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Johann Diederich Gries, 1775–1842

7. Februar 1775 Hamburg - 9. Februar 1842 Hamburg
Original- und Ausgangssprache(n)
Englisch, Italienisch, Spanisch
Schlagworte
Übersetzerisches ProfilBerufsübersetzer, Dichterübersetzer, Nachdichter, Philologe als Übersetzer Übersetzte GattungenDramen, Sachtexte, Versepen/Verserzählungen Sonstige SchlagworteAufklärung, Romantik

Unter Experten in Sachen Übersetzungsgeschichte ist Johann Diederich Gries kein Unbekannter. Er zählt z. B. zu den zehn „bedeutende[n] Übersetzerpersönlichkeiten von der frühen Neuzeit bis heute“, deren Leben und Werk in der Europäischen Übersetzungsgeschichte von Jörn Albrecht und Iris Plack dargestellt wird (2018: 342–344). Friedmar Apels von Gottsched und Bode bis Dedecius und Enzensberger reichende „Leseliste zur Geschichte des Übersetzens in Deutschland“ umfasst 60 Übersetzer, von Gries werden dessen Calderón- und Tasso-Übersetzungen zur Lektüre empfohlen (Apel 1983: 86). Der in seiner Materialfülle unübertroffene Marbacher Ausstellungskatalog Weltliteratur. Die Lust am Übersetzen im Jahrhundert Goethes hat ihm – zusammen mit Johann Gottlob Regis – ein eigenes, anschaulich detailreiches Kapitel gewidmet (Tgahrt 1982: 523–550).

Dennoch: Gries’ Bekanntheit reicht nicht an die einiger seiner Übersetzer-Zeitgenossen heran, man denke an den Homer-Übersetzer Johann Heinrich Voß (1751–1826) oder an August Wilhelm Schlegel (1767–1845), durch den Shakespeare zu einem deutschen Dichter gemacht worden sein soll. „Johann Diederich Gries – ein vergessener Dichter?“ fragte 1970 Georg Trübner in der Zeitschrift Babel. In der Tat: Die literatur- und übersetzungswissenschaftliche Forschung hat lange Zeit um Gries eher einen Bogen gemacht,1Bemerkenswerte Ausnahme: die 1920 in Frankfurt/M. vorgelegte Dissertation von Friedrich Hofmann J. D. Gries als Übersetzer. – In jüngster Zeit sind im Rahmen verschiedener Forschungsprojekte mehrere Beiträge zu Gries’ Übersetzungen erschienen: Polledri (2013), Vecchiato (2019), Canal (2019). was Héctor Canal u. a. darauf zurückführt, dass es von Gries – im Gegensatz etwa zu Voß und den Schlegels – so gut wie keine übersetzungstheoretischen Äußerungen gebe und nur wenige „Paratexte zu seinen Übersetzungen“ (Canal 2019: 304). Die Studie von Canal zeigt indes, wie ertragreich eine „archivalische Spurensuche durch den verstreuten Nachlass“ (ebd.) von Gries sein kann, auch für Einblicke in seine Übersetzerwerkstatt sowie in die materiellen Bedingungen, unter denen sein quantitativ wie qualitativ beeindruckendes übersetzerisches Œuvre entstanden ist. Geprägt ist dieses Œuvre durch fünf, jeweils durch mehrere Arbeitsjahre betriebene Großprojekte: Vier Übersetzungen umfangreicher italienischer Versepen bzw. romanzi (Tasso, Ariosto, Fortiguerra und Boiardo) sowie acht Bände mit Theaterstücken von Calderón.

Topobiographiе

Die ersten zwanzig Lebensjahre, vom 7. Februar 1775 bis Oktober 1795, verbrachte Gries, Spross einer wohlhabenden Kaufmanns- und Senatorenfamilie, in seiner Vaterstadt Hamburg,2Die Informationen zu Gries in Personen- und Literaturlexika beruhen zum größten Teil auf dem 1855 anonym erschienenen Buch Aus dem Leben von Johann Diederich Gries. Nach seinen eigenen und den Briefen seiner Zeitgenossen, geschrieben von der Hamburger Autorin und Buchhändlergattin Elisabeth Campe (1786–1873), die mit Gries befreundet war und ihn im Alter gepflegt hat (Stubbe da Luz 2006: 143). unterbrochen 1787 von einem mehrjährigen Aufenthalt in einem Pensionat in Stade.3Gries „kam im 12. Jahre in Pension bei dem Prediger Kunhardt in Stade“ (Schröder 1854: 590). Dort besuchte er vermutlich das Athenaeum, an dem nach 1787 zwar Deutsch als Unterrichtssprache eingeführt wurde, „Latein aber das wichtigste Fach (blieb) […]. Französisch wurde im Privatunterricht angeboten.“ (Hollmichel [2013]: 2). Von Hamburg, wo er nach dem Besuch des Johanneum eine dreijährige kaufmännische Lehre absolvieren musste, ging es zum Studium für vier Jahre ins thüringische Jena mit einem Abstecher nach Dresden im Sommer 1798, anschließend für drei Semester (1799/1800) nach Göttingen, wobei die Semesterferien jeweils in Jena bzw. Schwarzburg verbracht wurden, dann für sechs Jahre wieder nach Jena und für zwei Jahre nach Heidelberg (1806 bis 1808), so dass ihm das hautnahe Erleben der Schrecken der Schlacht bei Jena (14. Oktober 1806) erspart blieb.4Anders erging es Hegel, damals Professor in Jena, der den Einzug Napoleons in die Stadt erlebte – wenige Tage nach Abschluss seiner Phänomenologie des Geistes; anders auch Goethe, der am 14. Oktober 1806 in seinem Haus in Weimar von marodierenden französischen Soldaten bedrängt wurde. Von Heidelberg ging Gries für weitere 16 Jahre erneut nach Jena, 1824 für drei Jahre nach Stuttgart, von dort für noch einmal zehn Jahre nach Jena. „[E]s giebt nur Ein Jena, und wird nie ein zweites geben“, hatte er schon 1807 aus Heidelberg an seinen Freund und Verleger Frommann geschrieben.5Zit. nach Canal 2019: 305. – In Canals Aufsatz gibt es mehrere längere Zitate aus dem Briefwechsel Gries/Frommann, die es gestatten, ein deutlich differenzierteres Bild der Relation Übersetzer/Verleger zu zeichnen, als dies Trübner (1970) gelingt (vgl. Canal 2019: 307). 1837 holte sein jüngster Bruder den von schweren Krankheiten und finanziellen Sorgen geplagten Gries zurück nach Hamburg. Der Abschied von Jena war ihm schwergefallen. In einem Brief an Johann Georg Rist (1775–1847), mit dem er 1795/96 gemeinsam in Jena studiert hatte,6Ihr Studentenleben in Jena (Gries als Mitglied der „Gesellschaft der Freien Männer“) und gemeinsame Ausflüge nach Weimar (Theaterbesuche, Besuch bei Herder am 1. Januar 1796 usw.) beschreibt Rist in seinen posthum erschienenen Lebenserinnerungen (1880: 57–73). klagte er im Dezember 1838:

Aber die Rückkehr ist unmöglich, die Brücken sind abgebrochen, die Schiffe verbrannt! Meine schöne Wohnung, wo ich vor 43 Jahren zuerst und dann immer wieder einzog, ist vermiethet. Selbst die alte treue Aufwärterin fände ich nicht mehr. Der mir so unendlich liebe Flügel […] ist verkauft! Die Bibliothek versteigert und verschleudert! Hätte ich nur wenigstens diese gerettet, an ihr hing mein Herz wie das deine an Frau und Kindern. Zwar habe ich ungefähr tausend Bände hierherkommen lassen, aber alle Augenblicke vermisse ich dieses oder jenes Buch und seufze unter den Trümmern meiner Bibliothek, wie Marius auf den Ruinen von Karthago! (Campe 1855: 181f.).

An längeren Reisen in entferntere Gegenden ist nur eine überliefert: im Sommer 1808 gelangte Gries durch die Schweiz und Norditalien bis nach Mailand, der damaligen Hauptstadt des von Napoleon geschaffenen Königreichs Italien.7Beschreibung der Reise in einem Brief an Rist, Campe 1855: 82 f.

Gries starb am 9. Februar 1842 im Alter von 67 Jahren in Hamburg.

Sprachbiographie

Gries’ Veröffentlichungen zeigen, dass er mit lateinischen, italienischen, spanischen, französischen und englischen Texten gearbeitet hat. Wo, wann und wie er seine Sprachkenntnisse erworben hat, ist – mit Ausnahme des Lateinischen – ungeklärt. Ob es z. B. am Hamburger Johanneum um 1790 bereits, wie für die Zeit ab ca. 1810 belegt, (muttersprachliche) Lehrkräfte für das Englische, Französische, Italienische, Spanische und Portugiesische gab (vgl. Calmberg 1829: 299f.) und ob Gries an solchen Lehrveranstaltungen teilgenommen hat, wissen wir nicht. Auch über möglichen Sprachunterricht durch seinen Vater, seine älteren Geschwister oder durch Privatlehrer im Haus der kinderreichen Kaufmannsfamilie kann nur spekuliert werden. Für die Studienjahre in Jena und Göttingen ist zu bedenken, dass an beiden Universitäten Unterricht in modernen Fremdsprachen angeboten wurde, oft durch Muttersprachler.8Der Hochfürstl. S.Weimar- und Eisenachische Hof- und Addreß-Calender auf das Jahr 1799 listet für die Universität Jena acht „Privilegirte Sprachmeister“ auf. – Für diesen und weitere Hinweise u. a. auf die Bestände des Hamburger Nachlasses danke ich Héctor Canal (E-Mail vom 27. August 2019).

Verstreuten Bemerkungen lässt sich nur wenig Weiteres entnehmen, z. B. dass er sich mit dem Griechischen erst 1797/98 ernsthafter befasst habe, um sich „in der Sprache Homer’s zu vervollkommnen und des vertrautesten Umgangs mit den erhabenen Werken der Alten zu genießen“ (Gries, zit. nach Campe 1855: 23). Was seine Spanisch-Kenntnisse betrifft, ist ein an Rist gerichteter Brief vom März 1814, als er bereits mit dem Übersetzen von Calderón-Texten begonnen hatte, aufschlussreich. Dort behauptet er, dass er einen

gründlichen Spanier als du bist zum Rathgeber und Beistand gebrauchen könnte; denn meine Kenntniß der spanischen Sprache ist noch ziemlich jung und bei der Unzulänglichkeit meiner Hülfsmittel auch ziemlich unvollkommen. Und Calderon ist nicht leicht. (Zit. nach Campe 1855: 102).

Dass er das Englische beherrschte, lässt sich schon wegen seines hamburgisch-kaufmännischen Familienhintergrunds annehmen. Auch konnte er englische philologische Fachliteratur zur italienischen Renaissance-Literatur auswerten, was u. a. die Vorrede zum Verliebten Roland (Gries 1835: XXf.) zeigt; wichtig ferner ein Hinweis aus dem Jahr 1831, „daß er versuchsweise ein paar kleine Gedichte von Lord Byron übersetzt“ habe, darunter „das berühmte Fare thee well“ (Campe 1855: 163)9Ob sich diese Byron-Übersetzungen in Gries’ Hamburger Nachlass (Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky) erhalten haben, konnte noch nicht ermittelt werden.

Der Weg zum Übersetzen

Gries gilt als einer der ersten „Vollzeitübersetzer“, sein „Berufsbild […] entspricht dem Selbstverständnis des modernen hauptberuflichen Übersetzers“ (Canal 2019: 305 mit Hinweis auf Trübner 1970).10Es hat freilich schon vor Gries zahlreiche „Vollzeitübersetzer“ (z. B. Luise Gottsched) gegeben und natürlich auch Berufsübersetzer, etwa in den von Nicolai 1773/76 beschriebenen „Übersetzungsmanufakturen“ bzw. den „Übersetzungsfabriken“ (vgl. Bachleitner 1989). Sein Weg zum Übersetzen lässt sich aus dem 1855 von Elisabeth Campe „[n]ach seinen eigenen und den Briefen seiner Zeitgenossen“ zusammengetragenen Lebensbild rekonstruieren. Die Familie hatte für ihn eine kaufmännische Lehre vorgesehen, wogegen er sich trotz ausgeprägter „Neigung zu den Wissenschaften“ (Gries, zit. nach Campe 1855: 19) nicht zu wehren wusste. Zwar „betrog“ er seinen Lehrmeister („der widerwärtigste Pedant der hamburgischen Börse“; ebd.), indem er „oft im Speicher hinter einem Kaffeefaß saß und las“ oder sich „zu Hause in unsers Vaters Bibliothek verschloß, wenn ich Rechnungen herumbringen sollte“, aber erst dem 19-Jährigen wird von seinem Vater erlaubt, den „Contortyrannen“ und „die Handlungsgeschäfte zu verlassen“, und das zu tun, was er anstrebte: „eine freie Bildung“, die sich „nach der dermaligen Einrichtung der Dinge nur auf einer Universität“ (ebd.: 20) erreichen ließ. Allerdings sollte er – nach einem akademischen Vorbereitungsjahr – Jura studieren, eine „Brotwissenschaft“ (ebd.: 21), wie es bereits zwei seiner älteren Brüder getan hatten.

In Jena, wo er sich 1795 immatrikulierte und in freundschaftliche Kontakte zur später als Jenaer Frühromantik bezeichneten Akademikergruppe geriet, wurde ihm klar, dass er einen anderen „Lebensberuf“ ergreifen musste, der seinem Vater, dem „ruhig-besonnenen hamburgischen Kaufherrn wol nicht eigentlich als ein solcher erscheinen mochte“ (ebd.): Gries wollte ein philosophischer Kopf, wollte Schriftsteller werden und „von der Dichtkunst leben“ (ebd.: 22). Wieland, Herder, Goethe und Schiller waren ihm Vorbilder für seinen Lebensplan, denn sie alle hatten – so argumentierte er 1798 in einem Brief an die um seine materielle Zukunft besorgte Familie – ihre „Aemter und Pensionen […] erst erhalten, nachdem sie schon einen großen und berühmten Namen hatten“ (ebd.). Und war er nicht nach zwei Jahren in Jena auch auf dem besten Weg, sich einen „berühmten Namen“ zu machen?

Im Sommer 1797 hatte er an Schiller sein 32 Strophen umfassendes, eine Vater-Sohn-Episode aus Ovids Metamorphosen umdichtendes Phaethon-Poem geschickt. In seinem Begleitbrief schrieb er, dass ihm bei der Ausarbeitung des Phaethon „ein Mensch vor(schwebte), der sich aus den engen Schranken einer drückenden Wirklichkeit in das unermeßliche Gebiet des Ideals sehnt“ (Schiller 1981: 95), dessen Sehnen aber in einer Katastrophe endet, er stürzt mit dem Sonnenwagen seines Göttervaters in den Eridanus, den Fluss am Ende der Welt. Der – nach Goethes Urteil – „gar nicht übel gemacht[e]“ Text wurde von Schiller, dem vor allem die „Versifikation“ im Phaethon zusagte, im Musen-Almanach für das Jahr 1798 (S. 160–174) veröffentlicht, dem sog. Balladenalmanach.11Gries hatte sich durch Vermittlung August Wilhelm Schlegels zunächst anonym an Schiller gewandt. Goethes Einschätzung des Gedichts findet sich in einem Brief an Schiller vom 25. September 1797 (Schiller 1981: 141). – Ende April 1795 berichtete Hölderlin in einem Brief an Neuffer, dass er erst jetzt „begreife […], wie Du so gerne übersetzen magst. Schiller hat mich veranlaßt, Ovids Phaëton in Stanzen für seinen Almanach zu übersetzen, und ich bin noch von keiner Arbeit mit solcher Heiterkeit weggegangen, als bei dieser. Man ist nicht so in Leidenschaft, wie bei einem eigenen Produkte, und doch beschäftiget die Musik der Versifikation den Menschen ganz, der andern Reize, die so eine Arbeit hat, nicht zu gedenken“ (Hölderlin 1992: 191). Schiller lehnte die Veröffentlichung des Hölderlin’schen Phaëton jedoch ab. Hölderlins und Gries’ Versionen hat Christiane Hansen als Nachdichtungen bzw. Übersetzungen bzw. „Transformationen der ovidischen Vorlage“ analysiert (Hansen 2012: 163–171). Gries selbst hat seine Version als eigenes Gedicht und nicht als Übersetzung behandelt (vgl. Gries 1829a: III und 1829b: VII f.) Trotz solch prominenter Anerkennung und weiterer Aufmunterung u. a. durch Wieland (vgl. Campe 1855: 22f.) war sich Gries 1798 noch nicht sicher, ob er wirklich ein „Genie“ sei, 12„Der Mensch wird gebildet, das Genie wird geboren. Es kann nicht lauter Homere und Shakspeare, Goethe und Schiller geben. Hier tritt die Natur ins Mittel und belebt mit sparsamer Hand in wenig Auserwählten den Funken, der zur Alles erleuchtenden Sonne werden soll.“ (Gries, zit. nach Campe 1855: 21). ob seine künstlerische Begabung ausreichte, auch wenn er „jetzt vielleicht etwas von jener lebendigen Quelle in [sich] zu fühlen glaubte“ (Gries, zit. nach Campe 1855: 22). Ein längerer Aufenthalt „an einem Orte wie Dresden, der mit dem Schönsten, was die Reiche der Natur wie der Kunst bieten, angefüllt ist,“ sollte ihm „Probirstein des Talents“ werden (ebd.: 22f.).

Während der fünf Monate in Dresden, wo es zu zahlreichen Begegnungen mit den Jungromantikern kam – mit Caroline, August Wilhelm Schlegel und Friedrich Schlegel, mit Novalis, Fichte und Schelling (vgl. Campe 1855: 25–30, Tgahrt 1982: 501f. und Paulin 2016: 121–125), entstanden nur wenige „eigene“ literarische Texte, u. a. mehrere Sonette auf Gemälde italienischer Maler (vgl. Gries 1829a: 212-217), angeregt durch Besuche der Kunstsammlungen sowie durch Überlegungen im Kreis der Romantiker, dass man „die Künste einander nähern und Uebergänge aus einer in die andre suchen (sollte). Bildsäulen belebten sich vielleicht zu Gemählden […], Gemählde würden zu Gedichten, Gedichte zu Musiken“ (A.W. Schlegel 1799: 49f.). Wichtiger als diese intersemiotischen Übungen (die mit A. W. Schlegels zeitgleich entstandenen Gemälde-Sonetten durchaus mithalten können) war auf lange Sicht, dass Gries in Dresden mit dem Übersetzen begann, mit Tassos La Gerusalemme liberata, einem Versepos aus dem 16. Jahrhundert. „Damit“, heißt es achtzehn Jahre später im autobiographischen Rückblick, „war meinem Geiste seine bestimmte Sphäre, sein eigenthümliches Gebiet angewiesen“, auch wenn er gerne zugebe, „daß der poetische Uebersetzer auf der Leiter des Verdienstes eine weit niedrigere Stufe einnimmt als der selbstschaffende Dichter“ (zit. nach Campe 1855: 115).

Tasso

Was er sich mit der Tasso-Übersetzung aufbürdete, war immens: Die 15.366 Verse des Epos sind auf Stanzen verteilt, auf Strophen also mit je acht Zeilen à elf Silben und dem von Tasso (1544–1595) konsequent angewandten Reimschema abababcc. An diese Form hat Gries sich strikt gehalten. Lediglich der Wechsel von weiblichen Reimen zu männlichen und die damit verbundene Kürzung der Verse 2, 4 und 6 auf je zehn statt elf Silben ist eine bewusst vorgenommene Abweichung von den metrischen Vorgaben des Originals, den italienischen endecasillabi.

Eine Probe einer neuen Uebersetzung des Tasso, nämlich die in Dresden entstandenen 75 Stanzen des 16. Gesangs, veröffentlichte Wieland bereits im September 1798 in seiner Zeitschrift Der neue Teutsche Merkur (Tasso/Gries 1798: 117–153).13Warum Gries seine Tasso-Übersetzung gerade mit dem 16. Gesang aus La Gerusalemme liberata begann, lässt sich erschließen, wenn man die damalige Popularität der in diesem Gesang geschilderten Episode um die Zauberin Armida und den von ihr gefangen gehaltenen Kreuzritter Rinaldo bedenkt (Opern, Gemälde usw.). Wieland selbst fordert in seiner Geschichte des Agathon (1766/67, Neuausgabe 1794) explizit dazu auf, den 16. Gesang des Befreiten Jerusalem (im italienischen Original?) zu lesen (vgl. Dünnhaupt 1979), und im zweiten seiner Briefe an einen jungen Dichter von 1784 zitiert er auf Italienisch die 25. Stanze des 16. Gesangs, um „[d]ie Schwierigkeit, oder genauer die Unmöglichkeit“ zu demonstrieren, „diese einzige Stanze des göttlichen Tasso in gleich schöne Verse zu übersetzen“ (Wieland 1784: 242f.). – Den gesamten Kontext der konkurrenzgetriebenen Debatte um die (Un)Übersetzbarkeit der Tasso’schen Stanzen erschließt – mit vielen Hinweisen auf Schlegel und Gries – eine Studie von Dieter Martin über Wielands Autorität bei Tasso-Übersetzern um 1800 (1996). In seiner Nachschrift rühmt Wieland den Übersetzer als einen „Dichter, der uns nicht bloß den Stoff, sondern auch die Form seines Originals geben will“, auch wenn „manche Stelle noch glätter zu polieren“ sein dürfte, um „seiner Nachdichtung hier und da noch mehr das Ansehen eines Originals zu geben“ (Tasso/Gries 1798: 152f.).14In einem ausführlichen Brief an Gries äußert sich Wieland im August 1800 deutlich kritischer zu dessen Tasso-Übersetzung, die „unfehlbar nicht wenig gewonnen hätte“, wenn Gries das, „was die Franzosen eine freie Uebersetzung nennen, hätte geben wollen.“ Jetzt sehe er diese Übersetzung „als eine Art gymnastischer Uebung an […], welche Sie desto gewisser in den Stand setzen wird, künftig in einem eigenen epischen Werke von Ihrer eigenen Erfindung alle bisherigen Versuche der Deutschen in der romantischen Dichtart und den guten Tasso selbst hinter sich zu lassen“ (zit. nach Campe 1855: 70f.; vgl. Martin 1996). Mit der Übersetzung und dem „Polieren“ einzelner Verse war Gries durch fünf Jahre beschäftigt, sein Befreites Jerusalem erschien zwischen 1800 und 1803 in vier Bänden bei dem mit ihm befreundeten Verleger Friedrich Frommann in Jena, mit dem Namen des Übersetzers auf den Titelblättern.15Solche Sichtbarkeit des Übersetzers gilt auch für sämtliche später publizierten Übersetzungen, stets steht „J. D. Gries“ in der Mitte des Titelblattes. Vorangestellt hatte Gries dem ersten Band eine Zueignung in Form eines übersetzungspoetologischen Gedichts.16Es stimmt also nicht, dass lt. Canal (2019: 314) „[a]lle fünf Auflagen des Tasso […] ohne jegliche Paratexte“ erschienen seien. Die Zueignung hat Gries in die 2., 3. und 4. Ausgabe seines Tasso nicht aufgenommen, in der „fünften rechtmäßigen“ und „von Neuem durchgesehenen Auflage“ gibt es jedoch ein „Ihrer Kaiserlichen Hoheit / Maria Pawlowna / Großherzoginn / von Sachsen-Weimar und Eisenach / Großfürstin von Russland / in / tiefster Ehrfurcht“ zugedachtes Widmungsgedicht in fünf Stanzen mit aufschlussreichen biographisch-übersetzungspoetologischen Passagen (Tasso/Gries 1837: o. S.). In zwölf Stanzen evoziert er das Divinatorische seiner Tasso-Lektüre, deutet den lokal- bzw. zeitgeschichtlichen Kontext der Entstehung seiner Übersetzung an (Atheismus-Streit um Fichte 1798/9917Vgl. das 1799 entstandene Protestgedicht An Fichte, im Namen seiner Schüler (Gries 1829a: 80–84) mit der pathetischen Schlussstrophe „Und sänke selbst des ew’gen Tages Schimmer, / Wie ein verdunstet Meteor: / Doch schwänge, siegend, über eines Weltalls Trümmer / Die Wahrheit sich empor.“, Wegzug vieler Freunde aus Jena) und umreißt in acht Zeilen die wildwuchernde Handlung des mit Liebes- und Zaubergeschichten durchflochtenen Kreuzzug-Epos (Tasso/Gries 1800: o.S.):

Vom heil’gen Krieg, wo fromme Helden ringen
Um des Erlösers hoch verehrtes Grab;
Von süßem Trug, von Amors losen Schlingen
Und von der Schönheit mächt’gem Feenstab;
Von Frauen, Rittern, Zaubrern hör‘ ich singen,
Bis in den Orkus steigt das Lied hinab,
Um triumphirend aus der Hölle Gründen
Zu Himmelshöhn sich stolz empor zu winden.

Die zeitgenössische Rezeption des Befreiten Jerusalem wurde erst in Ansätzen untersucht. Es gab nicht nur positive Besprechungen. Besonders negativ fiel jene aus, die im Jahr 1800, gleich nach Erscheinen des ersten Teils (1. bis 5. Gesang, 451 Stanzen, 3608 Verse) von Garlieb Merkel (1769–1850) veröffentlicht wurde. Merkel, entschiedener Gegner der Jungromantiker, hält grundsätzlich nichts von den in ihrem Kreis, den „gewaltigen Herren vom Athenaeum und Konsorten“ (Merkel 1800: 108), entstehenden „dichterische[n] Uebersetzungen“ (ebd.: 106). Im Vergleich der „älteren Uebersetzung des Jerusalems durch Manso“ mit Gries’ „freie[r] Nachbildung“ (ebd.: 109), scheint ihm die neuere Version „auf die unangenehmste Weise“ zwischen „Nachbildung“ und „wörtlicher Verdolmetschung“ zu schwanken (ebd.: 107f.):

Keinen Zug, keinen halben Gedanken nur, wagte [Gries] zuzusetzen, wegzulassen, oder nur auf eine dem Deutschen angemessene Art zu wenden. Selbst die Versart des Originals hat er beibehalten, (außer daß er männliche Reime mit den weiblichen abwechseln läßt) und jede Stanze, ja fast jede Zeile, enthält genau so viel und eben das, als im Italiänischen: über diesen Zwang ging Grazie und Schönheit verloren. (Ebd.: 108).

Um sein hartes Urteil zu untermauern druckt Merkel die ersten drei Stanzen der beiden Übersetzer jeweils untereinander ab, ergänzt um kurze Kommentare wie „Das ist erhabene Musik gegen das Geklingel in der Uebersetzung von Hrn. Gries“ (ebd: 110). Der Verriss endet:

Vielleicht hat indeß der rauhe Singsang des Hrn. Gries die gewöhnliche Tugend der Häßlichen, Treue, voraus? […] doch müßte man mit jenem geplagten Ehemanne ausrufen: un peu moins de fidélité et un peu plus de douceur et de charmes. Dürfte ich hoffen, daß mein Wort bey den beiden Uebersetzern etwas gölte, so würde ich Hrn. Manso bitten, die fünf Gesänge, die er geliefert, noch einmal zu feilen und dann das Ganze zu vollenden; – Herrn Gries aber, um seines Verlegers willen, mit dieser Probe zu schließen. (Ebd.: 112).

Johann Kaspar Friedrich Manso (1759–1826) beließ es bei seinen 1791 veröffentlichten fünf Tasso-Gesängen. Gries hat La Gerusalemme liberata vollständig ins Deutsche gebracht und seine Übersetzung bzw. die von ihm mehrfach überarbeiteten Versionen machten sich auch für seinen Verleger bezahlt, eine „fünfte rechtmäßige Auflage“ erschien 1837 bei Frommann in Jena; Aurnhammer ermittelt bis zum Jahr 1963 25 Ausgaben (1994: 371–375).

Finanzen

„Hartnäckigen Fleiß“ hatte Wieland schon 1798 dem Übersetzer Gries bescheinigt, als gerade mal 75 der über 1.900 Stanzen seines Befreiten Jerusalem entstanden waren. Für das Jura-Studium brachte Gries solchen Fleiß nicht auf, auch wenn er es auf Drängen der Familie schließlich mit einer „ex tempore“ in Jena erfolgenden Promotion (Frommann 1879, Campe 1855: 41) und einer anschließend in Göttingen auf lateinisch geschriebenen Dissertation aus dem Themenbereich des Handelsrechts abschloss, ohne allerdings je als Rechtsgelehrter tätig zu werden. Durch einen „jährlichen Zuschuß der Familie“ konnte er zunächst „seinen Neigungen und der Dichtkunst […] leben, ohne diese zum Broterwerb erniedrigen“ zu müssen (Campe 1855: 42).18Schon als Student hat Gries ein vergleichsweise angenehmes Leben geführt. Für die Jahre 1795/96 schildert sein Freund Johann Georg Rist „die Bequemlichkeiten, mit welchen der junge Musensohn sich zu umgeben gewußt hatte […]. Ein treffliches Piano, auf dem er eine seltene Fertigkeit besaß, eine auserwählte Handbibliothek, der bequemste Sopha, eine bronzirte Theemaschine und allerlei hamburgische Leckereien bildeten mit dem Wirthe zusammen eine höchst gemüthliche, ja für Jena luxuriöse Umgebung, welche […] die Freunde oft bei ihm versammelte.“ (Rist 1880: 60).

Wie sich Gries’ finanzielle Lage vor allem durch die Napoleonischen Kriege von 1806/7 und 1813/15 drastisch verschlechterte, wie er das Übersetzen jetzt doch zum „Broterwerb“ benötigte, hat Héctor Canal (2019) durch Archivrecherchen aufgezeigt. Am 1. Januar 1808 schrieb Gries an seinen Verleger Frommann, der ihn gebeten hatte, wegen des durch den Krieg bedingten Rückgangs des Absatzes das Honorar für den 4. Ariosto-Band kürzen zu dürfen:19Vgl. die Darstellung von Frommanns Sohn im Kapitel Von 1806 bis 1812: „Meinen Vater traf die eintretende allgemeine Noth, Stockung der Geschäfte und Geldmangel gerade in einer Zeit, wo er in vollem Zuge mit neuen Unternehmungen war, die er nicht ohne Benutzung seines Credits durchführen, ebenso wenig aufgeben konnte. Der Absatz der wissenschaftlichen, noch mehr der belletristischen Litteratur (Ariosto von Gries) stockte, in den Messen wurde schlecht gezahlt, Geldverlegenheiten waren unvermeidlich und Opfer von allen Seiten gefordert.“ (Frommann 1870: 69). „Sie kennen meine Lage. Die Zinsen, die ich von meinem kleinen Erbtheil ziehe, sind gering. Den bei weitem größten Theil meines Unterhalts muß ich von dem Ertrag meiner schriftstellerischen Arbeiten erwarten“ (zit. nach Canal 2019: 311). Ähnlich klagte er Ende 1815 in einem Brief an Frommann, dass seine „Casse […] noch immer an den Folgen der unglücklichen Kriegs- und Belagerungsjahre zu leiden hat“ (ebd.: 322). Und 1826 bat er Frommann, in Weimar bei Knebel oder Goethe zu sondieren, ob ihm der Großherzog nicht „eine kleine Pension“ gewähren könnte (ebd.: 306). Dies geschah nicht, es blieb bei sporadischer Unterstützung durch den Weimarer Hof (ebd.: 307). In einem Brief aus seinen letzten Lebensjahren berichtet Gries, dass „Frau Schopenhauer […] nach Jena zurückgekehrt (ist), wo sie von der weimarischen Regierung eine Pension von 400 Thalern genießt. Hätte man mir halb soviel zugesichert, so würde ich dir vielleicht jetzt nicht aus Hamburg schreiben“ (Brief an Rist, zit. nach Campe 1855: 197).

Sein Vater, die Geschwister und manche Freunde haben Gries wiederholt ermahnt, sich nicht „zu abhängig von dem Ertrag Ihrer schriftstellerischen Arbeiten und Ihrer Conten“ zu machen und die „Abneigung gegen ein bestimmtes Amt oder Geschäft zu überwinden.“20Der Verleger Frommann an Gries, 12. Februar 1808, zit. nach Canal 2019: 311. Ende der 1790er Jahre mag er die „Doppelexistenz eines ‚Dichterjuristen‘“ (Stubbe da Luz: 2006: 142) erwogen haben und um 1800 war davon die Rede, dass er sich um eine Professur bemühen könnte. Noch 1816, als Gries bereits seit langem an zunehmender, ihn in Vereinsamung drängender „Harthörigkeit“ litt, wollte ihm sein Bruder, der Hamburger Senatssyndikus Johann Michael Gries, ein öffentliches Amt in Hamburg vermitteln, wodurch er sich am nach der Napoleonischen Okkupation erforderlichen Wiederaufbau seiner Vaterstadt beteiligen könnte (Stubbe da Luz 2006: 142). Gries ließ sich auf solche Vorschläge nicht ein (vgl. Campe 1855: 113f.), er blieb freischaffender Übersetzer, weil diese „Lebensweise […] die einzige ist, die sich für mich eignet, die einzige, die ich noch jetzt wählen würde“ (Brief an Rist 1816, zit. nach Campe 1855: 116). Er tat dies auch, weil ihm klar war, dass er keinen wirklichen Konkurrenten hatte. Das sage er nicht öffentlich, heißt es 1816 in einem Brief,

sondern meinem Freunde. Mit dem trefflichen Voß komme ich eigentlich in gar keine Collision, weil unsere Beschäftigung eine ganz verschiedene ist. Ich habe es nur mit den Uebersetzern aus neuern Sprachen zu thun. Hier ist ohne Zweifel August Wilhelm Schlegel mein gefährlichster Nebenbuhler, und wenn dieser seine Kräfte weniger zersplittert, wenn er auf seine spätern Arbeiten denselben Fleiß gewandt als auf seine frühern, so würde der Wettkampf mir allerdings schwer genug werden. (Zit. nach Campe 1855: 115)

Als ewiger Junggeselle hatte Gries nicht für Frau und Kinder zu sorgen. Auch das mag ihm das Festhalten an seiner materiell unsicheren Übersetzer-Existenz erleichtert haben.21Seine Biographin diskutiert 1855 unbefangen die Frage, ob man bei Gries „auf Empfindungen einer anderen Natur schließen“ könne, und zitiert aus einer Tagebuchnotiz des 22-Jährigen, in der es u. a. heißt: „Ich habe die Weiber immer als etwas meiner Natur Heterogenes betrachtet; selbst die, welche mich am meisten interessierten, opferte ich gern dem männlichen Umgange auf, der meinem Wesen homogener war.“ (Campe 1855: 9). Vgl. den Gries-Eintrag bei Hergemöller (2001: 299–301), wonach „Gries zum ‚Stammpersonal‘ der Listen berühmter Homosexueller“ gehöre (ebd. 300). 1841, kurz vor seinem Tod, wurde ihm vom preußischen König ein Gnadengehalt in Höhe von jährlich 300 Thalern gewährt, aber er mochte „nicht gern davon reden und wies jede Beglückwünschung zurück“ (Campe 1855: 196).

Ariosto / Schlegel

Wieland dürfte mit der Rede vom „hartnäckigen Fleiß“ ein herausragendes Merkmal in Gries’ Leben als Schriftsteller getroffen haben. Jedes seiner übersetzerischen Großprojekte glich einer „ungeheuren Weltumsegelung“22Brief aus Heidelberg an Rist 1808, zit. nach Campe 1855: 81. – Das Bild der Weltumsegelung bereits in einem Brief von A.W. Schlegel an Gries vom 23. Juli 1803 (vgl. Campe 1855: 52). : Auf das Befreite Jerusalem folgte zwischen 1804 und 1808 die wiederum bei Frommann in Jena verlegte Übersetzung der 46 Gesänge bzw. der 39.000 zu Stanzen gefügten Verse des Orlando furioso von Ludovico Ariosto (1477–1533).

Kenntnisreicher als alle späteren Kritiker hat sich August Wilhelm Schlegel 1810 in einem 45 Seiten umfassenden Besprechungsaufsatz mit Gries’ Rasendem Roland auseinander gesetzt. Er charakterisiert zunächst den Ort der Übersetzung im Kontext der Entwicklung der deutschen Literatur des 17., 18. und frühen 19. Jahrhunderts (Opitz, Lessing, Wieland, Bürger, Goethe usw.) und sichtet dann die bisher vorliegenden Versionen, die Gries „unermeßlich weit hinter sich gelaßen“ habe (Schlegel 1810: 246). Ausführlich geht er – in schroffer Abgrenzung u. a. zu Carl Ludwig Fernow23Fernow (1763–1808), einer der damals besten Kenner italienischer Sprache und Literatur, hatte sich 1808 in dem Aufsatz Über die Nachahmung des italiänischen Verses in der deutschen Poesie mit bedenkenswerten Argumenten gegen die „sklavische Anhänglichkeit an leere Formen“ (Fernow 1808: 56) ausgesprochen, von dieser Kritik jedoch den „deutschen Übersetzer des Tasso und Ariosto“ (Gries also) ausgenommen (ebd.: 63). Fernow unterstützte Gries auch bei seinen frühen Boiardo-Studien (vgl. Campe 1855: 94). – auf die Debatte darüber ein, wie Bewegungsverlauf und Reimstruktur italienischer Verse im Deutschen nachgebildet werden können bzw. sollen und wie Gries in dieser Hinsicht verfahren ist. Nachdem Schlegel den einst von ihm selbst übersetzten 11. Gesang des Epos mit Gries’ Version verglichen hat und bevor er auf siebzehn Seiten penibel auf viele Einzelaspekte eingeht (Lexik einschl. Phraseologismen, Versmaß, Reime, Umgang mit Orts- und Personennamen, fehlende Einleitung, fehlender Stellenkommentar usw.), zwischendurch aber auch eine „musterhaft übersetzte Strophe“ vollständig zitiert (ebd.: 269), heißt es resümierend:

Die Uebersetzung folgt dem Originale mit Genauigkeit Schritt vor Schritt, selten sind sprechende Züge weggeblieben. Der Ton des Ariost ist meistens richtig getroffen; auch da, wo es am schwersten ist: wenn er scherzt. […] Wenn wir unsere wesentlichste Ausstellung an einem so lobenswerthen Ganzen in wenige Worte zusammenfassen sollten, so würden wir hier und da weniger Glätte und mehr Keckheit wünschen. (Schlegel 1810: 256f.)

Die letzten dreizehn Seiten seiner Rezension widmet Schlegel Überlegungen zum Ort der Ariosto-Übersetzung im literarischen System der Zielkultur, also der – in eine erschöpfende Interpretation des Rasenden Roland mündenden – Frage,

was Ariost denn nun für unsere Zeit und unsere Nation sein und leisten, welche Stelle er an unserm poetischen Horizont einnehmen kann, besonders seitdem dieser mit so manchen gleichsam neu entdeckten Sternbildern alter einheimischer oder ausländischer Dichterwerke bereichert worden. (Ebd.: 275)

Gries, der sich die Rezension seiner Übersetzung während eines Besuchs bei Schlegel auf Schloss Coppet am Genfersee 1808 selbst erbeten hatte,24Vgl. Campe 1855: 91 und Tgahrt 1982: 529. – Dass Gries auch sonst in seinem Freundeskreis bzw. „Netzwerk“ Besprechungen seiner Übersetzungen anregte, zeigt Canal mehrfach (2019: 315f., 323). Zum angeblich großen Einfluss von Rezensionen auf den Absatz seiner Bücher vgl. einen Brief an Tieck von 1829 (zit. bei Canal 2019: 323). reagierte mit großer zeitlicher Verzögerung auf den Besprechungsaufsatz. Erst im Juni 1812 richtete er ein umfangreiches Schreiben an seinen Kritiker, in dem er zwar „[d]en Haupttadel (‚weniger Glätte und mehr Keckheit‘) […] im Ganzen als gerecht anerkennen (muß)“ (Gries 1812: o. S.), aber dann in Form einer „Antikritik“ (ebd.) Punkt für Punkt auf die von Schlegel bemängelten Übersetzungslösungen eingeht.25Schlegels in den Heidelbergischen Jahrbüchern erschienene Rezension sowie Gries’ Brief vom 21. Juni 1812 finden sich dokumentiert und gründlichst kommentiert in Fambach 1963: 540–584; dort (580) allerdings das zentrale Wort „Antikritik“ als „Artikel“ verlesen. Mehrfach verweist er beim Thema „unächte Reime von ü auf i, eu auf ei, ö auf e usw.“ auf Passagen in Schlegels eigenen Gedichten, in denen sich exakt dieselben vermeintlichen Mängel fänden. Über diesen Widerspruch

erbitte ich mir Ihre Belehrung. Die Ausrede, daß man es mit diesen Dingen nicht so genau nehmen müsse (wie ich in einem ähnlichen Falle von Tieck gehört habe) erwarte ich von Ihnen nicht. Sie nehmen es ja sonst, und gewiß mit vollkommenem Recht, mit dem Technischen der Dichtkunst genau genug. (Ebd.)

Im letzten Drittel seines Briefes vom Juni 1812 berichtet er Schlegel, dass er „einen Gesang des Orlando innamorato übersetzt habe [und] nicht übel willens [sei] das ganze, obwohl sehr lange, Gedicht zu übertragen, wenn die Sache nicht ihre eigenen Schwierigkeiten hätte“ (ebd.). Diese Schwierigkeiten bestanden primär darin, dass „das eigentliche Original“ des von Boiardo 1476 bis 1494 geschriebenen Versepos nicht aufzufinden war, so dass nur stark veränderte Bearbeitungen zur Verfügung standen. Mit welch philologischer Akribie Gries aus diesen Versionen und der ihm zugänglichen Forschungsliteratur eine für seine Übersetzung geeignete Vorlage erstellen musste, wird er fast ein Vierteljahrhundert später in der Vorrede zum Verliebten Roland erklären (Gries 1835).

Eine Neubearbeitung des Rasenden Roland, die „nahezu als eine Neuübersetzung angesehen werden kann“ (Kroeber 2015: 415), veröffentlichte Gries 1827/28.26Im ersten Band dieser Ausgabe gibt es ebenfalls einen u. a. den kulturpolitischen Kontext behandelnden Paratext in Gedichtform, die in fünf Stanzen formulierte Widmung bzw. Zueignung der Übersetzung des Ariost an Carl August, Grossherz. v. Sachs.-Weimar u. Eisenach (so der Titel des Gedichts in Gries 1829a 152f.). – Ludwig Tieck bedankte sich im April 1828 bei Gries für die Übersendung „Ihres schönen Ariost. […] Ich bewundere Ihre Beharrlichkeit und wie viel Sie noch zu verbessern gefunden haben.“ (Zit. nach Campe 1855: 149). Diese Übersetzung wurde ebenfalls vielfach nachgedruckt und hat sich lange behauptet. Noch 1980 erschien sie in der Dünndruck-Bibliothek der Weltliteratur des Winkler Verlages in zwei Bänden (815 bzw. 838 Seiten) mit Illustrationen nach Stichen von Gustave Doré und einem Nachwort des Philologen und Übersetzers Horst Rüdiger.27Für Rüdiger, der den Rasenden Roland Zeile für Zeile mit dem Original verglichen hat, ist Gries „neben August Wilhelm Schlegel zweifellos der beste Übersetzer seiner Zeit, ja in der Bewältigung der Schwierigkeiten prosodischer Art übertrifft er ihn. Über seinem Werk […] liegt die Patina der klassisch-romantischen Epoche der deutschen Literatur, das heißt einer nicht wieder erreichten sprachlichen Meisterschaft, deren heutiger Reiz nicht zuletzt eben jener Patina zu danken ist. […] Die Qualität seines deutschen Furioso hat kein späterer Übersetzer […] wieder erreicht.“ (Rüdiger 1980: 781f.) 2004 nutzte sie Burkhart Kroeber für seine in Enzensbergers Anderer Bibliothek erschienene Übersetzung der „Nacherzählung“ des Orlando furioso durch Italo Calvino. In dieses 1970 erschienene Werk hatte Calvino ca. 900 der insgesamt ca. 5.000 Stanzen des Tasso’schen Originals integriert, Kroeber ersetzt sie durch Gries‘ Version von 1827/28, die er als „bis heute beste deutsche Übersetzung“ bewertet (Kroeber 2015: 445). Insbesondere rühmt er, dass Gries’

Übersetzung bei aller vers- und reimtechnischen Eleganz in der Regel auch bewundernswert genau das inhaltlich Ausgesagte wiedergibt und häufig sogar die formalen Kunstgriffe des Originals nachzubilden vermag […]. (Kroeber 2015: 416).28Kroeber zitiert zustimmend auch Gries’ nächsten Nachfolger in der langen Reihe der Ariosto-Übersetzer, Hermann Kurtz (1813-1873), der im Vorwort zu seiner Version des Rasenden Roland (Stuttgart 1840) geschrieben hatte: „Griesens Verdienst kann nur ermessen, der ihm seinen Weg Schritt für Schritt nachgeht: wie viel war hier urbar zu machen, und wie erklärlich ist es, wenn unebene Strecken zurückgeblieben sind! Wie leicht hat es ein Späterer nach einem solchen Vorgänger!“ (Kroeber 2015: 416).

Calderón

August Wilhelm Schlegel hat wesentlich zu Gries’ literarischer Entwicklung beigetragen. Er vermittelte 1797 den Kontakt zu Schiller, kümmerte sich 1800 in Jena um die Korrekturen zum ersten Band der Tasso-Übersetzung (Gries konnte das von Göttingen aus nicht tun) und nahm 1803 27 Stanzen aus Gries’ erstem Gesang des Rasenden Roland sowie vier Übersetzungen von Petrarca-Sonetten in die Anthologie Blumensträusse italiänischer, spanischer und portugiesischer Poesie auf (Schlegel 1804: 44f., 48f., 56 und 74–84). In Gries sah Schlegel einen jungen Mitstreiter auf dem hart umkämpften Feld der poetischen Übersetzungen. Da Schlegel selbst inzwischen für seine Sammlung Spanisches Theater an Übersetzungen von Calderón-Stücken arbeitete und er zudem seinen „Shakspeare gewiß vollenden“ wollte, schien es ihm, dass „wir […] uns in das dramatische und epische Fach getheilt“ haben (Schlegel an Gries, 23. Juli 1803). Bei dieser Teilung sollte es indes nicht bleiben, Gries folgte seinem Förderer bzw. „Nebenbuhler“ (s.o.) ab 1813 auch als Calderón-Übersetzer, ermuntert durch Goethe, der als Leiter des Weimarer Hoftheaters nach Übersetzungen aufführbarer Calderón-Stücke Ausschau hielt. Dass es am Ende fünfzehn Stücke sein würden, die Gries zwischen 1815 und 1829 auf ca. 1.500 Druckseiten veröffentlichen konnte, war zu Beginn der Übersetzungsarbeit nicht absehbar.

Über die Anfänge dieses, als „Fortsetzung von Schlegels abgebrochener Sammlung Spanisches Theater“ (Canal 2019: 310) zu charakterisierende dritte Gries’sche Großprojekt29Wie umfangreich das Material gewesen sein muss, das Gries für die Arbeit an den Texten herangezogen hat, zeigt seine Klage, dass bei der Rückkehr von einer mehrmonatigen Reise „mein großer Koffer mit dem Calderon-Apparat […] in Hamburg stehen geblieben war. Die erzwungene Unthätigkeit ist mir aber schwerer als alles Uebrige zu ertragen.“ (Brief an Rist, 1820; zit. nach Campe 1855: 123.). hat zuletzt Héctor Canal detailliert berichtet. Besonders aufschlussreich sind die Informationen über die Zusammenarbeit mit dem Philologen Bernhard Rudolf Abeken (1780–1866), dem Gries brieflich Verständnisfragen („Was heißt Que barbó de su librea?“) vorlegte, die sich auf „bei Calderón häufig vorkommende Anspielungen auf aktuelle soziale oder literarische Ereignisse oder auf die [zeitgenössische spanische] Theaterpraxis“ bezogen (ebd.: 320f.). Ein weiterer Aspekt ist bei Canal Gries’ Suche nach einem Verleger für seine Calderón-Übersetzungen. Frommann in Jena, der bisher alle Gries-Bücher in gleichbleibend gediegener Ausstattung verlegt hatte, musste aus finanziellen Erwägungen absagen. Auch bei anderen Verlegern hatte Gries zunächst keinen Erfolg. In dem als Epitext zu seinen Übersetzungen zu lesenden satirisch-selbstironischen Gedicht Calderon und die Buchhändler hat Gries im Juni 1814 seine einschlägigen Erfahrungen mit den (durch das jeweilige Reimwort unschwer zu erkennenden) Verlegern Frommann, Hitzig, Fleischer und Cotta festgehalten. Veröffentlicht hat er den Text 1829 im „zweiten Bändchen“ seiner Gedichte und poetische[n] Übersetzungen unter der Rubrik Gelegenheitsgedichte und Scherze:

Jüngst war mir, recht gesegnet, / Herr Calderon begegnet, / Der freundlich mir vergönnte / (Wofern ich’s wollt’ und könnte), / Etwas von seinen Schätzen / In Deutschland umzusetzen. / Bald war ein Bändchen fertig / Und schon des Drucks gewärtig. // Doch wer, in unsern Tagen, / Wird das zu drucken wagen? / Der unverständ’ge Dichter! / Nicht von Politik spricht er, / Auch nicht vom Nervenfieber. / Mir ist es recht, mein Lieber; / Allein der Herr Verleger / Denkt anders, das erwäg’ er! // Ich ging zuerst zu – –; / Der aber sagte: Komm’ man / Mir nicht mit solchem Plunder! / Das liegt wie Blei jetzunder. / Der Tasso zwar ging leidlich, / Doch das betheur‘ ich eidlich, / Ich bin mit Ariosten / Noch nicht auf meine Kosten. // Nun wandt’ ich mich an – –; / Doch der versetzte spitzig: / Das Spanische Theater / Mag weder Hund noch Kater […] // Vom Rufen heisch und heischer / Rief ich um Trost zu – –. / Doch der, mit stolzem Wesen, / Schickt’ ohne sie zu lesen / Zurück die Manuscripte, / Woran er schwerlich nippte. / Am Aeußern dieser Güter / Roch er die Ladenhüter. // Nun ist kein Mensch noch Gott da, / Der helfen kann, als – –. / Nimmt der den Calderon nicht, / So wird mein lieber Sohn nicht / Das Tageslicht erwerben, / Und ungeboren sterben. / Doch, was mir Trost ermittelt, / Er stirbt auch unbekrittelt. (Gries 1829b: 49–51)

Ende 1814 war dann doch, wohl durch Vermittlung Abekens, ein Verleger gefunden, Friedrich Daniel Parthey in Berlin, Schwiegersohn des 1811 verstorbenen Aufklärers Nicolai, dessen Buchhandlung Parthey übernommen hatte (vgl. Canal 2019: 312). Und in der Nicolaischen Buchhandlung erschien dann nicht nur ein Calderón-Band mit zwei Theaterstücken (1815), es wurden bis 1829 sieben Bände, ein achter folgte 1842, das Ganze im Umfang von ca. 2.500 Druckseiten, 1862 auch als preiswerte „Taschen-Ausgabe“ zu haben.

Um Gries’ Rang als Übersetzer ins rechte Licht zu rücken, wird gerne auf Goethes Teilnahme am Calderón-Projekt verwiesen, etwa auf seinen 1822 in Über Kunst und Altertum veröffentlichten Aufsatz Calderons ‚Tochter der Luft‘, der in einen kräftigen Dank an Gries mündet, welcher als Übersetzer „lebenslänglich sein Talent , fleißig bemüht, für uns verwendet hat“ (Goethe 1822: 305). Gries’ Tochter der Luft ermögliche es einem deutschen Leser, der die fremde Sprache nicht verstehe, „in eine fremde Literatur […] bequem hinein[zu]blicken“ (ebd.). Schon neun Jahre zuvor, am 24. November 1813, hatte Goethe in einem Brief an Knebel über „die beyden Übersetzungsweisen“ gesprochen, nämlich „dem Original ganz treu“ oder „seiner Nation verständlich und behaglich“ zu übersetzen. Dieser Gegensatz (verfremdend vs. einbürgernd) könne von Gries, „[w]enn er fortfährt sich an den Calderon zu halten“, überwunden werden, wodurch er „einen noch von niemand erreichten Ruhm erwerben“ werde (Goethe 1813b: 43f.).30Goethes Gebrauch des bestimmten Artikels in „die beyden Übersetzungsweisen“ lässt erkennen, wie präsent die Unterscheidung von zwei gegensätzlichen Verfahren im Weimar des Jahres 1813 war. Ausführlicher hatte sich Goethe am 18. Februar 1813 in seiner Totenrede auf Wieland zu den beiden „Übersetzungsmaximen“ geäußert. (Goethe 1813a: 329f.) – Ähnlich dann Friedrich Schleiermacher am 24. Juni 1813 in seinem Berliner Akademie-Vortrag Ueber die verschiedenen Methoden des Uebersetzens (Schleiermacher 1813: 47). Durch „Vermischung“ beider Verfahren kann nach Schleiermacher nur „ein höchst unzuverlässiges Resultat“ entstehen (ebd.). Genau diese Vermischung erklärt Goethe 1822 in seiner Beurteilung der Gries-Übersetzung für gelungen. Vgl. zu diesem Aspekt Vecchiato (2019: 312).

In seiner Dissertation hat Friedrich Hofmann Gries’ Calderón-Übersetzung zwar zugestanden, dass sie die „inhaltlich und formal treueste unter den zahlreichen Calderon-Übertragungen“ sei, wegen „dieser starren Konsequenz und mangels Rücksichtnahme auf die Erfordernisse des Theaters“ aber „nie oder nur in Bearbeitungen zweiter Hand (Schreyvogel, Immermann) bühnenwirksam werden“ konnte (Hofmann 1925: o.S.). Jürgen von Stackelberg (1997: 55) schreibt, dass es in neueren Übersetzungen zum Teil wörtliche Anklänge an Gries gibt. Immerhin: Gries’ Calderón-Übersetzung Der Richter von Zalamea wurde als „klassisches Meisterwerk der abendländischen Literatur“ (Klappentext) 1960 als Band 7 in die exempla classica-Reihe, die Fischer Bibliothek der hundert Bücher, aufgenommen – zusammen mit Der standhafte Prinz in der Übersetzung seines „Nebenbuhlers“ August Wilhelm Schlegel.

Eine gründliche Untersuchung der Gries’schen Calderón-Übersetzungen steht noch aus. Methodisch könnte sie auf dem aufbauen, was Hectór Canal in seiner gewollt theorieabstinenten germanistischen Dissertation für die Calderón-Übersetzungen August Wilhelm Schlegels geleistet hat (Canal 2017: 219–307). Voraussetzung wäre die Einsicht, dass mit Blick auf literarische Werke „seriöse Übersetzungsforschung nur mit philologischen Methoden operieren kann, linguistischen wie literaturwissenschaftlichen“ (Canal 2017: 371). Bei Gries dürften zudem wie auch bei Schlegel „editionswissenschaftliche Verfahren nicht außer Acht“ gelassen werden (ebd.).

Boiardo

Nach Abschluss der Arbeit an Calderóns Stücken hat Gries in den 1830er Jahren mit ungebrochen „hartnäckigem Fleiß“ zwei weitere Versepen aus dem Italienischen übersetzt: Ricciardetto von Nicolò Fortiguerra (1674–1735) und Orlando innamorato von Matteo Maria Boiardo (1441–1494). Der Text aus dem 15. Jahrhundert wird als Vorläufer des Rasenden Roland gesehen; der aus dem 17. Jahrhundert – als Nachfolger. Beide sind „Rittergedichte“, die denselben Stoff wie Ariosto behandeln, und alle drei sind formal identisch strukturiert: Die Epen sind in Gesänge eingeteilt, die Gesänge in Stanzen, mal 70, mal auch 130. Und diese Stanzen – etwa 3.000 sind es im Richardett, gut 4.400 im Verliebten Roland – bestehen aus etwa 60.000 Versen, die Gries – wie Jahrzehnte zuvor bei Tasso und Ariosto – inhaltlich und metrisch möglichst exakt nachzubilden versuchte, eine unendliche Aufgabe. „So ist der unendliche ‚Bojardo‘ nun endlich doch zu Ende gekommen“, meldete Gries seinem Freund Rist Ende 1838 (Campe 1855: 181).

Anders als in den Tasso-, Ariosto- und Calderón-Übersetzungen hat Gries – Schlegels Kritik von 1810 beherzigend – den in den 1830er Jahren veröffentlichten Versepen ausführlichere Einleitungen31Eine Einleitung (Historische Nachrichten aus Tasso’s Leben) findet sich – ohne Verfasserangabe – auch bereits 1815 in dem Wiener Nachdruck des Befreite[n] Jerusalem, so dass der Eindruck entstehen muss, sie stamme vom Übersetzer Gries. – Seiner Verärgerung über die Nachdrucker hat Gries in Briefen und Gedichten mehrmals Ausdruck verliehen, z. B. in Die schwäbische Sündflut (Gries 1829b: 70). – Eine Analyse seiner autobiographisch grundierten Gedichte als Epitexte seines übersetzerischen Œuvres dürfte lohnend sein. und Kommentare beigegeben. Im bei Löflund in Stuttgart verlegten, aber erneut bei Frommann in Jena gedruckten Richardett wird der erste Band mit dem Aufsatz Aus dem Leben Fortiguerra’s eröffnet (Fortiguerra/Gries 1831: V–XII), der auch einige Aussagen zum Thema Übersetzen enthält: Hinweise auf zwei Vorgängerübersetzer („Prof. Schmit in Liegnitz“ und „Dr. Hiese in Hamburg“), die von den dreißig Gesängen aber nur acht bzw. zehn übersetzt haben und beide „vor Vollendung ihres Unternehmens gestorben“ waren (ebd.: XIf.), sowie die Begründung, warum er sich weigere, „eine ästhetische Würdigung des Richardett“ vorzunehmen. Die Übersetzer stünden „nun einmal in dem Rufe […], in Ansehung ihres Originals nicht immer ganz unparteiisch zu seyn“ (ebd.: XII). Dem dritten Band hat Gries ein 23 eng bedruckte Seiten füllendes Verzeichnis der Hauptpersonen des Gedichts und ihrer [oft über das ganze Epos verstreut geschilderten; AFK] Begebenheiten (Fortiguerra/Gries 1833: 327–350) angefügt, das bis in die Prinzipien der Lemmatisierung und der Verweistechnik einer wenige Jahre zuvor erschienenen italienischen Ricciardetto-Ausgabe verpflichtet ist (vgl. Fortiguerra 1813: 309–351).

Umfangreicher, eigenständiger und aus übersetzungsaffiner Sicht ergiebiger sind die im Verliebten Roland (1835–1839) enthaltenen Peritexte. Die Vorrede zum ersten Band (Boiardo/Gries 1835: III–XLVIII) bringt neben einer Lebensbeschreibung Boiardos und Hinweisen auf Vorgängerübersetzungen (Nicolay 1795) – auch solchen ins Französische und Spanische – einen detaillierten philologischen Bericht über die komplexen Überlieferungsprobleme und die daraus folgende Notwendigkeit, für die eigene Übersetzung einen halbwegs gesicherten Prätext durch Emendationen und Konjekturen erst selbst herstellen zu müssen. Wie er dabei im Detail vorgegangen ist, wird allgemein in der Vorrede und für viele einzelne Verse im Kommentar erklärt. Mit Vorarbeiten zur Boiardo-Verdeutschung hatte Gries bereits 1808 begonnen,32Vgl. den Brief an Schlegel von 1812 (s.o.), den Hinweis auf Fernow (s. o.) sowie ein an Unbekannt gerichtetes Schreiben vom August 1811 im Archiv der Universität Leipzig mit der Bitte um Unterstützung bei der Literaturbeschaffung zu Boiardo (UB Leipzig, Autographensammlung Clodius, Sig. Rep. IX 5/44). 26 Jahre später heißt es in einem Brief an Rist (Weihnachten 1834):

Mit dem „Bojardo“ geht es rasch vorwärts, und ich habe bald die Hälfte des Ganzen beendet. Noch keins meiner Werke hat mir aber soviel Mühe und Kosten verursacht. Der echte „Bojardo“ war seit beinahe 300 Jahren nicht mehr gedruckt worden und so gut wie verschollen […] Erst vor einem halben Jahr erfuhr ich, daß vor einigen Jahren auch in London eine neue Ausgabe von Panizzi erschienen sei. Diese ist von großem Nutzen für mich, sie kostet aber auch 5 Pfund Sterling. Auch aus Italien habe ich mehrere kostbare Werke kommen lassen, die deutschen ungerechnet. Mit Panizzi muß ich nun alles bereits Uebersetzte Zeile für Zeile vergleichen und die schon geschriebenen Anmerkungen durchaus umarbeiten. Diese Anmerkungen enthalten historische Erläuterungen des Gedichts, theils philologische Noten und Varianten der verschiedenen Ausgaben, wobei auch auf die Umarbeiter Domenichi und Berni Rücksicht genommen wird. Eine ausführliche Vorrede soll von Bojardo’s Leben und Werken, von seinem Verhältniß zum Ariost, vom Sagenkreise Karl’s des Großen und von den Grundsätzen, nach welchen ich bei der Uebersetzung verfahren bin, genügende Nachricht geben. (Zit. nach Campe 1855: 169).

Auf fünf Seiten der Vorrede geht es tatsächlich ums Übersetzen (Boiardo/Gries 1835: XLIV–XLVIII). Das Festhalten an „Farbe und Ton“ des Originals sei schwieriger als bei seinen vorangegangenen Übersetzungen gewesen. „Tasso’s sentimentales Pathos, Ariosts geistreiche Lebendigkeit und Fortiguerra’s derbe Komik“ hätten sich leichter nachbilden lassen als „die äußerste Einfachheit und Schmucklosigkeit des Bojardo“ (ebd.: XLV). Möglicher Kritik durch treuefixierte Rezensenten vorbeugend weist Gries darauf hin, dass er „zuweilen eine kleine Untreue“ begangen und einige „Schlüpfrigkeiten“ unübersetzt gelassen habe, „um dem zarteren […] Theile der Lesewelt den Zugang zu einem so herrlichen […] Gedichte nicht zu verschließen“ (ebd.: XLVI). Welche Stellen der Selbstzensur geopfert wurden, könnte nur ein Vergleich der ca. 35.000 Verse mit den zahlreichen von Gries’ benutzten Prätexten aufweisen. Auf eine gravierendere Auslassung hat Florian Mehltretter 2009 in seiner – Calvinos Ariost-Nacherzählung bzw. deren Übersetzung durch Kroeber nachahmende – Ausgabe des Boiardo-Epos hingewiesen: die vier Stanzen umfassende Zungenkuss-Beschreibung im 19. Gesang (Boiardo/Gries/Mehltretter 2009: 105–111; vgl. ferner Vecchiato 2019: 314f.).

An einer anderen Stelle (8. Gesang) verweist ein Asterisk vor der 28. Stanze auf den Kommentar mit dem „Rath“ an den „zarteren Theil der Lesewelt“, „die folgende Erzählung, die alle Gräuel der Medea, des Atreus und Thyest in sich vereint, ja noch überbietet, ungelesen zu lassen“ (Boiardo/Gries 1835: 201 und 391). Dieser Ratschlag mag sogar aus heutiger Sicht nachvollziehbar sein, denn Boiardo schildert dort nicht nur, wie eine Mutter à la Medea ihre eigenen Kinder tötet, sondern hier werden ihnen erst die Köpfe abgeschlagen, dann werden die Leichen zerstückelt und gebraten und dem ahnungslosen Vater zum Verzehr vorgesetzt. Einige Stanzen später werden ihm von der in eine Rachefurie verwandelten Mutter die abgetrennten Schädel ihrer Söhne gezeigt: „Mit aufgelösten Locken, stolz, erhaben, / Mit fester Seele trat sie zu ihm her / Und sprach zu ihm: Die Häupter deiner Knaben / Erblickst du hier; begrabe sie nunmehr. / Den Rest hast du im Leibe schon begraben, / Du selbst verzehrtest ihn […]“ (ebd.: 206).

„[W]ohllautend, fließend, zwanglos“ und „wie ein Original“ sollen sich Übersetzungen lesen lassen, werde von Übersetzern zusätzlich zum Gebot der inhaltlichen Treue verlangt.33Mit „fließend“ bezieht sich (der hervorragende Klavierspieler) Gries auf den Rhythmus der Verse, also auf die Frage, wie das vorgegebene abstrakte metrische Schema mit sprachlichem Material gefüllt wird. Nur sehr bedingt deckt sich das mit den modernen translatologischen Forschungen zur sog. „fluency“ und der „invisibility“ der Übersetzer (Venuti 1995 und 2008). Welche Hindernisse sich solchen Maximalforderungen in den Weg stellen, erläutert Gries u. a. durch Analogien zur bildenden Kunst, Architektur und Musik. Und er verlangt, „dass der Leser nicht an jedem weniger gebräuchlichen Worte, an jeder nicht ganz gewöhnlichen Fügung einen Anstoss nehme“ (ebd.: XLVII). In einer Fußnote schließlich erklärt er, dass er seine Übersetzungspoetik „hinsichtlich des Versbaues und des Reimes“ in der Vorrede nicht ausführlich darlegen wolle, denn das habe – dank ihm von Gries brieflich mitgeteilter „Grundsätze“ – „Hr. Prof. Donner in Ellwangen […] in der Vorrede zu seiner Uebers. der Lusiaden des Camoens“ bereits getan, ohne Gries’ Einwilligung und ohne die Quelle zu nennen, was „ohne Zweifel nur einem Versehen beizumessen“ sei (ebd.: XLV).34J. J. C. Donner hat sich 1835 und erneut 1837 durch „Berichtigungen“ und „Erklärungen“ in mehreren Zeitschriften gegen diesen Plagiats-Vorwurf verteidigt. Gries’ Brief an ihn scheint sich nicht erhalten zu haben, so dass sich die Berechtigung des Vorwurfs kaum klären lassen wird.

Liest man die von Gries erwähnte Vorrede in Donners Lusiaden-Übersetzung, die 1833 im selben Stuttgarter Verlag erschienen ist wie ab 1835 Gries’ Verliebter Roland, so wird deutlich, dass es dort bis in kleinste Einzelheiten um jene „Grundsäze [sic!] der poetischen Uebersetzungskunst“ geht, wonach „die ursprünglichen technischen Formen des nachzubildenden Gedichtes beibehalten werden müssen“ (Camões/Donner 1833: V). Was zwischen Gries und Schlegel und vielen anderen durch Jahre diskutiert worden war, wird von Donner wiederholt. Gerade die Ausschließlichkeit, mit der er im Kontext des Themas Übersetzen nur Fragen des Metrums und des Reims „bei Nachbildung der achtzeiligen Stanze“ (ebd.: VI) ausbreitet, drängt die Frage auf, warum diese Übersetzergeneration sich so stark gerade auf diesen Aspekt konzentriert hat.

Form

Mit dem Fernerstehenden kaum noch nachvollziehbarer Intensität und erstaunlichsten Spezialkenntnissen wurden ab Mitte des 18. Jahrhunderts von fast allen prominenten Autoren in zahllosen Abhandlungen, Rezensionen, Briefen und Gesprächen Fragen der Prosodie und der Metrik behandelt. Diese poetologischen Überlegungen wurden durch die intensive, oft auch aggressiv polemische Beschäftigung mit Übersetzungsfragen (im weitesten Sinne) ausgelöst oder begleitet.

Von der Nachahmung des griechischen Silbenmaßes im Deutschen handelte Klopstock 1755. Herder erhob Ende der 60er Jahre die Forderung, beim Übersetzen neben dem Inhalt auch den „Ton“ und die Form der Originale zu beachten. Radikalisiert wurde das von ihm propagierte tonbewahrende Übersetzen von dem Klopstock-Verehrer Voß für das Übersetzen aus den alten Sprachen (Homer, Vergil, Horaz usw.); von den (sich eher an Wieland als negativem Vorbild abarbeitenden) Romantikern – für das Übersetzen aus den neueren Sprachen: Englisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch. Von „metrischem Rigorismus“ und „strenger Observanz“ war schließlich die Rede, um das exakte Nachbilden der Vorlagen zu verteidigen bzw. zu charakterisieren.

Dass in diesem kulturgeschichtlichen Kontext den Romantikern und ihren übersetzungstheoretischen wie -praktischen Arbeiten eine zentrale Bedeutung zukommt, ist fast schon ein Gemeinplatz (vgl. Apel 1982: 89–136, Kurz 1996, Canal 2017: 199–218). Wichtig mit Blick auf Gries ist, dass er mit dem Studienbeginn in Jena 1795 ein unmittelbar Beteiligter der sich formierenden Romantiker-Gruppe war und sich deren ästhetisches Programm zu eigen machte, insbesondere A. W. Schlegels Konzeption des „poetischen Übersetzens“. Auch die Vorstellung vom Übersetzen als unendlicher Aufgabe übernahm Gries von Schlegel und er nahm sie ganz wörtlich, indem er seine Übersetzungen durch Jahrzehnte immer wieder umarbeitete und sich doch bewusst blieb, dass für viele (nicht nur verstechnische) Details immer noch „bessere“ Lösungen gefunden werden könnten. Gries scheint allerdings jene Abirrung vermieden zu haben, die für den späten Voß wie für Schlegel von der übersetzungswissenschaftlichen Forschung konstatiert worden ist, dass bei ihnen am Ende der auf absolute metrisch-formale Exaktheit fixierte Philologe über den auch die Schönheit, sprich: Les- und Hörbarkeit beachtenden Dichter gesiegt habe, so dass ihre Übersetzungen zu „gymnastischen Übungen“ wurden, wovor Wieland den Jenaer Studenten Gries eindringlich gewarnt hatte. Dass „Herr A.W. Schlegel der größte Metriker Deutschlands“ sei, schränkte Heinrich Heine 1833 mit dem Zusatz ein: „Vielleicht mit Ausnahme des Herren Gries und des Herren Grafen Platen“ (Heine 1833: 411). Für die philosophisch-theoretische Durchdringung von Übersetzungsfragen wird man das Urteil Heinrich Heines nicht bestätigen wollen. Ob es für Gries’ Übersetzungspraxis etwas für sich hat, müsste durch entsprechende Detailstudien geklärt werden.

Kanon

Die zweite sein Lebenswerk prägende Entscheidung, sich als Übersetzer fast ausschließlich auf italienische Versepen sowie auf Calderóns Theaterstücke zu konzentrieren, ist ebenfalls nicht ohne Rückgriff auf Positionen der Jenaer Frühromantik nachzuvollziehen. Wie der dort konstruierte, in Vorlesungen, Zeitschriftenaufsätzen, Rezensionen sowie vielfältigen Gesprächsrunden etablierte Kanon der wichtigsten literarischen Werke aussah, lässt sich anschaulich an jenem Gespräch über die Poesie erkennen, das Friedrich Schlegel 1799/1800 – also auf dem Höhepunkt frühromantischer Geselligkeit – in Jena verfasst und im dritten Athenäums-Band 1800 veröffentlicht hat. Die intellektuell herausfordernde Atmosphäre der „Symphilosophie“ und „Sympoesie“, wie sie Schlegel schildert, dürfte dem entsprechen, was Gries in diesen Kreisen in Jena und Dresden miterlebt hat. In das Gespräch über Poesie hat Schlegel den Aufsatz Epochen der Dichtkunst eingefügt, der von Homer über Dante und Shakespeare bis zu Goethe jene Autoren und Werke aufreiht, deren Formen „überall bis auf den Ursprung erforsch[t]“ werden müssen, „um sie neu beleben […] zu können“ (Schlegel, F. 1800: 153). In diese Reihe gehören nach Schlegel auch mehrere italienische Dichter, allen voran Dante, „der heilige Stifter und Vater der modernen Poesie“ (ebd.: 146), sodann Petrarca und Boccacio, gefolgt vom „Romanzo der Italiener, ursprünglich schon zu geselligen Vorlesungen bestimmt und die altertümlichen Wundergeschichten durch einen Anhauch von geselligem Witz und geistiger Würze zur Groteske laut oder leise verwandelnd“ (ebd.: 148). Als herausragende Beispiele für den „abenteuerlichen Stoff“ dieser „Ritterbücher“ nennt Schlegel Ariosto und „Boyardo“ und die von ihnen geschriebenen Stanzen (ebd.).

Erstaunlich ist also nicht, dass Gries sich zu Beginn seiner Übersetzerlaufbahn mit Ariosto beschäftigte, erstaunlich ist eher, dass er daran – wie an seinem Wohnort Jena – durch Jahrzehnte festhielt. Wie sich dieses Festhalten auf sein handwerkliches, sein poetisches Können ausgewirkt hat, könnte an den unterschiedlichen Fassungen einzelner Übersetzungen studiert werden. Dass seine und der Romantiker Rede vom Übersetzen als unendlicher Aufgabe kein leeres Gerede war, mag schon ein flüchtiger Blick auf ein einziges Beispiel erkennen lassen, auf die erste Stanze seiner Tasso-Übersetzungen aus den Jahren 1800 und 1837, die Varianten in den Zwischenstufen von 1810 und 1823 müssten für besagte Studie ebenfalls herangezogen werden:

Den Feldherrn sing' ich und die frommen Waffen,
So des Erlösers hohes Grab befreit.
Viel hat sein Geist und Arm vermogt zu schaffen,
Viel duldet' er, bevor ihm Sieg bereit.
Doch fruchtlos droht die Hölle, fruchtlos raffen
Asien und Libyen sich empor zum Streit;
Gott schützt ihn; zum Panier des Hochverehrten
Bringt er zurück zu irrenden Gefährten.

(Tasso/Gries 1800: 1)
Den Feldherrn sing' ich und die frommen Waffen,
So des Erlösers hohes Grab befreit.
Viel führt' er aus, was Geist und Arm geschaffen,
Viel duldet' er im glorreich kühnen Streit.
Und fruchtlos droht die Hölle, fruchtlos raffen
Sich Asien auf, und Libyen, kampfbereit;
Denn Gottes Huld führt zu den heil'gen Fahnen
Ihm die Gefährten heim von irren Bahnen.

(Tasso/Gries 1837: 1)

In eine Gesamtdarstellung seiner literarischen Aktivitäten wären schließlich die Übersetzungen einzelner Gedichte einzubeziehen, die Gries neben seinen Großprojekten zunächst in Zeitschriften und Anthologien sowie im Fünften Buch seiner Gedichte und poetische[n] Übersetzungen veröffentlicht hat (Gries 1829b: 89–262).35Wichtig auch die Anmerkungen (S. 263–271) mit Aussagen zu den Übersetzungen, etwa zu den 86 Stanzen aus Pulcis Der große Morgant. – Mehrere Übersetzungen aus dem Band übernahm Horst Rüdiger in seine Anthologie Italienische Gedichte (Leipzig: Karl Rauch 1938). Auch wichtige Teile seines Briefwechsels (u. a. der mit Abeken durch Jahrzehnte geführte) sind bisher nicht ausgewertet.

(Für diesen Beitrag durfte ich auf von Michael Schreiber erarbeitetes Material zurückgreifen. Für Hinweise und Hilfen danke ich ferner Héctor Canal, Weimar, und Oliver Czulo, Leipzig.)


Anmerkungen

  • 1
    Bemerkenswerte Ausnahme: die 1920 in Frankfurt/M. vorgelegte Dissertation von Friedrich Hofmann J. D. Gries als Übersetzer. – In jüngster Zeit sind im Rahmen verschiedener Forschungsprojekte mehrere Beiträge zu Gries’ Übersetzungen erschienen: Polledri (2013), Vecchiato (2019), Canal (2019).
  • 2
    Die Informationen zu Gries in Personen- und Literaturlexika beruhen zum größten Teil auf dem 1855 anonym erschienenen Buch Aus dem Leben von Johann Diederich Gries. Nach seinen eigenen und den Briefen seiner Zeitgenossen, geschrieben von der Hamburger Autorin und Buchhändlergattin Elisabeth Campe (1786–1873), die mit Gries befreundet war und ihn im Alter gepflegt hat (Stubbe da Luz 2006: 143).
  • 3
    Gries „kam im 12. Jahre in Pension bei dem Prediger Kunhardt in Stade“ (Schröder 1854: 590). Dort besuchte er vermutlich das Athenaeum, an dem nach 1787 zwar Deutsch als Unterrichtssprache eingeführt wurde, „Latein aber das wichtigste Fach (blieb) […]. Französisch wurde im Privatunterricht angeboten.“ (Hollmichel [2013]: 2).
  • 4
    Anders erging es Hegel, damals Professor in Jena, der den Einzug Napoleons in die Stadt erlebte – wenige Tage nach Abschluss seiner Phänomenologie des Geistes; anders auch Goethe, der am 14. Oktober 1806 in seinem Haus in Weimar von marodierenden französischen Soldaten bedrängt wurde.
  • 5
    Zit. nach Canal 2019: 305. – In Canals Aufsatz gibt es mehrere längere Zitate aus dem Briefwechsel Gries/Frommann, die es gestatten, ein deutlich differenzierteres Bild der Relation Übersetzer/Verleger zu zeichnen, als dies Trübner (1970) gelingt (vgl. Canal 2019: 307).
  • 6
    Ihr Studentenleben in Jena (Gries als Mitglied der „Gesellschaft der Freien Männer“) und gemeinsame Ausflüge nach Weimar (Theaterbesuche, Besuch bei Herder am 1. Januar 1796 usw.) beschreibt Rist in seinen posthum erschienenen Lebenserinnerungen (1880: 57–73).
  • 7
    Beschreibung der Reise in einem Brief an Rist, Campe 1855: 82 f.
  • 8
    Der Hochfürstl. S.Weimar- und Eisenachische Hof- und Addreß-Calender auf das Jahr 1799 listet für die Universität Jena acht „Privilegirte Sprachmeister“ auf. – Für diesen und weitere Hinweise u. a. auf die Bestände des Hamburger Nachlasses danke ich Héctor Canal (E-Mail vom 27. August 2019).
  • 9
    Ob sich diese Byron-Übersetzungen in Gries’ Hamburger Nachlass (Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky) erhalten haben, konnte noch nicht ermittelt werden.
  • 10
    Es hat freilich schon vor Gries zahlreiche „Vollzeitübersetzer“ (z. B. Luise Gottsched) gegeben und natürlich auch Berufsübersetzer, etwa in den von Nicolai 1773/76 beschriebenen „Übersetzungsmanufakturen“ bzw. den „Übersetzungsfabriken“ (vgl. Bachleitner 1989).
  • 11
    Gries hatte sich durch Vermittlung August Wilhelm Schlegels zunächst anonym an Schiller gewandt. Goethes Einschätzung des Gedichts findet sich in einem Brief an Schiller vom 25. September 1797 (Schiller 1981: 141). – Ende April 1795 berichtete Hölderlin in einem Brief an Neuffer, dass er erst jetzt „begreife […], wie Du so gerne übersetzen magst. Schiller hat mich veranlaßt, Ovids Phaëton in Stanzen für seinen Almanach zu übersetzen, und ich bin noch von keiner Arbeit mit solcher Heiterkeit weggegangen, als bei dieser. Man ist nicht so in Leidenschaft, wie bei einem eigenen Produkte, und doch beschäftiget die Musik der Versifikation den Menschen ganz, der andern Reize, die so eine Arbeit hat, nicht zu gedenken“ (Hölderlin 1992: 191). Schiller lehnte die Veröffentlichung des Hölderlin’schen Phaëton jedoch ab. Hölderlins und Gries’ Versionen hat Christiane Hansen als Nachdichtungen bzw. Übersetzungen bzw. „Transformationen der ovidischen Vorlage“ analysiert (Hansen 2012: 163–171). Gries selbst hat seine Version als eigenes Gedicht und nicht als Übersetzung behandelt (vgl. Gries 1829a: III und 1829b: VII f.)
  • 12
    „Der Mensch wird gebildet, das Genie wird geboren. Es kann nicht lauter Homere und Shakspeare, Goethe und Schiller geben. Hier tritt die Natur ins Mittel und belebt mit sparsamer Hand in wenig Auserwählten den Funken, der zur Alles erleuchtenden Sonne werden soll.“ (Gries, zit. nach Campe 1855: 21).
  • 13
    Warum Gries seine Tasso-Übersetzung gerade mit dem 16. Gesang aus La Gerusalemme liberata begann, lässt sich erschließen, wenn man die damalige Popularität der in diesem Gesang geschilderten Episode um die Zauberin Armida und den von ihr gefangen gehaltenen Kreuzritter Rinaldo bedenkt (Opern, Gemälde usw.). Wieland selbst fordert in seiner Geschichte des Agathon (1766/67, Neuausgabe 1794) explizit dazu auf, den 16. Gesang des Befreiten Jerusalem (im italienischen Original?) zu lesen (vgl. Dünnhaupt 1979), und im zweiten seiner Briefe an einen jungen Dichter von 1784 zitiert er auf Italienisch die 25. Stanze des 16. Gesangs, um „[d]ie Schwierigkeit, oder genauer die Unmöglichkeit“ zu demonstrieren, „diese einzige Stanze des göttlichen Tasso in gleich schöne Verse zu übersetzen“ (Wieland 1784: 242f.). – Den gesamten Kontext der konkurrenzgetriebenen Debatte um die (Un)Übersetzbarkeit der Tasso’schen Stanzen erschließt – mit vielen Hinweisen auf Schlegel und Gries – eine Studie von Dieter Martin über Wielands Autorität bei Tasso-Übersetzern um 1800 (1996).
  • 14
    In einem ausführlichen Brief an Gries äußert sich Wieland im August 1800 deutlich kritischer zu dessen Tasso-Übersetzung, die „unfehlbar nicht wenig gewonnen hätte“, wenn Gries das, „was die Franzosen eine freie Uebersetzung nennen, hätte geben wollen.“ Jetzt sehe er diese Übersetzung „als eine Art gymnastischer Uebung an […], welche Sie desto gewisser in den Stand setzen wird, künftig in einem eigenen epischen Werke von Ihrer eigenen Erfindung alle bisherigen Versuche der Deutschen in der romantischen Dichtart und den guten Tasso selbst hinter sich zu lassen“ (zit. nach Campe 1855: 70f.; vgl. Martin 1996).
  • 15
    Solche Sichtbarkeit des Übersetzers gilt auch für sämtliche später publizierten Übersetzungen, stets steht „J. D. Gries“ in der Mitte des Titelblattes.
  • 16
    Es stimmt also nicht, dass lt. Canal (2019: 314) „[a]lle fünf Auflagen des Tasso […] ohne jegliche Paratexte“ erschienen seien. Die Zueignung hat Gries in die 2., 3. und 4. Ausgabe seines Tasso nicht aufgenommen, in der „fünften rechtmäßigen“ und „von Neuem durchgesehenen Auflage“ gibt es jedoch ein „Ihrer Kaiserlichen Hoheit / Maria Pawlowna / Großherzoginn / von Sachsen-Weimar und Eisenach / Großfürstin von Russland / in / tiefster Ehrfurcht“ zugedachtes Widmungsgedicht in fünf Stanzen mit aufschlussreichen biographisch-übersetzungspoetologischen Passagen (Tasso/Gries 1837: o. S.).
  • 17
    Vgl. das 1799 entstandene Protestgedicht An Fichte, im Namen seiner Schüler (Gries 1829a: 80–84) mit der pathetischen Schlussstrophe „Und sänke selbst des ew’gen Tages Schimmer, / Wie ein verdunstet Meteor: / Doch schwänge, siegend, über eines Weltalls Trümmer / Die Wahrheit sich empor.“
  • 18
    Schon als Student hat Gries ein vergleichsweise angenehmes Leben geführt. Für die Jahre 1795/96 schildert sein Freund Johann Georg Rist „die Bequemlichkeiten, mit welchen der junge Musensohn sich zu umgeben gewußt hatte […]. Ein treffliches Piano, auf dem er eine seltene Fertigkeit besaß, eine auserwählte Handbibliothek, der bequemste Sopha, eine bronzirte Theemaschine und allerlei hamburgische Leckereien bildeten mit dem Wirthe zusammen eine höchst gemüthliche, ja für Jena luxuriöse Umgebung, welche […] die Freunde oft bei ihm versammelte.“ (Rist 1880: 60).
  • 19
    Vgl. die Darstellung von Frommanns Sohn im Kapitel Von 1806 bis 1812: „Meinen Vater traf die eintretende allgemeine Noth, Stockung der Geschäfte und Geldmangel gerade in einer Zeit, wo er in vollem Zuge mit neuen Unternehmungen war, die er nicht ohne Benutzung seines Credits durchführen, ebenso wenig aufgeben konnte. Der Absatz der wissenschaftlichen, noch mehr der belletristischen Litteratur (Ariosto von Gries) stockte, in den Messen wurde schlecht gezahlt, Geldverlegenheiten waren unvermeidlich und Opfer von allen Seiten gefordert.“ (Frommann 1870: 69).
  • 20
    Der Verleger Frommann an Gries, 12. Februar 1808, zit. nach Canal 2019: 311.
  • 21
    Seine Biographin diskutiert 1855 unbefangen die Frage, ob man bei Gries „auf Empfindungen einer anderen Natur schließen“ könne, und zitiert aus einer Tagebuchnotiz des 22-Jährigen, in der es u. a. heißt: „Ich habe die Weiber immer als etwas meiner Natur Heterogenes betrachtet; selbst die, welche mich am meisten interessierten, opferte ich gern dem männlichen Umgange auf, der meinem Wesen homogener war.“ (Campe 1855: 9). Vgl. den Gries-Eintrag bei Hergemöller (2001: 299–301), wonach „Gries zum ‚Stammpersonal‘ der Listen berühmter Homosexueller“ gehöre (ebd. 300).
  • 22
    Brief aus Heidelberg an Rist 1808, zit. nach Campe 1855: 81. – Das Bild der Weltumsegelung bereits in einem Brief von A.W. Schlegel an Gries vom 23. Juli 1803 (vgl. Campe 1855: 52).
  • 23
    Fernow (1763–1808), einer der damals besten Kenner italienischer Sprache und Literatur, hatte sich 1808 in dem Aufsatz Über die Nachahmung des italiänischen Verses in der deutschen Poesie mit bedenkenswerten Argumenten gegen die „sklavische Anhänglichkeit an leere Formen“ (Fernow 1808: 56) ausgesprochen, von dieser Kritik jedoch den „deutschen Übersetzer des Tasso und Ariosto“ (Gries also) ausgenommen (ebd.: 63). Fernow unterstützte Gries auch bei seinen frühen Boiardo-Studien (vgl. Campe 1855: 94).
  • 24
    Vgl. Campe 1855: 91 und Tgahrt 1982: 529. – Dass Gries auch sonst in seinem Freundeskreis bzw. „Netzwerk“ Besprechungen seiner Übersetzungen anregte, zeigt Canal mehrfach (2019: 315f., 323). Zum angeblich großen Einfluss von Rezensionen auf den Absatz seiner Bücher vgl. einen Brief an Tieck von 1829 (zit. bei Canal 2019: 323).
  • 25
    Schlegels in den Heidelbergischen Jahrbüchern erschienene Rezension sowie Gries’ Brief vom 21. Juni 1812 finden sich dokumentiert und gründlichst kommentiert in Fambach 1963: 540–584; dort (580) allerdings das zentrale Wort „Antikritik“ als „Artikel“ verlesen.
  • 26
    Im ersten Band dieser Ausgabe gibt es ebenfalls einen u. a. den kulturpolitischen Kontext behandelnden Paratext in Gedichtform, die in fünf Stanzen formulierte Widmung bzw. Zueignung der Übersetzung des Ariost an Carl August, Grossherz. v. Sachs.-Weimar u. Eisenach (so der Titel des Gedichts in Gries 1829a 152f.). – Ludwig Tieck bedankte sich im April 1828 bei Gries für die Übersendung „Ihres schönen Ariost. […] Ich bewundere Ihre Beharrlichkeit und wie viel Sie noch zu verbessern gefunden haben.“ (Zit. nach Campe 1855: 149).
  • 27
    Für Rüdiger, der den Rasenden Roland Zeile für Zeile mit dem Original verglichen hat, ist Gries „neben August Wilhelm Schlegel zweifellos der beste Übersetzer seiner Zeit, ja in der Bewältigung der Schwierigkeiten prosodischer Art übertrifft er ihn. Über seinem Werk […] liegt die Patina der klassisch-romantischen Epoche der deutschen Literatur, das heißt einer nicht wieder erreichten sprachlichen Meisterschaft, deren heutiger Reiz nicht zuletzt eben jener Patina zu danken ist. […] Die Qualität seines deutschen Furioso hat kein späterer Übersetzer […] wieder erreicht.“ (Rüdiger 1980: 781f.)
  • 28
    Kroeber zitiert zustimmend auch Gries’ nächsten Nachfolger in der langen Reihe der Ariosto-Übersetzer, Hermann Kurtz (1813-1873), der im Vorwort zu seiner Version des Rasenden Roland (Stuttgart 1840) geschrieben hatte: „Griesens Verdienst kann nur ermessen, der ihm seinen Weg Schritt für Schritt nachgeht: wie viel war hier urbar zu machen, und wie erklärlich ist es, wenn unebene Strecken zurückgeblieben sind! Wie leicht hat es ein Späterer nach einem solchen Vorgänger!“ (Kroeber 2015: 416).
  • 29
    Wie umfangreich das Material gewesen sein muss, das Gries für die Arbeit an den Texten herangezogen hat, zeigt seine Klage, dass bei der Rückkehr von einer mehrmonatigen Reise „mein großer Koffer mit dem Calderon-Apparat […] in Hamburg stehen geblieben war. Die erzwungene Unthätigkeit ist mir aber schwerer als alles Uebrige zu ertragen.“ (Brief an Rist, 1820; zit. nach Campe 1855: 123.).
  • 30
    Goethes Gebrauch des bestimmten Artikels in „die beyden Übersetzungsweisen“ lässt erkennen, wie präsent die Unterscheidung von zwei gegensätzlichen Verfahren im Weimar des Jahres 1813 war. Ausführlicher hatte sich Goethe am 18. Februar 1813 in seiner Totenrede auf Wieland zu den beiden „Übersetzungsmaximen“ geäußert. (Goethe 1813a: 329f.) – Ähnlich dann Friedrich Schleiermacher am 24. Juni 1813 in seinem Berliner Akademie-Vortrag Ueber die verschiedenen Methoden des Uebersetzens (Schleiermacher 1813: 47). Durch „Vermischung“ beider Verfahren kann nach Schleiermacher nur „ein höchst unzuverlässiges Resultat“ entstehen (ebd.). Genau diese Vermischung erklärt Goethe 1822 in seiner Beurteilung der Gries-Übersetzung für gelungen. Vgl. zu diesem Aspekt Vecchiato (2019: 312).
  • 31
    Eine Einleitung (Historische Nachrichten aus Tasso’s Leben) findet sich – ohne Verfasserangabe – auch bereits 1815 in dem Wiener Nachdruck des Befreite[n] Jerusalem, so dass der Eindruck entstehen muss, sie stamme vom Übersetzer Gries. – Seiner Verärgerung über die Nachdrucker hat Gries in Briefen und Gedichten mehrmals Ausdruck verliehen, z. B. in Die schwäbische Sündflut (Gries 1829b: 70). – Eine Analyse seiner autobiographisch grundierten Gedichte als Epitexte seines übersetzerischen Œuvres dürfte lohnend sein.
  • 32
    Vgl. den Brief an Schlegel von 1812 (s.o.), den Hinweis auf Fernow (s. o.) sowie ein an Unbekannt gerichtetes Schreiben vom August 1811 im Archiv der Universität Leipzig mit der Bitte um Unterstützung bei der Literaturbeschaffung zu Boiardo (UB Leipzig, Autographensammlung Clodius, Sig. Rep. IX 5/44).
  • 33
    Mit „fließend“ bezieht sich (der hervorragende Klavierspieler) Gries auf den Rhythmus der Verse, also auf die Frage, wie das vorgegebene abstrakte metrische Schema mit sprachlichem Material gefüllt wird. Nur sehr bedingt deckt sich das mit den modernen translatologischen Forschungen zur sog. „fluency“ und der „invisibility“ der Übersetzer (Venuti 1995 und 2008).
  • 34
    J. J. C. Donner hat sich 1835 und erneut 1837 durch „Berichtigungen“ und „Erklärungen“ in mehreren Zeitschriften gegen diesen Plagiats-Vorwurf verteidigt. Gries’ Brief an ihn scheint sich nicht erhalten zu haben, so dass sich die Berechtigung des Vorwurfs kaum klären lassen wird.
  • 35
    Wichtig auch die Anmerkungen (S. 263–271) mit Aussagen zu den Übersetzungen, etwa zu den 86 Stanzen aus Pulcis Der große Morgant. – Mehrere Übersetzungen aus dem Band übernahm Horst Rüdiger in seine Anthologie Italienische Gedichte (Leipzig: Karl Rauch 1938).

Quellen

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Archiv

Nachlass von Johann Diederich Gries: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky.

Zitierweise

Kelletat, Andreas F.: Johann Diederich Gries, 1775–1842. In: Germersheimer Übersetzerlexikon UeLEX (online), 21. März 2024.
BeschreibungTorquato Tasso: Befreites Jerusalem. Übersetzt von J. D. Gries. 2. Aufl. Jena: Frommann 1810.
Datum23. März 2022
Torquato Tasso: Befreites Jerusalem. Übersetzt von J. D. Gries. 2. Aufl. Jena: Frommann 1810.

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