Header Icon Header Icon
Logo

Suche in UeLEX

Werner Creutziger, Jg. 1929

25. März 1929 Pöhlau (Vogtland) (Deutsches Reich)
Original- und Ausgangssprache(n)
Französisch, Russisch, Serbisch, Serbokroatisch

Werner Creutziger wurde im Jahr 1929 in einem kleinen Dorf im Vogtland geboren. Ab 1935 besuchte er die Dorfschule; 1942 wechselte er auf die Handelsschule in einer nahen Kleinstadt. 1945 wurde der Sechszehnjährige bei der Musterung als „kriegsverwendungsfähig“ eingestuft, jedoch wurde er nicht mehr eingesetzt, da der Krieg sechs Wochen darauf endete. 1946 absolvierte Creutziger einen Vorbereitungslehrgang, der Kindern der Arbeiterklasse den Erwerb der Hochschulreife ermöglichte. 1946 trat er außerdem in die SPD ein, die jedoch im selben Jahr mit der KPD zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) zusammengeschlossen wurde. Ab 1947 studierte Creutziger an der Universität Leipzig (später Karl-Marx-Universität) Germanistik mit den Nebenfächern Russisch und Französisch. Seinen Abschluss erlangte er 1952. 1951 war seine SED-Mitgliedschaft bei einem „Umtausch der Mitgliedsbücher“, die in Wirklichkeit eine Überprüfung der Mitglieder auf Linientreue war, gestrichen worden.

Creutziger war nach seinem Hochschulabschluss als Deutschlehrer vorgesehen, widersetzte sich dem jedoch, da er seinen Schülern nicht Werte vermitteln wollte, an die er selbst nicht glaubte. Nach seinem Abschluss im Jahr 1952 fand er stattdessen Arbeit als Verlagslektor im Reclam Verlag Leipzig. Seine Frau Thea Creutziger, eine Biologin, nahm kurz darauf eine Stelle in Berlin an und so zogen die Creutzigers in die Hauptstadt. Werner Creutziger fing 1953 als Verlagslektor im Aufbau-Verlag an, wo er vor allem Übersetzungen aus dem Russischen prüfte und redigierte. 1958 wurde Creutziger – wie auch Elga Abramowitz – auf Empfehlung des damaligen Leiters des Aufbau-Verlags Klaus Gysi fester freier Mitarbeiter.

Mehr als dreißig Jahre arbeitete Creutziger als freischaffender Lektor, Redakteur und Übersetzer für den Aufbau-Verlag. Auch von anderen DDR-Verlagen wurde er mit Übersetzungen beauftragt. Creutziger war ab 1964 Mitglied im Schriftstellerverband der DDR und leitete von 1975–1990 das Übersetzer-Aktiv Berlin. 1990 wurde er in den Vorstand gewählt, der schlussendlich die Aufgabe hatte, den Schriftstellerverband ordnungsgemäß aufzulösen.

1986 zog die Familie Creutziger von Ost-Berlin nach Angermünde in der Uckermark. Nach der deutschen Wiedervereinigung übersetzte Creutziger nicht mehr. Er arbeitete anderthalb Jahre in der Landkreis-Verwaltung und ging 1994 in Rente. Creutziger war 1995–1997 jedoch noch als Dozent für das Fach Übersetzen am Deutschen Literaturinstitut Leipzig tätig und 1998–2005 Mitglied der Jury des Deutschen Übersetzerfonds.

Creutziger übersetzte viele Bücher aus dem Russischen und Serbokroatischen, darunter Werke von Gogol und Dostojewski sowie des Nobelpreisträgers Ivo Andrić. Zudem verfasste er zahlreiche Beiträge, die unter anderem in den Zeitschriften Neue deutsche Literatur und Sinn und Form erschienen sind. Er ist der Autor von In Dichters Lande gehen: Übersetzen als Schreibkunst (1985, Mitteldeutscher Verlag), Die unpolitische Klasse: Aufsätze aus den Jahren 2001-2007 (2007, Druckhaus Liebenwald) und Schöne neue Sprache: Essays (2011, Frank & Timme).

Zitierweise

Rotroff, Heidi: Werner Creutziger, Jg. 1929. In: Germersheimer Übersetzerlexikon UeLEX (online), 13. November 2024.