Header Icon Header Icon
Logo

Suche in UeLEX

Ewald Osers, 1917–2011

13. Mai 1917 Prag (Österreich-Ungarn) - 11. Oktober 2011 Reading (Großbritannien)
Original- und Ausgangssprache(n)
Armenisch, Bulgarisch, Deutsch, Lachisch, Makedonisch, Russisch, Tschechisch

Vorbemerkung der Redaktion

Das Porträt entstand im Rahmen des DFG-geförderten D-A-CH-Projekts Exil:Trans (2019–2022).

Ewald Osers, geboren am 13. Mai 1917 in Prag, verstorben am 11. Oktober 2011 in Reading, war durch 40 Jahre Nachrichten- und Sprachendienstmitarbeiter der British Broadcasting Company (BBC) sowie ein mit vielen Auszeichnungen bedachter Übersetzer literarischer wie nicht-literarischer Werke. Als Anerkennung für seine auf Englisch publizierten Übersetzungen wurde er in Bulgarien (1985), der Tschechoslowakei (1986), der Bundesrepublik Deutschland (1990) und der Tschechischen Republik (1997, 1999) durch staatliche Institutionen geehrt, die Royal Society of Literature wählte ihn als ersten Übersetzer 1984 zum „Fellow“ und die Universität Olomouc (Olmütz) verlieh ihm 1989 die Ehrendoktorwürde.

An besonders wichtigen Übersetzerpreisen sind zu nennen: 1971 Schlegel Tieck Prize for best translation from German für seine Übersetzung des Sachbuchs Verbrannte Erde. Schlacht zwischen Wolga und Weichsel1Autor des 1964 bei Ullstein erschienenen, in viele Sprachen übersetzten Best- und Longsellers: Paul Carell (1911–1997), einst SS-Obersturmbannführer und Pressechef des 1946 hingerichteten Außenministers Joachim von Ribbentrop, nach dem Krieg Autor für den Spiegel und die Zeit, später Berater und „Sicherheitschef“ des Verlegers Axel Springer., 1980 Goldene Ehrennadel des BDÜ, 1987 European Poetry Translation Prize für die englischsprachige Ausgabe der Gedichte des 1984 mit dem Nobelpreis ausgezeichneten tschechischen Dichters Jaroslav Seifert, 2002 gleichzeitig der nur alle drei Jahre durch die FIT (Fédération internationale des traducteurs – Dachverband von über 100 nationalen Übersetzervereinigungen) vergebene Aurora Borealis Prize for Outstanding Translation of Fiction Literature sowie der Aurora Borealis Prize for Outstanding Translation of Non-Fiction Literature. Es dürften sich nur wenige weitere Übersetzer finden, die in so vielen Ländern so viel Beachtung und Anerkennung gefunden haben wie Ewald Osers.

Die von Osers selbst erstellte Liste seiner in Buchform zwischen 1945 und 2007 erschienenen Übersetzungen verzeichnet neben drei Übersetzungen ins Tschechische ausschließlich Übersetzungen ins Englische, davon 99 aus dem Deutschen, 39 aus dem Tschechischen, je vier aus dem Slowakischen und Bulgarischen, zwei aus dem Makedonischen, eine aus dem Armenischen und eine aus zwölf Sprachen – die Lyrik-Anthologie Voices from across the water (1985).

Am Beginn seiner Laufbahn standen indes ab 1935 deutsche Übersetzungen tschechischer und slowakischer Gedichte, die er in Zeitschriften und Anthologien veröffentlichen konnte. Die nationalsozialistische Politik, die Zerschlagung der Tschechoslowakischen Republik durch die Führung des Deutschen Reiches hat dieser Arbeit 1938 ein abruptes Ende bereitet. Osers’ Übersetzungen ins Deutsche machen daher nur einen bescheidenen, aber durchaus erinnernswerten Teil seines translatorischen Gesamtœuvres aus.

Ewald Osers hat seinen Weg ins Übersetzen und die sich über sechs Jahrzehnte erstreckenden Aktivitäten als Übersetzer ins Zentrum einer Autobiographie gerückt, die unterschiedlichste Aspekte seiner Sprach- und Topobiographie sowie seines übersetzerischen Tuns schildert: Snows of Yesteryear – A Translator’s Story (2007). Auf primär diesem Text2Die Autobiographie erschien zunächst in tschechischer Übersetzung (Osers 2004). Eine deutsche Übersetzung liegt nicht vor. Ein Exemplar der (vergriffenen) englischen Ausgabe wird durch den Karlsruher Virtuellen Katalog derzeit (November 2019) lediglich für die UB Tübingen angezeigt, das Frankfurter Exilarchiv der Deutschen Nationalbibliothek hat das Buch nicht. Renate Seib, Mitarbeiterin des Exilarchivs, hat mir jedoch bei Recherchen zu Veröffentlichungen von Osers wertvolle Hinweise gegeben, wofür ich sehr dankbar bin. beruht die folgende Darstellung.

* * *

Ewald Osers wurde 18 Monate vor dem Ende des ersten Weltkriegs in Prag geboren. In hohem Alter bezeichnete er sich scherzhaft als einen der letzten noch lebenden Untertanen der Habsburger Doppelmonarchie und einen der seinerzeit jüngsten Bürger der im Oktober 1918 ausgerufenen Tschechoslowakischen Republik. Seine Mutter, die 1942 im Hololcaust umkam, stammte aus einer angesehenen Familie im österreichischen Linz, sein Vater aus einer Prager Familie. Der Vater fühlte sich der deutschen Sprachgruppe zugehörig, hatte deutsche Schulen besucht, war Mitglied des Deutschen Theatervereins usw. Eine enge Bindung an die jüdische Religion bestand in der Familie nicht mehr. Der Vater, „Direktorstellvertreter“ der Böhmischen Union-Bank, war „totally assimilated“ (Osers 2007: 8), die beiden Söhne wurden nicht beschnitten, hatten kein Bar Mitzwa und hörten nichts von Chanukka. Stattdessen stellte man bei Osers im Dezember einen Weihnachtsbaum auf (ebd.: 9). Osers’ Vater starb bereits 1923, um die Erziehung der beiden Söhne kümmerten sich neben der Mutter Gouvernanten bzw. „Kinderfräuleins“. Die Sprache im Elternhaus war Deutsch; Tschechisch bzw. „Kuchelböhmisch“ (ebd.: 12) wurde allenfalls mit dem Hauspersonal gesprochen, vielleicht dass die Kinder auch beim Spielen in einem Park mit dem Tschechischen in Kontakt kamen:

Where, when, and how, in this bilingual atmosphere, did I learn Czech? The truth is: I really dont’t know […] I have absolutely no recollection of any early language acquisition. […] Later, when I was nine or ten, I had Czech lessons from a tutor, a young university student, who came to the house about twice a week. (Ebd.)

Nach den ersten vier Schuljahren – die fünfte Klasse durfte er überspringen – wurde Osers im Herbst 1927 in das Deutsche Staatsrealgymnasium mit humanistischer Abteilung aufgenommen. Dort hatte er sich durch acht Jahre intensiv mit dem Lateinischen und Altgriechischen zu befassen, immer auch in Form von Übersetzungsübungen etwa aus Homers Epen. An Einzelheiten, z. B. den Umgang der Lehrer mit als „anstößig“ empfundenen Textpassagen, erinnerte sich noch der 90-Jährige (ebd.: 18f.). Tschechisch, Englisch und Französisch lernte Osers außer in der Schule in Privatstunden, ebenso das Klavierspielen. Der Englisch-Unterricht bei einer „rather eccentric Cornishwoman“, die seit Jahren in Prag lebte, ohne ein Wort Tschechisch oder Deutsch zu sprechen, war so erfolgreich, dass er die „English Proficiency“-Prüfung der Prager Deutschen Universität mit Erfolg ablegen konnte (ebd.: 19).

Die Spanne zwischen seinem 16. und 19. Lebensjahr (1932–1935) hält Osers im Rückblick von 2007 für die ihn am nachhaltigsten prägenden Jahre. Er begann sich für politische und gesellschaftliche Fragen zu interessieren, las Freud, Marx und Wilhelm Reich, besuchte regelmäßig Theateraufführungen und Konzerte, knüpfte wichtige Bekanntschaften, machte erste sexuelle Erfahrungen (vgl. ebd.: 21 u. 29f.) und erkundete seine Heimatstadt: „I fell lastingly in love with Prague“ (ebd.: 24).3Vgl. sein mehr als ein halbes Jahrhundert später in englischer Sprache entstandenes, 1995 in Arrive where we started veröffentlichtes Sonett Prague Revisited mit den Anfangszeilen: „And still this city grips me by the throat. / No, not the famous sights, the postcard views, / the places where the tour buses unload / their cargo of sightseers. No, I choose // the quiet crooked streets that I remember / from childhood […]“ (Osers 1995: 38).

In die Zeit seiner „Maturareise“ nach Rom (Sommer 1935) datiert Osers den Beginn seines ambitionierteren Selberschreibens deutscher Gedichte: „I started to write poetry seriously“ (ebd. 30).4Allerdings hatte schon der 11-Jährige mit dem Gedichteschreiben begonnen. Zum 10. Jahrestag der Republikgründung (28. Oktober 1928) verfasste er „an absolutely terrible poem“ mit den ersten vier Versen: „Trommelgewirbel und Paukenschlag, / Soldaten ziehn durch die Straßen von Prag / zu Ehren des zehnjähr’gen Bestandes / des tschechoslowakischen Landes.“ (Ebd.: 8). – Am 28. Oktober 1997 wurde Osers in Prag für seine Verdienste um die Vermittlung tschechischer Literatur von Präsident Václav Havel ein bedeutender Orden verliehen (s. u.). Daran änderte auch nichts sein Studium der Chemie und Physik, für das er sich im Herbst 1935 an der Deutschen Universität in Prag immatrikulierte. Parallel zum Haupt- und Nebenfachstudium besuchte er Vorlesungen zur Kulturgeschichte, zur Musikpädagogik5Bei dem 1933 aus Berlin und 1938/39 via Frankreich weiter nach Tel Aviv geflüchteten Musikpädagogen Leo Kestenberg, der einst (1917/18) im Cassirer-Verlag die Korolenko-Übersetzung Rosa Luxemburgs lektoriert hatte. und Kunstgeschichte und nahm an Lesungen und Treffen der Blok-Gruppe teil, einer Vereinigung „of left-wing writers“ (ebd.: 33). Während des spanischen Bürgerkriegs und der Volksfront-Bewegungen wurde er zwar, anders als viele seiner Freunde, nicht Mitglied der Kommunistischen Partei, aber doch „Kulturreferent“ von „Kostufra“, der Kommunistischen Studentenfraktion. Zum 20. Jahrestag der russischen Oktoberrevolution wurden in Prag tausende Zettel mit einem Gedicht S. K. Neumanns verteilt – Osers erstellte die deutsche Übersetzung: „I was quite proud of this early literary and political achievement“ (ebd.: 36).6Die deutsche Fassung des Neumannschen Gedichts Vám poděkováni a lásku vám scheint sich nicht erhalten zu haben.

Während der sechs Semester an der Deutschen Universität (1935–1938) begann Osers sich mit zeitgenössischer tschechischer und slowakischer Poesie zu beschäftigen, lernte auch mehrere Autoren persönlich kennen. Seine Übersetzungen einzelner Gedichte erschienen in der Sonntagsbeilage der Prager Presse (auch unter dem Pseudonym Walter Hart; ebd.: 38), in der Prager Volksillustrierten, in der Vierteljahrsschrift der Blok-Gruppe und (es sind die Jahre der antifaschistischen „Volksfront“) in den in Moskau herausgegebenen (Exil-)Zeitschiften Das Wort und Internationale Literatur. Sogar von Sprechchor-Gruppen („then a popular form of Agitprop art“; ebd.) wurden sie genutzt. Im Frühjahr 1937 wurde in Moskau Osers‘ Übersetzung eines Nezval-Gedichts veröffentlicht, mit dem der tschechische Dichter auf die Bombardierung Madrids durch Francos Truppen in der Neujahrsnacht 1936/37 reagiert hatte:7Das tschechische Original Dvanáct novoročních výstřelů wurde in der Prager Tageszeitung Lidové noviny am 24. Januar 1937 veröffentlicht. Für die Suche nach dem Original und weitere Hinweise auf frühe Publikationen Osers‘ danke ich Václav Petrbok und den Bibliographinnen vom Institut für Tschechische Literatur der Akademie der Wissenschaften in Prag.

Zwölf Neujahrsschüsse

Mein Herz, wie hast du dich gesehnt, zum Süden hinzufliegen,
mein Herz, wie hast du dich gesehnt nach Palmen, die sich wiegen,
nach Frauen, die im Torweg stehn und spanisch zu dir reden,
nach ihren Namen voller Duft wie blühende Reseden,
nach klaren Nächten, übersät von einem Schwarm von Sternen,
nach fieberheißen Tarantellen in nächtlichen Tavernen,
nach rauschenden, von Lampions erhellten Promenaden,
nach den Valencien, den Madrids, die unter Sternen baden,
nach tausendfachem Widerhall von hohen Palastemporen,
wo Kirchen mit Marmorfassaden angrinsten die Inquisitoren,
nach heißen Freudentaumeln, die das Volks für sich erstritt …
die Mörder feuerten heut nacht zwölf Schüsse auf Madrid.
Zwölf Schüsse, die in ihrem Hohn die ganze Welt erschüttern,
den Kindern werden sie dereinst erzählt von ihren Müttern;
vom Süden träumen dann sehnsuchtsvoll die Kinder in ihren Betten:
sie tanzen zum Klange der frohen Schalmein und der süßlichen Kastagnetten.8Aus: Internationale Literatur. Deutsche Blätter. [Moskau] 7 (1937), H.4: 8.

Osers hielt zwar solch politisches Engagement, wie es sich auch bei den Lyrikern S.K. Neumann oder Josef Hora findet, für wichtig, aber er war „emotionally“ mehr an einer „subjective lyrical poetry“ interessiert. Er begann daher Gedichte von František Halas (1901–1949) zu übersetzen.9Veröffentlichungen seiner deutschen Halas-Übersetzungen habe ich bisher nicht ermitteln können, ob sie sich in Osers‘ Nachlass (Prag) erhalten haben, wäre zu prüfen. – In seiner Autobiographie berichtet Osers ferner, dass der tschechische Komponist Petr Eben (1929-2007) ihn in den 80er Jahren gebeten habe, einige auf Halas-Gedichte komponierte Lieder ins Englische zu übersetzen. Diese „singing translations“ habe er zur Zufriedenheit des Komponisten angefertigt (Osers 2007: 122). Auch besuchte er Halas in dessen Redaktionsbüro der Zeitschrift Rozhledy, „in which he, the famous poet, treated me, an unknown student, as an equal“ (ebd.: 39). František Halas, Josef Hora und Jaroslav Seifert sind jene tschechischen Autoren, die Osers als Student schätzen lernte und für deren Werke er sich durch Jahrzehnte engagiert hat, zunächst als Übersetzer ins Deutsche, später als Herausgeber und (Mit-)Übersetzer englischsprachiger Versionen.

Auf der Suche nach einer „synthesis of lyrical poetry and social message“ für seine eigene Dichtung wie für jene, die er ins Deutsche bringen wollte (ebd.: 42), war für Osers die Lektüre einer von Rudolf Fuchs im Prager Tagblatt veröffentlichten Übersetzung von nachhaltiger Wirkung. Es handelte sich um ein „poem by Lysohorsky. It turned me on immediately. There, I felt, may be a poet who is doing just what I am trying to do“ (ebd.: 43). Osers besorgte sich einen Band Łysohorskys, las die zahlreichen, oft negativen Rezensionen (bedeutende Ausnahme: der Kritiker F.X. Šalda)10In einem 1986 aufgezeichneten Erinnerungstext erinnert sich Osers an diese Debatte: „Ondra’s first book evoked an enormous amount of response, a very polarised response. On the one hand there was enthusiastic applause – this was the camp which followed F.X. Šalda’s lead; and on the other, there was ridicule and anger about a man who, as his detractors put it, was trying to invent a new language. Óndra then had a colossal file of press reactions to his first book. I sincerely hope that that file has survived the vicissitudes of the war, because it would represent an enormously body of material in every respect, also showing earlier the blinkered narrow-mindedness of a great many then famous people.“ (Osers 1986: 815)., übersetzte einige Gedichte (wobei er erst im Übersetzen deren Sprache: das Lachische, erlernte; vgl. ebd.: 82) und schickte sie dem Autor, von dem er nicht einmal wusste, ob dieser überhaupt Deutsch verstand. Łysohorsky, der unter seinem bürgerlichen Namen Erwin Goj 1928 mit einer Dissertation über Rilke an der Deutschen Universität Prag promoviert worden war, soll von Osers’ Übersetzungen sehr angetan gewesen sein. Er ermunterte den Übersetzer, einen ganzen Band zu übertragen, der von Oprecht in Zürich verlegt werden könnte. Der Übersetzer und sein Autor lernten sich 1937 persönlich kennen: „We got on extremely well, and an intensive collaboration began between us at that point“ (ebd.: 43). Man traf sich bei einer Lesung Łysohorskys in Brno (Brünn) und verbrachte den Abend in einem Literatencafé gemeinsam mit Jiří Taufer11Taufer übersetzte u.a. Franz Mehring ins Tschechische, er emigrierte 1939 via Polen in die UdSSR. und „the famous Roman Jakobson“. Jakobson stellte sich nicht als trockener Gelehrter heraus, sondern war „full of fun, telling amusing stories“ (ebd.).

* * *

Aus seinen zwölf Schuljahren erinnert sich Ewald Osers an keinerlei antisemitische Zwischenfälle (ebd.: 23). Dies änderte sich im Verlauf seines Studiums mit der um 1937 stetig anschwellenden Hitler-Begeisterung unter den (sudeten-)deutschen Studenten in Prag. Es war das antisemitische Agieren von Kommilitonen in ihrem Chemielabor, das Osers veranlasste, nach den sechs Pflichtsemestern an der Deutschen Universität seine Studien in London fortzusetzen, um dann deren Ergebnisse für eine Promotion in Prag vorzulegen. Ganz einfach war es im Spätsommer 1938 allerdings nicht, zum Studium nach England zu gehen: Die Spannungen zwischen dem Deutschen Reich und der Tschechoslowakei eskalierten von Woche zu Woche, im Mai kam es zu einer Teilmobilisierung der tschechoslowakischen Truppen, Osers drohte die Einberufung zum Militär, Geld durfte ins Ausland nur mit Genehmigung der Nationalbank transferiert werden und unklar war auch, ob die sechs Prager Semester in England als Äquivalent für einen Bachelor of Science anerkannt würden.

Doch Osers hatte Glück: Der schon damals in Fachkreisen weithin bekannte Physikochemiker Jaroslav Heyrovský (Nobelpreis 1959) setzte sich für den Studenten ein, gab ihm ein Empfehlungsschreiben für einen Kollegen in London und schrieb an die Nationalbank, dass ein Auslandsstudium Osers’ im Interesse der tschechoslowakischen Wissenschaft liege. Osers gelangte nach London – wenige Wochen, bevor sich Deutschland, das Vereinigte Königreich, Frankreich und Italien darauf verständigten, dass die Tschechoslowakei binnen zehn Tagen das sog. Sudetengebiet an das Deutsche Reich und das Teschener Land an Polen abzutreten hätte („Münchner Abkommen“ vom 29. September 1938). „Peace for our time“ verkündete Chamberlain bei seiner Rückkehr nach London. Aber schon ein halbes Jahr später kam es zur Okkupation der „Rest-Tschechei“ und der Errichtung des deutschen „Protektorats Böhmen und Mähren“ mit schrecklichen Folgen insbesondere für die jüdischstämmige Bevölkerung. „It would be no exaggeration to say that I owe my life to Professor Heyrovský“ (ebd.: 46). Erst 27 Jahre später sollte Osers seine Heimatstadt Prag wiedersehen.

Aus dem Auslandsstudium wurde mit dem Einmarsch deutscher Truppen in Prag am 15. März 1939 ein Exilaufenthalt.12Osers’ Mutter konnte ihren Sohn im Frühjahr 1939 noch für drei Tage in London besuchen. „She left a Persian lamb coat, as well as a diamond ring and a diamond brooch with me. That was the last time I saw her“ (Osers 2007: 54; vgl. ebd.: 86f.). – Sein Bruder überlebte das Konzentrationslager (ebd.: 83). Osers selbst wurde 1941 in England eingebürgert (ebd.: 68) und lebte dort bis zu seinem Tod. „His wife died in February this year“, heißt es in einem im Guardian veröffentlichten Nachruf, „He is survived by their son and daughter.“ (Brownjohn 2011). Noch im selben Monat stellte sich für Osers die Frage, wovon er in Zukunft leben sollte. Auch wurde ihm in London deutlich, dass er wohl nicht das Zeug hatte, „an outstanding chemist“ zu werden. Auf eine Anzeige in der Times bewarb er sich bei der BBC um eine Stelle als Übersetzer und Sprecher für deren deutschsprachige Nachrichtensendungen. 4000 Bewerber soll es gegeben haben, den Übersetzungstest bestand Osers, aber als Sprecher wünschte man sich „a Prussian voice“ und keine pragerdeutsche Tonfärbung. „I was later told that Stefan Zweig had been their advisor for this selection“ (ebd.: 55).

Unmittelbar nach dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen und die kurz darauf folgende britische Kriegserklärung gegen das Deutsche Reich wurde er per Telegramm zu einem zweiten Test in die BBC bestellt: Er hatte sich mit weiteren Kandidaten die Mittagsnachrichten des Deutschlandsenders anzuhören und dabei möglichst viele Einzelheiten in Notizen festzuhalten. Anschließend wurden die Kandidaten in einen anderen Raum geführt, in dem Schreibmaschinen standen, auf denen sie auf Englisch das zu Papier bringen sollten, was sie zuvor auf Deutsch gehört hatten.13Dieses Mündlichkeit und Schriftlichkeit verbindende Konsekutivdolmetsch- bzw. Übersetzungsverfahren (nicht „Vom-Blatt-Dolmetschen“ sondern „Aufs-Blatt-Dolmetschen“) ist m. W. von der Translationswissenschaft bisher noch nicht gründlicher in den Blick genommen worden. Osers bestand die Prüfung, auch weil er einige Jahre zuvor an einem Stenographie-Wettbewerb aller deutschen Prager Schulen mit Erfolg teilgenommen hatte: „one never knows in life what may come in useful“ (ebd.: 56).

Durch knapp 40 Jahre, bis 1977, blieb Osers Mitarbeiter der BBC. Während des Krieges arbeitete er an damals geheim gehaltenem Ort (in Evesham, Worcestershire) in einem aus vielen Emigranten bestehenden Team, das mit dem Abhören von „Feindsendungen“ beschäftigt war.14Osers erwähnt u. a. Ernst Gombrich (mit dem er sich während ereignisarmer Nacht-Abhörschichten im Übersetzen von Petrarca-Sonetten gemessen habe; ebd.: 63), Ernst Buschbeck (vor dem „Anschluss“ Kustos am Kunsthistorischen Museum Wien), Anatole Goldberg (Linguist, später Starkommentator der russischsprachigen BBC-Sendungen, Ehrenburg-Biograph), Márton Pereszlenyi (unter dem Namen Martin Esslin später berühmt geworden als Leiter der Drama-Abteilung der BBC sowie durch seine wissenschaftlichen Arbeiten zum Theater des Absurden; ebd.: 63) und George „Turli“ Weidenfeld aus Wien, später mächtiger Verleger (auch von mehreren Osers-Übersetzungen) in London. Sehr anschaulich wird von Osers die schauspielerisch-dolmetscherische Begabung Weidenfelds geschildert, wie er etwa ein durch Paul-Otto Schmidt gedolmetschtes Gespräch zwischen dem deutschen und italienischen Diktator parodieren konnte: „his Hitler and Mussolini sounded absolutely authentic. Schmidt I had never heard, no one probably had, but the way Weidenfeld, whose Italian was fluent, made him translate the two dictators’ words was extremely funny“ (ebd.: 62). Zuständig war Osers zunächst für die deutschsprachigen Sendungen, später auch für die tschechischen. Welchen Einfluss sein Kriegseinsatz in Evesham (später in Cavesham Park in der Nähe von Reading) auf seine Entwicklung als Übersetzer hatte, hat Osers in Snows of Yesteryear beschrieben. Bis 1939 habe er nur etwa zwei Dutzend aus dem Tschechischen und Lachischen ins Deutsche gebrachte Gedichte publizieren können:

But it was my work in the BBC Monitoring Service that turned me into a professional translator. The demand for accuracy – the Prime Minister and the government might base their decisions on your information – and the time pressure (the longer the translation took the more it lost in importance) provided a relentless schooling. Ernst Gombrich has said that the Monitoring Service had taught him English. I would say that no doubt it improved my English and that it certainly taught me to translate. […]

In later life, as a literary translator, I always declared that I only translated poetry and prose that spoke to me […] As a monitor I could not indulge in such luxury. I frequently had to translate speeches and articles that I found outrageous and sickening – such as Hitler’s speeches or Goebbels’s articles in Das Reich. One simply had to achieve some detachment from these texts, one had to forget, while translating them, that one was one of the „subhumans“ that the Nazi leaders wer ranting against and whom they hoped to exterminate. Surprisingly, in retrospect, this detachment was not difficult to achieve.

It may well be that my on-duty translating of enemy broadcasts had something to do with the fact that in my later „off-duty“ translation work I invariably only dealt with material, that attracted me. (Ebd.: 71f.)

Die Kriegsjahre hat Osers nicht nur mit dem Abhören und Übersetzen deutscher und tschechischer Radiosendungen verbracht. So begann er bei einem russischen Kollegenpaar (Shurrah und Muriel Elkin) Russisch zu lernen und beherrschte es schließlich so gut, dass er sich als externer Student an der Universität London für die Fächer Russische Sprache und Literatur sowie Germanistik einschreiben konnte, auch als „good counterweight to he largely passive work of listening to enemy broadcasts“ sowie um doch noch einen Hochschulabschluss zu erhalten. Den bekam er 1949 nach Absolvierung von Prüfungen u. a. im Altkirchenslavischen und Mittelhochdeutschen. Im Russischen las er „War and Peace in the original, as well as a lot of Lermontov and Pushkin“ (ebd.: 70) und er konnte in den 80er Jahren in Moskau auf Russisch über Fragen der Vers-Übersetzung debattieren (s.u.).

* * *

Schon im Kontext seiner Anti-Appeasement-Aktivitäten (vgl. sein Gedicht „Jedoch wir stehn“ von 1938 sowie Petrbok 2018) hatte sich Osers bemüht, „leading English poets“ seiner Generation wie John Lehmann oder Stephen Spender für die Nachdichtung tschechischer Poesie zu gewinnen, ohne Erfolg (vgl. ebd.: 50). Während des Krieges unternahm er einen neuen Versuch und fand in einem BBC-Kollegen, dem „Italian monitor“ J. K. Montgomery, den geeigneten Partner. Montgomery hatte bereits einen eigenen Lyrik-Band veröffentlicht und besaß „a genuine skill for translating rhymed verse“ (ebd.: 70). Auch wenn damals keine britische Bibliothek tschechische Originalausgaben hatte und es an keiner Universität eine Abteilung für Tschechisch gab, gelang es Osers, eine „reasonably representative“ (ebd.) Sammlung tschechischer Poesie des 20. Jahrhunderts zusammenzubringen, mit Gedichten u. a. von Machar, Bezruč, Toman, Neumann, Wolker und Halas und mit Texten, die Nezval, Hora und Seifert während des Krieges geschrieben hatten und die „under the auspices of Beneš’s exile government“ in England auf Tschechisch veröffentlicht worden waren.

Osers erstellte für den Nachdichter Wort-für-Wort-Übersetzungen samt Angaben zu Reim und Metrum sowie Erklärungen zu Allusionen, „and my colleague would turn these into English poems“ (ebd.: 70). Die Kooperation mit Montgomery gelang.15Vier Nezval-Gedichte hat Osers allein ins Englische übersetzt, vgl. Osers/Montgomery 1945: 7. Die „Introduction“, in der auch übersetzungspoetologische Aspekte angesprochen werden (Osers/Montgomery 1945: 11f.), ist auf „July, 1943“ datiert. Erschienen ist die 72 Seiten umfassende Tandemübersetzung 1945 in London unter dem Titel Modern Czech Poetry – An Anthology selected and translated by Ewald Osers and J.K. Montgomery. Gewidmet ist der Band, für dessen Drucklegung (Stichwort: Papierzuweisung) sich auch der damalige Außenminister der Tschechoslowakei, Jan Masaryk, eingesetzt hatte (Osers 2007: 71), den „poets of Czechoslovakia who during the years of oppression upheld the word of truth and for it gave their lives“ (Osers/Montgomery 1945: 4).

I was very proud of my first published book, and although nowadays – about 150 books later – each new publication gives me a lot of pleasure, that thrill of my first book was something different. (Osers 2007: 71)

* * *

Das übersetzerische Gesamtœuvre Osers‘, das neben seinen gut 150 Buchpublikationen noch etliche Einzelveröffentlichungen in Literaturzeitschriften und Anthologien umfasst,16Seine Ehefrau Mary Osers, geb. Harman (??–2011; Heirat 1942), hat durch Jahrzehnte auf Karteikarten diese unselbständigen Publikationen bibliographisch erfasst. 1.800 sollen es bis 2007 gewesen sein (Osers 2007: 140). kann hier nur in Ansätzen vorgestellt werden. Die Mehrheit der von ihm publizierten Bücher sind Übersetzungen aus dem Deutschen. Er hat etwa 80 Sachbücher aus unterschiedlichen Themenbereichen ins Englische gebracht: Bücher über Physik, Biographien (Einstein, Heidegger, Hitler, Kafka, Schopenhauer, Albert Speer), Autobiographien (Gorbatschow, Reich-Ranicki, Simon Wiesenthal), den von Raddatz herausgegebenen privaten Briefwechsel zwischen Marx und Engels, Bücher über den zweiten Weltkrieg und den Holocaust sowie (vor allem für den Schweizer Verlag Kümmerley + Frey) zahlreiche Reisebücher: Mexiko, Ägäis, Sahara, Alaska, Indien, Ceylon, Bali, Schweiz, Schweden, Dänemark, Island.

Zu den Sachbüchern kommen 20 literarische Werke, beginnend Ende der 50er Jahre mit Erfolgsromanen von Hans Habe (u. a. Im Namen des Teufels), später Reiner Kunzes Wunderbare Jahre, weitere Prosatexte von Thomas Bernhard und Michael Krüger sowie zehn Bände mit Gegenwartslyrik (Rose Ausländer, Hanns Cibulka, Hans Magnus Enzensberger, Walter Helmut Fritz, Hans-Jürgen Heise, Reiner Kunze17Dem Kontakt zwischen Osers und Kunze (der viele Gedichte aus dem Tschechischen übersetzt hatte und 1968 aus Protest gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings durch die Warschauer-Pakt-Truppen aus der SED austrat) könnte gründlicher nachgegangen werden. Für einen Sammelband mit eigenen Übersetzungen, der 1968 bei Reclam (Leipzig) erscheinen sollte, hatte Kunze auch „Übertragungen […] einige[r] Gedichte des legendären Übersetzers tschechischer Literatur Ewald Osers aus London“ vorgesehen (Tretner 2009: 8). Das Buch konnte nicht erscheinen, durch einen Zufall wurde das 1988 „von den Lektoren in ihrem Regal für bessere Zeiten versenkte“ Typoskript entdeckt und 2009 dem Übersetzer Kunze zurückgegeben (ebd.: 9)., Rudolf Langer, Óndra Łysohorsky18Łysohorsky hat außer in lachischer Sprache auch viele Gedichte auf Deutsch geschrieben, vor allem in den Nachkriegsjahren (vgl. Osers 1986: 821)., Heinz Piontek, Hans Dieter Schäfer19Mit Schäfer stand Osers zwischen 1970 und 1975 in regem Briefwechsel. 32 Briefe sowie weitere Materialien finden sich in Schäfers Vorlass in der Universitätsbibliothek Regensburg (Signatur: 253/18Schäfer-4,1/19).).

Als „the most difficult book I ever tackled and the one that involved an enormous amount of library research“ (ebd.: 153) beschreibt Osers seine 1997 erschienene Übersetzung der Heidegger-Biographie von Rüdiger Safranski. Vergleichbar sei die Mühe mit diesem Sachbuch allenfalls jenen Herausforderungen, die ihm bei der 1961 veröffentlichten Übersetzung des Briefwechsels zwischen Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal begegnet waren. Um die unterschiedlichen Stimmen der beiden Briefpartner in der englischen Version hörbar zu machen, hatte der Verlag zwei Übersetzer, Hanns Hammelmann und Ewald Osers, mit der Arbeit betraut, den einen für die Hofmannsthal-Briefe, den anderen für die von Richard Strauss:

This seemingly simple division of labour in fact involved a great deal of work. Since each letter-writer in answering the other took up the actual phrases used by the other, we had to collaborate all the time. But it was fascinating work. When the translation came out in 1961 it received a four-page review in the Times Literary Supplement by none less than W.H. Auden, and when, many years later, I was on a reading tour of American universities, I discovered that I was known everywhere as the translator (or co-translator) of this book. (Ebd.: 91f.)20Im Translator’s foreword haben Hammelmann und Osers versucht, die stilistischen Besonderheiten der Briefpartner Strauss und Hofmannsthal zu charakterisieren (Hammelmann/Osers 1961: X). Eine übersetzungswissenschaftliche Detailstudie könnte herauszufinden versuchen, ob und ggfs. wie sich die Erwartungen des Auftraggebers erfüllt haben, im englischen Text die unterschiedlichen Stimmen hörbar werden zu lassen.

Ein Mammut-Projekt bürdete sich Osers in den späten 80er Jahren auf: die Team-Übersetzung der von deutschen Historikern erarbeiteten Darstellung des Zweiten Weltkriegs in 12 Bänden mit jeweils 800 bis 1000 Seiten Umfang. Bei den ersten Bänden war Osers nur einer von drei Übersetzern, für die Bände 3 bis 6 fungierte er zusätzlich als „translation co-ordinator“, der die Texte seiner Kollegen gegenzulesen und u. a. auf eine einheitliche Terminologie zu achten hatte (vgl. ebd.: 152). Durch fast 20 Jahre zog sich die Übersetzung und Herausgabe von Germany and the Second World War für die Oxford University Press, den letzten Band verzeichnet Osers in der von ihm selbst erstellten Bibliographie mit dem Hinweis „in preparation for 2007“ (ebd.: 172).

Einige seiner Übersetzungen erlebten zwar mehrere Auflagen, aber nur das Sachbuch über die Ötzi-Mumie The Man in the Ice (1994) wurde ein Bestseller:21Osers war von Jugend an ein begeisterter Skiläufer, in den Alpen unternahm er ab den 1960er Jahren immer wieder ausgedehnte Skiwanderungen (vgl. Osers 2007: 102f.). Dies mag aus biographistischer Sicht ein Grund dafür sein, dass er sich auf die Übersetzung des Ötzi-Buches eingelassen hat.

[…] it is the only one of my translations that sold so well that the “royalty clause“ in my translation contract came into effect. […] I am happy to say that twelve years after publication I still get a small royalty cheque every year. (Ebd.: 152)

Ins Deutsche hat Osers nach dem Krieg kaum noch übersetzt und seine bedeutendste deutsche Übersetzung blieb zudem unveröffentlicht. Es handelt sich um die Anfang der 50er Jahre erarbeitete Übersetzung von T.S. Eliots Versdrama Murder in the Cathedral, das international wohl bekannteste Stück des Nobelpreisträgers. Osers hat damals Eliot auch besucht und sich brieflich über einzelne Fragen zum Stück mit ihm ausgetauscht. Es bestand sogar die Aussicht, dass die Übersetzung des Dramas auf deutschen Bühnen aufgeführt würde: „I was over the moon“ (ebd.: 89). Doch dann stellte sich heraus, dass der Dichter Rudolf Alexander Schröder das Stück bereits in den 30er Jahren in deutsche Verse gebracht hatte „and registered his translation in the US Library of Congress“ (ebd.):

It was one of my greatest literary disappointments: to have been Eliot’s translator – or even one of his translators – moreover with […] public performances of my translation, would have been quite something. I have had a thorough look at Schröder’s translation and honesty compels me to admit that it is rather good. Some sections, I felt, were better in his version than in mine, but others were better in my translation. At least I was consoled by the fact that I so nearly got there and was defeated only by a legal technicality. (Ebd.)22Osers Briefwechsel mit Eliot und seine deutsche Übersetzung von Murder in the Cathedral „is now in the archives oft he British Library“. (Ebd.: 89). – Unveröffentlicht blieb auch ein die Verbannung Ovids ans Schwarze Meer behandelndes Theaterstück seines einstigen BBC-Kollegen Jiří Mucha, das Osers sowohl ins Englische (Dancer in the Dark) wie ins Deutsche übersetzt hat. (Ebd.: 122).

* * *

Finden sich bei Osers Übersetzungen aus dem Deutschen ins Englische primär Sach- und Fachbücher, so sind es bei den Übersetzungen aus dem Tschechischen literarische Titel. In den ersten Nachkriegsjahren konnte Osers neben der bereits erwähnten Anthologie Modern Czech Poetry zwei Prosabände von Jiří Mucha auf Englisch herausbringen. Anschließend gab es eine Pause von 20 Jahren, aber zwischen 1970 und 2007 erschienen 20, meist von ambitionierten Kleinverlagen herausgegebene Bücher mit Gedichten tschechischer Autoren (Bartušek, Halas, Hanzlík, Holub, Łysohorsky, Nezval, Seifert, Skacel), dazu Prosawerke von Karel Čapek, Ivan Klíma und Arnošt Lustig.

Die tschechische Lyrik des 20. Jahrhunderts verdankt ihre internationale Bekanntheit in hohem Maße auch der Arbeit Osers’. Als Höhepunkt seiner Bemühungen muss die Verleihung des Nobelpreises an Jaroslav Seifert 1984 angesehen werden. Welche Rolle bei der Entscheidung für Seifert nicht nur dessen Position als Samisdat-Autor, sondern auch der 1979 von Osers herausgegebene Band The Plague Column sowie der 1983 veröffentlichte Band An Umbrella from Piccadilly gespielt haben (beides Übersetzungen eines jeweils kompletten Gedichtbands), wäre eine eigene Studie wert.23Die Frage nach den Übersetzungen gilt auch für viele andere Entscheidungen der Stockholmer Preisvergeber. In welchem Umfang beruh(t)en ihre Entscheidungen für einen Autor aus einer „kleinen“ Sprache auf dem Vorhandensein von Ausgaben in „großen“ Sprachen wie dem Deutschen, Englischen oder Französischen? Dass vor der Nobelpreisverleihung nur sehr wenige schwedische Übersetzungen von Seifert-Gedichten vorlagen (darunter eine englisch-schwedische Ausgabe von zwei Gedichten durch die Stockholmer Charta 77 Foundation), lässt sich der Datenbank des Svenskt Översättarlexikon entnehmen ( https://litteraturbanken.se/%C3%B6vers%C3%A4ttarlexikon/listor/avupphovsman/?a=Seifert,%20Jaroslav, Aufruf 01.11.2019). Seifert selbst – so Osers in der Erinnerung an ein Gespräch mit dem Nobelpreisträger –

insisted that my translations had been instrumental in getting him the prize. If he really believed this and was not just being polite, than I think he was wrong. I am convinced he would have got the prize even without my translations. (Ebd.: 118)

Es müssen dabei nicht nur diese englischen Übersetzungen gewesen sein, die das Nobelkomitee beeindruckt haben könnten, auch Osers’ das Leben und Werk Seiferts schildernde Introduction zu An Umbrella from Piccadilly (Osers 1983: 1–5) dürfte eine Rolle gespielt haben – nicht zuletzt durch das dort entworfene Bild eines zwar nicht explizit politisch agierenden Autors, aber eines Dichters, der sich in den Zeiten der deutschen Okkupation, des Stalinismus und auch der Niederschlagung des Prager Frühlings und der auf sie folgenden bleiernen Jahre nicht hat korrumpieren lassen. Sein biographisches Porträt schloss Osers 1983 mit Worten, die man in Stockholm zur Kenntnis genommen haben dürfte:

Seifert, at 81, is in poor physical health. But he still astonishes and charms his visitor with his mental liveliness, his sense of humour and his insatiable intellectual curiosity. One must hope that this major Czech poet will now be able to live his life unharassed: writing, seeing his work published, and receiving the recognition due to him. (Osers 1983: 5)

Umgekehrt verdankt sich die Reputation, die Osers später in der Tschechischen Republik genoss (und wohl weiterhin genießt24So strahlte Radio Prague International zu Osers’ 100. Geburtstag ein Gespräch mit der tschechischen Übersetzerin seiner Autobiographie aus, Titel der Sendung: Ewald Osers and the Chemistry of Translation. Im Vorspann hieß es u. a.: „Osers lived in England, where he translated much of the best twentieth century Czech prose and poetry into English. Remarkably, he was translating from his second to his third language, as his mother tongue was German.“ ( http://www.radio.cz/en/section/books/ewald-osers-and-the-chemistry-of-translation, Aufruf 02.11.2019).), seinen Seifert-Übersetzungen (vgl. Osers 2007: 119). 1997 wurde er zum Ehrenmitglied des tschechischen Übersetzerverbands ernannt, der aus Anlass seines 80. Geburtstags auch eine Festschrift herausgab, und er erhielt den

Prize of the Masaryk Academy of Arts, and – the highest honour of all – the Medal of Merit (Medail Za zásluhy), second class, presented to me on 28 October, the National Day, by President Václav Havel. (Ebd.: 151)

Zwei Jahre später wurde Osers angeboten, seinen gesamten literarischen Vorlass dem Památník národního písemnictí, dem tschechischen nationalen Literaturarchiv anzuvertrauen. Das hat er getan. 2000 wurden gut 40 Kisten mit Unterstützung der tschechischen Botschaft nach Prag geschafft:

They are now in the stage of beeing “processed“. My name now appears on a large tablet in the entrance to the Strahov archives, along with some much more famous names than mine, and just a few names before that of Václav Havel. (Ebd.: 154)

* * *

Osers’ Lyrik-Übersetzungen haben ihm keine üppigen Verlagshonorare beschert, die Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften wie Modern Poetry in Translation blieb „usually unpaid“ (ebd.: 93). Aber das durch sie generierte symbolische Kapital machte sich doch auch real bezahlt; etwa indem das New Yorker Goethe-Institut ihm 1977, als er nach seiner Pensionierung vom „spare-time-translator“ zum „fulltime-translator“ (ebd.: 113) geworden war und über seine Zeit frei verfügen konnte, eine mehrwöchige Vortrags- und Lesereise quer durch die USA finanzierte und perfekt organisierte. An mehr als 12 Universitäten sprach Osers über Probleme des Übersetzens im allgemeinen, über die deutsch-jüdische Dichterin Rose Ausländer, über den „East German poet“ Reiner Kunze, den „Silesian poet Ondra Lysohorsky“ und natürlich über Jaroslav Seifert (an der Harvard University), die Vorträge jeweils anschaulich gemacht durch Beispiele aus seinen eigenen Übersetzungen: „I returned to England full of gratitude to the Goethe Institut and with my pockets bulging with money“ (ebd.: 114), denn pro Auftritt gab es zwischen 200 und 400 Dollar Honorar, keine kleine Summe in den 70er Jahren.

Die Vorträge vor einem akademischen Publikum veranlassten Osers, sich auch ausführlicher zu Fragen der Übersetzungstheorie und Übersetzungspoetik zu äußern. In Erinnerung an eine Diskussion auf dem Kongress der Fédération internationale des traducteurs (= FIT) in Montreal, wohin Osers gleich im Anschluss an die USA-Vortragstour gereist war, schreibt er:

I quite enjoy reading articles on translation theory, so long as they are not above my head – which they frequently are. But I don’t believe that translation theory has ever helped me translate. I well remember – it was in Montreal in 1977 – putting this question, about the practical usefulness of theory, to the famous translation theorist James Holmes, himself a translator of Dutch poetry, who sadly died a number years ago. “Whether or not translation theory helps you to translate is entirely beside the point,“ James told me in front of an audience of perhaps a hundred; “like any other scholarly pursuit, translation theory is a quest for the truth. Usefulness has nothing to do with it.“ (Ebd.: 41f.)

So wird nachvollziehbar, dass Osers in seinen Beiträgen zum Thema Übersetzen regelmäßig betont,

that I am not a theoretician, not an Übersetzungswissenschaftler, but a practising translator […], and that such ideas as I have on the translation of poetry are derived not from theoretical concepts, either literary or translatological, but from my own working experience. (Osers 1985: 135 und 1993: 159)

Osers’ Abstehen von theorieseligen Konzeptualisierungen seines translatorischen Handelns bzw. – bescheidener ausgedrückt – seines übersetzerischen Tuns müssen die Übersetzungsforschung allerdings nicht daran hindern, seinen vielschichtigen Erfahrungen als „practising translator“ nachzufragen und diese in jeweils interessierenden Kontexten auszuwerten. Interessant erscheinen unter diesem Blickwinkel neben den bereits angesprochenen Leben-und-Werk-Aspekten noch einige weitere Themen:

1. Osers’ Erfahrungen mit den Unterschieden beim Übersetzen von Prosatexten und von Gedichten. Landläufige Meinung scheint zu sein, dass das Übersetzen von Lyrik „terribly difficult“ sei (Osers 2007: 41). Gewiss, räumt Osers ein, sei das objektiv schwieriger als die Übersetzung eines Geschäftsbriefes. Doch die Übersetzung einer Erzählung von Thomas Bernhard oder eines Heidegger-Textes sei ihm deutlich schwerer gefallen „than translating poems“ (ebd.).

2. Osers’ Beobachtung, dass es noch in den 70er Jahren einen „considerable split between the ‘Russian‘ and the ‘Western‘ schools of poetry translation“ gegeben habe (ebd.: 119). Er exemplifiziert das u. a. an seiner Erfahrung mit einem Vortrag, den er auf einer Konferenz in Moskau zum Thema Translating Russian Poetry into English gehalten hat und in dessen Anschluss ihm vom Altmeister der sowjetischen Übersetzungsforschung Andrej Fëdorov kritische Fragen gestellt wurden zum Verhältnis von Formbewahrung und Inhaltstreue.

3. Osers’ Überlegungen zur Frage, ob es tatsächlich so etwas wie „translation norms“ gebe, vorgetragen 1995 in Prag auf einer „in honor of Jiři Levý and Anton Popovič“ veranstalteten Konferenz (Osers 1998).

4. Osers’ Aktivitäten als „spare-time-translator“, die erkennen lassen, wie man vor allem das Literaturübersetzen mit anderen hauptberuflichen Tätigkeiten kombinieren kann, in seinem Fall mit der bis 1970 andauernden Arbeit als „Monitor“ der BBC bzw. – bis 1977 – als mit ihn nicht besonders reizenden Managementaufgaben („quality control“, „job interviews“) betrauter „Assistant Head of Reception Department“ der BBC (Osers 2007: 108f.).

5. Osers’ übersetzerisches lebenslanges Engagement nicht nur für eine marktökonomisch wenig attraktive Textsorte (Lyrik), sondern zudem noch für Lyrik aus einer Mikroliteratur- bzw. Kleinstschriftsprache wie dem Lachischen (vgl. Gan 2006). Óndra Łysohorsky (1905–1989) hat diese, mal als tschechischer, mal als polnischer Dialekt vereinnahmte Slawine ab 1931 zu einer Literatursprache gemacht und Osers hat zeitgleich damit begonnen, Óndra Łysohorskys lachische Gedichte ins Deutsche zu bringen. 45 dieser Übersetzungen wurden zuletzt in der von Pavel Gan u. a. herausgegebenen Gesamtausgabe Lachische Poesie 1931–1976 veröffentlicht (Łysohorsky 1989)25Acht von Osers’ in den 30er Jahren geschriebenen und mit seinem Pseudonym Walter Hart signierten deutschen Übersetzungen finden sich auch in dem 1960 bei Volk und Welt in Berlin (DDR) erschienenen Łysohorsky-Band Gedichte. Ob man bei Volk und Welt seinerzeit wusste, dass sich hinter dem Namen „Walter Hart“ ein Mitarbeiter der BBC verbarg, kann ich nicht sagen.. Am Schluss dieses Bandes findet sich eine 1986 aufgezeichnete, sehr persönliche Erinnerung Osers’ an Łysohorsky, den er nach wie vor als „one of the major figures on the Czechoslovak literary scene“ ansah (Osers 1986: 820).26Osers berichtete 1986 auch, dass er seinen umfangreichen Briefwechsel mit Łysohorsky aufbewahrt hat, in dem es vor dem Krieg um das o. e. Buchprojekt (Oprecht Verlag, Zürich) ging sowie nach dem Krieg um englische Übersetzungen der lachischen Gedichte. Die „workshop correspondence“ (Osers 1986: 815) müsste in Osers’ Nachlass in Prag aufzufinden sein. Das von Łysohorsky auf April 1931 datierte Gedicht Prolog eröffnet den Sammelband von 1989 in drei unterschiedlichen deutschen Fassungen. Die erste stammt vom Autor Łysohorsky, die zweite von Rudolf Fuchs (1890–1942) und die dritte von Walter Hart (Pseudonym für Ewald Osers):

Prolog

Im Osten geht die Sonne auf.
Schon leuchten uns die ersten Strahlen.
Die Felder rufen nach Befruchtung
Und öffnen sich dem Frühlingssamen.
Ein großer Tag weckt unser Land.

(Ü: Óndra Łysohorsky)

Prolog

Der Morgen dämmert auf im Osten.
Entfacht ist schon der Himmelsbrand.
Die Pflüge wollen nicht mehr rosten,
Die Felder wollen Samen kosten,
der große Tag rollt schon ins Land.

(Ü: Rudolf Fuchs)

Prolog

Im Osten fängt es an zu tagen.
Rot leuchtet schon des Morgens Schein.
Die Felder wollen Saaten wagen,
die Felder wollen Ernte tragen.
Der große Tag zieht strahlend ein.

(Ü: Walter Hart = Ewald Osers)

Prolog

Wychodźi słónco na wychodźe.
Už pérwši iskry swjéćo nóm.
Pola wołaju po obrodźe
a otwjéraju śe urodźe
a welky dzéň už idźe k nóm.

(1931; Łysohorsky 1988: 3)

* * *

Gesondert zu erwähnen ist Osers’ Teilnahme am Aufbau von national und international tätigen Berufs- und Interessenverbänden für Übersetzer und Dolmetscher sowie die damit verbundene Ausweitung seines translatorischen Netzwerks und übersetzerischen Tuns. Anfang der 70er Jahre wurde er in zwei britische Übersetzerverbände aufgenommen, von denen sich der eine um Literatur-, der andere um Fachübersetzer und „teachers of translation“ kümmerte (vgl. Osers 2007: 112). Beide Verbände wurden Mitglied in der FIT, der Fédération Internationale des Traducteurs. Ab 1974 (Nizza) nahm Osers an den alle drei Jahre stattfindenden FIT-Kongressen teil, zunächst als einfaches Mitglied, 1977 (Montreal) und auf späteren Kongressen als Leiter der britischen Delegation. In Montreal wurde er auch bereits in den FIT council und zu einem der Vizepräsidenten der FIT gewählt (ebd.). Diese Ämter brachten nicht nur zahllose Reisen in alle Himmelsrichtungen (bis ins ferne Korea) mit sich, sondern auch viele Kontakte zu Übersetzer-Kollegen, etwa zu der Bulgarin Elena Nikolova, die ihn 1977 dazu überredete, eine weitere slavische Sprache zu erlernen, das Bulgarische:

The Bulgarians were very anxious to find translators into the major languages, these efforts being strongly backed, also financially, by their government. Elena argued that, as I was a fluent Russian speaker, I would find Bulgarian child’s play. This was certainly not the case, but I was keen on languages […] Within a few months I was invited to a three-week “symposium of friends of Bulgarian language and literature“ – they were very fond of long titles – held on the Black Sea coast near Varna, in the “Recreational Home of Creative Labour“, in plain language a holiday home of the Bulgarian Writer’s Union, preceded by a few days in Sofia. They paid for everything, even the flight. […] Lessons were on a take-it-or-leave-it basis […]. Participants from the West were given single rooms, but Soviet-bloc participants had to share double rooms. Over the next few years I was a regular “friend of Bulgarian language and literature“ and much enjoyed this holiday in the sun. […] In between these visits to the Black Sea I studied Bulgarian in the old-fashioned way, from two separate text books, and I made quite good progress. (Ebd.: 115f.).27Andreas Tretner (Jg. 1959), Übersetzer aus dem Russischen, Tschechischen und Bulgarischen, schrieb mir auf eine entsprechende Frage: „An Osers erinnere ich mich dunkel – Sommerkurs in Bulgarien in den 80ern. Netter alter Herr, hofiert vor allem wegen seiner Geo Milew-Übersetzung, meine ich.“ (E-Mail vom 29. September 2019). –Tretners Hinweis auf Ewald Osers aus dem Jahr 2009 (vgl. Fußnote 17) hat mich zu dem hier vorgelegten Osers-Beitrag angestiftet, wofür ich ihm zu danken habe.

Die Früchte des weiteren Spracherwerbs: Vier Bände mit Osers’ Übersetzungen von Gedichten bulgarischer Autoren, darunter der „moderne Klassiker“ Geo Milev, erschienen zwischen 1983 und 1988 in Sofia und London.

Die durch seine Position in der FIT entstandenen Kontakte führten Ende der 70er Jahre im Anschluss an einen Moskau-Aufenthalt des FIT Councils zu einer Reise nach Armenien, wo ihn sein FIT-Kollege Levon Mrktchian dazu brachte, sich mit Hilfe einer von Valerij Brjusov erstellten russischen Übersetzung sowie „accurate literal translations, podstrochniki, made by himself“ an Nachdichtungen von „101 hayrens of the medieval Armenian poet Nahapet Kuchak“ zu versuchen. 1979 erschien die englische Kuchak-Ausgabe in Eriwan, „a very pretty book with delightful quasi-medieval ornaments, in the nature of an illuminated manuscript. I was also paid some money, which I deposited in a Moscow Savings Bank account“ (ebd.: 120f.).

Auf das Armenische folgte Mitte der 80er Jahre das mit dem Bulgarischen eng verwandte Makedonische, das sich Osers zunächst im Selbststudium beizubringen versuchte, dann aber auch durch die (wiederum kostenlose) Teilnahme an einem Sprachkurs der Universität Skopje. 1988, nachdem in England die erste Übersetzung eines makedonischen Gedichtbandes erschienen war, erhielt Osers „the Golden Pen of the Macedonian Translators’ Union“ (ebd.: 127).

Osers’ Erinnerungen an sein Mitwirken in der Leitung der FIT sind jedoch nicht nur aus sprach- und werkbiographischer Sicht interessant. Interessanter noch sind die Einblicke, die man in die Positionen der in der FIT zusammengeschlossenen Übersetzerverbände in den Ländern des sozialistischen Ostens im Gegensatz zu denen des kapitalistischen Westens erhält, „where they enjoyed no financial support from the state, were in no position to compete with the state-funded translators’ organizations in the East“ (ebd.: 130). Die FIT habe, so Osers’ Resümee im Rückblick nach 30 Jahren, während des Kalten Krieges deutlich davon profitiert, dass der „Eastern bloc“ – vor allem während der 1979 beginnenden Präsidentschaft der Bulgarin Anna Lilova – die Arbeit dieser „unpolitical association of translators’ and interpreters’ organisations with no real power“ so kräftig unterstützte. „But prestige evidently meant a great deal to them“ (ebd.). Ob Osers’ Hinweis auf das Prestige eine hinreichende Erklärung ist für das Engagement der Länder des „Eastern bloc“, bedürfte einer gründlicheren Untersuchung.

Untersucht werden müsste auch, wie auf den Kongressen der FIT und den Arbeitstreffen ihrer zahlreichen Kommissionen und Komitees ein kontinuierlicher Gedankenaustausch, eine Art „Citizen diplomacy“ zwischen Übersetzern aus Ost und West ermöglicht wurde. Osers berichtet über seine persönlichen Begegnungen in Bulgarien und Jugoslawien, in Bratislava, Moskau und Leipzig und im fernen Samarkand, wo er bei einer „bottle of Soviet champagne (which she has bought)“ mit der DDR-Übersetzerin Ilse Tschörtner (Jg. 1942) über deren Zwetajewa-Übersetzungen sprach, „looking the Registan in the moonlight“ (ebd.: 135). Eine Quelle für weitere Studien dürften auch die von der FIT herausgegebenen Publikationen sein, der Fit Newsletter sowie die Zeitschrift Babel, als deren „Director“ Osers durch mehrere Jahre fungiert hat (ebd.: 131).

Faktenreich dargestellt hat Osers die Geschichte der FIT in seinem 1989 im Translators Handbook publizierten Aufsatz International organisations. Deutlich hebt er die Resultate hervor, „which simply would not have happended without FIT“ (Osers 1989: 236): An oberster Stelle die 1963 auf dem vierten FIT-Kongress in Dubrovnik von den damals 26 FIT-Mitgliedern einstimmig angenommene Translator’s Charter sowie die 1976 erfolgte Verabschiedung der Unesco recommendation of the legal protection of translators and translations and the practical means to improve the status of translators (ebd.: 241–245). Diese Unesco-Empfehlung basiert auf dem von den FIT-Mitgliedern formulierten Hauptargument, „that the translator is the author of his or her translation“ sowie der Definition des Übersetzers als „a professional, whose training is distinct from general linguistic training“ (ebd.: 236). Ferner rechnet Osers die Entstehung einer „corporate identity“ unter den Übersetzern sowie einer „awarness of their profession on an international scale“ (ebd.) zu den bleibenden Verdiensten der FIT.

* * *

Fragt man abschließend, was das Kontinuum in Osers’ Beschäftigung mit dem Übersetzen gewesen sein könnte, so wird man es am ehesten in seinem Interesse an dem Übersetzen von Gedichten finden. Dieses Interesse findet sich am Beginn seiner Laufbahn im Prag der 30er Jahre und es prägte ihn bis in sein neuntes Lebensjahrzehnt. Zu Beginn mag er gehofft haben, als deutschsprachiger Dichter einen Platz im literarischen Leben seiner Vaterstadt zu finden. Diese Hoffnung zerschlug sich 1939. Er hörte auf, in deutscher Sprache zu schreiben, und er hörte auf, Gedichte zu schreiben (vgl. Osers 2007: 94). Sprachlich fühlte er sich durch 30 Jahre „between two stools“: „I had lost German as a creative language and I did not feel I could write my own stuff in English“ (ebd.). In den 70er Jahren begann er, seinen „own stuff“ auf Englisch zu schreiben. Einzelne Gedichte erschienen in Literaturzeitschriften, aber zu wirklicher Anerkennung als englischer Dichter kam es nicht. Am Ende seiner Author’s Introduction zu dem 1995 in Salzburg (und eben nicht in London) erschienenen, 48 Seiten umfassenden Gedichtband Arrive where we started schrieb Osers:

I sometimes suspect that translating a lot of poetry has stopped me from writing more poetry of my own: one slips in and out of the poetic personality of others so often that one is in danger of losing one’s own. But considering that most of the poets I have translated are better poets than I am, literature will, on balance, have gained. (Osers 1995: XIII)

In seiner Autobiographie Snows of Yesteryear – a Translator’s Story erwähnt Osers die große Tafel am Eingang zum tschechischen Literaturarchiv, auf der „just a few names before that of Václav Havel“ auch sein eigener Name eingraviert ist, „along with some more famous names than mine“ (Osers 2007: 154). Aber zeigt nicht genau jene Tafel mit all den berühmten Schriftstellernamen, dass inzwischen in solchen Reihen auch Platz ist für die bisher oft unsichtbar gebliebenen Übersetzer? Und wer vor dieser Tafel steht, mag sich dann fragen, was diesen Ewald Osers eigentlich so berühmt gemacht hat, dass auch sein Name dort verewigt ist.

Anmerkungen

  • 1
    Autor des 1964 bei Ullstein erschienenen, in viele Sprachen übersetzten Best- und Longsellers: Paul Carell (1911–1997), einst SS-Obersturmbannführer und Pressechef des 1946 hingerichteten Außenministers Joachim von Ribbentrop, nach dem Krieg Autor für den Spiegel und die Zeit, später Berater und „Sicherheitschef“ des Verlegers Axel Springer.
  • 2
    Die Autobiographie erschien zunächst in tschechischer Übersetzung (Osers 2004). Eine deutsche Übersetzung liegt nicht vor. Ein Exemplar der (vergriffenen) englischen Ausgabe wird durch den Karlsruher Virtuellen Katalog derzeit (November 2019) lediglich für die UB Tübingen angezeigt, das Frankfurter Exilarchiv der Deutschen Nationalbibliothek hat das Buch nicht. Renate Seib, Mitarbeiterin des Exilarchivs, hat mir jedoch bei Recherchen zu Veröffentlichungen von Osers wertvolle Hinweise gegeben, wofür ich sehr dankbar bin.
  • 3
    Vgl. sein mehr als ein halbes Jahrhundert später in englischer Sprache entstandenes, 1995 in Arrive where we started veröffentlichtes Sonett Prague Revisited mit den Anfangszeilen: „And still this city grips me by the throat. / No, not the famous sights, the postcard views, / the places where the tour buses unload / their cargo of sightseers. No, I choose // the quiet crooked streets that I remember / from childhood […]“ (Osers 1995: 38).
  • 4
    Allerdings hatte schon der 11-Jährige mit dem Gedichteschreiben begonnen. Zum 10. Jahrestag der Republikgründung (28. Oktober 1928) verfasste er „an absolutely terrible poem“ mit den ersten vier Versen: „Trommelgewirbel und Paukenschlag, / Soldaten ziehn durch die Straßen von Prag / zu Ehren des zehnjähr’gen Bestandes / des tschechoslowakischen Landes.“ (Ebd.: 8). – Am 28. Oktober 1997 wurde Osers in Prag für seine Verdienste um die Vermittlung tschechischer Literatur von Präsident Václav Havel ein bedeutender Orden verliehen (s. u.).
  • 5
    Bei dem 1933 aus Berlin und 1938/39 via Frankreich weiter nach Tel Aviv geflüchteten Musikpädagogen Leo Kestenberg, der einst (1917/18) im Cassirer-Verlag die Korolenko-Übersetzung Rosa Luxemburgs lektoriert hatte.
  • 6
    Die deutsche Fassung des Neumannschen Gedichts Vám poděkováni a lásku vám scheint sich nicht erhalten zu haben.
  • 7
    Das tschechische Original Dvanáct novoročních výstřelů wurde in der Prager Tageszeitung Lidové noviny am 24. Januar 1937 veröffentlicht. Für die Suche nach dem Original und weitere Hinweise auf frühe Publikationen Osers‘ danke ich Václav Petrbok und den Bibliographinnen vom Institut für Tschechische Literatur der Akademie der Wissenschaften in Prag.
  • 8
    Aus: Internationale Literatur. Deutsche Blätter. [Moskau] 7 (1937), H.4: 8.
  • 9
    Veröffentlichungen seiner deutschen Halas-Übersetzungen habe ich bisher nicht ermitteln können, ob sie sich in Osers‘ Nachlass (Prag) erhalten haben, wäre zu prüfen. – In seiner Autobiographie berichtet Osers ferner, dass der tschechische Komponist Petr Eben (1929-2007) ihn in den 80er Jahren gebeten habe, einige auf Halas-Gedichte komponierte Lieder ins Englische zu übersetzen. Diese „singing translations“ habe er zur Zufriedenheit des Komponisten angefertigt (Osers 2007: 122).
  • 10
    In einem 1986 aufgezeichneten Erinnerungstext erinnert sich Osers an diese Debatte: „Ondra’s first book evoked an enormous amount of response, a very polarised response. On the one hand there was enthusiastic applause – this was the camp which followed F.X. Šalda’s lead; and on the other, there was ridicule and anger about a man who, as his detractors put it, was trying to invent a new language. Óndra then had a colossal file of press reactions to his first book. I sincerely hope that that file has survived the vicissitudes of the war, because it would represent an enormously body of material in every respect, also showing earlier the blinkered narrow-mindedness of a great many then famous people.“ (Osers 1986: 815).
  • 11
    Taufer übersetzte u.a. Franz Mehring ins Tschechische, er emigrierte 1939 via Polen in die UdSSR.
  • 12
    Osers’ Mutter konnte ihren Sohn im Frühjahr 1939 noch für drei Tage in London besuchen. „She left a Persian lamb coat, as well as a diamond ring and a diamond brooch with me. That was the last time I saw her“ (Osers 2007: 54; vgl. ebd.: 86f.). – Sein Bruder überlebte das Konzentrationslager (ebd.: 83). Osers selbst wurde 1941 in England eingebürgert (ebd.: 68) und lebte dort bis zu seinem Tod. „His wife died in February this year“, heißt es in einem im Guardian veröffentlichten Nachruf, „He is survived by their son and daughter.“ (Brownjohn 2011).
  • 13
    Dieses Mündlichkeit und Schriftlichkeit verbindende Konsekutivdolmetsch- bzw. Übersetzungsverfahren (nicht „Vom-Blatt-Dolmetschen“ sondern „Aufs-Blatt-Dolmetschen“) ist m. W. von der Translationswissenschaft bisher noch nicht gründlicher in den Blick genommen worden.
  • 14
    Osers erwähnt u. a. Ernst Gombrich (mit dem er sich während ereignisarmer Nacht-Abhörschichten im Übersetzen von Petrarca-Sonetten gemessen habe; ebd.: 63), Ernst Buschbeck (vor dem „Anschluss“ Kustos am Kunsthistorischen Museum Wien), Anatole Goldberg (Linguist, später Starkommentator der russischsprachigen BBC-Sendungen, Ehrenburg-Biograph), Márton Pereszlenyi (unter dem Namen Martin Esslin später berühmt geworden als Leiter der Drama-Abteilung der BBC sowie durch seine wissenschaftlichen Arbeiten zum Theater des Absurden; ebd.: 63) und George „Turli“ Weidenfeld aus Wien, später mächtiger Verleger (auch von mehreren Osers-Übersetzungen) in London. Sehr anschaulich wird von Osers die schauspielerisch-dolmetscherische Begabung Weidenfelds geschildert, wie er etwa ein durch Paul-Otto Schmidt gedolmetschtes Gespräch zwischen dem deutschen und italienischen Diktator parodieren konnte: „his Hitler and Mussolini sounded absolutely authentic. Schmidt I had never heard, no one probably had, but the way Weidenfeld, whose Italian was fluent, made him translate the two dictators’ words was extremely funny“ (ebd.: 62).
  • 15
    Vier Nezval-Gedichte hat Osers allein ins Englische übersetzt, vgl. Osers/Montgomery 1945: 7.
  • 16
    Seine Ehefrau Mary Osers, geb. Harman (??–2011; Heirat 1942), hat durch Jahrzehnte auf Karteikarten diese unselbständigen Publikationen bibliographisch erfasst. 1.800 sollen es bis 2007 gewesen sein (Osers 2007: 140).
  • 17
    Dem Kontakt zwischen Osers und Kunze (der viele Gedichte aus dem Tschechischen übersetzt hatte und 1968 aus Protest gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings durch die Warschauer-Pakt-Truppen aus der SED austrat) könnte gründlicher nachgegangen werden. Für einen Sammelband mit eigenen Übersetzungen, der 1968 bei Reclam (Leipzig) erscheinen sollte, hatte Kunze auch „Übertragungen […] einige[r] Gedichte des legendären Übersetzers tschechischer Literatur Ewald Osers aus London“ vorgesehen (Tretner 2009: 8). Das Buch konnte nicht erscheinen, durch einen Zufall wurde das 1988 „von den Lektoren in ihrem Regal für bessere Zeiten versenkte“ Typoskript entdeckt und 2009 dem Übersetzer Kunze zurückgegeben (ebd.: 9).
  • 18
    Łysohorsky hat außer in lachischer Sprache auch viele Gedichte auf Deutsch geschrieben, vor allem in den Nachkriegsjahren (vgl. Osers 1986: 821).
  • 19
    Mit Schäfer stand Osers zwischen 1970 und 1975 in regem Briefwechsel. 32 Briefe sowie weitere Materialien finden sich in Schäfers Vorlass in der Universitätsbibliothek Regensburg (Signatur: 253/18Schäfer-4,1/19).
  • 20
    Im Translator’s foreword haben Hammelmann und Osers versucht, die stilistischen Besonderheiten der Briefpartner Strauss und Hofmannsthal zu charakterisieren (Hammelmann/Osers 1961: X). Eine übersetzungswissenschaftliche Detailstudie könnte herauszufinden versuchen, ob und ggfs. wie sich die Erwartungen des Auftraggebers erfüllt haben, im englischen Text die unterschiedlichen Stimmen hörbar werden zu lassen.
  • 21
    Osers war von Jugend an ein begeisterter Skiläufer, in den Alpen unternahm er ab den 1960er Jahren immer wieder ausgedehnte Skiwanderungen (vgl. Osers 2007: 102f.). Dies mag aus biographistischer Sicht ein Grund dafür sein, dass er sich auf die Übersetzung des Ötzi-Buches eingelassen hat.
  • 22
    Osers Briefwechsel mit Eliot und seine deutsche Übersetzung von Murder in the Cathedral „is now in the archives oft he British Library“. (Ebd.: 89). – Unveröffentlicht blieb auch ein die Verbannung Ovids ans Schwarze Meer behandelndes Theaterstück seines einstigen BBC-Kollegen Jiří Mucha, das Osers sowohl ins Englische (Dancer in the Dark) wie ins Deutsche übersetzt hat. (Ebd.: 122).
  • 23
    Die Frage nach den Übersetzungen gilt auch für viele andere Entscheidungen der Stockholmer Preisvergeber. In welchem Umfang beruh(t)en ihre Entscheidungen für einen Autor aus einer „kleinen“ Sprache auf dem Vorhandensein von Ausgaben in „großen“ Sprachen wie dem Deutschen, Englischen oder Französischen? Dass vor der Nobelpreisverleihung nur sehr wenige schwedische Übersetzungen von Seifert-Gedichten vorlagen (darunter eine englisch-schwedische Ausgabe von zwei Gedichten durch die Stockholmer Charta 77 Foundation), lässt sich der Datenbank des Svenskt Översättarlexikon entnehmen ( https://litteraturbanken.se/%C3%B6vers%C3%A4ttarlexikon/listor/avupphovsman/?a=Seifert,%20Jaroslav, Aufruf 01.11.2019).
  • 24
    So strahlte Radio Prague International zu Osers’ 100. Geburtstag ein Gespräch mit der tschechischen Übersetzerin seiner Autobiographie aus, Titel der Sendung: Ewald Osers and the Chemistry of Translation. Im Vorspann hieß es u. a.: „Osers lived in England, where he translated much of the best twentieth century Czech prose and poetry into English. Remarkably, he was translating from his second to his third language, as his mother tongue was German.“ ( http://www.radio.cz/en/section/books/ewald-osers-and-the-chemistry-of-translation, Aufruf 02.11.2019).
  • 25
    Acht von Osers’ in den 30er Jahren geschriebenen und mit seinem Pseudonym Walter Hart signierten deutschen Übersetzungen finden sich auch in dem 1960 bei Volk und Welt in Berlin (DDR) erschienenen Łysohorsky-Band Gedichte. Ob man bei Volk und Welt seinerzeit wusste, dass sich hinter dem Namen „Walter Hart“ ein Mitarbeiter der BBC verbarg, kann ich nicht sagen.
  • 26
    Osers berichtete 1986 auch, dass er seinen umfangreichen Briefwechsel mit Łysohorsky aufbewahrt hat, in dem es vor dem Krieg um das o. e. Buchprojekt (Oprecht Verlag, Zürich) ging sowie nach dem Krieg um englische Übersetzungen der lachischen Gedichte. Die „workshop correspondence“ (Osers 1986: 815) müsste in Osers’ Nachlass in Prag aufzufinden sein.
  • 27
    Andreas Tretner (Jg. 1959), Übersetzer aus dem Russischen, Tschechischen und Bulgarischen, schrieb mir auf eine entsprechende Frage: „An Osers erinnere ich mich dunkel – Sommerkurs in Bulgarien in den 80ern. Netter alter Herr, hofiert vor allem wegen seiner Geo Milew-Übersetzung, meine ich.“ (E-Mail vom 29. September 2019). –Tretners Hinweis auf Ewald Osers aus dem Jahr 2009 (vgl. Fußnote 17) hat mich zu dem hier vorgelegten Osers-Beitrag angestiftet, wofür ich ihm zu danken habe.

Quellen

Brownjohn, Alan (2011): Ewald Osers obituary. Czech-born poet and translator who worked for the BBC for 40 years. In: The Guardian, 27. November 2011.
Gan, Pavel (2006): „Moja harfa je ceło ślónsko zém". Zur lachischen Poesie von Óndra Łysohorsky aus der Euroregion Schlesien. In: Finis coronat opus. Festschrift für Walter Kroll zum 65. Geburtstag. Göttingen: Universitätsverlag Göttingen, 85–98.
Hammelmann, Hans / Osers, Ewald (1961): Translator’s foreword. In: The Correspondence between Richard Strauss and Hugo von Hofmannsthal. London: Collins, IX–X.
Kelletat, Andreas F. (2019): „Wer hat was, wann, warum und wie übersetzt?“ Zu Stand und Perspektiven der Arbeit am Germersheimer Übersetzerlexikon. In: Tashinskiy, Aleksey / Boguna, Julija (Hg.): Das WIE des Übersetzens. Beiträge zur historischen Übersetzerforschung. Berlin: Frank & Timme, S. 213–233.
Łysohorsky, Óndra (1988): Lašsko poezyja 1931–1977. Hg. von Jiři Marvan und Pavel Gan. Köln, Wien: Böhlau.
Łysohorsky, Óndra (1989): Lachische Poesie 1931–1976 in deutschen Übersetzungen und Nachdichtungen. Hg. von Pavel Gan, Jiři Marvan und Felicitas Rohder. Köln, Wien: Böhlau.
Osers, Ewald (1983): Introduction. In: Seifert, Jaroslav: An Umbrella from Piccadilly. Translated from the Czech by Ewald Osers. London: London Magazine Editions, 1–5.
--- (1985): Some Aspects of the Translation of Poetry. (Paper given at a colloquium at McMaster University, Hamilton, Ontario, in 1981). In: Ewald Osers: Voices from Across the Water. Translations from 12 languages. Potree (Isle of Skye, Scotland): Johnston Green Publishing, 135–148.
--- (1986): Ewald Osers remembers Óndra Łysohorsky. (This recording was made in England on 7th December 1986). In: Łysohorsky 1989, 813–821.
--- (1993): Some Aspects of the Translation of Poetry. In: Schulte, Hans / Teuscher, Gerhart (Hg.): The Art of Literary Translation. Lanham / New York / London, 159–173.
--- (1995): Arrive where we started. Poems. Salzburg: Salzburg University.
--- (1998): Translation Norms: Do they really exist? In: Beylard-Ozeroff, Ann / Králová, Jana / Moser-Mercer, Barbara (Hg.): Translator’s strategies and creativity. Selected papers from the Ninth International Conference on Translation and Interpreting, Prague, September, 1995, in honor of Jiří Levý and Anton Popovič. Amsterdam: Benjamins, 53–62.
--- (2004): Loňské sněhy. Paměti. Z angličtiny přeložila Ivana Bozděchová, doslov napsal Martin Hilský. Praha: Karolinum.
--- (2007): Snows of Yesteryear – A Translator’s Story. An Autobiography. London: Elliott & Thompson.
Osers, Ewald / Montgomery J.K. (1945): Modern Czech Poetry. An Anthology selected and translated by Ewald Osers and J.K. Montgomery. Published for Prague Press Ltd by George Allen & Unwin Ltd. London / Working: Unwin Brothers.
Petrbok, Václav (2018): Die Flagge präsentiert! Tschechische Poesie zum September 1938. In: Europäische Kulturzeitschrift Sudetenland. Vierteljahresschrift für Literatur und Kunst, H.3, 326-329.
Tretner, Andreas (2009): Laudatio für Thomas Eichhorn. Reiner-Kunze-Preisträger 2009. In: Wendland, Holger (Hg.): Reiner Kunze Preis 2009. Oelsnitz/Erzgeb.: Stadtverwaltung und Sparkasse Erzgebirge, 7–20.

Sonstige Quellen

Zitierweise

Kelletat, Andreas F.: Ewald Osers, 1917–2011. In: Germersheimer Übersetzerlexikon UeLEX (online), 1. November 2019.
BeschreibungOsers, Ewald: Snows of Yesteryear: a Translator's Story. London 2007.
Datum24. März 2022
Osers, Ewald: Snows of Yesteryear: a Translator's Story. London 2007.

Bibliographie (Auszug)

Übersetzungen (Buchform)

Übersetzungen (Zeitschriften, Anthologien)

Originalwerke

Sekundärliteratur

Detaillierte Bibliographie