mertens in Brief an den Manesse-Verlag vom 22. Mai1953 im Zusammenhang mit der Veröffentlichung der Anthologie Meisternovellen (1953) von Balzac (DLA 1, Kasten 241).
  • 11
    Vgl. den Brief des Rektors der Universität Heidelberg vom 28. Oktober 1953 (DLA 1, Kasten 238a).
  • 12
    Brief der Universität Heidelberg, Romanisches Seminar, Prof. Dr. Hess, vom 26. Mai 1955 (DLA 1, Kasten 238a).
  • 13
    Todesanzeige vom 13. Oktober 1981 (DLA 1, Nachtrag 2023).
  • 14
    Siehe Testament Dr. Eva Rechel geb. Mertens, vom 14. Mai 1977 (DLA 1, Nachtrag 2023). Rudolf zur Lippe (1937‒2019) lehrte von 1971 bis 1976 in Frankfurt am Main Philosophie, zuletzt auch Soziologie auf der Professur für Kulturtheorie. Von 1974 an war er Inhaber des Lehrstuhls für Ästhetik an der Universität Oldenburg.
  • 15
    Siehe „Lebensbeschreibung“ von Rechel-Mertens (1945). Es konnte nicht ermittelt werden, für welchen Adressaten dieser Text angefertigt wurde.
  • 16
    Vgl. hierzu: Briefe von Heinrich und Christiane Zimmer – auch aus dem US-amerikanischen Exil Anfang der 1940er Jahre (DLA 1, Nachtrag 2023) bzw. Briefe, Gedichte, Zeichnungen, Verschiedenes von Friedrich Gundolf, 1926‒1930 (DLA 1, Kasten 243). Die Korrespondenzen zeugen von einem sehr engen und freundschaftlichen Verhältnis zu Rechel-Mertens.
  • 17
    Siehe Heiratsurkunde (DLA 1, Nachtrag 2023).
  • 18
    Zum „Verhältnis zwischen Kirche und Staat im nationalsozialistischen Deutschland“ vgl. Gailus (2018).
  • 19
    Zu Edgar Glässer vgl. Sellin (2006: 447): Im Februar 1946 wurde Glässer, noch immer Assistent und Dozent am Romanischen Seminar, auf Befehl der amerikanischen Militärregierung aus dem Dienst entlassen. Er erhielt später jedoch eine Professur an der Universität Mainz.
  • 20
    Siehe Briefe, Postkarten etc. von Curtius an Rechel-Mertens von 1923 bis zu seinem Tod (DLA 1, Kasten 238).
  • 21
    Brief von Curtius an Rechel-Mertens vom 5. Oktober 1923 (DLA 1, Kasten 238).
  • 22
    Siehe hierzu Curtius’ Werk Die literarischen Wegbereiter des neuen Frankreich (1918).
  • 23
    Siehe hierzu Curtius’ Werk Französischer Geist im neuen Europa (1925).
  • 24
    Brief Rechel-Mertens’ an Curtius, o. D. [1925] (DLA 1, Kasten 237). Sie bezieht sich in diesem Brief auf zwei von ihr in der Revue Européenne veröffentlichte Artikel von April und Oktober 1925.
  • 25
    Vgl. Briefe, Postkarten etc. von Curtius an Rechel-Mertens (DLA 1, Kasten 238), die ein weiterhin wertschätzendes und vertrauensvolles Verhältnis belegen.
  • 26
    Brief von Curtius an Rechel-Mertens vom 5. Oktober 1923 (DLA 1, Kasten 238).
  • 27
    Brief von Curtius an Rechel-Mertens vom 22. Mai 1948 (DLA 1, Kasten 238).
  • 28
    Brief von Curtius an Rechel-Mertens vom 20. März 1950 (DLA 1, Kasten 238).
  • 29
    Brief von Curtius an Rechel-Mertens vom 6. März 1955 (DLA 1, Kasten 238).
  • 30
    In einem Brief an Peter Suhrkamp vom 14. September 1954 (DLA 1, Kasten 240) hält Rechel-Mertens die folgenden Daten zum Übersetzungsauftrag fest: „Der Gesamtumfang des Werkes beträgt 3935 Seiten, die Gesamtfrist vom 1. Februar 1953 bis 31. März 1957 fünfzig Monate.“
  • 31
    Brief von Rechel-Mertens an Peter Suhrkamp vom 18. Januar 1953 (DLA 1, Kasten 240).
  • 32
    Vgl. beispielsweise auch den Brief von Rechel-Mertens an Suhrkamp vom 10. März 1953 (DLA 1, Kasten 240): „Meine Bedingungen erlaube ich mir nun wie folgt zu formulieren: Der Vertrag läuft bis zum 31. März 1957. […] Von diesen Bedingungen werde ich nicht abgehen […]. Sie bedeuten, verglichen mit meiner ursprünglichen Annahme einer Frist von fünf Jahren ein beträchtliches Zugeständnis.“
  • 33
    Brief von Rechel-Mertens an Suhrkamp vom 7. August 1953 (DLA 1, Kasten 240).
  • 34
    Brief von Rechel-Mertens an Siegfried Unseld vom 3. April 1959 (DLA 1, Kasten 240).
  • 35
    Siehe den Brief des Ullstein-Verlags an Eva Mertens vom 23. September 1935 (DLA 1, Kasten 241): „Besten Dank für Ihre […] ausführliche Auskunft. Damit dürfte die Angelegenheit für uns erledigt sein. Wenn Sie nach Ihrer persönlichen Kenntnis des Autors aus eigener Anschauung niemals auf den Gedanken gekommen sind, dass Martin du Gard nichtarischer Abstammung sei, so […] können wir mit gutem Gewissen diese törichte Attacke unseres […] Kunden abschlagen.“
  • 36
    Siehe zahlreiche handgeschriebene Briefe Martin du Gards an Rechel-Mertens im Zeitraum von 1928–1952 (DLA 1, Kasten 238a).
  • 37
    Zu den deutschen Übersetzungen der Bücher von Marie Gevers siehe Crombois (2018), van de Pol-Tegge (2023: 120-144), Roland (2024).
  • 38
    Siehe den Brief von Rechel-Mertens an Rowohlt Verlag vom 12. Januar 1950 (DLA 1, Kasten 237). In der Folge bekräftigte Rechel-Mertens die Schwierigkeiten hinsichtlich der Übersetzung von Le Deuxième Sexe: „[…] obwohl es mir gelungen ist, eine Unzahl von Zitaten von Schopenhauer, Nietzsche, Engels, Hebel, Hegel, Novalis, Jung etc. etc. genauestens festzustellen, muss ich das Auffinden einiger anderer doch noch einem glücklichen Zufall überlassen. Es erfordert auch fast jeder Name oder wissenschaftliche Terminus eine Kontrolle.“ (Brief von Rechel-Mertens an Rowohlt Verlag vom 25. April 1950, DLA 1, Kasten 237).
  • 39
    Brief von Rechel-Mertens an Rowohlt Verlag vom 24. November 1950 (DLA 1, Kasten 237).
  • 40
    Brief von Rechel-Mertens an Diogenes-Verlag vom 30. Mai1974 (DLA 1, Kasten 241).
  • 41
    Brief von Rechel-Mertens an Suhrkamp-Verlag vom 23. Oktober 1960 (DLA 1, Kasten 240).
  • 42
    Die Übersetzung wurde anonym veröffentlicht: „Ich möchte keinesfalls eventuelle Dummheiten oder Geschmacklosigkeiten mit meinem Namen decken, mir aber auch nicht die Mühe zumuten, alles wieder herauszukorrigieren. Ein anonymes Erscheinen wäre also die beste und weniger zeitraubende Lösung.“ (Rechel-Mertens im Brief an den Propyläen-Verlag vom 14. November 1969, DLA 1, Kasten 237).
  • 43
    Brief von Rechel-Mertens an den Propyläen-Verlag vom 19. Mai 1965 (DLA 1, Kasten 237).
  • 44
    Brief von Rechel-Mertens an den Propyläen-Verlag vom 9. Januar 1965 (DLA 1, Kasten 237).
  • 45
    Brief von Rechel-Mertens an den Propyläen-Verlag vom 6. Februar 1969 (DLA 1, Kasten 237): „Es wird mich sehr interessieren, mit wem ich hinsichtlich der historischen oder politischen Texte zu tun haben werde. Sicher wird hier ein Abstimmen nötig sein, dass [sic!] sich ja in diesen Fällen Terminologisches und Sachliches decken wird.“
  • 46
    Vgl. den Briefaustausch Rechel-Mertens mit Prof. Dr. Stephan Skalweit, Historisches Seminar, Universität Bonn, April-Aug. 1971 (DLA 1, Kasten 241).
  • 47
    Siehe Briefe Rechel-Mertens an den Insel-Verlag (DLA 1, Kasten 237).
  • 48
    Vgl. Eintrag im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek: https://d-nb.info/455203458, abgerufen am 2. Februar 2025.
  • 49
    Textauszug aus: Brief Insel-Verlag an Rechel-Mertens vom 13. April 1961 © Insel Verlag Anton Kippenberg GmbH & Co. KG, Berlin (DLA 1, Kasten 238a).
  • 50
    Brief Rechel-Mertens’ an Dr. Botond (Lektorin Insel-Verlag) vom 30. Dezember 1969 (DLA 1, Kasten 237).
  • 51
    Brief von Dr. Erika Höhnisch, Propyläen Verlag, an Rechel-Mertens vom 30. November 1969 (DLA 1, Kasten 238a).
  • 52
    Brief Rechel-Mertens’ an Dr. Höhnisch, Propyläen-Verlag, vom 7. Dezember 1969 (DLA 1, Kasten 237).
  • 53
    Brief Rechel-Mertens’ an Axel Blaeschke, Propyläen-Verlag, vom 15. August 1970 (DLA 1, Kasten 237).
  • 54
    Brief Rechel-Mertens’ an Axel Blaeschke, Propyläen-Verlag, vom 16. Mai 1969 (DLA 1, Kasten 237).
  • 55
    Brief Rechel-Mertens’ an Desch Verlag vom 30. September 1975 (DLA 1, Kasten 237).
  • 56
    Der Deutsche Kritikerpreis war ein Kulturpreis, der von 1951 bis 2009 vom Verband der deutschen Kritiker e.V. jährlich als undotierte Auszeichnung u. a. in der Fachgruppe Literatur verliehen wurde. Mit der Auflösung des Vereins im Jahre 2010 wurde die Preisvergabe eingestellt.
  • 57
    Brief des Verbandes der deutschen Kritiker vom 15. September 1957 an Eva Rechel-Mertens (DLA 1, Kasten 239).
  • 58
    Siehe Urkundentext, Deutsche Akademie, https://www.deutscheakademie.de/de/auszeichnungen/johann-heinrich-voss-preis/eva-rechel-mertens/urkundentext, abgerufen am 4. Dezember 2024.

Quellen

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Archiv

Deutsches Literaturarchiv, Marbach [DLA 1]: Teilnachlass/ Bestand, Handschriftensammlung, A: Rechel-Mertens, Eva (Jb. XXIX 592; XLIII 614).
Deutsches Literaturarchiv, Marbach [DLA 2]: Nachlass, Mediendokumentation, H: Rechel-Mertens, Eva (BF000003586).

Zitierweise

van de Pol-Tegge, Anja : Eva Rechel-Mertens, 1895–1981. In: Germersheimer Übersetzerlexikon UeLEX (online), 14. März 2025.
BeschreibungEva Rechel-Mertens, o.D. (© DLA Marbach)
Datum4. März 2025
Eva Rechel-Mertens, o.D. (© DLA Marbach)